Christian Artikel - Liebt einander Christentum - Liebt einander
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
Deutsch VersionChristlichen Portal

Christian Resources

Vote!

 
Die Reinheit – über das Schwimmen gegen den Strom (1. Teil)
   

Autor: Jan Bilewicz,
Liebt einander! 1/2010 → Die Bewegung der Reinen Herzen



Die Reinheit – über das Schwimmen gegen den Strom (2. Teil)

Die Reinheit – über das Schwimmen gegen den Strom (3. Teil)

Heutzutage entschließen sich junge Menschen für Sexualität vor der Ehe viel eher als früher. „Was für einen Sinn hat sexuelle Enthaltsamkeit? Warum sollte man warten?“, fragen sie sich selber.

Verschiedene Argumente für Sexualität vor der Ehe liefern Altersgenossen, Jugendzeitschriften, die Medien und sogar Schulbücher. Was sagen sie alle? Im ersten Teil dieses Artikels wollen wir zwei beliebte Dogmen der Popkultur näher in Augenschein nehmen:

1. „Liebe berechtigt zum Geschlechtsverkehr. Die Sexualität ist die natürliche Erfüllung jeder Liebe.“

2. „Der Mensch hat sexuelle »Bedürfnisse«, die, wie alle anderen Bedürfnisse auch, gestillt werden müssen, Hauptsache man »schützt sich«. Sex ist eine ganz natürliche Sache.“

Auf den ersten Blick scheinen diese Behauptungen ihre Berechtigung zu haben. Schaut man jedoch genauer hin, so stellt es sich heraus, dass es sich ganz anders verhält, als behauptet wird.

Liebe berechtigt zur Sexualität? Nicht die Ehe?

Sie sagen: „Wir lieben uns doch. Es geht uns so gut zusammen, was ist dann daran schlecht, wenn wir miteinander schlafen?“ Diese Problematik muss man in einem breiter gefächerten Zusammenhang betrachten. Dann wird es uns schnell bewusst, dass das erste grundsätzlich Schlechte darin besteht, dass man die Gebote Gottes bricht. Das ist das größte Übel. Gott ist der Schöpfer des Menschen und seiner Sexualität. Er hat uns das 6. und 9. Gebot gegeben, weil Er unser Bestes will. Gott will wirklich, dass die Sexualität sowohl der Frau als auch dem Mann die besten Früchte bringt und sie glücklich macht. Möglich wird dies nur dann, wenn beide mit Ihm vereinigt sind. In den Absichten Gottes ist die Sexualität als ein Zeichen für das Ehesakrament vorgesehen, als eine Erfahrung der göttlichen Liebe innerhalb der Liebe zwischen Mann und Frau. Die Sexualität soll zum Ausdruck bringen, dass die Eheleute sich selbstlos einander schenken, und zwar für immer in Jesus Christus. Und dies ist nur in einer Verbindung, die durch das Band der sakramentalen Ehe geschlossen wurde, möglich. Und deshalb ist es Jesus selber, Der durch das Ehesakrament das Recht dazu erteilt, dass Mann und Frau „ein Fleisch“ werden (vgl. Brief an die Epheser 5, 31). Dann ist die Sexualität etwas unendlich viel Höheres als nur eine Erfahrung sinnlicher Lust.

Soziologische Erfahrungen zeigen, dass nicht die Liebe zur vorehelichen Sexualität drängt, sondern egoistische Begierde vonseiten mindestens eines Beteiligten. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass man die Frau nicht als eine Person, die Wertschätzung und Respekt verdient, behandelt, sondern wie einen Gegenstand, den man nach Bedarf benutzt, um die eigenen Bedürfnisse zu stillen. In solch einem Verhältnis wird die Frau zu einer Art Spielzeug. Der Mann kontaktiert sich dann mit einem Mädchen nicht, um es zu heiraten und eine Familie zu gründen, seine Beweggründe sind ganz andere: Er will nur eine Zeit lang mit ihm spielen. Leider sind viele Mädchen mit der Rolle als Sexspielzeug einverstanden und die Verhaltensmuster, die durch die Massenmedien vermittelt werden, bestärken sie noch in der Überzeugung, dass dies ganz normal ist und eine Beziehung mit einem Mann genauso auszusehen hat.

„Wir sind für die Liebe geschaffen, durch sie verwirklichen wir uns. Die Liebe – das sind nicht ein paar Minuten sexueller Erregung. Das ist eine Sache fürs ganze Leben. Wenn die Liebe reif ist, hört der Sex auf, das Wichtigste zu sein. Am wichtigsten ist er für diejenigen, die nicht wissen, was wahre Liebe bedeutet. Geschlechtsverkehr ohne Liebe ist nichts anderes als gewöhnliche Kopulation, wie bei den Tieren. Sie kopulieren wie die Tiere und nennen es Liebe.“ (Barbara, 22 Jahre)

Während der Pubertät dominiert bei Mädchen das Bedürfnis nach Anerkennung. Bei einer Beziehung zu einem Jungen geht es dem Mädchen an erster Stelle nicht um sinnliche Befriedigung, sondern um Akzeptanz. Es möchte jemandem gefallen, Anerkennung, Verständnis, etwas Zärtlichkeit finden. Wenn vonseiten der Familie oder der Umwelt die nötige Zustimmung fehlt, verstärkt sich das Bedürfnis nach jemandem, der die nötige Wertschätzung geben kann. Wenn ein Mädchen sich in einer Beziehung geschätzt fühlt, bindet es sich emotional. Leicht wird dabei das Gefühlte mit wahrer Liebe verwechselt. Im Endeffekt ist das Mädchen auch dazu bereit, „Liebesbeweise“ zu geben, um den Jungen fester an sich zu binden (vor allem auch dann, wenn der Junge nach solchen Beweisen verlangt). Es wird jedoch das, wonach es sucht, nicht finden, denn es wird einfach nur benutzt, anstatt geliebt zu werden.

Frühe sexuelle Erfahrungen bei Mädchen können auch damit motiviert sein, dass man den Freundinnen gleichen möchte, Sinneseindrücke sucht, neugierig ist, trendgerecht und „modern“ sein möchte usw. Dabei sollte doch die Sexualität nicht solchen Banalitäten dienen. Das natürliche Ziel dieser ist viel, viel höher, wichtiger und schöner. Die Sphäre der Sexualität ist in einem bestimmten Sinn heilig und man darf sie nicht auf diese Art und Weise schänden. Deshalb verletzen auch die Erfahrungen in diesem Bereich sehr und manchmal auch fürs ganze Leben.

Nehmen wir jedoch einmal an, dass der Junge und das Mädchen wirklich ineinander verliebt sind. Sollten sie wirklich Geschlechtsverkehr haben, um ihre „Liebe“ auf diese Art und Weise zur Erfüllung zu bringen? Die Lebenserfahrung zeigt, dass voreheliche sexuelle Beziehungen Verbindungen zerstören, anstatt sie zu vertiefen und zu verstärken. Betrachtet man die Sache aus rein psychologischen Gesichtspunkten, so kommt man zu dem Schluss, dass es deshalb so geschieht, weil die „Partner“ sich nicht wirklich einander schenken können, da es noch nicht für immer ist. In einem vorläufigen Verhältnis fehlen das Gefühl emotionaler Sicherheit und das Vertrauen, zwei Bedingungen, die die Grundlage einer konstruktiven Beziehung bilden. Die Angst vor einer Schwangerschaft, Zweifel an den Beweggründen des Partners, Schuldgefühle usw. bewirken, dass der Geschlechtsakt nicht ein Sichverschenken darstellt, wonach sich die menschliche Natur im Grunde sehnt.

„Man hört manchmal die folgende Aussage: »Wir brauchen keinen Fetzen Papier, was zählt, ist die Liebe.« Ist es wirklich bedeutungs- und wertlos, wenn man vor Gott, der Familie und den Freunden einem Mädchen »Liebe, Treue und Ehrlichkeit bis zum Tod« gelobt?! Das ist doch ein Zeichen dafür, dass man liebt! Wenn man mit jemandem sein ganzes Leben verbringen möchte, eine Familie gründen und Kinder bekommen will, das soll bedeutungslos sein, aber von einer zur anderen zu springen, von einem Bett ins nächste zu hüpfen – das soll Liebe sein? Für mich ist das eher kostenlose Prostitution und nicht Liebe.“
(Martin, 20 Jahre)

„Das Verliebtsein ist egoistisch. »Ich fühle mich so gut mit ihm«, sagen verliebte Mädchen.  Ich frage sie dann: »Wie lange würde Deine Liebe wohl reichen, wenn Dein Geliebter sich das Rückgrat brechen würde, im Rollstuhl säße, man ihn füttern, waschen und die Windeln wechseln müsste?.. Und wenn sich dann jemand anderer für Dich interessieren würde, jemand, der jung, schön, gesund und reich ist?«“
(Matthäus, 19 Jahre)

Was ist Liebe? .Bedeutet Verliebtsein dasselbe wie Liebe? .Je heißer die Gefühle desto größer die Liebe? Selbstverständlich nicht! Intensive Gefühle können wahre Liebe begleiten, müssen es aber nicht. Man kann verliebt sein, aber gar nicht wirklich lieben. Ob man wirklich liebt, zeigt sich, wenn das Verliebtsein vorübergeht, denn es ist meistens vorübergehend. Es gibt viele Arten von Liebe. In der griechischen Sprache gibt es beispielsweise sogar vier Worte, um das auszudrücken, was wir mit nur einem Wort als „Liebe“ bezeichnen. Die Kinder lieben ihre Eltern, die Eltern die Kinder. Man liebt seine Geschwister. Der Lehrer sollte auf seine Art und Weise die Schüler lieb haben, der Arzt seine Patienten. Wir sagen, dass Mutter Theresa die Armen liebte. Wir sollen sogar unsere Feinde lieben!

Es gibt viele Arten von Liebe, aber alle besitzen eine gemeinsame Eigenschaft. Wenn diese Eigenschaft fehlt, kann man nicht von Liebe sprechen. Die Liebe ist ihrem innersten Wesen nach Sorge um das Wohl des anderen (also das Gegenteil vom Egoismus). Man sorgt sich um den anderen, um sein Wohlergehen, ganz selbstlos, auch wenn es schwerfällt und mühselig ist. Die Opferbereitschaft ist ein viel besserer Maßstab für die Liebe als die Temperatur der Gefühle. Nicht immer begleiten erhabene oder positive Gefühle die Liebe. Aus wahrer Liebe entspringt jedoch immer Glück.

Die Liebe ist mehr mit dem Willen als mit den Gefühlen verbunden. Zwei Menschen, die heiraten, versprechen sich zu lieben, solange sie leben. Wenn man also die Liebe versprechen kann, dann muss sie frei wählbar sein und nicht irgendeine von uns unabhängige, emotionale Reaktion darstellen. Wäre die Liebe unabhängig von unserem Willen, könnten wir bei der Eheschließung nur das ausdrücken, was wir im Moment fühlen, und hoffen, dass es andauert. Das Ehesakrament ist aber ein Versprechen und keine unbestimmte Vorhersage.

Kehren wir zum Hauptgedanken zurück. Wie sieht es mit der Sorge um das Wohl des Mädchens bei einem Jungen aus, der zum Geschlechtsverkehr drängt? ... Die Liste der negativen Auswirkungen des vorehelichen Geschlechtsverkehrs ist sehr, sehr lang (Wir kommen im zweiten Teil des Artikels darauf zurück). Wie sieht die Sorge des Mädchens um das Wohlergehen des Jungen aus, wenn es ihm nachgibt? Wie sieht es mit ihrer gemeinsamen Sorge um das Wohl des Kindes aus, welches entstehen könnte, obwohl sie es nicht wollen? Geben sie den anderen ein gutes Beispiel, indem sie sich um ihr Wohlergehen sorgen? Ist also das, was sie als „Liebe“ bezeichnen, tatsächlich Liebe?

„Diejenigen, die vor der Ehe Geschlechtsverkehr haben, weil sie »denken«, dass sie das Recht dazu haben, lernen, dass Vergnügen an erster Stelle steht. Das ist eine Einstellung, die zum Ehebruch führt. Eheleute müssen das tun, was gut für beide ist, und nicht das, worauf sie gerade Lust haben. Das Wohlergehen der Eheleute und der ganzen Familie ist das, was wirklich glücklich macht und deshalb ist es wichtiger als ein kurzer vergnüglicher Augenblick. Deshalb sollte man dies an die erste Stelle setzen und alle seine Wünsche und Begierden unterordnen.“ (Robert, 29 Jahre)

Man muss schon viel an sich arbeiten, um überhaupt ein liebender Mensch zu werden und nicht nur von Zeit zu Zeit einige positive Gefühle für jemanden zu hegen. Die Liebe muss man erlernen – im Gegensatz zum Verliebtsein, welches von alleine kommt (und geht). Man sollte zuerst lernen zu lieben (was einer der größten Erfolge im Leben wäre) und sich erst dann verlieben. Viele junge Ehepaare stellen mit Entsetzen fest, dass ihre „Liebe so schnell verflogen ist“. Das Problem liegt einfach darin, dass sie nicht wahrhaft lieben können – weder andere, noch sich gegenseitig - und dass das, was verflogen ist, nichts anderes als Verliebtheit war.

Das Ausüben der vorehelichen sexuellen Enthaltsamkeit ist die beste Schule der Liebe. Man findet keine wahrhaft Liebenden unter denen, die den Kampf um die Reinheit verloren haben …

„Erst als ich mit den sexuellen Fantasien über meine Freundin aufhörte, als ich aufhörte, darüber nachzudenken, wie ich sie ins Bett bekommen könnte und anfing, sie wie einen Freund und nicht wie eine potenzielle Geliebte zu behandeln, als ich begann, mich normal mit ihr zu unterhalten, ohne sexuellen Unterton, erst da fing ich an, sie zu lieben. Begierde ist etwas ganz anderes als Liebe. Die Begierde macht Liebe unmöglich, denn sie ist egoistisch.“ (Lukas, 20 Jahre)

Hohe Ideale, Werte, edle Lebensgrundsätze verlangen den täglichen Kampf mit sich selber und Selbstdisziplin. Man erreicht diese nur durch tägliche Arbeit, die gleichzeitig eine große Freude mit sich bringt, und nicht dadurch, dass man lax dahinlebt.

„Sexuelle Bedürfnisse“ oder Sexualtrieb?

„In der Popkultur spricht man über »sexuelle Bedürfnisse« und nicht über sexuelle Triebe. Dies klingt besser, weil man ja auch das Bedürfnis hat, zu essen, zu trinken, zu atmen, zu schlafen – all diese Bedürfnisse sind lebensnotwendig und müssen gestillt werden. Doch ist irgendwann schon jemand an sexueller Enthaltsamkeit gestorben, so wie man vor Hunger oder Durst sterben kann? Manche sehen zwar so aus, aber man braucht sich keine besonderen Sorgen um sie zu machen. Viele Menschen leben freiwillig oder aus bestimmten Gründen lange Zeit oder manchmal ein ganzes Leben lang in Keuschheit. Und sie sterben nicht nur, sondern fühlen sich im Gegenteil sehr wohl. Andererseits geraten diejenigen, die sich keinerlei Beschränkungen beim Stillen ihrer ››sexuellen Bedürfnisse‹‹ auferlegen in zerstörerische Abhängigkeiten. Ist der Zölibat des Priesters schwieriger als die Ehe? Wahrscheinlich nicht. Natürlich, der im Zölibat Lebende muss auf vieles Angenehme verzichten. Doch bedeutet das Fehlen einiger Arten von Annehmlichkeiten nicht automatisch das Ende der Welt. Freude und Glück sind mit der Liebe verbunden und nicht mit dem (sexuellen) Vergnügen. Man kann Gott, seine Nächsten, die Wahrheit, die Natur, die Kunst, seine Arbeit und viele andere Dinge lieben. Eheleute müssen ebenfalls in der Lage sein, auf Vieles zu verzichten, um eine glückliche Ehe führen zu können. Eine gute, auf Liebe aufgebaute Ehe zu führen, ist gar nicht so einfach. Güte und Liebe sind sowohl im Priestertum als auch in der Ehe sehr schwer. Weisheit und Disziplin brauchen sowohl die Eheleute als auch der im Zölibat Lebende. Eheleute, die ohne Sex nicht leben können, werden über kurz oder lang keine gute Ehe führen können.“ (P. Jan, 26 Jahre)

Die Sexualität spielt eine sehr große Rolle in unserem Leben. Anders gesagt: Es hängt viel davon ab, ob der Mensch in der Lage ist, seinen eigenen Sexualtrieb zu kontrollieren. Die Karriere des englischen Schriftstellers Oscar Wilde ist ein sehr gutes Beispiel dafür … Er hatte einen hervorragenden Verstand, bekam die höchsten Literaturauszeichnungen und akademischen Titel und fiel doch von ganz oben nach ganz unten. Im Gefängnis schrieb er ein Buch mit dem Titel „De profundis“. Darin schreibt er Folgendes über sich selber: „Die Götter gaben mir fast alles. Doch ich ließ mich von dem Reiz der unsinnigen, sinnlichen Lust verführen (…). Müde geworden von dem Verweilen auf der Höhe stieg ich bewusst in die Tiefe herab auf der Suche nach neuen Eindrücken. Ich achtete nicht mehr auf das Leben der anderen. Ich amüsierte mich dort, wo ich gerade Lust dazu hatte, und ging weiter. Ich vergaß, dass jede, auch noch so kleinste Tätigkeit des alltäglichen Lebens den Charakter stärkt oder schwächt. Deshalb wird man das, was man in der verschlossenen Stube tut, laut vom Dach hinausschreien müssen. Ich war nicht mehr Herr meiner selbst. Ich war nicht mehr der Kapitän meiner Seele und wusste es nicht einmal. Ich ließ es zu, dass die Lust mich beherrschte. Es endete für mich mit Schande.“

Oscar Wilde schreibt, dass er nicht mehr Herr seiner selbst war. Mit anderen Worten, er wurde abhängig von sexuellen Reizen und dem Genuss, den diese verschaffen. Sexuelle Abhängigkeiten sind genauso schwer zu überwinden wie Alkoholabhängigkeit oder Drogensucht (und sogar noch schwerer). Ihre Folgen sind gleichermaßen tragisch. Der Mensch ist nicht mehr frei und wird unverantwortlich. Er ist abhängig von der Laune seiner Sucht. Wohin wird sie ihn führen? ...

Es sind ja nicht freie und verantwortungsbewusste Personen, die Kinder missbrauchen, Frauen vergewaltigen, Prostituierte aufsuchen, Ehebruch begehen, Geschlechtskrankheiten übertragen usw. So sehen einige Früchte sexueller Abhängigkeiten aus.

Allein in den USA gibt es, den Angaben der Organisation „Sex and Love Anonymous“ zufolge, einige Millionen von Menschen, die ärztlich behandelt werden müssten. Die Mehrheit davon, ca. 80%, stellen Männer, denn sie sind die Kunden der Porno-Industrie, der größten Quelle sexueller Abhängigkeiten. Grundlegend für die Behandlung ist die vollkommene sexuelle Enthaltsamkeit, die sogar Jahre dauern kann! Dann zeigt sich interessanterweise, dass der Mensch überhaupt nicht sexuell aktiv sein muss und dass eine lange Zeitspanne der Enthaltsamkeit für ihn sogar erlösend sein kann…

Hier einige kurze Zeugnisse von Sexsüchtigen, die sich auf dem Weg der Heilung befinden und über ihre Erlebnisse mit der Enthaltsamkeit berichten; entnommen aus dem Buch des amerikanischen Psychotherapeuten Patrick Carnes  „Wenn Sex zur Sucht wird“:

– „Am Anfang meines Weges war ich beleidigt, dass man mir alle sexuellen Leckereien wegnahm. Heute bin ich unendlich dankbar für die lange Zeit, in der ich wachsen und mich entwickeln konnte …“

– „Der Zölibat hat mich endlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht: Ich konnte wieder auf eigenen Beinen stehen und die Realität erkennen.“

– „Der Zölibat hat mir und meiner Frau geholfen zu erkennen, dass es noch ein Leben außerhalb des Schlafzimmers gibt, dass wahre Nähe nicht gleichbedeutend mit genitaler Nähe sein muss.“

– „Erst im Zölibat konnte ich mich als Mann fühlen.“

– „Die vollkommene Enthaltsamkeit ist etwas Wundervolles. Ich begann zu fühlen, dass mein Körper wirklich mir gehört, ich habe ihn in Besitz genommen.“

– „Der Zölibat hat mir die Konzentrationsfähigkeit geschenkt, eine neue Art von Energie in mir freigesetzt.“

– „Der Zölibat verschaffte mir einen Zugang zu meinen Gefühlen, eine tiefe Einsicht in mein Inneres, den Lebensgenuss und das Gefühl, für mich selber da zu sein, für meine höhere Macht und die Natur.“

– „Mir wurde bewusst, dass man ohne Sex weiterleben kann und das um Vieles besser. Das war für mich eine große Entdeckung.“

– „Der Zölibat eröffnete mir eine wunderbare Nähe zu meinem Mann, die ich vorher niemals besessen hatte.“

– „Das war für mich die einzige Möglichkeit, die richtige Perspektive zu bekommen und zu erkennen, wie sehr ich durch Sex versklavt und vergiftet gewesen bin.“

Aufgrund der positiven Auswirkungen findet man das bewusste Praktizieren der vollkommenen sexuellen Enthaltsamkeit sowohl in vielen östlichen wie westlichen Kulturen. Mahatma Gandhi schrieb in seiner Autobiografie: „Man sollte nicht denken, dass die Reinheit unmöglich sei, nur weil sie schwer ist. Die Reinheit ist das höchste Ideal, deshalb sollte es auch nicht verwundern, dass das Erreichen derselben höchste Mühe erfordert. Ein Leben ohne Reinheit erscheint mir farblos und tierisch; das Tier besitzt aufgrund seiner Natur keine Selbstkontrolle; der Mensch ist Mensch, weil er zu dieser Kontrolle fähig ist“.

In seinem 30. Lebensjahr legte Gandhi zusammen mit seiner Frau ewige Keuschheitsgelübde ab. Er kommentierte dieses Ereignis folgendermaßen: „Wenn ich zurückschaue, bin ich voll Freude und Entzücken. Niemals vorher, also vor dem Jahr 1906, in dem ich das Keuschheitsgelübde abgelegt habe, habe ich so eine Freiheit und Freude erfahren, wie sie mich jetzt erfüllen. Vor dem Gelübde war ich in jedem beliebigen Augenblick der unreinen Versuchung ausgeliefert. Das Gelübde wurde für mich zu einem wirksamen Schild wider die Versuchungen. Die große Macht der Enthaltsamkeit wurde immer offensichtlicher für mich. Mit jedem Tag, der verging, verstand ich immer besser, dass die Reinheit den Körper, den Verstand und die Seele beschützt. Das Praktizieren der Enthaltsamkeit wurde nicht zu einer schweren Sühne, sondern vielmehr zur Aufmunterung und Freude. Jeder Tag entfaltete vor mir eine frische Schönheit; und dies erfüllte mich mit immer größerer Freude.“

Aus verschiedenen Geschichtsepochen ist überliefert, dass viele geniale Menschen der unterschiedlichsten Bereiche wie Schriftstellerei, Philosophie, Wissenschaft oder Politik sich während intensiver Arbeitsphasen oft für längere Zeiträume von der ehelichen Sexualität zurückgezogen haben. Viele berühmte Menschen wie beispielsweise George Washington, William Shakespeare oder Enrico Caruso waren für ihr heftiges Temperament bekannt, wurden aber nicht zu Opfern ihrer eigenen Sexualität. Im Gegenteil, durch die Sublimierung diente diese ihren Erfolgen und führte sie auf die Spitze ihrer persönlichen Errungenschaften.

Heutzutage denkt man gar nicht daran, dass der Sexualtrieb sublimiert, d.h. auf eine andere Ebene geleitet und dort anders realisiert werden kann, was weitaus wichtiger als die rein physische Triebbefriedigung ist. Man verschwendet etwas, was einen positiven Ausdruck in jeder anderen Tätigkeit hätten finden können - sogar dem Händedruck und dem Lachen mehr Wärme verleihen könnte.

„Der Mensch richtet den Sexualtrieb auf andere Bereiche seines Lebens, wenn er enthaltsam lebt. Er lernt so die Freude an einem schöpferischen Leben kennen. Im Vergleich dazu erscheint der Augenblick sinnlicher Freude wie ein Nichts, hinterlässt er doch den Menschen leer und ausgesaugt. Durch die Enthaltsamkeit hört der Mensch auf, die ganze Zeit darüber nachzudenken, wie er seine Begierde stillen kann. Er fängt an, sich für die tiefere Bedeutung der Dinge zu interessieren und möchte, dass sein Lebenspartner eine Art Seelenverwandtschaft mit ihm hat. Mir reicht die einfache Triebbefriedigung mithilfe meiner Partnerin nicht mehr.“ (Matthias, 20 Jahre)

„Wenn jemand anfängt, in Reinheit zu leben, bemerkt er, dass ihm die Meditation viel leichter fällt als vorher. Mit einer großen Klarheit beginnt er, die Werke der geistigen Meister zu verstehen, die ihm bisher unverständlich schienen. Er findet in ihnen neue Freunde, neue Brüder. Der Mensch lebt auf, fühlt das Feuer des Lebens in sich. Er fängt an zu leben. Erst jetzt erkennt er, dass er bisher kaum gelebt hat und vielmehr dahinvegetierte als lebte.“ (Martin, 23 Jahre)

Die voreheliche Enthaltsamkeit bedeutet nicht, dass es an sexuellen Sehnsüchten fehlt. Es ist vielmehr eine Wahl: Ich stelle jegliche sexuelle Aktivität bis zum Tag der Eheschließung zurück. Man braucht das Wort „unterdrücken“ nicht allzu sehr zu fürchten. Es ist manchmal sogar unumgänglich. Wir können nur dann mit anderen Menschen zusammenleben, wenn wir unsere schlechten Neigungen beherrschen können. Jeder erlebt von Zeit zu Zeit aggressive Impulse. Wie würde wohl unser Zusammenleben aussehen, wenn wir sagen würden, dass die Unterdrückung derselben gar nicht nötig ist?

Ein junger Mensch reift zur Liebe nur dann, wenn er in der Lage ist, seinen Sexualtrieb zu beherrschen. Dieser Trieb, der in jungen Jahren sehr stark ist, kann den Menschen überwältigen und ihn versklaven. Das Feuer ist wärmend und angenehm, wenn es im Kamin flackert, doch es wird zerstörerisch, wenn es außer Kontrolle gerät. Die Lebensbeispiele vieler Menschen zeigen, dass eine gut kontrollierte Sexualität viel Positives bewirkt. Eine nicht kontrollierte Sexualität wird zu einem grausamen Beherrscher, der versklavt, demütigt und vernichtet.

In der Zeit vor der Ehe muss man seine Sexualität annehmen, zugleich aber einsehen, dass eine Selbstdisziplin in diesem Bereich unumgänglich ist. Man sollte seine ganze Aufmerksamkeit und alle Kräfte, die einem zur Verfügung stehen, auf die eigene physische, intellektuelle und geistige Entwicklung richten. In der Jugend wird das Fundament für das ganze weitere Leben gelegt! Eine gut verlebte Jugend ist ein Garant für ein erfolgreiches Erwachsenenleben. Es lohnt sich besonders, seine angeborenen Talente zu pflegen, zu versuchen, schöpferisch zu sein – etwas Eigenes, Neues, Wichtiges in einem gewählten Bereich, sei es dem Lernen, dem Sport, der Kunst, dem sozialen oder religiösen Engagement, zu schaffen. Solch ein schöpferisches Engagement macht das Leben schöner, glücklicher und beugt dem Verschwenden desselben in schädlichen Tätigkeiten vor. Auf diese Art und Weise reift man ebenfalls zum glücklichen Eheleben heran.

Jan B.

Die Reinheit – über das Schwimmen gegen den Strom (2. Teil)

Die Reinheit – über das Schwimmen gegen den Strom (3. Teil)

E-Abonnieren

Wenn Sie eine PDF-Nummer herunterladen möchten:

  • Anmeldung, Wenn Sie unser Kunde sind und unsere Zeitschrift e-abonnieren
  • E-Abonnieren, Wenn Sie das noch nicht gemacht haben




Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Dezember 2015.



Lesen Sie mehr Christian Artikel (Deutsch)


Top



Empfehlen Sie diese Seite einem Freund!

Siehe auch