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Katechismus der Katholischen Kirche /
Dritter Teil: Das Leben In Christus
Zweiter Abschnitt - Die Zehn Gebote
Erstes Kapitel - „Du Sollst Den Herrn,
Deinen Gott, Lieben Mit Ganzem Herzen, Ganzer Seele Und Mit All Deiner
Kraft"
2083 Jesus hat die Pflichten des Menschen gegenüber Gott in dem Wort
zusammengefaßt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen,
mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken" (Mt 22,37) [Vgl. Lk
10,27.,,... mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken"]. Dieses
Gebot ist der unmittelbare Widerhall des feierlichen Anrufs: „Höre, Israel
[Vgl. Jak 2, 10-11]! Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig" (Dtn
6,4). Gott hat uns zuerst geliebt. An diese Liebe des einen Gottes erinnert
das erste der „zehn Worte". Die darauf folgenden Gebote erläutern
die liebende Antwort, die der Mensch seinem Gott geben soll.
Artikel 1
Das Erste Gebot
„Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem
Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst
dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel
droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich
nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen
zu dienen" (Ex 20,2_5)[Vgl. Dtn 5,6-9.].
„In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen
und ihm allein dienen" (Mt 4,10).
I. „Du Sollst Den Herrn, Deinen Gott,
Anbeten Und Ihm Dienen"
2084 Gott gibt sich zu erkennen, indem er an sein allmächtiges, gütiges
und befreiendes Handeln in der Geschichte des Volkes erinnert, an das
er sich wendet: „Ich habe dich aus Ägypten geführt, aus dem Sklavenhaus".
Das erste Wort enthält das erste Gebot des Gesetzes: „Den Herrn, deinen
Gott, sollst du fürchten; ihm sollst du dienen ... Ihr sollt nicht anderen
Göttern nachfolgen" (Dtn 6,13-14). Der erste Ruf und die gerechte
Forderung Gottes ist die, daß der Mensch ihn annehme und ihn anbete.
2085 Der eine und wahre Gott offenbart seine Herrlichkeit zunächst dem
Volk Israel [Vgl. Ex 19,16-25; 24, 15-18.]. Mit der Offenbarung Gottes
wird auch die Berufung und das wahre Wesen des Menschen geoffenbart. Der
Mensch ist berufen, Gott zu bezeugen, indem er so handelt, wie es seiner
Erschaffung „nach dem Bilde Gottes" und seiner Gottähnlichkeit entspricht.
Der hl. Justin der Märtyrer sagt (um 155) zu einem gelehrten Juden: „Es
wird nie ein anderer Gott sein, Tryphon, noch war von Ewigkeit her ein
anderer Gott als der, der dieses Weltall gemacht und geordnet hat. Wir
glauben ferner, daß unser Gott kein anderer ist als der eurige, daß er
vielmehr der gleiche ist wie der, der eure Väter aus Ägypten geführt hat
‚mit starker Hand und erhobenem Arm‘. Auch setzen wir unsere Hoffnung
auf keinen anderen Gott - es gibt ja keinen anderen -‚ sondern auf denselben
wie ihr, auf den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs" (Justin, dial.
11,1).
2086 Im ersten Wort „ist das Gebot des Glaubens, der Hoffnung und der
Liebe enthalten. Denn wenn wir von Gott sagen, er sei unbeweglich, unveränderlich,
bleibe immer der gleiche, bekennen wir ihn mit Recht als treu ohne jede
Ungerechtigkeit. Darum ist es notwendig, seinen Worten zuzustimmen, festen
Glauben an ihn und gänzliches Vertrauen zu ihm zu haben. Wer aber seine
Allmacht, Milde und Bereitschaft und Neigung zum Wohltun betrachtet -
könnte der anders als all seine Hoffnung auf ihn setzen? Wenn er die Reichtümer
der Güte und Liebe anschaut, die er in uns ausgegossen hat - muß er ihn
dann nicht lieben? Daher gebraucht Gott zur Einleitung und als Abschluß
seiner Befehle und Gebote die Worte ‚Ich bin der Herr" (Catech. R.
3,2,4).
Glaube
2087 Unser sittliches Leben wurzelt im Glauben an Gott, der uns seine
Liebe offenbart. Der hl. Paulus spricht vom „Gehorsam des Glaubens"
(Röm 1,5; 16,26) als der ersten Pflicht. Im „Verkennen" Gottes sieht
er den Grund und die Erklärung für alle sittlichen Verfehlungen [Vgl.
Röm 1,18-32] Wir haben Gott gegenüber die Pflicht, an ihn zu glauben und
ihn zu bezeugen.
2088 Das erste Gebot verlangt von uns, unseren Glauben zu nähren, ihn
umsichtig und wachsam zu behüten und alles zurückzuweisen, was ihm widerspricht.
Man kann auf verschiedene Weisen gegen den Glauben sündigen:
Freiwilliger Glaubenszweifel besteht in der Vernachlässigung oder Weigerung,
für wahr zu halten, was Gott geoffenbart hat und die Kirche zu glauben
vorlegt. Unfreiwilliger Zweifel besteht im Zögern, zu glauben, in der
Mühe, über Einwände gegen den Glauben hinwegzukommen, oder auch in der
Angst, die durch das Dunkel des Glaubens hervorgerufen wird. Wird der
Zweifel mit Absicht gepflegt, kann er zu geistiger Verblendung führen.
2089 Unglaube besteht in der Mißachtung der geoffenbarten Wahrheit oder
in der willentlichen Weigerung, ihr zuzustimmen. „Häresie nennt man die
nach Empfang der Taufe erfolgte beharrliche Leugnung einer mit göttlichem
und katholischem Glauben zu glaubenden Wahrheit oder einen beharrlichen
Zweifel an einer solchen Glaubenswahrheit; Apostasie nennt man die Ablehnung
des christlichen Glaubens im ganzen; Schisma nennt man die Verweigerung
der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem
untergebenen Gliedern der Kirche" ( [link] CIC, can. 751).
Hoffnung
2090 Wenn Gott sich offenbart und den Menschen anruft, vermag dieser
der göttlichen Liebe nicht aus eigener Kraft voll zu entsprechen. Er muß
hoffen, daß Gott ihm die Fähigkeit schenken wird, seine Liebe zu erwidern
und den Geboten der Liebe entsprechend zu handeln. Die Hoffnung ist die
vertrauensvolle Erwartung des göttlichen Segens und der beseligenden Gottesschau;
sie ist auch mit der Befürchtung verbunden, gegen die Liebe Gottes zu
verstoßen und sich strafbar zu machen.
2091 Das erste Gebot betrifft auch die Sünden gegen die Hoffnung, nämlich
die Verzweiflung und die Vermessenheit.
In der Verzweiflung hört der Mensch auf, von Gott sein persönliches Heil,
die Gnadenhilfe, um zum Heil zu gelangen, oder die Vergebung seiner Sünden
zu erhoffen. Er widersetzt sich damit der Güte Gottes, seiner Gerechtigkeit
- denn der Herr bleibt seinen Verheißungen treu - und seiner Barmherzigkeit.
2092 Es gibt zwei Arten von Vermessenheit: Der Mensch überschätzt seine
Fähigkeiten, indem er hofft, er könne das Heil ohne die Hilfe von oben
erlangen; oder er hofft vermessen, er könne von der Allmacht und dem Erbarmen
Gottes Vergebung erlangen, ohne sich zu bekehren, und selig werden, ohne
es zu verdienen.
Liebe
2093 Im Glauben an die Liebe Gottes liegt die Aufforderung und die Pflicht,
die göttliche Liebe aufrichtig zu erwidern. Das erste Gebot befiehlt uns,
Gott über alles und seinetwegen sämtliche Geschöpfe zu lieben [Vgl. Dtn
6,4-S.]
2094 Man kann auf verschiedene Weise gegen die Liebe zu Gott sündigen.
Gleichgültigkeit versäumt es oder weigert sich, an die Liebe Gottes zu
denken; sie verkennt deren zuvorkommendes Wesen und leugnet ihre Kraft.
Undankbarkeit unterläßt es oder weigert sich, die Liebe Gottes dankbar
anzuerkennen und in Gegenliebe zu erwidern. Lauheit zögert oder unterläßt,
die göttliche Liebe zu erwidern; in ihr kann die Weigerung liegen, sich
dieser Liebe auszuliefern. Überdruß an geistlichen Dingen [acedia] oder
geistige Trägheit kann so weit gehen, daß man die von Gott kommende Freude
verschmäht und das göttliche Gut verabscheut. Haß gegen Gott entspringt
dem Stolz. Er widersetzt sich der Liebe Gottes, dessen Güte er leugnet
und den er vorgeblich deswegen verwünscht, weil Gott die Sünden verbietet
und Strafen verhängt.
II. „Ihm Allein Sollst Du Dienen"
2095 Die göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe
formen die sittlichen Tugenden und erfüllen sie mit Leben. So drängt uns
die Liebe, Gott das zu geben, was wir ihm als Geschöpfe rechtmäßig schulden.
Die Tugend der Gottesverehrung [virtus religionis] macht uns zu dieser
Haltung bereit.
Anbetung
2096 Der erste Akt der Tugend der Gottesverehrung ist die Anbetung. Gott
anbeten heißt, ihn als Gott, als den Schöpfer und Retter, den Herrn und
Meister von allem, was ist, als unendliche und barmherzige Liebe anzuerkennen.
Jesus beruft sich auf das Buch Deuteronomium 1 und sagt: „Vor dem Herrn,
deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen" (Lk
4,8).
2097 Gott anbeten heißt, in Ehrfurcht und absoluter Unterwerfung die
„Nichtigkeit des Geschöpfs" anzuerkennen, welches einzig Gott sein
Dasein verdankt. Gott anbeten heißt, wie Maria im Magnificat ihn zu loben,
ihn zu preisen und sich selbst zu demütigen, indem man dankbar anerkennt,
daß er Großes getan hat und daß sein Name heilig ist [Vgl. Lk 1,46-49].
Die Anbetung des einzigen Gottes befreit den Menschen von der Selbstbezogenheit,
von der Sklaverei der Sünde und der Vergötzung der Welt.
Gebet
2098 Die Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die das erste
Gebot befiehlt, vollenden sich im Gebet. Wir beten Gott an, indem wir
den Geist in Lob- und Dankgebet, Fürbitte und Bitte zu Gott erheben. Das
Gebet ist eine unerläßliche Voraussetzung, um die Gebote Gottes halten
zu können. Man soll „allzeit beten und darin nicht nachlassen" (Lk
18,1).
2099 Es ist richtig, Gott Opfer darzubringen zum Zeichen der Anbetung
und des Dankes, des Flehens und der Gemeinschaft mit ihm. „Ein wahres
Opfer ist jegliches Werk, das getan wird, um in heiliger Gemeinschaft
Gott anzuhangen" (Augustinus, civ. 10,6).
2100 Damit die äußere Opferhandlung wahrhaftig ist, muß sie Ausdruck
einer inneren Opferhaltung sein: „Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein
zerknirschter Geist . . .„ (Ps 51, 19). Die Propheten des Alten Bundes
verurteilten oft die Opfer, die ohne innere Anteilnahme [Vgl. Am 5,21-25]
oder ohne Liebe zum Nächsten [Vgl. Jes 1,10-20, 2 Vgl. Jes 1,10-20, ]
dargebracht werden. Jesus erinnert an das Wort des Propheten Hosea:
„Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" (Mt 9,13; 12,7)[Vgl. Hos
6,6]. Das einzige vollkommene Opfer ist jenes, das Christus am Kreuz in
völliger Hingabe an die Liebe des Vaters und zu unserem Heil dargebracht
hat [Vgl. Hebr 9,13-14. ]
Indem wir uns mit seinem Opfer vereinen, können wir unser Leben zu einer
Opfergabe an Gott machen.
Versprechen und Gelübde
2101 Bei mehreren Anlässen wird der Christ aufgerufen, Gott Versprechen
zu machen. Taufe und Firmung, Trauung und Weihe sind stets mit einem solchen
Versprechen verbunden. Aus persönlicher Frömmigkeit kann der Christ Gott
auch eine Tat, ein Gebet, ein Almosen, eine Wallfahrt oder ähnliches versprechen.
Im treuen Einhalten der Gott gemachten Versprechen zeigt sich die der
göttlichen Majestät geschuldete Ehrerbietung und die Liebe zum getreuen
Gott.
2102 „Ein Gelübde, das ist ein Gott überlegt und frei gegebenes Versprechen,
das sich auf ein mögliches und besseres Gut bezieht, muß kraft der Tugend
der Gottesverehrung erfüllt werden" ( [link] CIC, can. 1191, § 1).
Das Gelübde ist ein Akt der Hingabe, durch den sich der Christ Gott weiht
oder ihm ein gutes Werk verspricht. Durch die Erfüllung seiner Gelübde
schenkt er Gott, was er ihm versprochen und geweiht hat. So war der hl.
Paulus, wie die Apostelgeschichte uns zeigt, sehr darauf bedacht, seine
Gelübde zu erfüllen [Vgl. Apg 18,18; 21,23-24.].
2103 Den Gelübden, den evangelischen Räten entsprechend zu leben, erkennt
die Kirche einen beispielgebenden Wert zu [Vgl. [link] CIC. can. 654]
„Deshalb freut sich die Mutter Kirche darüber, daß sich in ihrem Schoß
viele Männer und Frauen finden, die die Entäußerung des Erlösers nachdrücklicher
befolgen und deutlicher erweisen, indem sie die Armut in der Freiheit
der Kinder Gottes übernehmen und auf den Eigenwillen verzichten, das
heißt, sie unterwerfen sich einem Menschen um Gottes willen hinsichtlich
der Vollkommenheit über das Maß des Gebotes hinaus, um sich dem gehorsamen
Christus mehr gleichzugestalten" (LG 42).
In gewissen Fällen kann die Kirche aus angemessenen Gründen von Gelübden
und Versprechen dispensieren [Vgl. CIC, cann. [link] 692; [link] 1196-1197].
Die Verpflichtung der Gesellschaft zur Gottesverehrung und das Recht
auf Religionsfreiheit
2104 Alle Menschen sind „verpflichtet, die Wahrheit, besonders in dem,
was Gott und seine Kirche angeht, zu suchen und die erkannte Wahrheit
aufzunehmen und zu bewahren" (DH 1). Zu dieser Pflicht werden die
Menschen „durch ihre eigene Natur gedrängt" (DH 2). Diese Pflicht
verbietet nicht, „mit aufrichtigem Ernst" die verschiedenen Religionen
zu achten, die „nicht selten einen Strahl jener Wahrheit wiedergeben,
die alle Menschen erleuchtet" (NA 2); sie widerspricht auch nicht
dem Liebesgebot, das die Christen drängt, „den Menschen, die in Irrtum
oder Unwissenheit in den Dingen des Glaubens befangen sind, in Liebe,
Klugheit und Geduld zu begegnen" (DH 14).
2105 Die Pflicht, Gott aufrichtig zu verehren, betrifft sowohl den einzelnen
Menschen als auch die Gesellschaft. Dies ist „die überlieferte katholische
Lehre von der moralischen Pflicht der Menschen und der Gesellschaften
gegenüber der wahren Religion und der einzigen Kirche Christi" (DH
1). Indem die Kirche unablässig das Evangelium verkündet, bemüht sie sich
darum, daß es den Menschen möglich wird, „Mentalität und Sitte, Gesetz
und Strukturen der Gemeinschaft, in der jemand lebt, im Geist Christi
zu gestalten" (AA 13). Die Christen haben die soziale Verpflichtung,
in jedem Menschen die Liebe zum Wahren und Guten zu achten und zu wecken.
Dies verlangt von ihnen, die einzige wahre Religion, die in der katholischen
und apostolischen Kirche verwirklicht ist [Vgl. DH 1], zu verbreiten.
Die Christen sind berufen, das Licht der Welt zu sein [Vgl. AA 13]. Die
Kirche bezeugt so die Königsherrschaft Christi über die ganze Schöpfung,
insbesondere über die menschlichen Gesellschaften [Vgl. Leo XIII.. Enz.
„Immortale Dei"; Pius Xl., Enz. „Quas primas"].
2106 Religionsfreiheit bedeutet, „daß im religiösen Bereich niemand gezwungen
wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat
und öffentlich, als einzelner und in Verbindung mit anderen innerhalb
der gebührenden Grenzen nach seinem Gewissen zu handeln" (DH 2).
Dieses Recht gründet auf der Natur des Menschen, dessen Würde erfordert,
daß er der göttlichen Wahrheit, die die zeitliche Ordnung übersteigt,
freiwillig zustimmt. Deswegen bleibt dieses Recht „auch denjenigen erhalten,
die der Verpflichtung, die Wahrheit zu suchen und an ihr festzuhalten,
nicht nachkommen" (DH 2).
2107 „Wenn in Anbetracht besonderer Umstände in einem Volk einer einzigen
religiösen Gemeinschaft in der Rechtsordnung des Staates eine spezielle
bürgerliche Anerkennung gezollt wird, so ist es notwendig, daß zugleich
das Recht auf Freiheit in religiösen Dingen für alle Bürger und religiösen
Gemeinschaften anerkannt und gewahrt wird" (DH 6).
2108 Das Recht auf Religionsfreiheit bedeutet weder die moralische Erlaubnis,
einem Irrtum anzuhängen [Vgl. Leo XIII., Enz. „Libertas præstantissimum"],
noch ein angebliches Recht auf Irrtum [Vgl. Pius XII., Ansprache vom 6
Dezember 1953] sondern es ist ein natürliches Recht des Menschen auf die
bürgerliche Freiheit, das heißt darauf, daß im religiösen Bereich - innerhalb
der gebührenden Grenzen - von der politischen Gewalt kein äußerer Zwang
ausgeübt wird. Dieses natürliche Recht ist in der Rechtsordnung der Gesellschaft
anzuerkennen, so daß es zum staatlichen Recht wird [Vgl. DH 2. ].
2109 Das Recht auf Religionsfreiheit darf an sich weder unbeschränkt
[Vgl. Pius VI., Breve „Quod aliquantum"] noch bloß durch eine positivistisch
oder naturalistisch verstandene „öffentliche Ordnung" [Vgl. Pius
IX., Enz. „Quanta cura".] beschränkt sein. Die diesem Recht innewohnenden
„gerechten Grenzen" sind für jede Gesellschaftssituation den Forderungen
des Gemeinwohls entsprechend durch die politische Klugheit zu bestimmen
und durch die staatliche Autorität „nach rechtlichen Normen, die der objektiven
sittlichen Ordnung entsprechen", zu bestätigen (DH 7).
III. „Du Sollst Neben Mir Keine Anderen
Götter Haben"
2110 Das erste Gebot verbietet, neben dem einen Herrn, der sich seinem
Volk geoffenbart hat, noch andere Götter zu verehren. Es untersagt Aberglauben
und Unglauben. Der Aberglaube ist gewissermaßen ein abartiges Zuviel an
Religiosität, der Unglaube ein Zuwenig, ein der Tugend der Gottesverehrung
widersprechendes Laster.
Aberglaube
2111 Der Aberglaube ist eine Entgleisung des religiösen Empfindens und
der Handlungen, zu denen es verpflichtet. Er kann sich auch in die Verehrung
einschleichen, die wir dem wahren Gott erweisen. So wenn z. B. bestimmten,
im übrigen berechtigten oder notwendigen Handlungen eine magische Bedeutung
beigemessen wird. Wer die Wirksamkeit von Gebeten oder von sakramentalen
Zeichen dem bloß äußerlichen Verrichten zuschreibt und dabei von den inneren
Haltungen, die sie erfordern, absieht, verfällt dem Aberglaube [Vgl. Mt
23,16-22].
Götzendienst
2112 Das erste Gebot verurteilt die Vielgötterei. Es verlangt vom Menschen,
nur an Gott, nicht an andere Götter zu glauben und außer dem einen Gott
keine anderen Gottheiten zu verehren. Die Schrift mahnt beständig zur
Zurückweisung der Götzen. Diese „sind nur Silber und Gold, ein Machwerk
von Menschenhand. Sie haben einen Mund und reden nicht, Augen und sehen
nicht." Diese kraftlosen Götzen machen kraftlos: „Die sie gemacht
haben, sollen ihrem Machwerk gleichen, alle, die den Götzen vertrauen"
(Ps 115,4_5.8) [Vgl. Jes 44,9-10; Jer 10,1-16; Dtn 14,1-30: Bar 6; Weish
13,1-15,19]. Gott hingegen ist der „lebendige Gott" (z. B. Jos 3,10
und Ps 42,3), der Leben schafft und in die Geschichte eingreift.
2113 Götzendienst kommt nicht nur in den falschen Kulten des Heidentums
vor. Er bleibt auch für den Glauben eine beständige Versuchung. Es ist
Götzendienst, wenn der Mensch anstelle Gottes etwas Geschaffenes ehrt
und verehrt, ob es sich nun um Götter oder Dämonen (z. B. im Satanismus)
oder um Macht, Vergnügen, Rasse, Ahnen, Staat, Geld oder ähnliches handelt.
„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon", sagt Jesus
(Mt 6,24). Zahlreiche Märtyrer starben, weil sie „das Tier" nicht
anbeteten [Vgl. Offb 13-14]; sie weigerten sich sogar, es auch nur zum
Schein zu verehren. Götzendienst läßt Gott nicht als den einzigen Herrn
gelten; er schließt also von der Gemeinschaft mit Gott aus [Vgl. Gal 5,20;
Eph 5,5].
2114 In der Anbetung des einzigen Gottes wird das menschliche Leben zu
einer Einheit. Das Gebot, den einen Herrn allein anzubeten, macht den
Menschen einfach und rettet ihn vor unendlicher Zersplitterung. Der Götzendienst
ist eine Perversion des dem Menschen angeborenen religiösen Empfindens.
Den Götzen dient, „wer seinen unzerstörbaren Sinn für Gott auf etwas anderes
als auf Gott richtet" (Origenes, Cels. 2,40).
Wahrsagerei und Magie
2115 Gott kann seinen Propheten und anderen Heiligen die Zukunft offenbaren.
Die christliche Haltung besteht jedoch darin, die Zukunft vertrauensvoll
der Vorsehung anheimzustellen und sich jeglicher ungesunder Neugier zu
enthalten. Wer es an notwendiger Voraussicht fehlen läßt, handelt verantwortungslos.
2116 Sämtliche Formen der Wahrsagerei sind zu verwerfen: Indienstnahme
von Satan und Dämonen, Totenbeschwörung oder andere Handlungen, von denen
man zu Unrecht annimmt, sie könnten die Zukunft „entschleiern" [Vgl.
Dtn 18,10; Jer 29,8.]. Hinter Horoskopen, Astrologie, Handlesen, Deuten
von Vorzeichen und Orakeln, Hellseherei und dem Befragen eines Mediums
verbirgt sich der Wille zur Macht über die Zeit, die Geschichte und letztlich
über die Menschen, sowie der Wunsch, sich die geheimen Mächte geneigt
zu machen. Dies widerspricht der mit liebender Ehrfurcht erfüllten Hochachtung,
die wir allein Gott schulden.
2117 Sämtliche Praktiken der Magie und Zauberei, mit denen man sich geheime
Mächte untertan machen will, um sie in seinen Dienst zu stellen und eine
übernatürliche Macht über andere zu gewinnen - sei es auch, um ihnen Gesundheit
zu verschaffen -‚ verstoßen schwer gegen die Tugend der Gottesverehrung.
Solche Handlungen sind erst recht zu verurteilen, wenn sie von der Absicht
begleitet sind, anderen zu schaden, oder wenn sie versuchen, Dämonen in
Anspruch zu nehmen. Auch das Tragen von Amuletten ist verwerflich. Spiritismus
ist oft mit Wahrsagerei oder Magie verbunden. Darum warnt die Kirche die
Gläubigen davor. Die Anwendung sogenannter natürlicher Heilkräfte rechtfertigt
weder die Anrufung böser Mächte noch die Ausbeutung der Gutgläubigkeit
anderer.
Verfehlungen gegen die Gottesverehrung
2118 Das erste Gebot Gottes verwirft die Sünden gegen die Gottesverehrung.
Dazu gehören in erster Linie: Gott in Worten oder Handlungen zu versuchen,
Sakrileg und Simonie.
2119 Gott zu versuchen bedeutet, daß man seine Güte und Allmacht durch
Worte oder Taten auf die Probe stellt. So wollte Satan Jesus dazu bringen,
sich vom Tempel hinabzustürzen und dadurch Gott zum Eingreifen zu zwinge
[Vgl. Lk 4,9.]. Jesus hält ihm das Wort Gottes entgegen: „Ihr sollt den
Herrn, euren Gott, nicht auf die Probe stellen" (Dtn 6,16). Die Herausforderung,
die in einem solchen Ansinnen an Gott liegt, verletzt die Ehrfurcht und
das Vertrauen, die wir unserem Schöpfer und Herrn schulden. Dies schließt
immer einen Zweifel an der Liebe, der Vorsehung und der Macht Gottes ein
[Vgl. 1 Kor 10,9; Ex 17,2-7; Ps 95,9 ].
2120 Ein Sakrileg begeht, wer Sakramente oder andere liturgische Handlungen,
gottgeweihte Personen, Dinge oder Orte entweiht oder verunehrt. Eine besonders
schwere Sünde ist das Sakrileg dann, wenn es sich gegen die Eucharistie
richtet, denn in diesem Sakrament ist der Leib Christi substantiell gegenwärtig
[Vgl. CIC, cann. [link] 1367; [link] 1376].
2121 Simonie besteht im Kauf oder Verkauf geistlicher Dinge. Zu Simon
dem Zauberer, der die geistliche Macht kaufen wollte, die er in den Aposteln
am Werk sah, sagte der hl. Petrus: „Dein Silber fahre mit dir ins Verderben,
wenn du meinst, die Gabe Gottes lasse sich für Geld kaufen" (Apg
8,20). Er hielt sich an das Wort Jesu: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst
sollt ihr geben" (Mt 10,8) [Vgl. schon Jes 55,1.]. Man kann sich
nicht geistliche Güter aneignen und so tun, als wäre man deren Besitzer
oder Herr, denn sie kommen von Gott. Man kann sie nur als Geschenk von
ihm empfangen.
2122 „Der Spender [von Sakramenten] darf außer den von der zuständigen
Autorität festgesetzten Stolgebühren für die Sakramentenspendung nichts
fordern; er hat immer darauf bedacht zu sein, daß Bedürftige nicht wegen
ihrer Armut der Hilfe der Sakramente beraubt werden" ( [link] CIC,
can. 848). Die zuständige Autorität setzt „Stolgebühren" fest, kraft
des Grundsatzes, daß das christliche Volk für den Unterhalt der kirchlichen
Amtsträger aufzukommen hat. „Denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen
Unterhalt" (Mt 10,10) [Vgl. Lk 10,7; 1 Kor 9,5-18; 1 Tim 5,17-18.].
Atheismus
2123 „Viele von unseren Zeitgenossen erkennen ... [die] innigste und
lebenskräftige Verbindung mit Gott überhaupt nicht oder verwerfen sie
ausdrücklich, so daß der Atheismus zu den ernstesten Gegebenheiten dieser
Zeit zu rechnen ... ist" (GS 19,1).
2124 Der Begriff „Atheismus" kann sehr verschiedene Phänomene bezeichnen.
Eine häufige Form ist der praktische Materialismus, der seine Bedürfnisse
und Anliegen auf den Raum und die Zeit beschränkt. Der atheistische Humanismus
ist der falschen Ansicht, „daß der Mensch sich selbst Ziel und alleiniger
Gestalter und Schöpfer seiner eigenen Geschichte sei" (GS 20, 1).
Eine weitere Form des heutigen Atheismus erwartet die Befreiung des Menschen
durch eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Befreiung. „Dieser Befreiung
steht, so behauptet er, die Religion ihrer Natur nach im Wege, insofern
sie die Hoffnung des Menschen auf ein künftiges und trügerisches Leben
richte und ihn dadurch vom Aufbau der irdischen Gesellschaft abschrecke"
(GS 20,2).
2125 Da der Atheismus die Existenz Gottes leugnet oder ablehnt, ist er
eine Sünde gegen die Tugend der Gottesverehrung [Vgl. Röm 1,18.]. Absichten
und Umstände können die Verantwortlichkeit für dieses Vergehen stark einschränken.
An der Entstehung und Verbreitung des Atheismus können „die Gläubigen
einen nicht geringen Anteil haben, insofern man sagen muß, daß sie durch
Vernachlässigung der Glaubenserziehung, durch mißverständliche Darstellung
der Lehre oder auch durch die Mängel ihres religiösen, sittlichen und
gesellschaftlichen Lebens das wahre Antlitz Gottes und der Religion eher
verhüllen als offenbaren" (GS 19,3).
2126 Oft basiert der Atheismus auf einer falschen Auffassung von der
menschlichen Autonomie, die so weit geht, daß sie jegliche Abhängigkeit
von Gott leugnet [Vgl. GS 20,1]. Es ist jedoch so, „daß die Anerkennung
Gottes der Würde des Menschen keineswegs widerstreitet, da diese Würde
in Gott selbst gründet und vollendet wird" (GS 21,3). Die Kirche
weiß, „daß ihre Botschaft mit den verborgensten Wünschen des menschlichen
Herzens übereinstimmt" (GS 21,7).
Agnostizismus
2127 Der Agnostizismus hat mehrere Formen. In manchen Fällen weigert
sich der Agnostiker, Gott zu leugnen, und postuliert sogar die Existenz
eines transzendenten Wesens; dieses könne sich aber nicht offenbaren und
niemand könne etwas über es aussagen. In anderen Fällen nimmt der Agnostiker
zur Existenz Gottes gar nicht Stellung, da es unmöglich sei, diese zu
beweisen, ja auch nur zu bejahen oder zu leugnen.
2128 Im Agnostizismus kann zuweilen ein gewisses Suchen nach Gott liegen;
er kann aber auch auf Gleichgültigkeit beruhen, auf einer Flucht vor der
letzten Daseinsfrage und einer Trägheit des Gewissens. Allzuoft kommt
der Agnostizismus dem praktischen Atheismus gleich.
IV. „Du Sollst Dir Kein Gottesbildnis
Machen"
2129 Die göttliche Weisung untersagt jede von Menschenhand angefertigte
Darstellung Gottes. Das Buch Deuteronomium erklärt: „Eine Gestalt habt
ihr an dem Tag, als der Herr am Horeb mitten aus dem Feuer zu euch sprach,
nicht gesehen. Lauft nicht in euer Verderben, und macht euch kein Gottesbildnis,
das irgend etwas darstellt" (Dtn 4, 15-16). Der absolut transzendente
Gott hat sich Israel geoffenbart. „Er ist alles", aber gleichzeitig
„ist er doch größer als alle seine Werke" (Sir 43,27-28). Er ist
„der Urheber der Schönheit" (Weish 13,3).
2130 Doch schon im Alten Testament hat Gott die Anfertigung von Bildern
angeordnet oder erlaubt, die sinnbildlich auf das Heil durch das fleischgewordene
Wort hinweisen sollten: beispielsweise die eherne Schlange [Vgl. Num 21,4-9;
weish 16, 5-14; Job 3,14-15], die Bundeslade und die Kerubim [Vgl. Ex
25,10-22; 1 Kön 6, 23-28; 7, 23-26]
2131 Unter Berufung auf das Mysterium des fleischgewordenen Wortes hat
das siebte Ökumenische Konzil in Nizäa im Jahr 787 die Verehrung der Ikonen,
die Christus oder auch die Gottesmutter, Engel und Heilige darstellen,
gegen die Ikonoklasten verteidigt. Durch seine Menschwerdung hat der Sohn
Gottes eine neue Bilder-,,Ökonomie" eröffnet.
2132 Die christliche Bilderverehrung widerspricht nicht dem ersten Gebot,
das Götzenbilder verbietet. Denn „die Ehre, die wir einem Bild erweisen,
geht über auf das Urbild" (Basilius, Spir. 18,45), und „wer das Bild
verehrt, verehrt in ihm die Person des darin Abgebildeten" (2. K.
v. Nizäa: DS 601) [Vgl. K. v. Trient: DS 1821-1825; 2. Vatikanisches Konzil:
SC 126; LG 67]. Die Ehre, die wir den heiligen Bildern erweisen, ist eine
„ehrfürchtige Verehrung", keine Anbetung; diese steht allein Gott
zu.
„Die Gottesverehrung wird nicht den Bildern als Ding zuteil, sondern
nur insofern sie Bilder sind, die zum menschgewordenen Gott führen.
Die Bewegung, die sich auf das Bild als Bild richtet, bleibt nicht in
diesem stehen, sondern strebt zu dem, dessen Bild es ist" (Thomas
v. A., s. th. 2-2, 81,3, ad 3).
Kurztexte
2133 „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit
ganzer Seele und mit ganzer Kraft" (Dtn 6 5).
2134 Das erste Gebot fordert den Menschen auf an Gott zu glauben auf
ihn zu hoffen und ihn über alles zu lieben.
2135 Vor dem Herrn deinem Gott sollst du dich niederwerfen und ihm allein
dienen (Mt 4 10) Gott anbeten zu ihm beten ihm die gebührende Verehrung
erweisen und die ihm gemachten Versprechen und Gelübde erfüllen sind Akte
der Tugend der Gottesverehrung ein Befolgen des ersten Gebotes.
2136 Die Pflicht Gott echte Verehrung zu erweisen betrifft den Menschen
als Einzelwesen und als gesellschaftliches Wesen.
2137 Der Mensch soll die Religion privat und öffentlich in Freiheit bekennen
können (DH 15).
2138 Der Aberglaube ist ein Abweichen von der Verehrung die wo dem wahren
Gott schulden. Er zeigt sich in Götzendienst sowie in verschiedenen Formen
der Wahrsagerei und Magie.
2139 Gott in Worten oder Taten auf die Probe zu stellen das Sakrileg
und die Simonie sind durch das erste Gebot verbotene Sünden gegen die
Gottesverehrung.
2140 Da der Atheismus die Existenz Gottes leugnet oder ablehnt, ist er
eine Sünde gegen das erste Gebot.
2141 Die Verehrung heiliger Bilder gründet auf dem Mysterium der Inkarnation
des Wortes Gottes. Sie widerspricht dem ersten Gebot nicht.
Artikel 2
Das Zweite Gebot
„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen"
(Ex 20,7; Dtn 5,11).
„Zu den Alten ist gesagt worden: Du sollst keinen Meineid schwören ...
Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht" (Mt 5, 33-34).
I. Der Name Des Herrn Ist Heilig
2142 Das zweite Gebot schreibt vor, den Namen des Herrn zu achten. Wie
das erste Gebot gehört es zur Tugend der Gottesverehrung und bestimmt
insbesondere unseren Wortgebrauch in heiligen Dingen.
2143 Unter allen Offenbarungsworten nimmt der geoffenbarte Name Gottes
eine einzigartige Stellung ein. Gott vertraut seinen Namen jenen an, die
an ihn glauben. Er gibt sich ihnen im Mysterium seiner Person zu erkennen.
Diese Preisgabe des Namens ist ein Zeichen des Vertrauens und der Freundschaft.
„Der Name des Herrn ist heilig." Darum darf der Mensch ihn nicht
mißbrauchen. Er soll ihn in schweigender, liebender Anbetung im Gedächtnis
behalten [Vgl. Sach 2,17]. Er darf ihn nur gebrauchen, um Gott zu preisen,
zu loben und zu verherrlichen [Vgl. Ps 29,2; 96,2; 113,1-2].
2144 In der Ehrfurcht vor dem Namen Gottes äußert sich die Ehrfurcht,
die man dem Mysterium Gottes selbst und allem Heiligen schuldet. Der Sinn
für das Heilige gehört zur Tugend der Gottesverehrung.
„Sind Scheu und Ehrfurcht christliche Gefühle oder nicht? Niemand kann
vernünftigerweise daran zweifeln. Es sind die Gefühle, die wir - und
zwar ganz intensiv - hätten, wenn wir den erhabenen Gott schauten. Es
sind tatsächlich die Gefühle, die wir haben sollen, wenn wir seiner
Gegenwart bewußt werden. In dem Maß, als wir glauben, daß er zugegen
ist, müssen wir sie haben. Sie nicht haben, heißt, sich nicht bewußt
sein, nicht glauben, daß er zugegen ist" (J. H. Newman, par. 5,2).
2145 Der Gläubige soll den Namen des Herrn bezeugen, indem er furchtlos
seinen Glauben bekennt [Vgl. Mt 10,32; 1 Tim 6,12]. Predigt und Katechese
sollen von Anbetung und Achtung gegenüber dem Namen des Herrn Jesus Christus
durchdrungen sein.
2146 Das zweite Gebot verbietet den Mißbrauch des Namens Gottes, das
heißt jeden unziemlichen Gebrauch der Namen Gottes, Jesu Christi, aber
auch der Jungfrau Maria und aller Heiligen.
2147 Versprechen, die man jemandem im Namen Gottes macht, bringen die
Ehre, Zuverlässigkeit, Wahrhaftigkeit und Autorität Gottes ins Spiel.
Sie müssen unbedingt eingehalten werden. Wer sie nicht hält, mißbraucht
den Namen Gottes und erklärt Gott gleichsam zum Lügner [Vgl. 1 Joh 1,10.]
2148 Gotteslästerung ist ein direkter Verstoß gegen das zweite Gebot.
Sie besteht darin, daß man - innerlich oder äußerlich - gegen Gott Worte
des Hasses, des Vorwurfs, der Herausforderung äußert, schlecht über Gott
redet, es in Worten an Ehrfurcht vor ihm fehlen läßt und den Namen Gottes
mißbraucht. Der hl. Jakobus tadelt jene, „die den hohen Namen [Jesu] lästern,
der über euch ausgerufen worden ist" (Jak 2,7). Das Verbot der Gotteslästerung
erstreckt sich auch auf Worte gegen die Kirche Christi, die Heiligen oder
heilige Dinge. Gotteslästerlich ist es auch, den Namen Gottes zu mißbrauchen,
um verbrecherische Handlungen zu decken, Völker zu versklaven, Menschen
zu foltern oder zu töten. Der Mißbrauch des Namens Gottes zum Begehen
eines Verbrechens führt zur Verabscheuung der Religion.
Gotteslästerung widerspricht der Ehrfurcht, die man Gott und seinem heiligen
Namen schuldet. Sie ist in sich eine schwere Sünde [Vgl. [link] CIC, can.
1369].
2149 Flüche, die den Namen Gottes ohne gotteslästerliche Absicht mißbrauchen,
sind ein Mangel an Ehrfurcht vor dem Herrn. Das zweite Gebot untersagt
auch den magischen Gebrauch des Namens Gottes.
„Der Name Gottes ist da groß, wo man ihn mit der Ehrfurcht ausspricht,
die seiner Größe und Majestät gebühren. Der Name Gottes ist da heilig,
wo man ihn in Verehrung und in Furcht, ihn zu beleidigen, ausspricht"
(Augustinus, serm. Dom. 2,45, 19).
II. Mißbrauch Des Namens Gottes
2150 Das zweite Gebot verbietet den Meineid. Schwören oder einen Eid
ablegen heißt Gott zum Zeugen anrufen für das, was man aussagt. Es heißt
die göttliche Wahrhaftigkeit anrufen, damit sie für die eigene Wahrhaftigkeit
bürge. Der Eid verpflichtet auf den Namen des Herrn. „Den Herrn, deinen
Gott, sollst du fürchten; ihm sollst du dienen, bei seinem Namen sollst
du schwören" (Dtn 6, 13).
2151 Die Verwerfung des Meineids ist eine Pflicht gegenüber Gott. Als
Schöpfer und Herr ist Gott das Maß aller Wahrheit. Das Wort des Menschen
steht in Übereinstimmung oder im Widerspruch zu Gott, der die Wahrheit
selbst ist. Sofern der Eid der Wahrheit entspricht und berechtigt ist,
unterstreicht er, daß das Wort des Menschen auf die Wahrheit Gottes bezogen
ist. Der Meineid dagegen nimmt Gott zum Zeugen für eine Lüge.
DAS LEBEN IN CHRISTUS
2152 Eidbrüchig ist, wer unter Eid ein Versprechen ablegt, das er gar
nicht zu halten beabsichtigt oder nachträglich bricht. Eidbruch ist ein
schwerwiegender Mangel an Achtung gegenüber dem, der Herr über jedes Wort
ist.
Sich unter Eid verpflichten, etwas Schlechtes zu tun, verstößt gegen
die Heiligkeit des göttlichen Namens.
2153 Jesus hat das zweite Gebot in der Bergpredigt dargelegt: „Ihr habt
gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören,
und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage
euch: Schwört überhaupt nicht ... Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein;
alles andere stammt vom Bösen" (Mt 5,33 34.37)
[Vgl. Jak 5,12]. Jesus lehrt, daß jeder Eid Gott miteinbezieht und daß
Gottes Gegenwart und seine Wahrheit in jedem Wort in Ehren zu halten sind.
Sich beim Sprechen nur mit Bedacht des Wortes „Gott" zu bedienen,
entspricht der ehrfürchtigen Achtung vor seiner Gegenwart, die durch jede
unserer Aussagen bezeugt oder verhöhnt wird.
2154 In Anlehnung an den hl. Paulus [Vgl. 2 Kor 1,23; Gal 1,20.] hat
die Überlieferung der Kirche das Wort Jesu so verstanden, daß es den Eid
dann, wenn er sich auf eine schwerwiegende und gerechte Sache (z. B. vor
Gericht) bezieht, nicht verbietet. „Ein Eid, das ist die Anrufung des
göttlichen Namens als Zeugen für die Wahrheit, darf nur geleistet werden
in Wahrheit, Überlegung und Gerechtigkeit" ( [link] CIC, can. 1199,
§ 1).
2155 Die Heiligkeit des Namens Gottes verlangt, daß man ihn nicht um
belangloser Dinge willen benutzt. Man darf auch keinen Eid ablegen, wenn
er aufgrund der Umstände als eine Billigung der Gewalt, die ihn ungerechterweise
verlangt, verstanden werden könnte. Wenn der Eid von unrechtmäßigen staatlichen
Autoritäten verlangt wird, darf er verweigert werden. Er muß verweigert
werden, wenn er zu Zwecken verlangt wird, die der Menschenwürde oder der
Gemeinschaft der Kirche widersprechen.
III. Der Christliche Name
2156 Das Sakrament der Taufe wird gespendet „auf den Namen des Vaters
und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19). In der Taufe
heiligt der Name des Herrn den Menschen, und der Christ erhält seinen
Namen in der Kirche. Es kann der Name eines Heiligen sein, das heißt eines
Jüngers Christi, der in vorbildlicher Treue zu seinem Herrn gelebt hat.
Der Namenspatron ist ein Vorbild christlicher Liebe und sichert seine
Fürbitte zu. Der Taufname kann auch ein christliches Mysterium oder eine
christliche Tugend zum Ausdruck bringen. „Die Eltern, die Paten und der
Pfarrer haben dafür zu sorgen, daß kein Name gegeben wird, der christlichem
Empfinden fremd ist" ( [link] CIC, can. 855)
2157 Der Christ beginnt seinen Tag, sein Gebet und seine Handlungen mit
dem Kreuzzeichen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Amen". Als Getaufter weiht er den Tag der Ehre Gottes und
ruft die Gnade des Erlösers an, die es ihm ermöglicht, im Heiligen Geist
als Kind des Vaters zu handeln. Das Kreuzzeichen stärkt uns in Versuchungen
und Schwierigkeiten.
2158 Gott ruft jeden bei seinem Namen [Christi, der in vorbildlicher
Treue zu seinem Herrn gelebt hat. Der Namenspatron ist ein Vorbild christlicher
Liebe und sichert seine Fürbitte zu. Der Taufname kann auch ein christliches
Mysterium oder eine christliche Tugend zum Ausdruck bringen. „Die Eltern,
die Paten und der Pfarrer haben dafür zu sorgen, daß kein Name gegeben
wird, der christlichem Empfinden fremd ist" ( [link] CIC, can. 855)
]. Der Name jedes Menschen ist heilig. Der Name ist gleichsam die Ikone
der Person. Zum Zeichen der Würde dessen, der ihn trägt, soll der Name
in Ehren gehalten werden.
2159 Der empfangene Name ist ein Name auf ewig. Im Himmelreich wird der
geheimnisvolle und einzigartige Charakter jeder mit dem Namen Gottes bezeichneten
Person in vollem Licht erstrahlen. „Wer siegt, dem werde ich einen weißen
Stein geben, und auf dem Stein steht ein neuer Name, den nur der kennt,
der ihn empfängt" (Offb 2,17). „Und ich sah: Das Lamm stand auf dem
Berg Zion, und bei ihm waren hundert vier und vierzigtausend; auf ihrer
Stirn trugen sie seinen Namen und den Namen seines Vaters" (Offb
14,1).
Kurztexte
2160 Herr unser Herrscher wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde
(Ps 8 2).
2161 Das zweite Gebot schreibt vor den Namen des Herrn in Ehren zu halten
Der Name des Herrn ist heilig.
2162 Das zweite Gebot verbietet jede ungeziemende Verwendung des Namens
Gottes. Wer die Namen Gottes Jesu Christi der Jungfrau Maria und Heiliger
auf beleidigende Weise gebraucht lasten Gott.
2163 Der Meineid fordert Gott zum Zeugen für eine Luge. Der Eidbruch
ist eine schwere Verfehlung gegen den Herrn der seine Versprechen stets
treu halt.
2164 Schwöre nicht weder beim Schöpfer noch beim Geschöpf es sei denn
mit Wahrheit aus Notwendigkeit und mit Ehrfurcht (Ignatius ex spir 38).
2165 Bei der Taufe er halt der Christ seinen Namen in der Kirche. Die
Eltern die Paten und der Pfarrer sollen dafür sorgen daß man ihm einen
christlichen Vornamen gibt. Der heilige Namenspatron dient als Vorbild
der christlichen Liebe und sichert seine Fürbitte zu.
2166 Der Christ beginnt sein Gebet und seine Handlungen mit dem Kreuzzeichen
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen ".
2167 Gott ruft jeden Menschen bei seinem Namen [Vgl. Jes 43,1; Joh 10,3.].
Artikel 3
Das Dritte Gebot
„Gedenke des Sabbat: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen
und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem
Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun" (Ex 20, 8_10) [Vgl.
Dtn 5,12-15. ].
„Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.
Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat" (Mk 2, 27-28).
I. Der Tag Des Sabbat
2168 Das dritte Gebot des Dekalogs betont die Heiligkeit des Sabbat.
„Der siebte Tag ist Sabbat, Ruhetag, heilig für den Herrn" (Ex 31,
15).
2169 Die Heilige Schrift gedenkt in diesem Zusammenhang der Schöpfungstat:
„In sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles,
was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag
gesegnet und ihn für heilig erklärt" (Ex 20,11).
2170 Die Schrift offenbart im Tag des Herrn auch ein Gedenken an die
Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens: „Denk daran: Als du in
Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und
hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein
Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten" (Dtn 5,15).
2171 Gott hat Israel den Sabbat anvertraut, damit es ihn zum Zeichen
des unverbrüchlichen Bundes hatte [Vgl. Ex 31,16.]. Der Sabbat ist für
den Herrn da; er ist dem Lobpreis Gottes, seines Schöpfungswerkes und
seiner Heilstaten für Israel vorbehalten und geweiht.
2172 Das Tun Gottes ist Vorbild für das menschliche Tun. Gott ruhte am
siebten Tag „und atmete auf" (Ex 31,17); darum soll auch der Mensch
die Arbeit ruhen und die anderen, vor allem die Armen, „zu Atem kommen"
lassen (Ex 23,12). Der Sabbat unterbricht den Arbeitsalltag und gewährt
eine Ruhepause. Er ist ein Tag des Protestes gegen die Fron der Arbeit
und die Vergötzung des Geldes [Vgl. Neh 13,15-22; 2 Chr 36,21.].
2173 Das Evangelium berichtet von zahlreichen Zwischenfällen, bei denen
Jesus beschuldigt wird, das Sabbatgebot zu verletzen. Jesus verstößt jedoch
nie gegen die Heiligkeit dieses Tages [Vgl. Mk 1.21; Joh 9,16.]. Er gibt
mit Autorität dessen wahren Sinn an: „Der Sabbat ist für den Menschen
da, nicht der Mensch für den Sabbat" (Mk 2,27). Voll Mitleid beansprucht
Christus das Recht, am Sabbat Gutes zu tun statt Böses, ein Leben zu retten,
statt es zu verderben [Vgl. Mk 3,4. ]. Der Sabbat ist der Tag des barmherzigen
Herrn und der Gottesverehrung [Vgl. Mt 12,5; Joh 7,23. ]. „Deshalb ist
der Menschensohn Herr auch über den Sabbat" (Mk 2,28).
II. Der Tag Des Herrn
„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und
uns an ihm freuen" (Ps 118,24).
Der Tag der Auferstehung: die neue Schöpfung
2174 Jesus ist „am ersten Tag der Woche" (Mt 28, 1; Mk 16,2; Lk
24,1; Joh 20,1) von den Toten auferstanden. Als der „erste Tag" erinnert
der Tag der Auferstehung Christi an die erste Schöpfung. Als „achter Tag",
der auf den Sabbat folgt 1, bedeutet er die mit der Auferstehung Christi
angebrochene neue Schöpfung. Er ist für die Christen zum ersten aller
Tage, zum ersten aller Feste geworden, zum „Tag des Herrn" [hè kyriakè
heméra, dies dominica], zum „Sonntag".
„Am Sonntag kommen wir alle zusammen, weil er der erste Tag ist, an welchem
Gott aus der Finsternis den Urstoff gezogen und die Welt erschaffen hat,
und weil Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tage von den Toten auferstanden
ist" (Justin apol. 1,67).
Der Sonntag - Vollendung des Sabbats
2175 Der Sonntag unterscheidet sich ausdrücklich vom Sabbat, anstelle
dessen er, in Erfüllung des Sabbatgebotes, von den Christen allwöchentlich
am Folgetag des Sabbats gefeiert wird. Der Sonntag erfüllt im Pascha Christi
den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbats und kündigt die ewige Ruhe
des Menschen in Gott an. Der Kult des Gesetzes bereitete ja auf das Mysterium
Christi vor und seine Riten wiesen auf das Leben Christi voraus [Vgl.
1 Kor 10,11.].
„Wenn nun die, die in alten Bräuchen wandelten, zu neuer Hoffnung gelangten
und nicht mehr den Sabbat halten, sondern nach dem Tag des Herrn leben,
an dem auch unser Leben aufging durch ihn und seinen Tod ... wie werden
wir leben können ohne ihn?" (Ignatius v. Antiochien, Magn. 9,1).
2176 Die Feier des Sonntags hält sich an die sittliche Vorschrift, die
dem Menschenherzen von Natur aus eingeschrieben ist: Gott einen sichtbaren,
öffentlichen und regelmäßigen „äußeren Kult zu erweisen zur Erinnerung
an eine allgemeine Wohltat, welche alle Menschen angeht" (Thomas
v. A., s. th. 2-2,122,4). Die Sonntagsfeier erfüllt das im Alten Testament
geltende Gebot, dessen Rhythmus und Sinn sie übernimmt, indem sie jede
Woche den Schöpfer und Erlöser seines Volkes feiert.
Die sonntägliche Eucharistiefeier
2177 Die sonntägliche Feier des Tages des Herrn und seiner Eucharistie
steht im Mittelpunkt des Lebens der Kirche. „Der Sonntag, an dem das österliche
Geheimnis gefeiert wird, ist aus apostolischer Tradition in der ganzen
Kirche als der gebotene ursprüngliche Feiertag zu halten" ( [link]
CIC, can. 1246, § 1).
„Ebenso müssen gehalten werden die Tage der Geburt unseres Herrn Jesus
Christus, der Erscheinung des Herrn, der Himmelfahrt und des heiligsten
Leibes und Blutes Christi, der heiligen Gottesmutter Maria, ihrer Unbefleckten
Empfängnis und ihrer Aufnahme in den Himmel, des heiligen Joseph, der
heiligen Apostel Petrus und Paulus und schließlich Allerheiligen"
( [link] CIC, can. 1246, § 1).
2178 Dieser Brauch der christlichen Versammlung geht auf die Zeit der
Apostel zurück [Vgl. Apg 2,42-46; 1 Kor 11,17.]. Der Hebräerbrief ermahnt:
„Laßt uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es einigen zur
Gewohnheit geworden ist, sondern ermuntert einander" (Hebr 10,25).
Die Überlieferung bewahrt die Erinnerung an eine stets aktuelle Ermahnung:
„Früh zur Kirche kommen, sich dem Herrn nahen und seine Sünden beichten,
im Gebet bereuen, ... der heiligen, göttlichen Liturgie beiwohnen, sein
Gebet beenden und nicht weggehen vor der Entlassung ... Wir sagten es
schon oft: Dieser Tag ist euch zum Gebet und zum Ausruhen gegeben. Er
ist der Tag, den der Herr gemacht hat. An ihm laßt uns jubeln und uns
freuen" (Sermo de die dominica).
2179 „Die Pfarrei ist eine bestimmte Gemeinschaft von Gläubigen, die
in einer Teilkirche auf Dauer errichtet ist und deren Seelsorge unter
der Autorität des Diözesanbischofs einem Pfarrer als ihrem eigenen Hirten
anvertraut wird" ( [link] CIC, can. 515, § 1). Sie ist der Ort, wo
sich alle Gläubigen zur sonntäglichen Eucharistiefeier versammeln können.
Die Pfarrei führt das christliche Volk in das liturgische Leben ein und
versammelt es bei dieser Feier; sie gibt die Heilslehre Christi weiter;
sie übt in guten und brüderlichen Werken die Nächstenliebe des Herrn aus.
Du kannst daheim nicht beten wie in der Kirche, wo eine große Anzahl
da ist und wo wie aus einem Herzen zu Gott gerufen wird. Hier ist mehr:
die Einheit der Gesinnungen, der Einklang der Seelen, das Band der Liebe,
die Gebete der Priester" (Johannes Chrysostomus, incomprehens.
3,6).
Das Sonntagsgebot
2180 Eines der Kirchengebote bestimmt das Gesetz des Herrn genauer: „Am
Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen sind die Gläubigen zur
Teilnahme an der Meßfeier verpflichtet" ( [link] CIC, can. 1247).
„Dem Gebot zur Teilnahme an der Meßfeier genügt, wer an einer Messe teilnimmt,
wo immer sie in katholischem Ritus am Feiertag selbst oder am Vorabend
gefeiert wird" ( [link] CIC, can. 1248, § 1).
2181 Die sonntägliche Eucharistie legt den Grund zum ganzen christlichen
Leben und bestätigt es. Deshalb sind die Gläubigen verpflichtet, an den
gebotenen Feiertagen an der Eucharistiefeier teilzunehmen, sofern sie
nicht durch einen gewichtigen Grund (z. B. wegen Krankheit, Betreuung
von Säuglingen) entschuldigt oder durch ihren Pfarrer dispensiert sind
[Vgl. [link] CIC, can. 1245]. Wer diese Pflicht absichtlich versäumt,
begeht eine schwere Sünde.
2182 Die Teilnahme an der gemeinsamen sonntäglichen Eucharistiefeier
bezeugt die Zugehörigkeit und Treue zu Christus und seiner Kirche. Die
Gläubigen bestätigen damit ihre Gemeinschaft im Glauben und in der Liebe.
Sie bezeugen gemeinsam die Heiligkeit Gottes und ihre Hoffnung auf das
Heil. Sie bestärken einander unter der Leitung des Heiligen Geistes.
2183 „Wenn wegen Fehlens eines geistlichen Amtsträgers oder aus einem
anderen schwerwiegenden Grund die Teilnahme an einer Eucharistiefeier
unmöglich ist, wird sehr empfohlen, daß die Gläubigen an einem Wortgottesdienst
teilnehmen, wenn ein solcher in der Pfarrkirche oder an einem anderen
heiligen Ort gemäß den Vorschriften des Diözesanbischofs gefeiert wird,
oder daß sie sich eine entsprechende Zeit lang dem persönlichen Gebet
oder dem Gebet in der Familie oder gegebenenfalls in Familienkreisen widmen"
( [link] CIC, can. 1248, § 2).
Tag der Gnade und der Arbeitsruhe
2184 So wie Gott „ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht
hatte" (Gen 2,2), so erhält das Leben des Menschen durch die Arbeit
und die Ruhe seinen Rhythmus. Die Einsetzung des Tages des Herrn trägt
dazu bei, daß alle über genügend Zeit der Ruhe und der Muße verfügen,
um ihr familiäres, kulturelles, gesellschaftliches und religiöses Leben
zu pflegen [Vgl. GS 67,3, ].
2185 Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen sollen die Gläubigen
keine Arbeiten oder Tätigkeiten ausüben, die schuldige Gottesverehrung,
die Freude am Tag des Herrn, das Verrichten von Werken der Barmherzigkeit
und die angemessene Erholung von Geist und Körper verhindern [Vgl. [link]
CIC. can, 1247]. Familienpflichten oder wichtige soziale Aufgaben entschuldigen
rechtmäßig davon, das Gebot der Sonntagsruhe einzuhalten. Die Gläubigen
sollen aber darauf achten, daß berechtigte Entschuldigungen nicht zu Gewohnheiten
führen, die für die Gottesverehrung, das Familienleben und die Gesundheit
nachteilig sind. Die Liebe zur Wahrheit drängt zu heiliger Muße; die Dringlichkeit
der Liebe nimmt willig Arbeit auf sich" (Augustinus, civ. 19,19).
2186 Christen, die über freie Zeit verfügen, sollen an ihre Brüder und
Schwestern denken, die die gleichen Bedürfnisse und Rechte haben, sich
jedoch aus Gründen der Armut und der Not nicht ausruhen können. Der Sonntag
wird in der christlichen Frömmigkeit stradition für gewöhnlich guten Werken
und demütigem Dienst an Kranken, Behinderten und alten Menschen gewidmet.
Die Christen sollen den Sonntag auch dadurch heiligen, daß sie ihren Angehörigen
und Freunden die Zeit und Aufmerksamkeit schenken, die sie ihnen an den
übrigen Tagen der Woche zu wenig widmen können. Der Sonntag ist ein Tag
der Besinnung, der Stille, der Bildung und des Betrachtens, die das Wachstum
des christlichen inneren Lebens fördern.
2187 Die Heiligung der Sonn- und Feiertage erfordert eine gemeinsame
Anstrengung. Ein Christ soll sich hüten, einen anderen ohne Not zu etwas
zu verpflichten, das ihn daran hindern würde, den Tag des Herrn zu feiern.
Auch wenn Veranstaltungen (z. B. sportlicher oder geselliger Art) und
gesellschaftliche Notwendigkeiten (wie öffentliche Dienste) von Einzelnen
Sonntagsarbeit verlangen, soll sich doch jeder genügend Freizeit nehmen.
Christen werden maßvoll und in Liebe darauf bedacht sein, die Auswüchse
und Gewalttätigkeiten zu meiden, zu denen es manchmal bei Massenveranstaltungen
kommt. Trotz aller wirtschaftlichen Zwänge sollen die Behörden für eine
der Ruhe und dem Gottesdienst vorbehaltene Zeit ihrer Bürger sorgen. Die
Arbeitgeber haben eine entsprechende Verpflichtung gegenüber ihren Angestellten.
2188 Die Christen sollen darauf hinwirken, daß die Sonntage und kirchlichen
Feiertage als gesetzliche Feiertage anerkannt werden, wobei sie die Religionsfreiheit
und das Gemeinwohl aller zu achten haben. Sie sollen allen ein öffentliches
Beispiel des Gebetes, der Ehrerbietung und der Freude geben und ihre Überlieferungen
als einen wertvollen Beitrag zum geistlichen Leben der menschlichen Gesellschaft
verteidigen. Falls die Gesetzgebung des Landes oder andere Gründe zur
Sonntagsarbeit verpflichten, soll dieser Tag dennoch als der Tag unserer
Erlösung gefeiert werden, der uns an der „festlichen Versammlung",
an der „Gemeinschaft der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind",
teilnehmen läßt (Hebr 12,22-23).
Kurztexte
2189 „Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig!" (Dtn 5, 12). „Der
siebte Tag ist Sabbat, Ruhetag, heilig für den Herrn" (Ex 31, 15).
2190 An die Stelle des Sabbats des Gedenkens an die Vollendung der ersten
Schöpfung ist der Sonntag getreten, der an die neue Schöpfung erinnert
die mit der Auferstehung Christi angebrochen ist.
2191 Die Kirche feiert die Auferstehung Christi am achten Tag der mit
Recht Tag des Herrn oder Sonntag genannt wird‘.
2192 Der Sonntag ist aus apostolischer Tradition in der ganzen Kirche
als der gebotene ursprüngliche Feiertag zu halten ( [link] CIC can 1246
§ 1). „Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen sind die Gläubigen
zur Teilnahme an der Meßfeier verpflichtet ( [link] CIC can 1247).
2193 An diesen Tagen haben sie sich darüber hinaus jener Werke und Tätigkeiten
zu enthalten die den Gottesdienst die dem Sonntag eigene Freude oder die
Geist und Körper geschuldete Erholung hindern ( [link] CIC can 1247).
2194 Die Institution des Sonntags tragt dazu bei daß alle über ausreichende
Ruhezeiten und Muße verfugen für das Leben mit ihren Familien für ihr
kulturelles, gesellschaftliches und religiöses Leben. (GS 67,3).
2195 Jeder Christ soll sich hüten, ohne Notwendigkeit andere zu etwas
zu verpflichten das sie hindern wurde den Tag des Herrn zu halten.
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Katechismus der Katholischen Kirche Inhalt
Quelle: http://www.vatican.va/
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