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Katechismus der Katholischen Kirche /
Zweiter Teil: Die Feier Des Christlichen Mysteriums
Erster Abschnitt - Die Sakramentale Heilsordnung
Zweites Kapitel - Die Sakramentale Feier Des Pascha-Mysteriums
1135 Die Katechese über die Liturgie erfordert zunächst das Verständnis
der sakramentalen Grundordnung (erstes Kapitel). In diesem Licht wird
die Neuartigkeit ihrer Feier offenbar. In diesem Kapitel geht es daher
um die Feier der Sakramente der Kirche. Es wird dargelegt, was - in all
den verschiedenen liturgischen Traditionen - die Feiern aller sieben Sakramente
gemeinsam haben. Das Besondere eines jeden Sakramentes wird später erläutert.
Diese grundlegende Katechese über die Liturgie der Sakramente antwortet
auf die ersten Fragen, die sich die Gläubigen diesbezüglich stellen:
- Wer feiert die Liturgie?
- Wie wird sie gefeiert?
- Wann wird sie gefeiert?
- Wo wird sie gefeiert?
Artikel 3
Die Liturgie Der Kirche Feiern
I. Wer feiert sie?
1136 Die Liturgie ist ein „Tun" des „ganzen Christus [Christus totus]".
Die himmlische Liturgie feiern diejenigen, die bereits jenseits der Welt
der Zeichen sind. Dort ist die Liturgie schon auf vollkommene Weise Gemeinschaft
und Fest.
Wer feiert die himmlische Liturgie?
1137 Die Apokalypse des hl. Johannes, die in der Liturgie der Kirche
gelesen wird, offenbart zunächst: „Ein Thron stand im Himmel; auf dem
Thron saß einer" (Offb 4,2): Gott „der Herr" (Jes 6,1)[Vgl.
Ez 1,26-28]. Sodann sieht der hi. Johannes das Lamm, das aussah „wie geschlachtet"
(Offb 5,6)[Vgl. Joh 1,29]: es ist der gekreuzigte und auferweckte Christus,
der einzige Hohepriester des wahren Heiligtums [Vgl. z.B. Hebr 4,14-15;
10. 19-21], der zugleich „opfert und geopfert wird, darbringt und dargebracht
wird" (Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus, Hochgebet). Schließlich
zeigt sich „ein Strom, Wasser des Lebens ... er geht vom Thron Gottes
und des Lammes aus" (Offb 22,1) - eines der schönsten Sinnbilder
für den Heiligen Geist [Vgl. Joh 4,10-14. Offb 21,6].
1138 Am Dienst des Lobpreises Gottes und an der Verwirklichung seines
Planes sind alle beteiligt, die unter Christus, dem Haupt, erneut zusammengefaßt
sind: die himmlischen Mächte [Vgl. Offb 4-5: Jes 6.2-3], die ganze Schöpfung
(in der Offenbarung dargestellt durch die vier Lebewesen), die Diener
des Alten und des Neuen Bundes (die vierundzwanzig Ältesten), das neue
Volk Gottes (die Hundertvierundvierzigtausend [Vgl. Offb 7,1-8; 14,1]),
insbesondere die für das Wort Gottes hingeschlachteten Blutzeugen [Vgl.
Offb 6,9-11] und die heilige Gottesmutter (die Frau [Vgl. Offb 12], die
Braut des Lammes [Vgl. Offb 21,9]), und schließlich „eine große Schar
aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie
zählen" (Offb 7,9).
1139 An dieser ewigen Liturgie lassen uns der Geist und die Kirche teilnehmen,
wenn wir in den Sakramenten das Heilsmysterium feiern.
Wer feiert die Liturgie der Sakramente?
1140 Die ganze Gemeinde, der mit Christus, dem Haupt, vereinte Leib,
feiert. „Die liturgischen Handlungen sind keine privaten Handlungen, sondern
Feiern der Kirche, die das ‚Sakrament der Einheit‘ ist, nämlich das heilige
Volk, unter den Bischöfen geeint und geordnet. Daher gehen sie den ganzen
mystischen Leib der Kirche an, machen ihn sichtbar und wirken auf ihn
ein; seine einzelnen Glieder aber berühren sie auf verschiedene Weise,
entsprechend der Verschiedenheit von Stand, Aufgabe und tätiger Teilnahme"
(SC 26). Darum gilt: „Jedesmal, wenn Riten gemäß ihrer jeweiligen Eigenart
eine gemeinschaftliche Feier mit Beteiligung und tätiger Teilnahme der
Gläubigen mit sich bringen, soll betont werden, daß diese so weit wie
möglich einer einzelnen und gleichsam privaten Feier dieser [Riten] vorzuziehen
ist" (SC 27).
1141 Die Gemeinde, die feiert, ist die Gemeinschaft der Getauften, die
„durch die Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen Geist ... zu
einem geistigen Haus und einem heiligen Priestertum geweiht [wurden],
damit sie ... geistige Opfer darbringen" (LG 10). Dieses „gemeinsame
Priestertum" ist das Priestertum Christi, des einzigen Priesters,
an dem alle seine Glieder teilhaben[Vgl. LG 10; 34: P0 2].
„Die Mutter Kirche wünscht sehr, daß alle Gläubigen zu jener vollen,
bewußten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden,
die vom Wesen der Liturgie selbst erfordert wird und zu der das christliche
Volk, ‚das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, der heilige
Stamm, das Eigentumsvolk‘ (1 Petr 2,9)[Vgl. 1 Petr 2,4-5] kraft der
Taufe das Recht und die Pflicht hat" (SC 14).
1142 Aber „nicht alle Glieder [leisten] denselben Dienst" (Röm 12,4).
Einzelne Glieder sind in und durch die Kirche von Gott zu einem besonderen
Dienst an der Gemeinde berufen. Diese Diener werden ausgewählt und durch
das Weihesakrament geweiht. Dadurch befähigt sie der Heilige Geist, in
der Person Christi, des Hauptes, zu handeln, um allen Gliedern der Kirche
zu dienen [Vgl. P0 2 und 15]. Der geweihte Amtsträger ist gleichsam die
„Ikone" Christi, des Priesters. In der Eucharistie tritt das Sakrament
der Kirche voll zutage; daher findet das Amt des Bischofs im Vorsitz der
Eucharistiefeier seinen vorzüglichen Ausdruck und, in Gemeinschaft mit
ihm, das Amt der Priester und der Diakone.
1143 Für den Dienst an den Aufgaben des gemeinsamen Priestertums der
Gläubigen gibt es noch weitere besondere Dienste. Die damit Betrauten
empfangen nicht das Sakrament der Weihe; ihre Aufgaben werden von den
Bischöfen gemäß den liturgischen Traditionen und den pastoralen Bedürfnissen
bestimmt. „Auch die Ministranten, Lektoren, Kommentatoren und jene, die
zum Kirchenchor gehören, versehen einen wahrhaft liturgischen Dienst"
(SC 29).
1144 So ist bei der Feier der Sakramente die ganze Versammlung „Liturge"
[Feiernde], jeder seiner Aufgabe entsprechend, aber in der „Einheit des
Geistes", der in allen handelt. „Bei den liturgischen Feiern soll
jeder, ob Amtsträger oder Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur
das und all das tun, was ihm aufgrund der Natur der Sache und der liturgischen
Normen zukommt" (SC 28).
II. Wie Wird die Liturgie gefeiert?
Zeichen und Symbole
1145 Zeichen und Symbole sind wie die Fäden, aus denen die Feier eines
Sakramentes gewoben ist. Ihre Bedeutung wurzelt, gemäß der göttlichen
Heilspädagogik, im Schöpfungswerk und in der menschlichen Kultur. Sie
tritt jedoch in den Ereignissen des Alten Bundes deutlicher zutage und
offenbart sich vollständig in der Person und im Werk Christi.
1146 Zeichen aus der Erfahrungswelt der Menschen. Im menschlichen Leben
nehmen Zeichen und Sinnbilder einen wichtigen Platz ein. Da der Mensch
ein zugleich leibliches und geistiges Wesen ist, äußert und gewahrt er
die geistigen Wirklichkeiten durch materielle Zeichen und Symbole. Als
gesellschaftliches Wesen benötigt der Mensch Zeichen und Sinnbilder, um
durch die Sprache, durch Gesten und Handlungen mit anderen verbunden zu
sein. Das gleiche gilt für seine Beziehung zu Gott.
1147 Gott spricht zum Menschen durch die sichtbare Schöpfung. Der materielle
Kosmos bietet sich dem Verstand des Menschen dar, damit er in ihm die
Spuren seines Schöpfers wahrnehme [Vgl. weish 13,1; Röm 1,19-20; Apg 14,17].
Licht und Nacht, Wind und Feuer, Wasser und Erde, Bäume und Früchte sprechen
von Gott und versinnbildlichen zugleich seine Größe und seine Nähe.
1148 Weil sie von Gott geschaffen sind, können diese sinnlich wahrnehmbaren
Wirklichkeiten Ausdruck des Wirkens Gottes werden, der die Menschen heiligt,
und des Wirkens der Menschen, die Gott anbeten. Das gleiche gilt von den
Zeichen und Symbolen im Zusammenleben der Menschen: Waschen und Salben,
Brechen des Brotes und Trinken aus dem gleichen Becher können zum Ausdruck
der heiligenden Gegenwart Gottes und der Dankbarkeit des Menschen gegenüber
seinem Schöpfer werden.
1149 Die großen Religionen der Menschheit zeugen oft eindrucksvoll von
diesem kosmischen und symbolischen Sinn der religiösen Riten. Die Liturgie
der Kirche benötigt, integriert und heiligt Elemente der Schöpfung und
der menschlichen Kultur, indem sie ihnen die Würde von Zeichen der Gnade,
der Neuschöpfung in Jesus Christus verleiht.
1150 Zeichen des Bundes. Das auserwählte Volk erhält von Gott besondere
Zeichen und Sinnbilder, die sein liturgisches Leben kennzeichnen. Es sind
nicht mehr bloß feierliche Darstellungen der Kreisläufe im Kosmos und
nicht bloß gesellschaftliche Gesten, sondern Zeichen des Bundes und Symbole
der Großtaten Gottes für sein Volk. Zu diesen liturgischen Zeichen des
Alten Bundes gehören die Beschneidung, die Salbung und Weihe der Könige
und der Priester, die Handauflegung, die Opfer und vor allem das Pascha.
Die Kirche erblickt in diesen Zeichen Vorzeichen der Sakramente des Neuen
Bundes.
1151 Von Christus aufgenommene Zeichen. Bei seinen Predigten gebraucht
Jesus, der Herr, oft Zeichen aus der Schöpfung, um die Mysterien des Reiches
Gottes zu veranschaulichen‘. Er wirkt Heilungen und unterstützt seine
Predigt durch sichtbare Zeichen oder symbolische Handlungen [Vgl. Joh
9,6; Mk 7, 33-35; 8,22-25]. Er gibt den Geschehnissen und Zeichen des
Alten Bundes, vor allem dem Auszug aus Ägypten und dem Pascha [Vgl. Lk
9,31; 22,7-20], einen neuen Sinn, denn er selbst ist die Bedeutung all
dieser Sinnbilder.
1152 Sakramentale Zeichen. Seit Pfingsten bewirkt der Heilige Geist die
Heiligung durch die sakramentalen Zeichen seiner Kirche. Die Sakramente
der Kirche schaffen den ganzen Reichtum der Zeichen und Symbole des Kosmos
und des gesellschaftlichen Lebens nicht ab, sondern läutern und integrieren
sie. Zudem lassen sie in Erfüllung gehen, was der Alte Bund in Urbildern
und Gestalten im voraus andeutete. Sie versinnbilden und verwirklichen
das durch Christus gewirkte Heil, deuten im voraus auf die Herrlichkeit
des Himmels hin und nehmen sie in gewisser Weise vorweg.
Worte und Handlungen
1153 Die Feier eines Sakramentes ist eine Begegnung der Kinder Gottes
mit ihrem Vater in Christus und dem Heiligen Geist. Diese Begegnung findet
wie ein Zwiegespräch ihren Ausdruck in Taten und Worten. Zwar sind die
liturgischen Handlungen schon an und für sich eine Sprache, aber das Wort
Gottes und die Antwort des Glaubens müssen diese Handlungen begleiten
und lebendig machen, damit der Same, das Wort vom Reich Gottes, auf gutem
Erdreich Frucht bringe. Die liturgischen Handlungen deuten zeichenhaft
an, was das Wort Gottes ausdrückt: das Angebot der Gnade Gottes und zugleich
die Glaubensantwort seines Volkes.
1154 Der Wortgottesdienst bildet einen unerläßlichen Bestandteil der
sakramentalen Feiern. Um den Glauben der Gläubigen zu nähren, werden die
Zeichen, die das Wort Gottes begleiten, verdeutlicht: die Heilige Schrift
(Lektionar oder Evangeliar), ihre Verehrung (Prozession, Weihrauch, Licht),
die Stätte ihrer Verkündigung (Ambo), ihre Lesung, die gut vernehmbar
und verständlich sein soll, die Homilie des Amtsträgers, welche die Verkündigung
weiterführt sowie die Antworten der Versammlung (wie Akklamationen, Psalmen,
Litaneien und Glaubensbekenntnis).
1155 Liturgisches Wort und liturgische Handlung lassen sich als Unterweisung
und Zeichen nicht voneinander trennen; auch als Verwirklichung dessen,
was sie bedeuten, sind sie untrennbar. Der Heilige Geist führt nicht nur
zum Verständnis des Wortes Gottes, indem er den Glauben weckt, sondern
er verwirklicht durch die Sakramente auch die Großtaten Gottes, die das
Wort Gottes verkündet. Er läßt das Werk, das der Vater durch den geliebten
Sohn vollbracht hat, gegenwärtig werden und teilt es mit.
Gesang und Musik
1156 „Die überlieferte Musik der Gesamtkirche stellt einen Reichtum von
unschätzbarem Wert dar, ausgezeichnet unter allen übrigen künstlerischen
Ausdrucksformen vor allem deshalb, weil sie als der mit dem Wort verbundene
gottesdienstliche Gesang einen notwendigen und integrierenden Bestandteil
der feierlichen Liturgie ausmacht" (SC 112). Das Dichten und das
oft von Musikinstrumenten begleitete Singen der inspirierten Psalmen stehen
schon in enger Verbindung mit den Liturgiefeiern des Alten Bundes. Die
Kirche führt diese Tradition weiter und entfaltet sie: „Laßt in eurer
Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt.
Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn !" (Eph 5, 19)[Vgl.
Kol 3,16-17]. „Wer singt, betet doppelt"[Vgl. Augustinus, Psal. 72,1].
1157 Der Gesang und die Musik erfüllen ihre Zeichenfunktion auf umso
bedeutsamere Weise, „je enger sie mit der liturgischen Handlung verbunden"
sind (SC 112). Dabei ist auf die folgenden drei Punkte zu achten: auf
die ausdrucksvolle Schönheit des Betens, die einmütige Beteiligung der
Gemeinde zu den vorgesehenen Zeiten und den festlichen Charakter der Feier.
So dienen Gesang und Musik dem Ziel der liturgischen Worte und Handlungen:
der Verherrlichung Gottes und der Heiligung der Gläubigen [Vgl. SC 112].
„Wie weinte ich unter deinen Hymnen und Gesängen, heftig bewegt von
den wohllautenden Klängen in deiner Kirche! Jene Klänge drangen in mein
Ohr und ließen die Wahrheit in mein Herz träufeln; fromme Empfindungen
wallten darin auf, meine Tränen flossen, und mir war wohl dabei"
(Augustinus, conf. 9,6,14).
1158 Die Harmonie der Zeichen (Gesang, Musik, Worte und Handlungen) ist
umso ausdrucksvoller und fruchtbarer, je besser sie sich im kulturellen
Reichtum des feiernden Volkes Gottes entfaltet [Vgl. SC 119]. Darum soll
„der religiöse Volksgesang ... eifrig gepflegt werden, so daß die Stimmen
der Gläubigen bei Andachtsübungen und gottesdienstlichen Feiern und auch
bei den liturgischen Handlungen selbst gemäß den [kirchlichen] Richtlinien
und Vorschriften ... erklingen können" (SC 118). Doch die „für den
Kirchengesang bestimmten Texte müssen mit der katholischen Lehre übereinstimmen;
sie sollen vornehmlich aus der Heiligen Schrift und den liturgischen Quellen
geschöpft werden" (SC 121).
Die heiligen Bilder
1159 Das heilige Bild, die liturgische Ikone, stellt in erster Linie
Christus dar. Es kann nicht den unsichtbaren, unfaßbaren Gott darstellen.
Die Inkarnation des Sohnes Gottes hat eine neue Bilder-,,Ökonomie"
eingeführt:
„Einst konnte Gott, der weder Körper noch Gestalt hat, keineswegs durch
ein Bild dargestellt werden. Aber jetzt, nachdem er im Fleisch sichtbar
wurde und mit den Menschen lebte, kann ich von dem, was ich von Gott
gesehen habe, ein Bild machen ... Wir schauen mit enthülltem Angesicht
die Herrlichkeit des Herrn" (Johannes v. Damaskus, imag. 1,16).
1160 Die christliche Ikonographie gibt durch das Bild die gleiche Botschaft
des Evangeliums wieder, die die Heilige Schrift durch das Wort übermittelt.
Bild und Wort erhellen einander:
„Kurz, wir bewahren alle kirchlichen Traditionen, ob sie uns schriftlich
oder mündlich anvertraut wurden, ohne sie durch Neuerungen zu entstellen.
Eine dieser Traditionen ist die Ikonenmalerei. Da sie mit den Berichten
des Evangeliums übereinstimmt, ist sie uns nützlich, den Glauben an die
wirkliche und nicht eingebildete Menschwerdung des Wortes Gottes zu bestärken
und uns großen Gewinn zu bringen. Denn die Dinge, die einander gegenseitig
erhellen haben offensichtlich die gleiche Bedeutung" (2. K. v. Nizäa
787: COD 111).
1161 Sämtliche Zeichen der Liturgiefeier beziehen sich auf Christus,
so auch die Bilder der heiligen Gottesmutter und der Heiligen. Sie sind
Zeichen für Christus, der in ihnen verherrlicht wird. In ihnen schauen
wir die „Wolke von Zeugen" (Hebr 12,1), welche sich weiterhin um
das Heil der Welt sorgen und mit denen wir, vor allem in der sakramentalen
Feier, vereint sind. Durch ihre Ikonen sieht unser Glaube den „nach dem
Bilde Gottes" geschaffenen, endlich zur Gottähnlichkeit verklärten
Menschen [Vgl. Röm 8.29; 1 Joh 3,2.], und sogar die Engel, die ebenfalls
unter Christus, dem Haupt, zusammengefaßt sind.
„Folgend der gottkündenden Lehre unserer heiligen Väter und der Überlieferung
der katholischen Kirche - denn wir wissen, daß diese vom Heiligen Geist,
der in ihr wohnt, stammt - beschließen wir mit aller Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit,
in den heiligen Kirchen Gottes, auf den heiligen Geräten und Gewändern,
Wänden und Tafeln, Häusern und Wegen, ebenso wie die Darstellung des
kostbaren und lebendigmachenden Kreuzes die ehrwürdigen und heiligen
Bilder - seien sie aus Farben, Stein oder sonst einem geeigneten Material
-anzubringen; [dies gilt] für das Bild unseres Herrn und Gottes und
Erlösers Jesus Christus, unserer unbefleckten Herrin, der heiligen Gottesgebärerin,
der ehrwürdigen Engel und aller heiligen und frommen Menschen"
(2. K. v. Nizäa:DS 600).
1162 „Die Schönheit und die Farbe der Bilder regen mein Gebet an. Sie
sind ein Fest für meine Augen, so wie das Bild der Landschaft mein Herz
anregt, Gott zu preisen" (Johannes v. Damaskus, imag. 1,27). Die
Betrachtung der heiligen Bilder, zusammen mit dem Nachsinnen über das
Wort Gottes und mit dem Gesang der kirchlichen Hymnen, fügt sich in die
Harmonie der liturgischen Zeichen ein, damit das gefeierte Mysterium sich
dem Gedächtnis des Herzens einpräge und sich sodann im neuen Leben der
Gläubigen auspräge.
III. Wann Wird die Liturgie gefeiert?
Die liturgische Zeit
1163 „Als liebende Mutter hält die Kirche es für ihre Aufgabe, das Heilswerk
ihres göttlichen Bräutigams an bestimmten Tagen das Jahr hindurch in heiligem
Gedenken zu feiern. In jeder Woche begeht sie an dem Tag, den sie Herrentag
genannt hat, das Gedächtnis der Auferstehung des Herrn, und einmal im
Jahr feiert sie diese Auferstehung zugleich mit dem seligen Leiden des
Herrn an Ostern, ihrem höchsten Fest. Im Kreislauf des Jahres entfaltet
sie das ganze Mysterium Christi ... Indem sie so die Mysterien der Erlösung
feiert, erschließt sie die Reichtümer der Machterweise und der Verdienste
ihres Herrn, so daß sie jederzeit gewissermaßen gegenwärtig gemacht werden
und die Gläubigen mit ihnen in Berührung kommen und mit der Gnade des
Heils erfüllt werden" (SC 102).
1164 Das Volk Gottes hat seit dem mosaischen Gesetz im Zusammenhang mit
dem Pascha bestimmte Festtage gekannt, um der staunenswerten Taten des
rettenden Gottes zu gedenken, ihm für sie zu danken, die Erinnerung an
sie wachzuhalten und die neuen Generationen zu lehren, ihr Verhalten nach
ihnen zu richten. In der Zeit der Kirche, zwischen dem schon ein für allemal
vollbrachten Pascha Christi und seiner Vollendung im Reich Gottes, ist
die an bestimmten Festtagen gefeierte Liturgie ganz durch die Neuartigkeit
des Mysteriums Christi geprägt.
1165 Wenn die Kirche das Mysterium Christi feiert, ist in ihrem Beten
immer wieder ein Wort zu hören: heute! - in Entsprechung zum Gebet, das
der Herr sie gelehrt hat [Vgl. Mt 6,11] und zum Ruf des Heiligen Geistes
[Vgl. Hebr 3,7-4,11; Ps 95,7]. Dieses „Heute" des lebendigen Gottes,
in das der Mensch einzutreten berufen ist, ist „die Stunde" des Pascha
Jesu, das die ganze Geschichte durchzieht und trägt.
„Das Leben hat sich auf alle Wesen ausgebreitet und alle sind von einem
großen Licht erfüllt. Der Aufgang der Aufgänge dringt ins Weltall ein,
und der, der schon ‚vor dem Morgenstern‘ und vor den Gestirnen da war,
unsterblich und unendlich, der große Christus, strahlt auf alle Wesen
heller als die Sonne. Für uns, die an ihn glauben, bricht deshalb ein
langer, ewiger lichter Tag an, der nie ein Ende hat: das mystische Pascha"
(Hippolyt, pasch. 1-2).
Der Tag des Herrn
1166 „Aus apostolischer Überlieferung, die ihren Ursprung auf den Auferstehungstag
Christi zurückführt, feiert die Kirche Christi das Pascha-Mysterium jeweils
am achten Tage, der deshalb mit Recht Tag des Herrn oder Herrentag genannt
wird" (SC 106). Der Tag der Auferstehung des Herrn ist zugleich der
„erste Tag der Woche", das Gedenken an den ersten Schöpfungstag,
und der „achte Tag", an dem Christus nach seiner „Ruhe" des
großen Sabbats den Tag anbrechen läßt, „den der Herr gemacht", den
„Tag, der keinen Abend kennt" (Byzantinische Liturgie). Das „Mahl
des Herrn" ist sein Zentrum, denn da begegnet die ganze Gemeinschaft
der Gläubigen dem auferstandenen Herrn, der sie zu seinem Festmahl einlädt[Vgl.
Joh 21,12; Lk 24,30].
„Der Tag des Herrn, der Tag der Auferstehung, der Tag der Christen,
ist unser Tag. Er wird Tag des Herrn genannt, denn an diesem Tag ist
der Herr als Sieger zum Vater aufgestiegen. Wenn die Heiden ihn Tag
der Sonne nennen, bekennen auch wir das gerne, denn heute ist das Licht
der Welt aufgegangen, heute ist die Sonne der Gerechtigkeit erschienen,
deren Strahlen das Heil bringen" (Hieronymus, pasch.).
1167 Der Sonntag ist der Tag schlechthin, an dem die Gläubigen zur liturgischen
Versammlung zusammenkommen, „um das Wort Gottes zu hören, an der Eucharistiefeier
teilzunehmen und so des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit
des Herrn Jesus zu gedenken und Gott dankzusagen, der sie ‚wiedergeboren
hat zu lebendiger Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den
Toten" (SC 106).
„Wenn wir, o Christus, über die Wunder nachsinnen, die an diesem Sonntag
deiner heiligen Auferstehung sich ereigneten, sagen wir: Gesegnet ist
der Sonntag, denn an ihm geschah der Beginn der Schöpfung ...‚ das Heil
der Welt die Erneuerung des Menschengeschlechts ... An ihm freuten sich
der Himmel und die Erde und wurde das ganze Weltall von Licht erfüllt.
Gesegnet ist der Sonntag, denn an ihm wurden die Pforten des Paradieses
geöffnet, damit Adam und alle Verbannten ohne Bangen in es eintreten"
(Fanqîth, Syrisches Offizium von Antiochien, Band 6, Sommerteil, 5.
193b).
Das liturgische Jahr
1168 Die neue Zeit der Auferstehung erfüllt vom österlichen Triduum als
ihrer Lichtquelle her das ganze liturgische Jahr mit ihrer Klarheit. Das
Jahr wird vor und nach den drei Österlichen Tagen Schritt für Schritt
durch die Liturgie verklärt. Es ist wirklich ein „Gnadenjahr des Herrn"[Vgl.
Lk 4,19]. Die Ökonomie des Heiles ist in der Zeit am Werk, aber seitdem
sie im Pascha Jesu vollendet und der Heilige Geist ausgegossen wurde,
ist das Ende der Geschichte als „Vorgeschmack" bereits vorweggenommen,
und das Reich Gottes tritt in unsere Zeit ein.
1169 Ostern ist deshalb nicht einfach ein Fest unter anderen, sondern
„das Fest der Feste", „die Feier der Feiern", so wie die Eucharistie
das Sakrament der Sakramente (das Große Sakrament) ist. Der hl. Athanasius
nennt das Osterfest „den großen Sonntag" (ep. fest. 1), so wie die
Heilige Woche im Osten „die Große Woche" genannt wird. Das Mysterium
der Auferstehung, worin Christus den Tod besiegt hat, durchdringt unsere
alte Zeit mit seiner mächtigen Kraft, bis alles Christus unterworfen sein
wird.
1170 Auf dem Konzil von Nizäa (im Jahr 325) einigten sich alle Kirchen
darauf, daß das christliche Pascha am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond
[14. Nisan] gefeiert werden soll. Die 1582 im Westen vorgenommene Kalenderreform
(der nach dem Papst Gregor XIII. benannte „gregorianische Kalender")
hat zu einer Verschiebung von mehreren Tagen gegenüber dem östlichen Kalender
geführt. Die Kirchen des Westens und des Ostens suchen heute ein Einvernehmen,
damit sie das Hochfest der Auferstehung des Herrn wieder am selben Tag
feiern können.
1171 Das liturgische Jahr ist die Ausfaltung der verschiedenen Aspekte
des einen Pascha-Mysteriums. Das gilt besonders für den um das Mysterium
der Inkarnation angelegten Festkreis (Verkündigung, Weihnachten, Epiphanie),
der des Beginns unseres Heiles gedenkt und uns die Erstlingsfrüchte des
Pascha-Mysteriums mitteilt.
Die Heiligengedächtnisse im liturgischen Jahr
1172 „Bei der Feier dieses Jahreskreises der Mysterien Christi verehrt
die heilige Kirche mit besonderer Liebe Maria, die selige Gottesgebärerin,
die durch ein unzerreißbares Band mit dem Heilswerk ihres Sohnes verbunden
ist. In ihr bewundert und preist sie die erhabenste Frucht der Erlösung.
In ihr schaut sie wie in einem reinen Bilde mit Freuden an, was sie ganz
zu sein wünscht und hofft" (SC 103).
1173 Wenn sie im Jahreskreis das Gedächtnis der Märtyrer und der anderen
Heiligen feiert, „verkündet die Kirche das Pascha-Mysterium" in denen,
„die mit Christus gelitten haben und mit ihm verherrlicht sind. Sie stellt
den Gläubigen ihr Beispiel vor Augen, das alle durch Christus zum Vater
zieht, und sie erfleht um ihrer Verdienste willen die Wohltaten Gottes"
(SC 104)[Vgl. SC 108 und 111].
Die Liturgie des Stundengebetes
1174 Das Mysterium Christi - seine Menschwerdung und sein Pascha -feiern
wir in der Eucharistie, besonders in der sonntäglichen Versammlung. Es
durchdringt und verklärt die Stunden eines jeden Tages durch die Feier
des Stundengebetes, „des göttlichen Offiziums" [Vgl. 5C 83-101].
Den apostolischen Ermahnungen nachkommend, ohne Unterlaß zu beten [Vgl.
1 Thess 5,17; Eph 6,18.], ist diese Feier „so aufgebaut, daß der gesamte
Ablauf des Tages und der Nacht durch Gotteslob geweiht wird" (SC
84). Sie ist „öffentliches Gebet der Kirche" (SC 98), in dem die
Gläubigen (Kleriker, Ordensleute und Laien) das königliche Priestertum
der Getauften ausüben. In einer von der Kirche approbierten Form gefeiert,
ist die Stundenliturgie „wahrhaft die Stimme der Braut, die zum Bräutigam
spricht, ja es ist das Gebet, das Christus vereint mit seinem Leibe an
seinen Vater richtet" (SC 84).
1175 Die Stundenliturgie soll zum Gebet des ganzen Volkes Gottes werden.
In ihr setzt Christus seine „priesterliche Aufgabe ... durch seine Kirche
fort" (SC 83). Jeder nimmt seiner Stellung in der Kirche und seinen
Lebensumständen entsprechend daran teil: die Priester, die sich dem Dienst
der Seelsorge widmen, denn sie sind aufgerufen, im Gebet und im Dienst
am Wort zu verharren [Vgl. SC 86; 96; P0 5]; die Ordensleute aufgrund
ihres Charismas des geweihten Lebens [Vgl. 5C 98]; alle Gläubigen entsprechend
ihren Möglichkeiten: „Die Seelsorger sollen darum bemüht sein, daß die
Haupthoren, besonders die Vesper an Sonntagen und höheren Festen, in der
Kirche gemeinsam gefeiert werden. Auch den Laien wird empfohlen, das Stundengebet
zu verrichten, sei es mit den Priestern, sei es unter sich oder auch jeder
einzelne allein" (SC 100).
1176 Die Stundenliturgie zu feiern erfordert nicht nur, die Stimme mit
dem betenden Herzen in Einklang zu bringen, sondern auch, „sich eine reichere
liturgische und biblische Bildung" anzueignen, „zumal was die Psalmen
betrifft" (SC 90).
1177 Die Hymnen und Fürbitten des Stundengebetes fügen das Psalmengebet
so in die Zeit der Kirche ein, daß sie den Symbolgehalt der Tageszeit,
der liturgischen Zeit oder des gefeierten Festes zum Ausdruck bringen.
Die Lesung des Wortes Gottes, die in jeder Hore stattfindet (mit den darauf
folgenden Responsorien oder Troparien), und, in gewissen Horen, die Lesung
von Texten der Kirchenväter und geistlichen Lehrer führen zudem tiefer
in den Sinn des gefeierten Mysteriums ein, verhelfen zum Verständnis der
Psalmen und bereiten auf das betrachtende Gebet vor. Die geistliche Schriftlesung
[lectio divina], in der das Wort Gottes gelesen und meditiert wird, um
Gebet zu werden, ist auf diese Weise in der liturgischen Feier verwurzelt.
1178 Das Stundengebet, das gleichsam eine Weiterführung der Eucharistiefeier
ist, schließt die verschiedenen Andachten des Gottesvolkes nicht aus,
sondern verlangt sie als Ergänzung, insbesondere die Anbetung und Verehrung
des heiligsten Sakramentes.
IV. Wo Wird die Liturgie gefeiert?
1179 Der Kult „im Geist und in der Wahrheit" (Joh 4,24) des Neuen
Bundes ist nicht ausschließlich an einen Ort gebunden. Die ganze Erde
ist heilig und den Menschenkindern anvertraut. Wenn die Gläubigen an einem
Ort zusammenkommen, ist vor allem wichtig, daß sie sich „als lebendige
Steine zu einem geistigen Haus aufbauen" lassen (1 Petr 2,5). Der
Leib des auferstandenen Christus ist der geistige Tempel, aus dem die
Quelle lebendigen Wassers entspringt. Durch den Heiligen Geist Christus
einverleibt, sind wir selber „der Tempel des lebendigen Gottes" (2
Kor 6, 16).
1180 Falls die Ausübung der Religionsfreiheit nicht behindert wird [Vgl.
DH 4], erbauen die Christen Gebäude, die für den Gottesdienst bestimmt
sind. Diese sichtbaren Kirchen sind nicht einfach Versammlungsorte, sondern
bezeichnen und bezeugen die Kirche, die an diesem Ort lebt, die Wohnung
Gottes unter den in Christus versöhnten und geeinten Menschen.
1181 „Das Gotteshaus, in dem die Heiligste Eucharistie gefeiert und aufbewahrt
wird, in dem die Gläubigen sich versammeln und die Gegenwart des auf dem
Opferaltar für uns dargebrachten Erlösers zur Hilfe und zum Trost der
Gläubigen verehrt wird, soll schön sein, geeignet zu Gebet und heiliger
Handlung" (PO 5) [Vgl. SC 122-127]. In diesem „Gotteshaus" sollen
die Wahrheit und Harmonie der Zeichen, die es bilden, Christus kundtun,
der an dieser Stätte zugegen ist und handelt [Vgl. SC 7].
1182 Der Altar des Neuen Bundes ist das Kreuz des Herrn [Vgl. Hebr 13,10],
aus dem die Sakramente des Pascha-Mysteriums entspringen. Auf dem Altar,
der der Mittelpunkt der Kirche ist, wird unter den sakramentalen Zeichen
das Kreuzesopfer gegenwärtig. Er ist auch der Tisch des Herrn, zu dem
das Volk Gottes eingeladen wird [Vgl. IGMR 259]. In einigen östlichen
Liturgien ist der Altar auch das Sinnbild des Grabes (Christus ist wirklich
gestorben und wirklich auferstanden).
1183 Der Tabernakel soll sich „in den Kirchen an einem ganz würdigen,
höchst ehrenvollen Ort" befinden (MF). Die edle Form, die Lage und
die Sicherheit des eucharistischen Tabernakels [Vgl. SC 128.] sollen die
Anbetung des Herrn fördern, der im heiligsten Sakrament des Altares wahrhaft
zugegen ist.
Der heilige Chrisam [Myron] - die Salbung mit ihm ist das sakramentale
Zeichen der Besiegelung durch die Gabe des Heiligen Geistes - wird altem
Brauch entsprechend an einem sicheren Ort im Heiligtum aufbewahrt und
verehrt. Dort kann man auch das Katechumenen- und das Krankenöl verwahren.
1184 Der Sitz [Kathedra] des Bischofs oder des Priesters „hat dessen
Dienst als Vorsteher der Gemeinde und dessen Aufgabe, das Gebet zu leiten,
gut erkennbar zu machen" (IGMR 271).
Der Ambo: „Die Würde des Wortes Gottes erfordert für seine Verkündigung
einen besonderen Ort in der Kirche, dem sich im Wortgottesdienst die Aufmerksamkeit
der Gläubigen wie von selbst zuwendet" (IGMR 272).
1185 Die Sammlung des Gottesvolkes beginnt in der Taufe; die Kirche muß
eine Stätte für die Feier der Taufe [Baptisterium] haben und durch Weihwasserbecken
die Erinnerung an das Taufversprechen wach halten.
Die Erneuerung des Lebens aus der Taufe erfordert die Buße. Die Kirche
muß sich deshalb dazu eignen, die Reue auszudrücken und die Vergebung
zu empfangen, was einen geeigneten Ort zur Aufnahme der Pönitenten verlangt.
Die Kirche soll auch ein Raum sein, der zu Sammlung und stillem Gebet
einlädt, die das große Gebet der Eucharistie weiterführen und verinnerlichen.
1186 Die Kirche hat auch eine eschatologische Bedeutung. Um in das Gotteshaus
einzutreten, muß man eine Schwelle überschreiten. Dies ist ein Sinnbild
des Hinübergangs aus der durch die Sünde verwundeten Welt zur Welt des
neuen Lebens, in die alle Menschen berufen sind. Die sichtbare Kirche
versinnbildlicht das Vaterhaus, zu dem das Volk Gottes unterwegs ist und
wo der Vater „alle Tränen von ihren Augen abwischen wird" (Offb 21,4).
Darum ist die Kirche auch das weit offenstehende einladende Haus aller
Kinder Gottes.
Kurztexte
1187 Die Liturgie ist das Werk des ganzen Christus - des Hauptes und
des Leibes Unser Hoherpriester friert sie unablässig in der himmlischen
Liturgie zusammen mit der heiligen Gottesmutter den Aposteln allen Heiligen
und all den vielen Menschen die schon in das Himmelreich eingetreten sind.
1188 In einer Liturgiefeier ist die ganze Gemeinde Liturge ein jeder
gemaß seiner Aufgabe Das Priestertum der Getauften ist das Priestertum
des ganzen Leibes Christi. Einzelne Gläubige empfangen das Sakrament dem
Weihe um Christus als das Haupt des Leibes zu vergegenwärtigen.
1189 Die liturgische Feier umfaßt Zeichen und Symbole die sich auf die
Schöpfung (Licht Wasser Feuer) auf das menschliche Leben (waschen salben
das Brot brechen) und auf die Heilsgeschichte (die Paschariten) beziehen
In die Welt des Glaubens hineingenommen und von dem Kraft des Heiligen
Geistes ergriffen, werden diese kosmischen Elemente diese menschlichen
Riten diese an Gott erinnernden Gesten zu Trägern des heilbringenden und
heiligenden Wirkens Christi
1190 Dem Wortgottesdienst ist ein wesentlicher Bestandteil der Liturgie
Das Wort Gottes das verkündet wird und die Zustimmung aus dem Glauben
die darauf antwortet bringen den Sinn der Feier zum Aus druck.
1191 Gesang und Musik hängen mit der liturgischen Handlung eng zusammen.
Für ihren guten Gebrauch ist auf Folgendes zu achten Das Gebet soll schon
zum Ausdruck kommen die Gemeinde soll ein mutig beteiligt sein und die
Feier soll einen sakralen Charakter haben
1192 Die heiligen Bilder in unseren Kirchen und Hausern sind dazu bestimmt
unseren Glauben an das Mysterium Christi zu wecken und zu nähren Durch
die Ikonen Christi und seiner Heilstaten beten wir ihn selbst an In den
heiligen Bildern der heiligen Gottesmutter, der Engel und der Heiligen
verehren wir die darauf dargestellten Personen
1193 Der Sonntag der Tag des Herrn ist der hauptsachliche Tag der Eucharistiefeier
weil er der Tag der Auferstehung ist Er ist der Tag der liturgischen Versammlung
der Tag der christlichen Familie der Tag der Freude und der Muße Er ist
Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres (SC 106)
1194 „Im Kreislauf des Jahres entfaltet [die Kirche] das ganze Mysterium
Christi von der Menschwerdung und Geburt bis zur Himmelfahrt zum Pfingsttag
und zur Erwartung der seligen Hoffnung und der Ankunft des Herrn"
(SC 102)
1195 Indem die irdische Kirche an bestimmten Tagen des liturgischen Jahres
der Heiligen gedenkt an erster Stelle der heiligen Gottesmutter sodann
der Apostel der Märtyrei und der anderen Heiligen bekundet sie, daß sie
mit der himmlischen Liturgie vereint ist. Sie preist Christus dafür daß
er in seinen verheimlichten Gliedern sein Heil gewirkt hat Das Vorbild
der Heiligen spornt sie auf dem Weg zum Vater an
1196 Die Gläubigen welche das Stundengebet feiern vereinen sich durch
das Psalmengebet das Nachsinnen über das Wort Gottes durch Gesänge und
Segnungen mit Christus unserem Hohenpriester So schließen sie sich dem
unablässigen und weltumspannenden Gebet Christi an das den Vater verherilicht
und auf die ganze Welt die Gabe des Heiligen Geistes herabfieht.
1197 Christus ist der wahre Tempel Gottes der Ort an dem seine Heimlichkeit
wohnt Durch die Gnade Gottes werden auch die Christen zum Tempel des Heiligen
Geistes, zu lebendigen Steinen aus denen die Kirche erbaut ist.
1198 In ihrem irdischen Dasein benötigt die Kirche Orte in denen sich
die Gemeinde versammeln kann unsere sichtbaren Kirchen - heilige Orte
Abbilder der heiligen Stadt des himmlischen Jerusalems dem wir entgegenpilgern.
1199 In diesen Kirchen vollzieht die Kirche den öffentlichen Kult zur
Ehre der heiligsten Dreifaltigkeit hört das Wort Gottes und singt sein
Lob laßt ihr Gebet emporsteigen und bringt das Opfer Christi dar der inmitten
der Versammlung sakramental gegenwärtig ist Diese Kirchen sind auch Statten
der inneren Sammlung und des persönlichen Gebetes.
Artikel 4
Vielfalt Der Liturgie - Einheit Des Mysteriums
Liturgische Traditionen und Katholizität der Kirche
1200 Von der ersten Gemeinde von Jerusalem an bis zur Wiederkunft Christi
feiern die Kirchen Gottes, die dem apostolischen Glauben treu sind, überall
das gleiche Pascha-Mysterium. Das Mysterium, das in der Liturgie gefeiert
wird, ist nur eines; nur die Formen seiner Feier sind unterschiedlich.
1201 Das Mysterium Christi ist von so unerschöpflichem Reichtum, daß
keine liturgische Tradition es vollkommen und ganz zum Ausdruck bringen
kann. Die Geschichte der Entstehung und Entwicklung der Riten zeugt von
einer erstaunlichen sich ergänzenden Vielfalt. Solange die Kirchen in
diesen liturgischen Traditionen in der Gemeinschaft im Glauben und in
den Sakramenten des Glaubens lebten, bereicherten sie einander und erstarkten
in der Treue zur Überlieferung und zur gemeinsamen Sendung der ganzen
Kirche [Vgl. EN 63-64].
1202 Die verschiedenen liturgischen Überlieferungen sind aus der Sendung
der Kirche erwachsen. Die Kirchen ein und desselben geographischen und
kulturellen Bereichs begannen allmählich, das Mysterium Christi in besonderen,
kulturell geprägten Ausdrucksformen zu feiern. Unterschiede in den Formen
finden sich bei der Art und Weise der Überlieferung des Glaubens gutes
[Vgl. 2 Tim 1,14], in der liturgischen Symbolik, im Aufbau der brüderlichen
Gemeinschaft, im theologischen Verständnis der Mysterien und in Formen
der Heiligkeit. So wird durch das liturgische Leben einer bestimmten Kirche
Christus, das Licht und Heil aller Völker, dem. Volk und der Kultur geoffenbart,
zu denen diese Kirche gesandt und in denen sie verwurzelt ist. Die Kirche
ist allumfassend: sie kann alle wahren Reichtümer der Kulturen läutern
und so in ihre Einheit einbinden [Vgl. LG 23; UR 4].
1203 Die liturgischen Überlieferungen oder Riten, die gegenwärtig in
der Kirche im Gebrauch stehen, sind: der lateinische Ritus (vor allem
der römische Ritus, aber auch die Riten gewisser Ortskirchen wie der ambrosianische
Ritus, oder die Riten einzelner Orden) ‚ der byzantinische, der alexandrinische
oder koptische, der syrische, der armenische, der maronitische und der
chaldäische Ritus. „Der Überlieferung treu folgend, erklärt das Hochheilige
Konzil ...‚ daß die heilige Mutter Kirche allen rechtlich anerkannten
Riten gleiches Recht und gleiche Ehre zuerkennt und will, daß sie in Zukunft
erhalten und in jeder Weise gefördert werden" (SC 4).
Liturgie und Kulturen
1204 Die Feier der Liturgie soll dem Geist und der Kultur der verschiedenen
Völker entsprechen [Vgl. SC 37-40]. Damit das Mysterium Christi allen
Völkern kundgemacht werde, um sie „zum Gehorsam des Glaubens zu führen"
(Röm 16,26), muß es in allen Kulturen verkündet, gefeiert und gelebt werden.
Die Kulturen werden dabei durch das Mysterium nicht aufgehoben, sondern
erlöst und vollendet [Vgl. CT 53]. Durch ihre eigene, von Christus angenommene
und verklärte menschliche Kultur haben die vielen Kinder Gottes Zugang
zum Vater und verherrlichen ihn in dem einen Geist.
1205 „Die Anpassung muß der Tatsache Rechnung tragen, daß es in der Liturgie,
und vornehmlich in der Liturgie der Sakramente, einen unveränderlichen
Bestandteil gibt, weil er göttlichen Ursprungs ist, über den die Kirche
zu wachen hat. Daneben gibt es Bestandteile, die verändert werden können
und die die Kirche an die Kulturen der neuevangelisierten Völker anpassen
kann und mitunter auch muß [Vgl. SC 21]" (Johannes Paul II., Ap.
Schr. „Vicesimus quintus annus" 16).
1206 „Die liturgische Vielfalt kann bereichernd wirken, aber auch Spannungen,
gegenseitige Mißverständnisse und selbst Spaltungen hervorrufen. Selbstverständlich
darf in diesem Bereich die Verschiedenheit nicht die Einheit beeinträchtigen.
Sie darf sich nur äußern innerhalb des treuen Festhaltens am gemeinsamen
Glauben, an den sakramentalen Zeichen, welche die Kirche von Christus
erhalten hat, und an der hierarchischen Gemeinschaft. Die Anpassung an
die Kulturen erfordert eine Bekehrung des Herzens und notfalls die Aufgabe
von altüberlieferten Bräuchen, die mit dem katholischen Glauben unvereinbar
sind" (ebd.)
Kurztexte
1207 Es ist richtig daß sich die Feier der Liturgie mit Hilfe der Kultur
des Volkes in dem sich die Kirche befindet auszudrücken sucht ohne sich
von ihr abhängig zu machen Die Lituigie ist aber auch selbst fähig Kulturen
zu erzeugen und zu bilden.
1208 Die verschiedenen als legitim anerkannten liturgischen Überlieferungen
bezeugen die Katholizität dem Kirche denn sie bringen ein und dasselbe
Mysterium Christi zeichenhaft zum Ausdruck und teilen es mit.
1209 Das Kriterium das die Einheit in der Vielfalt der liturgischen Traditionen
sichert ist die Treue zur apostolischen Überlieferung das heißt zur Gemeinschaft
im Glauben und in den Sakramenten welche die Kirche von den Aposteln empfangen
hat Diese Gemeinschaft kommt in der apostolischen Sukzession zum Ausdruck
und wird durch sie gewährleistet.
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Katechismus der Katholischen Kirche Inhalt
Quelle: http://www.vatican.va/
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