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Katechismus der Katholischen Kirche /
Vierter Teil: Das Christliche Gebet
Erster Abschnitt - Das Gebet Im Christlichen Leben
Erstes Kapitel - Die Offenbarung Des
Gebetes
Die allgemeine Berufung zum Beten
2566 Der Mensch ist auf der Suche nach Gott. Durch die Schöpfung ruft
Gott jedes Wesen aus dem Nichts ins Dasein. „Mit Herrlichkeit und Ehre
gekrönt" (Ps 8,6), ist der Mensch, wie schon vor ihm die Engel, fähig
anzuerkennen: „Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der
ganzen Erde" (Ps 8,2). Selbst nachdem der Mensch durch seine Sünde
die Ähnlichkeit mit Gott verloren hat, bleibt er nach dem Bilde seines
Schöpfers geschaffen. Er behält das Verlangen nach Gott, der ihn ins Dasein
ruft. Alle Religionen zeugen von diesem Suchen, das dem Wesen des Menschen
entspricht [Vgl. Apg 17,27].
2567 Bevor der Mensch nach Gott ruft, ruft Gott den Menschen. Mag auch
der Mensch seinen Schöpfer vergessen oder sich vor dessen Antlitz verstecken,
mag er auch seinen Götzen nachlaufen oder Gott vorwerfen, er habe ihn
verlassen, so ruft doch der lebendige und wahre Gott unermüdlich jeden
Menschen zur geheimnisvollen Begegnung mit ihm im Gebet. Beim Beten geht
diese Bewegung der Liebe des treuen Gottes zuerst von ihm aus; die Bewegung
des Menschen ist immer Antwort. In dem Maß, in dem Gott sich offenbart
und den Menschen sich selbst erkennen läßt, erscheint das Gebet als ein
gegenseitiger Zuruf, als ein Geschehen des Bundes, das durch Worte und
Handlungen das Herz miteinbezieht. Es enthüllt sich im Lauf der ganzen
Heilsgeschichte.
Artikel 1
Im Alten Bund
2568 Die Offenbarung des Gebetes im Alten Bund geschieht zwischen dem
Sündenfall und der Wiederaufrichtung des Menschen, zwischen dem schmerzlichen
Anruf Gottes an seine ersten Kinder: „Wo bist du? ... Was hast du da getan?"
(Gen 3,9.13) und der Antwort des eingeborenen Sohnes bei seinem Eintritt
in die Welt: „Ja, ich komme ... um deinen Willen, Gott, zu tun" (Hebr
10,7). Das Gebet ist auf diese Weise mit der Geschichte der Menschen verbunden;
es ist die Beziehung zu Gott in den Ereignissen der Geschichte.
Die Schöpfung - Quelle des Gebetes
2569 Das Gebet lebt zunächst aus den Wirklichkeiten der Schöpfung. Die
ersten neun Kapitel des Buches Genesis schildern diese Beziehung zu Gott
als Darbringung der Erstlinge der Herde durch Abel [Vgl. Gen 4,4], als
Anrufung des göttlichen Namens zur Zeit des Enosch [Vgl. Gen 4,26 ] und
als „Weg mit Gott" (Gen 5,24). Das Opfer Noachs ist Gott angenehm;
Gott segnet Noach und durch ihn die ganze Schöpfung [Vgl. Gen 8,20-9,
17], weil er ein rechtschaffenes und untadeliges Herz hat; auch er „ging
seinen Weg mit Gott" (Gen 6,9). Diese Art des Gebetes wird von vielen
Gerechten aller Religionen gepflegt.
In seinem unerschütterlichen Bund mit allen Lebewesen [Vgl. Gen 9,8-16]
ruft Gott die Menschen immerfort zum Gebet auf. In besonderer Weise wird
das Gebet im Alten Testament seit der Zeit unseres Vaters Abraham geoffenbart.
Die Verheißung und das Gebet des Glaubens
2570 Als Gott Abraham ruft, bricht dieser sogleich auf, „wie der Herr
ihm gesagt hatte" (Gen 12,4). Sein Herz ist „dem Wort ganz gefügig";
er gehorcht. Das Horchen des Herzens, das sich für Gott entscheidet, gehört
wesentlich zum Gebet. Die Worte stehen im Dienst dieses Hörens. Doch das
Gebet Abrahams äußert sich zunächst in Taten: Er ist ein Mann des Schweigens;
überall, wo er sich niederläßt, errichtet er dem Herrn einen Altar. Später
faßt er erstmals sein Gebet in Worte: Es ist eine verhüllte Klage. Sie
erinnert Gott an seine Verheißungen, die sich nicht zu erfüllen scheinen
[Vgl. Gen 15,2-3]. Gleich zu Beginn zeigt sich somit eine Eigenart des
Betens: die Prüfung des Glaubens an die Treue Gottes.
2571 Da der Patriarch Abraham Gott glaubt [Vgl. Gen 15,6] und vor ihm
und im Bund mit ihm seinen Weg geht [Vgl. Gen 17,1-2], ist er bereit,
einen geheimnisvollen Gast in seinem Zelt zu empfangen. Diese wunderbare
Gastfreundschaft von Mamre ist das Vorspiel zur Verkündigung des wahren
Sohnes der Verheißung [Vgl. Gen 18,1-15; Lk 1,26-38]. Seit Gott Abraham
in seinen Ratschluß eingeweiht hat, stimmt dessen Herz in das Mitleid
des Herrn für die Menschen ein. So wagt er in kühnem Vertrauen, für sie
Fürsprache einzulegen [Vgl. Röm 4,16-21].
2572 Als letzte Läuterung seines Glaubens wird von Abraham, „der die
Verheißungen empfangen hatte" (Hebr 11, 17), verlangt, den Sohn zu
opfern, den Gott ihm geschenkt hat. Sein Glaube wankt nicht: „Gott wird
sich das Opferlamm aussuchen" (Gen 22,8), sagt Abraham, denn „er
verließ sich darauf, daß Gott sogar die Macht hat, Tote zum Leben zu erwecken"
(Hebr 11,19). So ist der Vater der Glaubenden [Vgl. Gen 18,16-33] Gott
Vater ähnlich, der seinen eigenen Sohn nicht verschonen, sondern für uns
alle hingeben wird [Vgl. Röm 8,32]. Das Gebet macht den Menschen wieder
Gott ähnlich und läßt ihn an der Macht der Liebe Gottes teilhaben, die
Vielen rettet.
2573 Gott erneuert seine Verheißung gegenüber Jakob, dem Stammvater der
zwölf Stämme Israels [Vgl. Gen 28,10-22]. Bevor Jakob seinem Bruder Esau
gegenübertritt, muß er eine ganze Nacht lang mit einem geheimnisvollen
Mann ringen. Dieser weigert sich, seinen Namen bekanntzugeben, segnet
aber Jakob, bevor er ihn in der Morgendämmerung verläßt. Die geistliche
Überlieferung der Kirche hat darin ein Sinnbild des Gebetes gesehen, insofern
dieses ein Glaubenskampf und ein Sieg der Beharrlichkeit ist [Vgl. Gen
32, 25-31; l.k 18,1-8].
Mose und das Gebet des Mittlers
2574 Als sich im Pascha, im Auszug aus Ägypten, im Geschenk des Gesetzes
und im Bundesschluß die Verheißung zu erfüllen beginnt, wird das Gebet
des Mose zum ergreifenden Bild des fürbittenden Gebetes, das sich im einzigen
„Mittler zwischen Gott und den Menschen ... Christus Jesus" (1 Tim
2,5), vollenden wird.
2575 Auch hier kommt Gott dem Menschen zuvor. Er ruft Mose aus dem brennenden
Dornbusch zu [Vgl. Ex 3,1-10]. Dieses Ereignis sollte in der jüdischen
und in der christlichen geistlichen Überlieferung eines der Urbilder des
Gebetes bleiben. Wenn nämlich „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs"
seinen Diener Mose ruft, dann deshalb, weil er der lebendige Gott ist,
der das Leben der Menschen will. Er offenbart sich, um sie zu retten;
er will die Menschen aber nicht gegen ihren Willen oder ohne die Hilfe
von Menschen retten. Darum ruft er Mose, um ihn zu senden und ihn an seinem
Mitleid und seinem Heilswerk teilnehmen zu lassen. In dieser Sendung liegt
gewissermaßen ein Flehen Gottes, und erst nach einer langen Zwiesprache
richtet Mose seinen Willen am Willen Gottes, des Retters, aus. In diesem
Gespräch, in dem Gott sich Mose anvertraut, lernt Mose beten: er sucht
nach Ausflüchten, macht Einwände, vor allem aber stellt er Fragen. Der
Herr antwortet, indem er ihm seinen unaussprechlichen Namen anvertraut,
der sich in seinen großen Taten offenbaren wird.
2576 „Der Herr und Mose redeten miteinander Auge in Auge, wie Menschen
miteinander reden" (Ex 33, 11). Das Gebet des Mose ist das Vorbild
des beschaulichen Gebetes, mit dessen Hilfe der Diener Gottes seiner Sendung
treu bleibt. Mose „redet" oft und lange mit dem Herrn. Er besteigt
den Berg, um Gott zu hören und ihn anzuflehen, und steigt dann zum Volk
hinab, um diesem die Worte seines Gottes zu wiederholen und um es zu führen.
„Mein ganzes Haus ist ihm anvertraut. Mit ihm rede ich von Mund zu Mund,
von Angesicht zu Angesicht, nicht in Rätseln" (Num 12,7-8), denn
„Mose war ein sehr demütiger Mann, demütiger als alle Menschen auf der
Erde" (Num 12,3).
2577 Aus dem vertrauten Umgang mit dem treuen Gott, der langmütig und
liebevoll ist [Vgl. Ex 34,6], schöpft Mose die Kraft zu hartnäckiger Fürbitte.
Er betet nicht für sich, sondern für das Volk, das Gott sich erworben
hat. Auch legt Mose schon während des Kampfes gegen die Amalekiter [Vgl.
Ex 17,8-13] und um die Heilung der Miriam [Vgl. Num 12,13-14] Fürbitte
ein. Doch vor allem nach dem Abfall des Volkes ist er vor Gott „in die
Bresche gesprungen" (Ps 106,23), um das Volk zu retten [Vgl. Ex 32,1-34,
9]. Dadurch wird deutlich, daß die Fürbitte auch ein geheimnisvolles Ringen
ist. Die Argumente, die Mose im Gebet vorbringt, ermutigen die großen
Beter des jüdischen Volkes sowie der Kirche zur Kühnheit. Denn Gott ist
Liebe und somit gerecht und treu. Er kann sich nicht widersprechen. Er
soll sich an seine herrlichen Taten erinnern. Seine Ehre steht auf dem
Spiel: Er darf das Volk, das seinen Namen trägt, nicht im Stich lassen.
David und das Gebet des Königs
2578 Das Gebet des Gottesvolkes entfaltet sich im unmittelbaren Umfeld
der Wohnstätte Gottes; diese ist zuerst die Bundeslade und später der
Tempel. Zunächst lehren die Priester und Propheten als Führer das Volk
beten. Für den Knaben Samuel war das Verhalten seiner Mutter Hanna vor
dem Herrn eine „Schule des Gebetes" [Vgl. 1 Sarn 1,9-18]. Beim Priester
Eli lernte er, wie man auf das Wort Gottes hören soll: „Rede, Herr; denn
dein Diener hört" (1 Sam 3,9-10). Später wird auch er den Wert und
die Bürde der Fürbitte erkennen: „Ich weise es weit von mir, mich am Herrn
zu versündigen, und höre deshalb nicht auf, für euch zu beten; ich werde
euch den guten und geraden Weg weisen" (1 Sam 12,23).
2579 David ist der König „nach dem Herzen Gottes" schlechthin, der
Hirt, der für sein Volk und in dessen Namen betet. Seine Unterordnung
unter den Willen Gottes, sein Gotteslob und seine Reue werden für das
Volk zum Vorbild des Betens. Sein Gebet, das Gebet des von Gott Gesalbten,
ist treues Festhalten an der göttlichen Verheißung [Vgl. 2Sam 7,18-29],
liebendes und freudiges Vertrauen auf den, welcher der einzige König und
Herr ist. Vom Heiligen Geist inspiriert, erweist sich David in den Psalmen
als der erste Prophet des jüdischen und christlichen Gebetes. Das Gebet
Christi, der wahrer Messias und Sohn Davids ist, enthüllt und erfüllt
den Sinn dieses Betens.
2580 Der Tempel von Jerusalem, das Haus des Gebetes, das David errichten
wollte, wird von seinem Sohn Salomo gebaut. Das Gebet bei der Tempelweihe
[Vgl. 1 Kön 8,10-61] stützt sich auf die Verheißung Gottes und auf den
Bund mit ihm, auf die handelnde Gegenwart seines Namens in seinem Volk
und auf die Erinnerung an die großen Taten beim Auszug aus Ägypten. Der
König erhebt die Hände zum Himmel und fleht zum Herrn für sich selbst,
für das ganze Volk und für die künftigen Geschlechter um die Vergebung
der Sünden und um das, was man jeden Tag braucht. Denn alle Nationen sollen
wissen, daß der Herr der einzige Gott ist und daß das Herz seines Volkes
ihm ganz gehört.
Elija, die Propheten und die Umkehr des Herzens
2581 Der Tempel sollte für das Volk Gottes der Ort der Einübung in das
Gebet sein. Die Wallfahrten, die Feste und die Opfer, das Abendopfer,
der Weihrauch und die „Schaubrote" waren Zeichen der Heiligkeit und
Herrlichkeit des erhabenen und doch ganz nahen Gottes. Sie waren Aufrufe
zum Gebet und Wege des Gebetes. Aber der äußere Vollzug der religiösen
Handlungen verleitete das Volk oft zu einem nur noch äußerlichen Kult.
Es bedurfte der Erziehung im Glauben und der Bekehrung des Herzens. Dies
war die Aufgabe der Propheten vor und nach dem Exil.
2582 Elija ist der Vater der Propheten, der „Menschen, die nach ihm fragen,
die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs" (Ps 24,6). Der Name „Elija"
- „der Herr ist mein Gott" - kündigt den Ruf des Volkes an, der als
Antwort auf das Gebet des Propheten auf dem Berge Karmel ertönt [Vgl.
1 Kön 18,39]. Der hl. Jakobus verweist auf diesen Ruf, um uns zum Gebet
zu ermuntern: „Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten"
(Jak 5, 16b).
2583 Nachdem Elija an seinem Zufluchtsort am Bach Kerit Barmherzigkeit
erfahren hat, lehrt er die Witwe von Sarepta, an das Wort Gottes zu glauben.
Er bestärkt diesen Glauben durch sein inständiges Gebet, und Gott läßt
das Leben in den Sohn der Witwe zurückkehren [Vgl. 1 Kön 17,7-24].
Das Opfer auf dem Berge Karmel war eine für den Glauben des Gottesvolkes
entscheidende Prüfung. Bei diesem Opfer verzehrt das Feuer des Herrn auf
Bitte des Elija das Brandopfer, „zu der Zeit ... da man das Speiseopfer
dar-zubringen pflegt". Die ostkirchlichen Liturgien haben den Ruf
des Elija „Erhöre mich, Herr, erhöre mich!" in die eucharistische
Epiklese übernommen [Vgl. 1 Kön 18,20-39].
Als Elija schließlich wieder in die Wüste geht, zum Ort, an dem der lebendige
und wahre Gott sich seinem Volk geoffenbart hat, kauert er sich, wie einst
Mose, „in eine Höhle", bis die geheimnisvolle Gegenwart Gottes „vorüberzieht"
[Vgl. 1 Kön 39,1-14; Ex 33,19-23]. Doch erst auf dem Berg der Verklärung
[Vgl. Lk 9,30-35] wird sich Gott, dessen Antlitz die Menschen suchen,
enthüllen. Auf dem Antlitz des gekreuzigten und auferstandenen Christus
erkennen sie die Herrlichkeit Gottes [Vgl. 2 Kor 4,6]
2584 Im Alleinsein mit Gott empfangen die Propheten Licht und Kraft für
ihre Sendung. Ihr Gebet ist nicht eine Flucht aus der ungläubigen Welt,
sondern ein Hören auf das Wort Gottes. Dieses Gebet ist manchmal eine
Aussprache oder eine Klage, immer aber eine Fürbitte, die das Eingreifen
des rettenden Gottes, des Herrn der Geschichte, erwartet und vorbereitet
[Vgl. Am 7,2.5; Jes 6.5.8.11; Jer 1,6; 15,15-18; 20,7-18].
Die Psalmen, Gebet der Gemeinde
2585 Aus der Zeit zwischen David und dem Kommen des Messias finden sich
in den heiligen Büchern Gebetstexte, die davon zeugen, daß das Beten für
sich selbst und für die anderen an Tiefe zugenommen hat [Vgl. Esra 9,6-15;
Neh 1,4-11; Jona 2,3-10: Tob 3,11-16: Jdt 9,2-14]. Die Psalmen [Loblieder]
wurden nach und nach in einer fünfteiligen Sammlung zusammengestellt.
Das Buch der Psalmen ist ein hervorragendes Zeugnis des Betens im Alten
Testament.
2586 Die Psalmen sind Nahrung und Ausdruck des Gebetes des Gottesvolkes,
das sich an den großen Festen in Jerusalem und jeden Sabbat in den Synagogen
versammelt. Dieses Gebet ist zugleich persönlich und gemeinschaftlich:
Es betrifft die Betenden selbst und alle Menschen. Es erhebt sich aus
dem Heiligen Land und den Gemeinden der Diaspora und umfängt doch die
ganze Schöpfung. Die Psalmen erinnern an die Heilsereignisse der Vergangenheit
und weisen auf die Vollendung der Geschichte hin. Im Gebet der Psalmen
gedenkt das Volk der schon in Erfüllung gegangenen Verheißungen Gottes
und erwartet den Messias, der sie endgültig vollenden wird. In Christus
gebetet und erfüllt, bleiben die Psalmen für das Gebet der Kirche von
wesentlicher Bedeutung [Vgl. IGLH 100-109].
2587 Der Psalter ist das Buch, in dem das Wort Gottes zum Gebet des Menschen
wird. In den anderen Büchern des Alten Testamentes verkündigen „die Worte
die Werke" Gottes für den Menschen und lassen „das in ihnen enthaltene
Geheimnis ans Licht treten" (DV 2). Im Buch der Psalmen drücken die
Worte des Psalmisten die Heilswerke Gottes als Gesang zu dessen Ehre aus.
Der gleiche Heilige Geist inspiriert sowohl das Wirken Gottes als auch
die Antwort des Menschen. Christus vereinigt beides. In ihm lehren uns
die Psalmen unablässig beten.
2588 Die vielfältigen Ausdrucksformen des Psalmengebetes nehmen zugleich
in der gemeinsamen Liturgie des Tempels und im Herzen des einzelnen Menschen
Gestalt an. Ob als Lob-, Klage- oder Dankhied, als persönliche oder gemeinschaftliche
Bitte, als Königs- oder Wallfahrtshied oder Nachsinnen über die Weisheit,
spiegeln die Psahmen die großen Taten Gottes in der Geschichte seines
Volkes und die vom Psalmisten erlebten menschlichen Situationen wider.
Wenn ein Psalm ein Ereignis der Vergangenheit Wiedergibt, tut er dies
so nüchtern, daß er von den Menschen jeden Standes und jeder Zeit gebetet
werden kann.
2589 In den Psalmen kommt viel Gemeinsames zum Ausdruck. Dazu gehören
die Schlichtheit und die Spontaneität des Betens und das Verlangen des
Betenden nach Gott, das er mit allem, was in der Schöpfung gut ist, teilt.
In den Psalmen wird auch die schwierige Lage des Glaubenden ausgedrückt,
der wegen seiner Liebe zum Herrn zahlreichen Feinden und Versuchungen
ausgesetzt ist, der aber im Warten auf das, was der treue Gott tun wird,
der Liebe des Herrn gewiß bleibt und sich dessen Willen überläßt. Der
Grundzug des Psalmengebetes ist das Lob, und der Titel dieser Sammlung
entspricht dem, was sie uns bietet: „Lobgesänge". Für den Gottesdienst
der Gemeinde zusammengestellt, lassen die Psalmen den Aufruf zum Gebet
vernehmen und singen zur Antwort: „Hallelu-Ja!", „Preiset den Herrn!".
„Was gibt es Besseres als einen Psalm? Deshalb sagt David sehr treffend:
‚Lobet den Herrn, denn der Psalm ist etwas Gutes; unserem Gott sei liebliches,
schönes Lob!‘ Und das stimmt. Der Psalm ist ja eine vom Volk gesprochene
Preisung, ein Lob Gottes durch die Versammlung, Beifall von allen, gemeinsam
gesprochenes Wort, Stimme der Kirche, wohlklingendes Glaubensbekenntnis
(Ambrosius, Psal. 1,9).
Kurztexte
2590 „Das Gebet ist die Erhebung der Seele zu Gott oder eine an Gott
gerichtete Bitte um die rechten Guter (Johannes v Damaskus, f. o. 3 24).
2591 Gott ruft jeden Menschen unermüdlich zur geheimnisvollen Begegnung
mit ihm Das Gebet begleitet die Heilsgeschichte als ein Rufen Gottes nach
dem Menschen und ein Rufen des Menschen nach Gott.
2592 Das Gebet Abrahams und Jakobs ist wie ein Kampf des Glaubens der
im Vertrauen auf die Treue Gottes geführt wird, in der Gewißheit des Sieges
der dem Ausdauernden verheißen ist.
2593 Das Gebet des Mose beantwortet das Eingreifen des lebendigen Gottes
zum Heil seines Volkes. Er ist Bild der Fürbitte des einzigen Mittiers
Christus Jesus.
2594 Das Gebet des Gottesvolkes entfaltet sich im Einflußbereich der
Wohnstätte Gottes nämlich der Bundeslade und des Tempels dies geschieht
unter der Führung seiner Hirten insbesondere des Königs David und der
Propheten.
2595 Die Propheten rufen zur Bekehrung des Herzens und legen für das
Volk Fürsprache ein wahrend sie selbst - wie Elija - mit Feuereifer das
Antlitz Gottes suchen.
2596 Die Psalmen sind das hervorragende Zeugnis des Gebetes im Alten
Testament Sie haben zwei untrennbare Bestandteile einen persönlichen und
einen gemeinschaftlichen. Die Psalmen erstrecken sich auf alle Zeiten
der Geschichte sie gedenken der schon erfüllten Verheißungen Gottes und
hoffen auf das Kommen des Messias.
2597 Da die Psalmen in Christus gebetet und erfüllt werden gehören sie
wesentlich und bleibend zum Gebet der Koche Sie entsprechen den Menschen
aller Stände und Zeiten.
Artikel 2
In Der Fülle Der Zeit
2598 Das Ereignis des Betens wird uns vollständig geoffenbart im Wort,
das Fleisch geworden ist und das unter uns wohnt. Das Gebet Christi so
zu verstehen, wie seine Zeugen es uns im Evangelium verkünden, bedeutet,
sich Jesus, dem Herrn, als dem brennenden Dornbusch zu nähern: Zunächst
betrachten wir, wie er betet, dann hören wir, wie er uns beten lehrt und
schließlich erkennen wir, wie er unser Gebet erhört.
Jesus betet
2599 Der Sohn Gottes, der Sohn der Jungfrau geworden ist, hat in seinem
menschlichen Herzen beten gelernt. Er lernt es von seiner Mutter, die
alle großen Dinge des Allmächtigen im Gedächtnis bewahrt und in ihrem
Herzen bedenkt‘. Jesus erlernt das Gebet mit jenen Worten und Formen,
mit denen sein Volk in der Synagoge von Nazaret und im Tempel betet. Sein
Gebet entspringt aber einer verborgeneren Quelle; er läßt dies im Alter
von zwölf Jahren erahnen: „Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß,
was meinem Vater gehört?" (Lk 2,49). Hier beginnt sich das Neue des
Betens in der Fülle der Zeit zu offenbaren. Das kindliche Gebet; das der
Vater von seinen Kindern erwartete, wird endlich vom einzigen Sohn in
seiner Menschennatur mit den Menschen und für sie gelebt.
2600 Das Evangelium nach Lukas hebt das Wirken des Heiligen Geistes und
den Sinn des Gebetes für den Auftrag Jesu hervor. Jesus betet jeweils
vor den entscheidenden Schritten seiner Sendung: bevor der Vater ihn bei
der Taufe [Vgl. Lk 3,21] und der Verklärung [Vgl. Lk 9,28] bezeugt und
bevor er durch sein Leiden den liebenden Ratschluß des Vaters erfüllt
[Vgl. Lk 22,41-44]. Jesus betet auch vor den für die Sendung seiner Apostel
entscheidenden Schritten: bevor er die Zwölf auswählt und beruft [Vgl.
Lk 6,12]; bevor Petrus ihn als den „Messias Gottes" bekennt [Vgl.
Lk 9,18-20]; schließlich betet er darum, daß der Glaube des Hauptes der
Apostel in der Versuchung nicht wanke [Vgl. Lk 22,32]. Im Beten des Herrn
vor den Heilsereignissen, die der Vater ihm zu vollbringen aufträgt, überläßt
sich sein menschlicher Wille demütig und vertrauend dem liebenden Willen
des Vaters.
2601 „Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet
hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten !"
(Lk 11, 1). Wünscht der Jünger Christi nicht in erster Linie deshalb zu
beten, weil er seinen Meister beten sieht? Er kann das Gebet vom Meister
lernen: im Betrachten und Hören, wie der Sohn zum Vater betet, erlernen
es auch die Kinder.
2602 Jesus zieht sich oft, mit Vorliebe in der Nacht, auf einen Berg
in die Einsamkeit zurück, um zu beten [Vgl. Mk 1,35; 6,46; Lk 5,16]. Da
er in seiner Menschwerdung die Menschennatur annimmt, trägt er die Menschen
auch in seinem Gebet und bringt sie dem Vater dar, indem er sich selbst
darbringt. Er, das Wort, das „Fleisch angenommen hat", nimmt in seinem
menschlichen Beten an all dem teil, was seine „Brüder" (Hebr 2,12)
erleben; er fühlt ihre Schwächen mit, um sie davon zu befreien [Vgl. Hebr
2,15; 4,15]. Dazu hat ihn der Vater gesandt. Seine Worte und Werke sind
also gleichsam sichtbarer Ausdruck seines Gebetes im Verborgenen.
2603 Die Evangelisten haben zwei Gebete Christi aus der Zeit seines Wirkens
ausdrücklich festgehalten. Beide beginnen mit einer Danksagung.
Im ersten Gebet [Vgl. Mt 11,25-27; Lk 10, 21-23] bekennt und preist Jesus
den Vater, weil er die Geheimnisse des Gottesreiches denen, die sich für
weise halten, verborgen, den Kleinen aber - den Armen der Seligpreisungen
- geoffenbart hat. In seinem Jubelruf „Ja, Vater", äußert sich die
Tiefe seines Herzens: das Einverständnis mit dem, was dem Vater gefällt.
Es klingt das „Fiat" der Mutter Jesu bei seiner Empfängnis nach.
Der Ausruf Christi ist wie ein Vorspiel zu dem Ja, das er dem Vater vor
seinem Tod sagen wird. Das ganze Gebet Jesu hat seinen Platz in dieser
liebenden Zustimmung seines menschlichen Herzens gegenüber dem Vater und
dem „Geheimnis seines Willens" (Eph 1,9).
2604 Das zweite Gebet wird vom hi. Johannes wiedergegeben. Es wird im
Zusammenhang mit der Auferweckung des Lazarus überliefert [Vgl. Joh 11,4142].
Dem Geschehen geht die Danksagung voraus: „Vater, ich danke dir, daß du
mich erhört hast." Dies bedeutet, daß der Vater stets Jesu Bitten
erhört. Und Jesus fügt gleich hinzu: „Ich wußte, daß du mich immer erhörst."
Dies drückt aus, daß Jesus seinerseits immerfort bittet. Das Gebet Jesu,
das von Danksagung getragen ist, offenbart uns, wie wir bitten sollen:
Schon bevor die Gabe geschenkt wird, stimmt Jesus Gott zu, der gibt und
der sich selbst in seinen Gaben schenkt. Der Geber ist wertvoller als
die gewährte Gabe. Er ist der „Schatz", und bei ihm ist das Herz
seines Sohnes. Die Gabe selbst wird „dazugegeben" [Vgl. Mt 6,21.33].
Das „hohepriesterliche" Gebet Jesu [Vgl. Joh 17] nimmt einen einzigartigen
Platz in der Heilsökonomie ein. Es wird am Schluß des ersten Abschnitts
betrachtet. Es offenbart das immer gegenwärtige Beten unseres Hohenpriesters
und enthält gleichzeitig, was dieser uns für unser Gebet zu unserem Vater
lehrt. Dieses Gebet wird im zweiten Abschnitt dargelegt.
2605 Als die Stunde gekommen ist, in der er den Ratschluß der Liebe seines
Vaters erfüllt, läßt Jesus die unergründliche Tiefe seines Gebetes als
Sohn erahnen. Diese Tiefe zeigt sich nicht nur, bevor er sich freiwillig
ausliefert (,‚Vater ... nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen":
Lk 22,42), sondern selbst in seinen letzten Worten am Kreuz, wo Gebet
und Hingabe völlig eins sind:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk
23,34).
„Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein"
(Lk 23,43). „Frau, siehe, dein Sohn! ... siehe, deine Mutter!"
(Joh 19,26-27).
„Mich dürstet" (Joh 19,28).
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mk 15,34)
[Vgl. Ps 22,2].
„Es ist vollbracht" (Joh 19,30).
„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist" (Lk 23,46).
Zuletzt schreit Jesus laut auf und haucht den Geist aus [Vgl. Mk 15,37;
Joh 19,30b].
2606 In diesem Schrei des menschgewordenen Wortes liegt alles Elend der
Menschen aller Zeiten, von Sünde und Tod geknechtet, und jede Bitte und
Fürbitte der Heilsgeschichte. Der Vater nimmt sie alle an und erhört sie
in einer Weise, die über alle menschliche Hoffnung hinausgeht, durch die
Auferweckung seines Sohnes. Darin erfüllt und vollendet sich der Weg des
Gebetes in der Schöpfungs- und der Erlösungsordnung. In Christus erschließt
uns das Buch der Psalmen das Gebet. Denn im „Heute" der Auferstehung
spricht der Vater: „Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt. Fordere
von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum
Eigentum" (Ps 2,7_8) [Vgl. Apg 13.33].
Der Hebräerbrief bringt dramatisch zum Ausdruck, wie das Gebet Jesu den
Sieg des Heils bewirkt: „Als er auf Erden lebte, hat er mit lautem Schreien
und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod
retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden.
Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur
Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des
ewigen Heils geworden" (Hebr 5,7-9).
Jesus lehrt beten
2607 Wenn Jesus betet, lehrt er uns schon beten. Der gottgemäße Weg unseres
Betens ist Jesu Beten zu seinem Vater. Aber das Evangelium bietet uns
darüber hinaus eine ausdrückliche Unterweisung Jesu über das Gebet. Als
weiser Erzieher nimmt er uns dort, wo wir sind, an der Hand und führt
uns Schritt für Schritt zum Vater. In seinen Worten an die Menschen, die
ihm folgen, geht Jesus von dem aus, was diesen über das Gebet aus dem
Alten Bund bereits bekannt ist, und öffnet ihre Herzen für das Neue des
kommenden Reiches. Dann offenbart er der Menge dieses Neue in Gleichnissen.
Schließlich spricht er zu den Jüngern, die in seiner Kirche als Erzieher
zum Gebet wirken sollen, offen vom Vater und vom Heiligen Geist.
2608 Schon in der Bergpredigt legt Jesus Gewicht auf die Bekehrung des
Herzens. Bevor wir eine Opfergabe zum Altar bringen, sollen wir uns mit
dem Bruder versöhnen [Vgl. Mt 5.23-24]. Wir sollen die Feinde lieben und
für unsere Verfolger beten [Vgl. Mt 5,44-45]. Wir sollen zum „Vater, der
im Verborgenen ist", beten (Mt 6,6) und dabei nicht viele Worte machen
[Vgl. Mt 6.7], im Gebet von Herzen verzeihen [Vgl. Mt 6,14-15], ein reines
Herz haben und das Reich Gottes suchen [Vgl. Mi 6,21.25.33]. Diese Bekehrung
ist ganz auf den Vater ausgerichtet. Sie ist kindliche Hinwendung zum
Vater.
2609 Wenn sich das Herz zur Umkehr entschließt, lernt es, im Glauben
zu beten. Der Glaube ist kindliche Zustimmung zu Gott über unser Fühlen
und Verstehen hinaus. Diese Hingabe ist möglich geworden, weil der vielgeliebte
Sohn uns den Zugang zum Vater eröffnet. Der Sohn kann von uns verlangen
zu „suchen" und „anzuklopfen", denn er selbst ist das Tor und
der Weg].
2610 Im Gebet zum Vater dankt Jesus, noch bevor er dessen Gaben empfängt.
So lehrt er uns, in derselben kindlichen Kühnheit zu handeln: „Alles,
worum ihr betet und bittet - glaubt nur, daß ihr es schon erhalten habt"
(Mk 11,24). Dies macht die Kraft des Gebetes aus, denn „alles kann, wer
glaubt" (Mk 9,23) und in diesem Glauben „nicht zweifelt" (Mt
21,21). Sosehr Jesus über den „Unglauben" (Mk 6,6) seiner Angehörigen
und die „Kleingläubigen" unter seinen Jüngern (Mt 8,26) betrübt ist,
sosehr ist er auch von Bewunderung erfüllt über den „großen Glauben"
des römischen Hauptmanns (Mt 8,10) und der kanaanäischen Frau [Vgl. Mt
15.28].
2611 Das Gebet des Glaubens besteht nicht nur darin, daß man „Herr, Herr!"
sagt, sondern daß man sein Herz darauf einstellt, den Willen des Vaters
zu tun [Vgl. Mt 7,21]. Jesus fordert seine Jünger auf, dieses Bemühen,
am göttlichen Ratschluß mitzuwirken, im Gebet zu tragen [Vgl. Mt 9,38;
I.k 10,2;Joh 4,34].
2612 In Jesus ist das Reich Gottes ganz nahe. Jesus fordert zur Bekehrung
und zum Glauben auf, aber auch zur Wachsamkeit. Im Gebet wartet der Jünger
aufmerksam auf den, der ist und der kommt, im Gedenken an das erste Kommen
in der Demut des Fleisches und in der Hoffnung auf seine zweite Ankunft
in Herrlichkeit [Vgl. Mk 13; Lk 21,34-36]. Das Gebet der Jünger ist ein
Kampf, der in der Gemeinschaft mit dem Meister bestanden wird: Wer im
Gebet wacht, gerät nicht in Versuchung [Vgl. Lk 22,40.46].
2613 Der hl. Lukas überliefert uns drei wichtige Gleichnisse über das
Gebet:
Das erste handelt vom aufdringlichen Freund [Vgl. Lk 11,5-13] und fordert
zu inständigem Gebet auf:
„Klopft an, dann wird euch geöffnet". Dem, der so betet, wird
der Vater im Himmel geben, was er benötigt, vor allem den Heiligen Geist,
den Inbegriff aller guten Gaben. Das zweite erzählt von der zudringlichen
Witwe [Vgl. Lk 18,1-8]; dieses Gleichnis zielt auf eine weitere Eigenschaft
des Betens: in gläubiger Geduld unablässig zu beten. „Wird jedoch der
Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde Glauben vorfinden?"
Das dritte Gleichnis, jenes vom Pharisäer und vom Zöllner [Vgl. Lk 18,9-14.],
verlangt beim Beten ein demütiges Herz. „Gott, sei mir Sünder gnädig!"
Die Kirche macht sich dieses Gebet immer wieder zu eigen: „Kyrie eleison!"
2614 Als Jesus den Jüngern das Geheimnis des Betens zum Vater anvertraut,
enthüllt er ihnen, wie ihr - und damit auch unser - Gebet sein soll, wenn
er in seiner verherrlichten Menschennatur zum Vater zurückgekehrt sein
wird: Neu ist das Bitten in seinem Name [Vgl. Joh 14,13-14]. Der Glaube
an Christus führt die Jünger in die Erkenntnis des Vaters ein, denn Jesus
ist „der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6). Der Glaube
bringt Frucht in der Liebe: wir halten uns an das Wort und die Gebote
Jesu; wir bleiben im Vater, der uns in Christus so sehr liebt, daß er
in uns bleibt. In diesem neuen Bund gründet die Gewißheit, daß unsere
Bitten erhört werden, auf dem Gebet Jesu [Vgl. Joh 14,13-14].
2615 Mehr noch: Wenn unser Gebet sich mit dem Gebet Jesu vereint, erfüllt
er die Verheißung: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen
anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der
Geist der Wahrheit" (Joh 14, 16-17). Diese neue Dimension des Gebetes
wird in den Abschiedsreden offenbar [Vgl. Joh 14, 23-26; 15. 7. 16; 16,
13-15; 16, 23-27]. Im Heiligen Geist ist das christliche Gebet Gemeinschaft
in der Liebe mit dem Vater, nicht nur durch Christus sondern auch in ihm:
„Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr
werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen sei" (Joh 16,24).
Jesus erhört das Gebet
2616 Das an Jesus gerichtete Gebet wird schon während seines Wirkens
von ihm erhört durch Zeichen, die die Wirkkraft seines Todes und seiner
Auferstehung vorwegnehmen. Jesus erhört das gläubige Gebet, das in Worte
gefaßt ist (die Bitten des Aussätzigen [Vgl. Mk 1,40-41], des Jaîrus [Vgl.
Mk 5,36.], der kanaanäischen Frau [Vgl. Mk 7,29] und des guten Schächers
[Vgl. Lk 23,39-43.], aber auch unausgesprochene Bitten (die der Träger
des Lahmen [Vgl. Mk 2,5]; der blutflüssigen Frau, die sein Gewand berührt
[Vgl. Mk 5,28]; die Tränen und das Salböl der Sünderin [Vgl. Lk 7,37-38].
Die eindringliche Bitte der Blinden:
„Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids!" (Mt 9,27); „Sohn Davids,
hab Erbarmen mit mir!" (Mk 10,48) wurde in die Überlieferung des
Jesusgebetes übernommen: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen
mit mir Sünder!" Jesus erhört stets das Gebet, das ihn gläubig
um die Heilung von Krankheiten oder die Vergebung der Sünden anfleht:
„Geh im Frieden; dein Glaube hat dir geholfen."
Der hl. Augustinus faßt die drei Dimensionen des Betens Jesu großartig
zusammen: „Er betet für uns als unser Priester; er betet in uns als unser
Haupt; wir beten zu ihm als unserem Gott. Vernehmen wir also unsere Stimme
in ihm, und seine Stimme in uns" (Psal. 85, 1) [Vgl. IGLH 7.] 1.
Das Gebet der Jungfrau Maria
2617 Das Gebet Marias wird uns beim Anbruch der Fülle der Zeiten geoffenbart.
Vor der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Ausgießung des Heiligen
Geistes wirkt ihr Gebet einzigartig am gnädigen Ratschluß des Vaters mit:
für die Empfängnis Christi bei der Verkündigung [Vgl. Lk 1,38] und für
die Entstehung der Kirche, des Leibes Christi, zu Pfingsten [Vgl. Apg
1,14]. Im Glauben seiner demütigen Magd findet die Gabe Gottes die Aufnahme,
auf die sie seit dem Anfang der Zeiten wartete. Vom Allmächtigen „mit
Gnade erfüllt", antwortet Maria durch die Hingabe ihres ganzen Wesens:
„Siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort".
Fiat! - das ist das christliche Gebet: ganz ihm gehören, weil er ganz
uns gehört.
2618 Das Evangelium offenbart uns, wie Maria gläubig betet und Fürbitte
einlegt: In Kana [Vgl. Joh 2,1-12] bittet die Mutter Jesu ihren Sohn um
das Nötige für das Hochzeitsmahl. Dieses Mahl ist Zeichen eines anderen
Mahles: jenes der Hochzeit des Lammes, in dem Christus auf die Bitte der
Kirche als seiner Braut Leib und Blut hingibt. Zur Stunde des Neuen Bundes
wird Maria zu Füßen des Kreuzes [Vgl. Joh 19,25-27] erhört. Denn sie ist
die Frau, die neue Eva, die wahre „Mutter aller Lebendigen".
2619 Deshalb ist der Lobgesang Marias [Vgl. Lk 1,46-55.] [lateinisch:
„Magnificat", byzantinisch: „Megalinárion"] zugleich das Loblied
der Gottesmutter und der Kirche, der Lobgesang der Tochter Zion und des
neuen Gottesvolkes. Er ist ein Danklied für die Fülle der Gnaden, die
in der Heilsökonomie gespendet werden, ein Lied der „Armen", deren
Hoffnung überreich erfüllt wird, gehen doch die Verheißungen in Erfüllung,
die „Abraham und seinen Nachkommen auf ewig" gegeben worden sind.
Kurztexte
2620 Im Neuen Testament ist das Gebet Jesu des Sohnes Gottes das voll
kommene Vorbild des Betens Das Gebet Jesu - oft in Einsamkeit und im Verborgenen
- besteht in der liebenden Zustimmung zum Willen des Vaters bis hin zum
Kreuz und im absoluten Vertrauen erhört zu werden
2621 In seiner Unterweisung lehrt Jesus die Jünger mit geläutertem Herzen,
mit lebendigem und beharrlichem Glauben sowie mit kindlicher Kühnheit
zu beten Ei fordert sie zur Wachsamkeit auf und lädt sie ein in seinem
Namen Gott ihre Bitten vorzubringen Jesus Christus selbst erhört die Gebete
die an ihn gerichtet werden.
2622 Das Gebet der Jungfrau Maria in ihrem Fiat und im „Magnificat"
ist durch die großmütige Hingabe ihres ganzen Wesens im Glauben gekennzeichnet.
Artikel 3
In Der Zeit Der Kirche
2623 Am Pfingsttag wurde der Geist der Verheißung über die Jünger ausgegossen.
Sie „befanden sich alle am gleichen Ort" (Apg 2,1), „verharrten dort
einmütig im Gebet" (Apg 1,14) und erwarteten den Heiligen Geist.
Der Geist, der die Kirche lehrt und sie an alles erinnert, was Jesus gesagt
hat [Vgl. Joh 14.26], wird sie auch zu einem Leben des Gebetes heranbilden.
2624 Die Gläubigen der ersten Gemeinde von Jerusalem „hielten an der
Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes
und an den Gebeten" (Apg 2,42). Diese Reihenfolge ist bezeichnend:
Das Gebet der Kirche gründet auf dem Glauben der Apostel, wird durch die
Liebe beglaubigt und in der Eucharistie genährt.
2625 Die Gläubigen halten sich zunächst an die Gebete, die sie in der
Schrift hören und lesen. Sie beziehen diese jedoch auf die Gegenwart.
Dies gilt insbesondere von den Psalmen, die ja in Christus erfüllt sind
[Vgl. Lk 24. 27. 44]. Der Heilige Geist, der seiner betenden Kirche Christus
in Erinnerung ruft, führt sie auch in die ganze Wahrheit ein. Er regt
an, das unergründliche Mysterium Christi, das im Leben, in den Sakramenten
und in der Sendung der Kirche am Werk ist, neu in Worte zu fassen. Diese
neuen Ausdrucksweisen entfalten sich in den großen liturgischen und geistlichen
Überlieferungen. Die Gebetsformen, die in den kanonischen Schriften der
Apostel weitergegeben werden, bleiben für das christliche Beten maßgebend.
I. Segen und Anbetung
2626 Der Segen stellt die Grundbewegung des christlichen Betens dar:
die Begegnung zwischen Gott und dem Menschen. Im Segen vereinen sich die
Gabe Gottes und deren Annahme durch den Menschen im gegenseitigen Anruf.
Das segnende Gebet ist Antwort des Menschen auf die Gaben Gottes. Weil
Gott Segen spendet, kann das Herz des Menschen dafür den lobpreisen, der
die Quelle allen Segens ist.
2627 Diese Bewegung hat im wesentlichen zwei Richtungen: Einerseits steigt
sie - getragen vom Heiligen Geist - durch Christus zum Vater auf: wir
preisen ihn, weil er uns gesegnet hat [Vgl. Eph 1,1-14; 2 Kor 1,3-7: 1
Petr 1.3-9]. Andererseits fleht unser Gebet um die Gnade des Heiligen
Geistes, die vom Vater durch Christus herabkommt: Gott segnet uns [Vgl.
2 Kur 13,13; Röm 15,5-6. 13; Eph 6.23-24].
2628 Anbetung ist die erste Haltung des Menschen, der sich vor seinem
Schöpfer als Geschöpf erkennt. Sie verherrlicht die Größe des Herrn, der
uns geschaffen hat [Vgl. Ps 95,1-6], und die Allmacht des Retters, der
uns vom Bösen befreit. In der Anbetung wirft sich der Geist vor dem „König
der Herrlichkeit" (Ps 24,9-10) nieder und schweigt ehrfürchtig vor
dem „je größeren Gott" (Augustinus, Psal. 62,16). Die Anbetung des
dreimal heiligen und über alles zu liebenden Gottes erfüllt uns mit Demut
und gibt unserem Bitten Zuversicht.
II. Bittgebet
2629 Bezeichnungen für die Bitte sind im Neuen Testament vielfältig:
bitten, ersuchen, flehen, anrufen, schreien, laut schreien, ja sogar „im
Gebet kämpfen" [Vgl. Röm 15.30; Kol 4,12.]. Der gebräuchlichste und
naheliegendste Ausdruck ist jedoch „bitten". Im Bittgebet spricht
sich das Bewußtsein unserer Beziehung zu Gott aus. Wir sind Geschöpfe
und darum weder unser eigener Ursprung, noch Herr über unsere Lage und
sind auch nicht unser letztes Ziel. Als Sünder wissen wir Christen aber
auch, daß wir uns immer wieder von unserem Vater abwenden. Die Bitte ist
schon eine Rückkehr zu Gott.
2630 Das Neue Testament enthält kaum Klagegebete, wie sie im Alten Testament
häufig vorkommen. Im auferstandenen Christus ist das Gebet der Kirche
von Hoffnung getragen, auch wenn wir noch warten und uns Tag für Tag bekehren
müssen. Das Im Lateinischen hat das Wort „benedicere" die doppelte
Bedeutung von .‚segnen" und „preisen" (Anmerkung des Uhersetzers)
christliche Bitten entspringt einer größeren Tiefe. Der hl. Paulus nennt
diesen Ursprungsort des Bittens Seufzen und meint damit die Schöpfung,
die „seufzt und in Geburtswehen liegt" (Röm 8,22). Er meint auch
uns, denn wir „seufzen in unserem Herzen und warten darauf, daß wir mit
der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden. Denn wir sind gerettet,
doch in der Hoffnung" (Röm 8,23-24). Der hl. Paulus meint schließlich
den Heiligen Geist, der für uns eintritt „mit Seufzen, das wir nicht in
Worte fassen können". Auf diese Weise nimmt sich „der Geist unserer
Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten
sollen" (Röm 8,26).
2631 Die Bitte um Vergebung ist die erste Regung des Bittgebetes. Sie
findet sich etwa im Gebet des Zöllners: „Gott, sei mir Sünder gnädig!"
(Lk 18,13). Sie ist die Voraussetzung zum rechtschaffenen und lauteren
Beten. Vertrauensvolle Demut stellt uns wieder in das Licht der Gemeinschaft
mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus und damit in die Gemeinschaft
unter uns Menschen [Vgl. 1 Joh 1,7-2,2]. Dann „empfangen wir von ihm"
all das, „was wir erbitten" (1 Joh 3,22). Die Bitte um Vergebung
muß der Eucharistiefeier und dem persönlichen Gebet vorausgehen.
2632 Gemäß der Lehre Jesu steht im Mittelpunkt des christlichen Bittens
das Verlangen und die Suche nach dem Reich Gottes [Vgl. Mt 6,10.33; Lk
11,2.13]. Dabei gibt es eine Rangordnung der Bitten: Zuerst erbitten wir
das Reich und dann alles, was uns notwendig ist, um es aufzunehmen und
an seinem Kommen mitzuarbeiten. Dieses Mitwirken an der Sendung Christi
und des Heiligen Geistes, die nun die Sendung der Kirche ist, ist Gegenstand
des Betens der apostolischen Gemeinde [Vgl. Apg 6.6: 13,3]. Das Gebet
des Apostels Paulus zeigt uns, wie die göttliche Sorge um alle Kirchen
das christliche Gebet beseelen soll [Vgl. Röm 10,1; Eph 1,16-23; Phil
1,9-11; Kol 1,3-6;4,3-4.12]. Durch das Gebet arbeitet jeder Getaufte am
Kommen des Reich Gottes mit.
2633 Wer so an der rettenden Liebe Gottes teilnimmt, begreift, daß jedes
Bedürfnis Gegenstand des Bittens werden kann. Christus, der alles angenommen
hat, um alles zu erlösen, wird durch die Bitten, die wir in seinem Namen
dem Vater darbringen, verherrlicht [Vgl. Joh 14,13]. Mit dieser Zuversicht
ermahnen uns Jakobus [Vgl. Jak 1,5-8.] und Paulus [Vgl. Eph 5,20; Phil
4,6-7; Kol 3, 16-17; 1 Thess 5, 17-18.], jederzeit zu beten.
III. Fürbittgebet
2634 Die Fürbitte ist ein Bittgebet, das uns dem Beten Jesu gleichförmig
macht. Er ist der einzige Fürsprecher beim Vater für alle Menschen, vor
allem für die Sünder [Vgl. Röm 8,34; 1 Joh 2,L 1 Tim 2,5-8, ]. Er kann
„die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt
allezeit, um für sie einzutreten" (Hebr 7,25). Der Heilige „Geist
selber tritt ... für uns ein ... Er tritt so, wie Gott es will, für die
Heiligen ein" (Röm 8,26-27).
2635 Jedes Herz, das in die Barmherzigkeit Gottes miteinstimmt, tritt,
seit Abraham, für die anderen ein und bittet für sie. In der Zeit der
Kirche hat die Fürbitte der Christen an der Fürbitte Christi teil; sie
ist Ausdruck der Gemeinschaft der Heiligen. In der Fürsprache achtet jeder
Beter „nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen"
(Phil 2,4) - ja, er betet sogar für die, die ihm Böses zufügen [Vgl. den
hl. Stephanus, der wie Jesus für seine Peiniger gebetet hat: Apg 7,60;
Lk 23,28.34,].
2636 Die ersten christlichen Gemeinden haben in dieser ständigen gegenseitigen
Anteilnahme im Gebet gelebt [Vgl. Eph 6,18-20; Kol 4,3-4: 1 Thess 5,25]:
Der hl. Apostel Paulus läßt sie auf diese Weise an seinem Dienst am Evangelium
teilnehmen 4, tritt aber auch für sie ein [Vgl. 2 Thess 1,11; Kol 1,3;
Phil 1,3-4]. Die Fürbitte der Christen kennt keine Grenzen: sie gilt „für
alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben"
(1 Tim 2,1-2). Die Christen beten auch für die Verfolger [Vgl. Röm 12,14]
und um das Heil derer, die das Evangelium zurückweisen [Vgl. Röm 10,1].
IV. Dankgebet
2637 Die Danksagung kennzeichnet das Gebet der Kirche, die in der Eucharistiefeier
bezeugt, was sie ist, und wird, was sie bezeugt. Denn Christus befreit
durch sein Heilswerk die Schöpfung von Sünde und Tod, um sie erneut zu
weihen und zum Vater zurückzuführen, ihm zur Ehre. Die Danksagung der
Glieder des Leibes nimmt an der Danksagung ihres Hauptes teil.
2638 Jedes Ereignis und jedes Bedürfnis können Opfer des Dankes werden,
so wie sie auch Gegenstand des Bittgebetes werden können. Die Briefe des
hl. Paulus beginnen und enden oft mit einer Danksagung, in der stets auf
Jesus Bezug genommen wird. „Dankt für alles, denn das will Gott von euch,
die ihr Christus Jesus gehört" (1 Thess 5,18). „Laßt nicht nach im
Beten; seid dabei wachsam und dankbar" (Kol 4,2).
V. Lobgebet
2639 Das Lob ist die Gebetsform, die am unmittelbarsten Gott anerkennt.
Das Lob besingt Gott um seiner selbst willen. Es erweist ihm Ehre, nicht
nur wegen seiner Taten, sondern weil er ist. Wer Gott lobt, hat teil an
der Seligkeit der reinen Herzen: er liebt Gott im Glauben, ehe er ihn
in der Herrlichkeit schaut. Durch das Lobgebet vereint sich der Heilige
Geist mit unserem Geist, um zu bezeugen, daß wir Kinder Gottes sind [Vgl.
Röm 8,16]. Er legt Zeugnis ab für den eingeborenen Sohn, in dem wir an
Kindes Statt angenommen sind und durch den wir den Vater verherrlichen.
Das Lob enthält die anderen Formen des Gebetes und trägt sie zu ihrer
Quelle und ihrem Ziel: den „einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles
und wir leben auf ihn hin" (1 Kor 8,6).
2640 Der hl. Lukas erwähnt in seinem Evangelium oft das Erstaunen und
den Lobpreis, die durch die Wundertaten Christi ausgelöst werden. Staunen
und Loben rufen auch die Taten der Apostel hervor, die letztlich Taten
des Heiligen Geistes sind: so etwa die Bildung der Gemeinde von Jerusalem
[Vgl. Apg 2,47] und die Heilung des Gelähmten durch Petrus und Johannes
[Vgl. Apg 3.9]. Die Menge verherrlicht Gott wegen dieser Heilung [Vgl.
Apg 4,21]. Als den Heiden von Pisidien die Botschaft gebracht wurde, „freuten
sie sich und priesen das Wort des Herrn (Apg 13,48).
2641 „Laßt in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der
Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!"
(Eph 5, 19) [Vgl. Kol 3,16]. Wie die inspirierten Verfasser des Neuen
Testamentes lesen auch die ersten Christengemeinden das Buch der Psalmen
neu: mit diesen Liedern besingen sie das Mysterium Christi. Sie verfassen
in der neuen Kraft des Geistes selbst Hymnen und Lobgesänge. Sie gehen
dabei von dem einzigartigen Ereignis aus, das Gott in seinem Sohn vollbracht
hat: der Menschwerdung, dem Tod, der den Tod besiegt hat, der Auferstehung
und dem Aufstieg zur Rechten des Vaters [Vgl. Phil 2,6-11; Kol 1.15-20;
Eph 5,14; 1 Tim 3,16: 6,1516; 2Tim 2,11-13]. Aus diesem „Wunder aller
Wunder" der Heilsökonomie steigt die Doxologie, das Lob Gottes empor
[Vgl. Eph 1,3-14; Röm 16,25-27; Eph 3,20-21; Jud 24-25].
2642 Die Offenbarung dessen, „was bald geschehen muß" (Offb 1,1),
die Apokalypse, ist von den Gesängen der himmlischen Liturgie [Vgl. Offb
4,8-11; 5,9-14; 7, 10-12] und von der Fürbitte der „Zeugen" [Märtyrer]
[Vgl. Offb 6,9] getragen. Die Propheten und die Heiligen, alle, die wegen
des Zeugnisses für Jesus auf Erden hingeschlachtet wurden‘, die ungeheure
Menge derer, die aus der großen Bedrängnis kamen, sind uns ins Reich vorausgegangen.
Sie besingen die Herrlichkeit dessen, der auf dem Thron sitzt, und die
des Lammes [Vgl. Offb 19,1-8]. In Gemeinschaft mit ihnen singt auch die
Kirche auf Erden diese Lobgesänge im Glauben und in der Prüfung. In Bitte
und Fürbitte hofft der Glaube gegen alle Hoffnung und dankt dem „Vater
der Gestirne", von dem „jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk
kommt" (Jak 1,17). Auf diese Weise wird der Glaube reines Lob.
2643 Die Eucharistie enthält alle diese Gebetsformen und bringt sie zum
Ausdruck: sie ist „die reine Opfergabe" des ganzen Leibes Christi
„zur Ehre seines Namens" [Vgl. DV 8.]; sie ist den Überlieferungen
des Ostens und des Westens zufolge „das Lobopfer" schlechthin.
Kurztexte
2644 Der Heilige Geist der die Kirche lehrt und sie an alles erinnert
was Jesus gesagt hat erzieht sie auch zum Gebetsleben. Innerhalb der gleichbleibenden
Formen des Segens des [Vgl. Mal 1,11] Bittens der Fürbitte der Danksagung
und des Lobes erweckt der Geist neue Ausdrucksweisen.
2645 Weil Gott das Herz des Menschen Segnet kann dieses seinerseits Gott
segnen und preisen der die Quelle allen Segens ist.
2646 Das Bittgebet hat die Vergebung die Suche nach dem Reich Gottes
sowie jedes echte Bedürfnis zum Gegenstand.
2647 Das fürbittende Gebet besteht im Bitten zugunsten anderer. Es kennt
keine Grenze und erstreckt sich auch auf Feinde.
2648 Jede Freude und jede Not jedes Ereignis und jedes Bedürfnis können.
Inhalt der Danksagung sein die an der Danksagung Christi teil hat und
das ganze Leben erfüllen soll Dankt für alles (1 Thess 5 18).
2649 Das ganz uneigennützige Lobgebet richtet .sich auf Gott Es preist
ihn um seiner selbst willen es verherrlicht ihn nicht nur wegen seiner
Taten sondern weil er ist.
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Katechismus der Katholischen Kirche Inhalt
Quelle: http://www.vatican.va/
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