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Freimaurerei – Der Kampf um den „neuen Menschen“ (2. Teil)
   

Autor: Grzegorz Kucharczyk,
Liebt einander! 3/2012 → Geschichte



Lesen Sie auch 1. Teil hier.

Im Zeitalter der Aufklärung verzeichneten die britischen Kolonien in Nordamerika einen rasanten Anstieg der Zahl der Freimaurerlogen. Zusammen mit der britischen Verwaltung und der britischen Kultur brachte man auch die freimaurerische Organisation und Ideologie über den Ozean.

„Amerika muss wie eine Loge sein“

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte man eine dynamische Zuwachsrate von Freimaurern in der kolonialen Elite beobachten. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts kam es zu einem zahlenmäßigen Anstieg der Freimaurer des „alten schottischen Ritus“. Im nächsten Jahrzehnt wurde die Freimaurerei zu einer der Hauptantriebskräfte der patriotischen Bewegung, die später die Trennung von der britischen Krone, sowie die Unabhängigkeit anstrebte.

Die berühmte „Boston Tea Party“ aus dem Jahre 1773 (d.h. das Versenken der britischen Handelsschiffe, die u.a. Tee geladen hatten, im Bostoner Hafen), die man als den Beginn eines Prozesses bezeichnet, der zur Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1776 führte, wurde in den örtlichen Bostoner Freimaurerlogen vorbereitet und durch ihre Mitglieder ausgeführt. Unter den Gründungsvätern (d.h. den Verfassern der oben erwähnten Unabhängigkeitserklärung, ihren Unterzeichnern, den Teilnehmern des ersten Kongresses, die diese Unabhängigkeitserklärung bestätigten) der USA gab es viele berühmte Freimaurer. In diesem Zusammenhang kann man Benjamin Franklin, George Washington oder John Hancock (den Sprecher des ersten Kongresses) erwähnen. Sehr viele Freimaurer gab es in dem Offizierskorps der „kontinentalen Armee“, die in den Jahren 1776-1783 siegreich gegen die Briten um die Unabhängigkeit kämpfte. Außer dem Oberbefehlshaber George Washington waren ca. 50% der Offiziere und Generäle Mitglieder von Freimaurerlogen.

Die ersten 40 Jahre in der Geschichte der USA verzeichneten einen rasanten Anstieg der Zahl der Freimaurerlogen in diesem Land. Mitte der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts gab es in den Vereinigten Staaten (die damals flächenmäßig viel kleiner waren als die heutigen USA) mehr funktionierende Logen als in allen anderen Ländern der Welt. Bezeichnenderweise ging der Zuwachs der amerikanischen Freimaurerlogen mit einer immer strengeren Geheimhaltung ihrer Strukturen Hand in Hand (damals bildete sich die Struktur der 33 Schritte zur Initiation heraus). Die Bedeutung der amerikanischen Freimaurerei lässt sich jedoch nicht nur anhand von Zahlen herauslesen, sondern auch anhand ihrer Bedeutung im öffentlichen Leben.

Im Jahre 1789 wurde George Washington zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt (er war seit 1752 Mitglied einer Freimaurerloge). Sein Amtseid wurde von Pastor Robert Livingston entgegengenommen, der ein Großmeister der New Yorker Loge war. Die Bibel, auf die der erste Präsident den Eid schwor, wurde im Logengebäude aufbewahrt. Auch die Grundsteinlegung unter das Kongressgebäude in der neuen Hauptstadt der USA – Washington – im Jahre 1793 war sehr symbolhaft. Die Feierlichkeiten wurden ganz im freimaurerischen Ritus unter Einhaltung einer bestimmten Symbolik abgehalten. Den Vorsitz führte Präsident Washington, der zu diesem Anlass seine Freimaurerschürze trug. Die Symbolik der Freimaurer findet man nicht nur auf amerikanischen Banknoten (die berühmte Pyramide und das „allsehende Auge“), sondern auch auf dem offiziellen Stempel der USA (so hat die Inschrift „Novus Ordo Saeculorum“ freimaurerische Wurzeln). Manche Forscher sind der Meinung, dass sogar die ursprüngliche Lage der neuen Hauptstadt die freimaurerische Symbolik versinnbildlichen sollte. George Washington, der erste Präsident der USA, schrieb in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts an seine Mitbrüder aus den Logen, die Vereinigten Staaten sollten zu dem werden, was die Freimaurerei bereits wäre – eine „Loge der Tugenden“.

An der Wende des 18. Jahrhunderts fanden sehr viele öffentliche Feierlichkeiten in den USA im freimaurerischen Ritus statt: die Eröffnung von Brücken, ersten Universitäten (beispielsweise in Virginia oder South-Carolina) oder Regierungsgebäuden (in Massachusetts und Virginia). Es kam sogar so weit, dass die Einweihungsfeierlichkeiten für neue protestantische Kirchen in den USA im freimaurerischen Ritus gehalten wurden (viele protestantische Geistliche gehörten freimaurerischen Logen an). Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bestätigte die starke Position der Freimaurer als einen der wichtigsten Bausteine des politischen Establishments in Amerika. An der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert reichte der Einfluss der amerikanischen Logen schon über die Grenzen der USA hinaus und unterstützte die „Befreiung des Menschen aus den Fesseln der Unwissenheit und Intoleranz“ in anderen Ländern des amerikanischen Kontinents. Die Freimaurer aus den USA unterstützten beispielsweise sehr eifrig die radikale, antikatholische Politik der mexikanischen Regierung am Anfang des 20. Jahrhunderts.

„Die Unabhängigkeitserklärung bezüglich der Freimaurerei“

Die Vereinigten Staaten von Amerika – das Land, in dem die Freimaurer wie nirgendwo sonst auf der Erde ihre Strukturen ausbauten – wurden auch Zeuge der Entstehung der ersten, vollständig weltlichen, antifreimaurerischen Bewegung. Alles fing im Jahre 1826 mit dem geheimnisvollen Verschwinden von William Morris, einem ehemaligen Freimaurer aus Batavia (Staat New York) an, der angekündigt hatte, ein entlarvendes Buch zu veröffentlichen. Darin sollten alle Unwürdigkeiten und geheimen Machenschaften (auch die wirtschaftlichen) der Mitglieder der Logen zur Sprache kommen. Als die Öffentlichkeit zudem erfuhr, dass die Freimaurer, die im Justizwesen tätig waren, die Ermittlungen im Entführungsfall Morris (und höchstwahrscheinlich auch im Tötungsdelikt desselben) sabotierten, verbreitete sich die Empörung über die Vorgehensweise der „Brüder“ im ganzen Land. In den 20er und 30er Jahren umfasste die antifreimaurerische Bewegung bereits die ganzen Vereinigten Staaten. Es entstanden über hundert Zeitungen und Zeitschriften, die der freimaurerischen Thematik gewidmet waren. Man organisierte Hunderte von antifreimaurerischen Treffen, darunter auch solche, an denen ehemalige Freimaurer teilnahmen. Bei einem dieser Treffen wurde im Jahre 1828 sogar eine „Unabhängigkeitserklärung von den freimaurerischen Institutionen“ vorgetragen.

Man muss hier betonen, dass diese antifreimaurerische Bewegung (im politischen Sinne handelte es sich um eine ultrademokratische Bewegung) nicht durch Katholiken ins Leben gerufen wurde (die Katholiken waren damals, vor der großen Migration der Iren in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts, eine Minderheit in den USA). Es waren vielmehr Geistliche und Mitglieder vieler protestantischer Kirchen, die sich dafür engagierten. Sie forderten ein offizielles Verbot, welches den Freimaurern untersagte, öffentliche Ämter zu bekleiden, für die sie nicht gewählt worden waren. Außerdem forderte man die Einführung einer staatlichen Erfassungsstelle für alle Logen und ihre Mitglieder. Diese Forderungen wurden zwar nicht erfüllt, doch war diese Bewegung der amerikanischen Bevölkerung (die erste Bewegung dieser Art, die das Zweiparteien-Schema des politischen Lebens in den USA überschritt) ein schmerzhafter Schlag für die Freimaurer. In den folgenden Jahren verloren die amerikanischen Freimaurer über die Hälfte ihrer Mitglieder. Wie man sieht, waren viele Amerikaner nicht gewillt, dem Aufruf ihres ersten Präsidenten Folge zu leisten und Amerika in eine „Loge“ zu verwandeln.

Die Freimaurer und die „Affaire des Fiches“

Die gesellschaftliche Empörung über die Vorgehensweise der Freimaurer, vor allem ihr großes Streben danach, bei Entscheidungen im Hintergrund eine bestimmende Rolle zu spielen, konnte man auch im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts beobachten. Diese Tatsache steht in engem Zusammenhang mit dem Engagement der Freimaurer an den zunächst theoretisch geplanten und dann praktisch umgesetzten Etappen der antikatholischen „Kulturkämpfe“. Ein klassisches Beispiel dafür waren die Laizisierungskampagnen während der III. Französischen Republik, die in den 70 er Jahren des 19. Jahrhunderts durchgeführt wurden.

Alle französischen Premierminister und Minister für öffentliche Aufklärung waren ausnahmslos Freimaurer: von Jules Ferry bis Émile Combes. Seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1905 führten sie Laizisierungsprogramme durch; angefangen mit der Verbannung der Kirche aus dem öffentlichen Schulwesen und dem Gesetz über die „Trennung“ von Staat und Kirche. Als weitere antikatholische Gesetze erlassen wurden, konnte man in der liberalen Presse viele Erklärungen verschiedener Logen lesen, die ihre enthusiastische Unterstützung für diese Vorgehensweise zum Ausdruck brachten. Unter dem Patronat der Freimaurer wurden „Volksfeste, demokratische und antiklerikale Feste“ organisiert, in deren Verlauf man (wie im Jahre 1903) versicherte, dass „die Republik nichts anderes als die Freimaurerei sei, die aus ihren Tempeln herausgekommen“ wäre. Man entwarf auch Zukunftspläne: „Da wir noch nicht mit Rom gebrochen haben, das Konkordat nicht widerrufen, kein vollkommen weltliches Erziehungssystem geschaffen haben, und zwar im ganzen Land, ist noch nichts zu Ende gebracht worden.“

Die Krönung dieser durch den französischen Staat forcierten Laizisierung bestand in der Verabschiedung des Gesetzes über die sogenannte Trennung von Kirche und Staat im Jahre 1905. Obwohl es formal lediglich um eine „Trennung“ gehen sollte, bedeutete dieses Gesetz faktisch die Herrschaft des Staates über die Kirche. Ein deutliches Anzeichen dafür war die Aneignung der kirchlichen Besitztümer, die kirchlichen Gebäude mit eingeschlossen, durch den Staat. Seit dieser Zeit (bis zum heutigen Tage) ist die Französische Republik der formelle Eigentümer der großen französischen Kathedralen und „leiht“ diese der Kirche zu Kultuszwecken.

Als im Jahre 2005 verschiedene Vereinigungen, die in Frankreich über „die weltanschauliche Neutralität des Staates“ wachen (was nichts anderes als die Herrschaft der laizistischen Weltanschauung in Form einer sogenannten bürgerlichen Religion bedeutet), mit Pauken und Trompeten das hundertjährige Bestehen des eben erwähnten Gesetzes über die „Trennung“ feierten, organisierte man im französischen Sitz der Grand Orient de France, der größten französischen Freimaurer-Loge, eine besondere, diesem Thema gewidmete Ausstellung. Auf der Internetseite dieser Loge konnte man nachlesen, dass die Grand Orient de France dieses Gesetz als „eine ihrer größten Errungenschaften“ bezeichnet.

Bevor es jedoch im Jahre 1905 dazu kam, wurde ganz Frankreich von der sogenannten „Affaire des Fiches“ erschüttert. Es stellte sich nämlich aufgrund der Entdeckung eines katholischen Deputierten heraus, dass die Regierung von Émile Combes das französische Offizierskorps der Armee und Kriegsmarine einer dauernden Bespitzelung unterzogen hatte, um den Grad „klerikaler Sympathien“ (d.h. die Zugehörigkeit zum katholischen Glauben) unter den französischen Offizieren herauszufinden. Die Informationen zu diesem Thema (die beispielsweise die Häufigkeit des sonntäglichen Messbesuchs, die eventuell katholische Erziehung der Kinder, den Glauben der Ehegattin betrafen) notierte man auf Zetteln. Diejenigen Offiziere, bei denen man das „Kultivieren klerikaler Sympathien“ (das bedeutet das Praktizieren des eigenen Glaubens) festgestellt hatte, hatten keine beruflichen Aufstiegschancen mehr.

Skandalös war nicht nur die Tatsache, dass die laizistische Regierung trotz der öffentlichen Verlautbarungen darüber, dass man die „Bürger nicht aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit diskriminieren würde“, genau dies tat, sondern auch noch Freimaurer-Logen mit der Beschaffung und Herstellung der besagten Zettel beauftragte. De facto verhielt es sich also dergestalt, dass über die Karriere Tausender französischer Offiziere bei geheimen Freimaurer-Treffen entschieden wurde. Die öffentliche Entrüstung, die durch das Bekanntwerden der „Affaire des Fiches“ entstanden war, war so groß, dass Premierminister Combes zurücktreten musste. Obwohl man die Mechanismen offenlegte, die bei wichtigen Entscheidungen in der so „fortschrittlichen und weltlichen“ Republik mitwirkten, konnte dies den Laizisierungsprozess an sich nicht mehr aufhalten.

G. Kucharczyk

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im März 2016.



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