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Katechismus der Katholischen Kirche /
Erster Teil: Das Glaubensbekenntnis
Zweiter Abschnitt - Das Christliche Glaubensbekenntnis
Drittes Kapitel - Ich Glaube An Den Heiligen
Geist
683 „Keiner kann sagen: ‚Jesus ist der Herr!‘, wenn er nicht aus dem
Heiligen Geist redet" (1 Kor 12,3). Gott sandte „den Geist seines
Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: ‚Abba, Vater" (Gal 4,6).
Diese Glaubenserkenntnis ist nur möglich im Heiligen Geist. Um mit Christus
in Verbindung zu sein, muß man zuvor durch den Heiligen Geist berührt
worden sein. Er kommt uns entgegen und erweckt in uns den Glauben. Durch
das erste Sakrament des Glaubens, die Taufe, wird uns das Leben, das im
Vater seinen Urgrund hat und uns im Sohn geschenkt wird, in der Kirche
durch den Heiligen Geist ganz tief und persönlich weitergegeben:
„Die Taufe gewährt uns die Gnade, in Gott dem Vater durch den Sohn
im Heiligen Geist wiedergeboren zu werden. Diejenigen nämlich, die den
Geist Gottes haben, werden zum Wort, das heißt zum Sohn geführt; der
Sohn aber stellt sie dem Vater vor, und der Vater verschafft ihnen die
Unvergänglichkeit. Ohne den Geist ist es also nicht möglich, den Sohn
Gottes zu sehen, und ohne den Sohn kann sich niemand dem Vater nähern,
denn die Erkenntnis des Vaters ist der Sohn, und die Erkenntnis des
Sohnes Gottes geschieht im Heiligen Geist" (Irenäus, dem. 7).
684 Durch seine Gnade ist der Heilige Geist der Erste bei der Weckung
unseres Glaubens und beim Eintritt in das neue Leben. Dieses Leben besteht
darin, den Vater „zu erkennen und Jesus Christus", den er gesandt
hat (Joh 17,3). In der Offenbarung der Personen der heiligsten Dreifaltigkeit
ist der Heilige Geist jedoch der zuletzt Geoffenbarte. Der hl. Gregor
von Nazianz, „der Theologe", erklärt diese Reihenfolge durch liebevolle
göttliche
Pädagogik:
„Das Alte Testament verkündete den Vater offen, den Sohn mehr dunkel.
Das Neue offenbarte den Sohn und ließ die Gottheit des Geistes erahnen.
Jetzt wohnt der Geist unter uns und gewährt uns eine klarere Sicht von
sich selbst. Als man noch nicht die Gottheit des Vaters bekannte, wäre
es ja nicht klug gewesen, offen den Sohn zu verkünden, und als die Gottheit
des Sohnes noch nicht angenommen war, den Heiligen Geist gleichsam als
eine weitere Bürde hinzuzufügen, um einen ein wenig gewagten Ausdruck
zu gebrauchen ... Durch Fortschritte und Vordringen ‚von Herrlichkeit
zu Herrlichkeit‘ wird das Licht der Dreifaltigkeit den schon mehr Erleuchteten
aufstrahlen" (or. theol. 5,26).
685 An den Heiligen Geist glauben heißt also bekennen, daß der Heilige
Geist eine der Personen der heiligsten Dreifaltigkeit ist, eines Wesens
mit dem Vater und dem Sohn, und daß er „mit dem Vater und dem Sohn angebetet
und verherrlicht wird" (Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel).
Aus diesem Grund war vom göttlichen Geheimnis des Heiligen Geistes schon
in der Trinitäts-,,Theologie" die Rede. Hier hingegen geht es um
die Stellung des Heiligen Geistes in der Heils-,,Ökonomie".
686 Zusammen mit dem Vater und dem Sohn verwirklicht der Heilige Geist
vom Anfang bis zur Vollendung den Ratschluß zu unserem Heil. Doch erst
jetzt, in den „letzten Zeiten", die mit der erlösenden Menschwerdung
des Sohnes anheben, wird er als Person offenbart und erkannt, geschenkt
und aufgenommen. Jetzt kann dieser göttliche Ratschluß, den Christus als
„Erstgeborener" und Haupt der neuen Schöpfung, vollzogen hat, durch
den ausgegossenen Geist in der Menschheit Gestalt annehmen als die Kirche,
die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung
des Fleisches und das ewige Leben.
Artikel 8
„Ich Glaube An Den Heiligen Geist"
687 „Keiner erkennt Gott - nur der Geist Gottes" (1 Kor 2,11). Der
Geist, der Gott offenbart, läßt uns Christus, sein lebendiges Wort erkennen;
er spricht aber nicht von sich. Er, der „durch die Propheten gesprochen
hat", läßt uns das Wort des Vaters vernehmen. Ihn selbst aber hören
wir nicht. Wir erkennen ihn nur darin, daß er uns das Wort offenbart und
uns bereit macht, es im Glauben anzunehmen. Der Geist der Wahrheit, der
uns Christus „enthüllt", redet nicht „aus sich selbst heraus"
(Joh 16,13). Diese wahrlich göttliche Zurückhaltung erklärt, warum ihn
„die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt",
während die an Christus Glaubenden ihn kennen, weil er bei ihnen bleibt
(Joh 14,17).
688 Als lebendige Glaubensgemeinschaft, die den Glauben der Apostel weitergibt,
ist die Kirche der Ort unserer Erkenntnis des Heiligen Geistes:
- in den von ihm inspirierten Schriften;
in der Überlieferung, deren stets aktuelle Zeugen die Kirchenväter
sind;
- im Lehramt der Kirche, dem er beisteht;
- in der sakramentalen Liturgie: durch ihre Worte und Sinnbilder, in
denen uns der Heilige Geist mit Christus verbindet;
- im Gebet, in dem er für uns eintritt;
- in den Charismen und Dienstämtern, durch die die Kirche aufgebaut
wird;
- im apostolischen und missionarischen Leben;
- im Zeugnis der Heiligen, worin er seine Heiligkeit bekundet und das
Heilswerk fortsetzt.
I. Die Gemeinsame Sendung Des Sohnes
Und Des Geistes
689 Der Geist des Sohnes [Vgl. Gal 4,6], den der Vater in unsere Herzen
gesandt hat, ist wirklich Gott. Mit dem Vater und dem Sohn eines Wesens,
läßt er sich weder im inneren Leben der Dreifaltigkeit noch als Gabe der
Liebe für die Welt von ihnen trennen. Die Kirche betet die lebendigmachende,
wesensgleiche und untrennbare heiligste Dreifaltigkeit an; ihr Glaube
bekennt jedoch auch, daß sich die Personen voneinander unterscheiden.
Wenn der Vater sein Wort sendet, dann sendet er stets auch seinen Hauch
- es ist eine gemeinsame Sendung, in der der Sohn und der Heilige Geist
sich voneinander unterscheiden, aber nicht voneinander trennen lassen.
Christus erscheint, das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes, aber es
ist der Heilige Geist, der ihn offenbart.
690 Jesus ist der Christus, der „Gesalbte", weil der Geist seine
Salbung ist und alles, was von der Menschwerdung an geschieht, aus dieser
Fülle fließt [Vgl. Joh 3,34]. Und wenn am Ende Christus verherrlicht wird
[Vgl. Joh 7,3], kann er denen, die an ihn glauben, vom Vater her den Geist
senden: Der Sohn teilt ihnen seine Herrlichkeit mit [Vgl. Joh 17,22],
das heißt den Heiligen Geist, der ihn verherrlicht [Vgl. Joh 16,14]. Die
gemeinsame Sendung entfaltet sich von da an in denen, die der Vater im
mystischen Leib seines Sohnes als seine Kinder angenommen hat. Der Geist
der Sohnschaft hat die Sendung, diese mit Christus zu vereinen und in
ihm leben zu lassen.
„Der Begriff ‚Salbung‘ macht darauf aufmerksam..., daß zwischen dem
Sohn und dem Geist keine Distanz besteht. Wie nämlich weder die Vernunft
noch die Sinne irgendein Mittelding zwischen der Körperoberfläche und
dem aufgetragenen Öl wahrnehmen, ist auch der Kontakt des Sohnes mit
dem Geist so unmittelbar, daß, wer durch den Glauben mit dem Sohn in
Kontakt treten will, dabei zunächst mit dem Öl in Kontakt tritt. Es
gibt nämlich keinen Teil von ihm, der nicht vom Heiligen Geist bedeckt
wäre. Darum geschieht das Bekenntnis des Herr-Seins des Sohnes im Heiligen
Geist, da der Geist denen, die sieh im Glauben nähern, von überall her
entgegenkommt" (Gregor v. Nyssa, Spir. 16)
II. Name, Benennungen Und Sinnbilder
Des Heiligen Geistes
Der Name des Heiligen Geistes
691 „Heiliger Geist" ist der Name dessen, den wir mit dem Vater
und dem Sohn anbeten und verherrlichen. Die Kirche hat diesen Namen vom
Herrn übernommen und spricht ihn bei der Taufe ihrer neuen Kinder aus
[Vgl. Mt 28,19].
Der Ausdruck „Geist" gibt das hebräische Wort „Ruach" wieder,
das zunächst Hauch, Luft, Wind bedeutet. Jesus gebraucht das eindrucksvolle
Bild vom Wind, um Nikodemus das ganz Neue dessen verspüren zu lassen,
der der Hauch Gottes, der göttliche Geist in Person ist [Vgl. Joh 3,5-8]
Andererseits sind „Geist" und „heilig" göttliche Eigenschaften,
die den drei göttlichen Personen gemeinsam sind. Die Schrift, die Liturgie
und die Sprache der Theologie verbinden die beiden Begriffe, um die nicht
in Worte zu fassende Person des Heiligen Geistes zu bezeichnen, ohne daß
eine Verwechslung mit den anderen Verwendungen der Begriffe „Geist"
und „heilig" möglich ist.
Die Benennungen des Heiligen Geistes
692 Wenn Jesus das Kommen des Heiligen Geistes ankündigt und verheißt,
nennt er ihn „Paraklet", wörtlich: „ad-vocatus", den „Herbeigerufenen"
[ Joh 14,16.26;15,26;16,7]. „Paraklet" wird für gewöhnlich mit „Tröster"
oder „Beistand" wiedergegeben, wobei aber Jesus der erste Beistand
ist [Vgl. 1 Joh 2,1]. Der Herr selbst nennt den Heiligen Geist „Geist
der Wahrheit" (Joh 16,13).
693 Neben dem Namen, der in der Apostelgeschichte und in den Briefen
am meisten gebraucht wird, finden sich beim hl. Paulus die Bezeichnungen:
der „Geist der Verheißung" (Gal 3,14; Eph 1,13); der „Geist der Sohnschaft"
(Röm 8,15; Gal 4,6); der „Geist Christi" (Röm 8,11); der „Geist des
Herrn" (2 Kor 3,17); der „Geist Gottes" [ Röm 8,9.14;15,19;1
Kor 6,11;7,40], und beim hl. Petrus „der Geist der Herrlichkeit"
(1 Petr 4,14).
Die Sinnbilder des Heiligen Geistes
694 Das Wasser. Bei der Taufe ist das Wasser ein Sinnbild des Wirkens
des Heiligen Geistes, denn nach der Anrufung des Heiligen Geistes wird
es zum wirksamen sakramentalen Zeichen der Wiedergeburt. So wie wir im
Fruchtwasser unserer ersten Geburt entgegenwuchsen, ist das Taufwasser
ein Zeichen dafür, daß unsere Geburt zum göttlichen Leben uns im Heiligen
Geist geschenkt wird. „In einem Geist getauft", sind wir auch „mit
dem einen Geist getränkt" (1 Kor 12,13). Der Geist ist also in Person
das lebendige Wasser, das aus dem gekreuzigten Christus quillt [Vgl. Joh
19,34; 1 Joh 5,8] und uns das ewige Leben schenkt [Vgl. Job 4,10-14; 7,38;
Ex 17,1-6; Jes 55,1; Sach 14,8; 1 Kor 10,4; Orfb 21,6;22,17]
695 Die Salbung. Ein Sinnbild des Heiligen Geistes ist auch die Salbung
mit [Vgl. 1 Joh 2,20.27;2 Kor 1,21] und zwar sosehr, daß sie zu einem
Synonym für ihn wird [Vgl. Ex 30,22-32]. In der christlichen Initiation
ist sie das sakramentale Zeichen der Firmung, die in den Ostkirchen deshalb
„Chrismation" genannt wird. Um jedoch die ganze Bedeutungskraft dieses
Sinnbildes zu erfassen, muß man auf die erste Salbung zurückkommen, die
der Heilige Geist vorgenommen hat: die Salbung Jesu. „Christus" [Übersetzung
des hebräischen Wortes „Messias"] bedeutet der mit dem Geist Gottes
„Gesalbte". Schon im Alten Bund gab es „Gesalbte" des Herrn
[Vgl. 1 Sam 16,13]; vor allem David war ein Gesalbte Jesus ist aber der
einzigartig von Gott Gesalbte: die menschliche Natur, die der Sohn annimmt,
ist ganz „vom Heiligen Geist gesaibt". Jesus wird durch den Heiligen
Geist zum „Christus" [Vgl. Lk 4,18-19; Jes 61,1]. Die Jungfrau Maria
empfängt Christus durch den Heiligen Geist, der ihn durch den Engel schon
bei seiner Geburt als Christus bekanntgibt [Vgl. Lk 2,11]und der Simeon
in den Tempel führt, damit dieser den Gesalbten des Herrn sehe [Vgl. Lk
2,26-27]. Er ist es, der Christus erfüllt [Vgl. Lk 4,1] und dessen Kraft
von Christus ausgeht, wenn dieser Heilungen und Heilstaten vollbringt
[Vgl. Lk 6,19; 8,46]. Er endlich ist es, der Jesus von den Toten auferweckt
[Vgl. Röm 1,4; 8,11]. In seiner Menschennatur, die Siegerin ist über den
Tod [Vgl. Apg 2,36], voll und ganz zum „Christus" geworden, spendet
Jesus überreichlich den Heiligen Geist, bis „die Heiligen" in ihrer
Vereinigung mit der Menschennatur des Gottessohnes zum „vollkom. menen
Menschen" werden und „Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen"
(Eph 4,13): den „ganzen Christus", wie der hl. Augustinus sagt.
696 Das Feuer. Während das Wasser die Geburt und die Fruchtbarkeit des
Lebens versinnbildet, das im Heiligen Geist geschenkt wird, symbolisiert
das Feuer die verwandelnde Kraft der Taten des Heiligen Geistes. Der Prophet
Elija, der „aufstand wie Feuer und dessen Wort wie ein flammender Ofen
[Vgl. 2 Kor 1,22; Eph 1,13;4,30] war (Sir 48,1), zieht durch sein Gebet
auf das Opfer vom Berge Karmel Feuer vom Himmel herab [Vgl. 1 Kön 18,38-39]
- Sinnbild des Feuers des Heiligen Geistes, der, was er erfaßt, umwandelt.
Johannes der Täufer, der „mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem
Herrn vorangeht" (Lk 1,17), kündigt Christus als den an, der „mit
dem Heiligen Geist und mit Feuer tauft" (Lk 3,16). Von diesem Geist
wird Jesus sagen:
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich,
es würde schon brennent" (Lk 12,49). In „Zungen wie von Feuer"
kommt der Heilige Geist am Pfingstmorgen auf die Jünger herab und erfüllt
sie (Apg 2,3-4). In der geistlichen Überlieferung bleibt diese Symbolik
des Feuers eines der sprechendsten Sinnbilder des Wirkens des Heiligen
Geistes [Vgl. Johannes vom Kreuz, Ilama]. „Löscht den Geist nicht aus
!" (1 Thess 5,19).
697 Die Wolke und das Lieht. Diese beiden Sinnbilder sind stets miteinander
vorhanden, wenn der Heilige Geist in Erscheinung tritt. Schon bei den
Theophanien des Alten Testamentes offenbart die bald dunkle, bald lichte
Wolke den lebendigen, rettenden Gott, indem sie seine überirdische Herrlichkeit
verhüllt. So bei Mose auf dem Berg Sinai [Vgl. Ex 24,15-18], im Offenbarungszelt
[Vgl. Ex 33,9-10] und während des Durchzugs durch die Wüste [Vgl. Ex 40,36-38;
1 Kor 10,1-2]; bei Salomo bei der Tempelweihe [Vgl. 1 Kön 8,10-12]. Diese
Bilder sind durch Christus im Heiligen Geist in Erfüllung gegangen. Der
Geist kommt auf die Jungfrau Maria herab und „überschattet" sie,
damit sie Jesus empfängt und gebiert (Lk 1,35). Auf dem Berg der Verklärung
kommt er in einer Wolke, „wirft einen Schatten" über Jesus, Mose
und Elija, Petrus, Jakobus und Johannes, und „eine Stimme aus der Wolke
ruft: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören" (Lk
9,34-35). Die gleiche „Wolke" entzieht schließlich Jesus am Tag der
Himmelfahrt den Blicken der Jünger (Apg 1,9); am Tag seines Kommens wird
sie ihn als den Menschensohn in seiner Herrlichkeit offenbaren [Vgl. Lk
21,27] .
698 Das Siegel ist ein Sinnbild, das dem der Salbung nahesteht. Christus
ist es ja, den „der Vater mit seinem Siegel beglaubigt" hat (Joh
6,27), und in ihm prägt der Vater auch uns sein Siegel ein 1. Weil das
Bild des Siegels [griechisch „sphragis" bei den Sakramenten der Taufe,
der Firmung und der Weihe die unauslöschliche Wirkung der Salbung des
Heiligen Geistes andeutet, wurde es in einigen theologischen Traditionen
gebraucht, um den unauslöschlichen Charakter, das Mal, zum Ausdruck zubringen,
das diese drei unwiederholbaren Sakramente einprägen.
699 Die Hand. Jesus heilt Kranke [Vgl. Mk 6,5;8,23] und segnet kleine
Kinder [Vgl. Mk 10,16], indem er ihnen die Hände auflegt. In seinem Namen
tun die Apostel das gleiche [Vgl. Mk 16,18; Apg 5,12;14,3]. Durch die
Auflegung der Hände der Apostel wird der Heilige Geist gespendet [Vgl.
Apg 8,17-19;13,3;19,6]. Der Hebräerbrief rechnet die Handauflegung zu
den „Grundelementen" seiner Lehre [Vgl. Hebr 6,2]. In ihren sakramentalen
Epiklesen hat die Kirche dieses Zeichen der alles vermögenden Ausgießung
des Heiligen Geistes bewahrt.
700 Der Finger. „Durch den Finger Gottes" treibt Jesus die Dämonen
aus (Lk 11,20). Während das Gesetz Gottes vom „Finger Gottes" auf
steinerne Tafeln geschrieben wurde (Ex 31,18), ist der von den Aposteln
ausgefertigte „Brief Christi ... geschrieben ... mit dem Geist des lebendigen
Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern - wie auf Tafeln in Herzen
von Fleisch" (2 Kor 3,3). Der Hymnus „Veni, Creator Spiritus"
ruft den Heiligen Geist an als den „Finger der Rechten des Vaters".
701 Die Taube. Am Ende der Sintflut (die ein Sinnbild der Taufe ist)
kehrte die Taube, die von Noach aus der Arche herausgelassen worden war,
mit einem frischen Ölzweig im Schnabel zurück als Zeichen dafür, daß die
Erde wieder bewohnbar war [Vgl. Hebr 6,2]. Als Christus aus dem Wasser
seiner Taufe steigt, läßt sich der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn
nieder und ruht auf ihm [Vgl. Mt 3,16 pur]. Der Geist senkt sich in das
gereinigte Herz der Getauften und ruht darin. In einzelnen Kirchen wird
die heilige Eucharistie in einem taubenförmigen Metallbehälter [columbarium]
aufbewahrt, der über dem Altar aufgehängt ist. Die Taube ist in der christlichen
Ikonographie von jeher Sinnbild des Heiligen Geistes.
III. Der Geist Und Das Wort Gottes In
Der Zeit Der Verheißungen
702 Bis zur „Fülle der Zeit" (Gal 4,4) bleibt die gemeinsame Sendung
des Wortes und des Geistes des Vaters verborgen, ist aber schon von Anfang
an am Werk. Der Geist Gottes bereitet auf den Messias vor. Ohne voll geoffenbart
zu sein, sind beide schon verheißen, damit sie erwartet und bei ihrem
Erscheinen aufgenommen werden. Deshalb forscht [Vgl. Joh 5,39.46] die
Kirche, wenn sie das Alte Testament liest [Vgl. 2 Kor 3,14], nach dem,
was der Geist, „der durch die Propheten gesprochen hat", uns von
Christus sagen will.
Unter „Propheten" versteht der Glaube der Kirche hier diejenigen,
die der Heilige Geist bei der Abfassung der Heiligen Bücher des Alten
wie des Neuen Testamentes inspiriert hat. Die jüdische Überlieferung unterscheidet
das Gesetz (die fünf ersten Bücher, der sogenannte Pentateuch), die Propheten
(unsere sogenannten geschichtlichen und prophetischen Bücher) und die
Schriften (vor allem die Weisheitsbücher und insbesondere die Psalmen)
[Vgl. Lk 22,44].
In der Schöpfung
703 Aus dem Wort und dem Hauch Gottes geht das Sein und das Leben jedes
Geschöpfes hervor [Vgl. Ps 33,6;104,30; Gen 1,2;2,7; Koh 3,20-21; Lz 37,10].
„Dem Heiligen Geist kommt es zu, zu herrschen, die Schöpfung zu heiligen
und zu beseelen, denn er ist Gott dem Vater und dem Sohn wesensgleich
... Ihm kommt die Macht über das Leben zu, denn, da er Gott ist, bewahrt
er die Schöpfung durch den Sohn im Vater" (Byzantinische Liturgie,
Tropar der Metten an den Sonntagen des zweiten Tons).
704 „Den Menschen formte Gott mit seinen eigenen Händen [das heißt mit
dem Sohn und dem Heiligen Geist] ... und er prägte dem geformten Fleisch
seine eigene Gestalt auf, sodaß selbst das Sichtbare die göttliche Gestalt
trüge" (Irenäus, dem. 11).
Der Geist der Verheißung
705 Obwohl durch die Sünde und den Tod verunstaltet, bleibt der Mensch
„nach dem Bilde Gottes", nach dem Bilde des Sohnes geschaffen, doch
er hat „die Herrlichkeit Gottes verloren" (Röm 3,23), ist der „Ähnlichkeit"
mit ihm beraubt. Mit der Verheißung, die an Abraham erging, beginnt die
Heilsökonomie, an deren Ende der Sohn selbst „das Bild" annimmt [Vgl.
Joh 1,14; Phil 2,7.] und es in seiner „Ähnlichkeit" mit dem Vater
wiederherstellt, indem er ihm die Herrlichkeit wiedergibt, den Geist,
„der Leben spendet".
706 Entgegen aller menschlichen Hoffnung, verheißt Gott dem Abraham als
Frucht des Glaubens und der Macht des Heiligen Geistes Nachkommenschaft
1. In ihr werden alle Völker der Erde gesegnet [Vgl. Gen 12,3]. Diese
Nachkommenschaft ist Christus [Vgl. GuI 3,16], in dem die Ausgießung des
Heiligen Geistes die versprengten Kinder Gottes wieder sammelt [Vgl. Joh
11,52]. Durch einen Schwur [Vgl. Lk 1,73] verpflichtet sich Gott, seinen
geliebten Sohn [Vgl. Gen 22,17-19; Röm 8,32; Joh 3,16] und den „Geist
der Verheißung" zu schenken, der „der erste Anteil des Erbes"
ist, „das wir erhalten sollen: der Erlösung durch die wir Gottes Eigentum
werden" (Eph 1,13-14) [Vgl. Gal 3,14].
Die Theophanien und das Gesetz
707 Die Theophanien [Erscheinungen Gottes] erhellen den Weg der Verheißung,
von den Patriarchen über Mose und Josua bis zu den Visionen, die Sendung
der großen Propheten eröffnen. Die christliche Überlieferung hat stets
angenommen, daß in diesen Theophanien das Wort Gottes, in der Wolke des
Heiligen Geistes zugleich offenbar und „schattenhaft" zu erblicken
und zu hören war.
708 Diese göttliche Pädagogik zeigt sich insbesondere in der Gabe des
Gesetzes [Vgl. Ex 19-20;Dtn - 1-11;29-30]. Der Buchstabe des Gesetzes
wurde gleichsam als „Zuchtmeister" gegeben, um das Volk Christus
entgegenzuführen (Gal 3,24). Da das Gesetz jedoch den der
„Ähnlichkeit" mit Gott beraubten Menschen nicht zu retten vermag
und die Sünde erschärfer erkennen läßt [Vgl. Röm 3,20], wird das Verlangen
nach dem Heiligen Geist geweckt, wie das die Klagerufe der Psalmen bezeugen.
Zur Zeit der Könige und im Exil
709 Als Zeichen der Verheißung und des Bundes hätte das Gesetz das Herz
und die Einrichtungen des aus dem Glauben Abrahams hervorgegangenen Volkes
bestimmen sollen. „Wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet,
... sollt ihr mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk
gehören" (Ex 19, 5_6) [Vgl. 1 Petr 2,9]. Nach David erliegt aber
das Volk der Versuchung, ein Königreich wie die anderen Nationen zu errichten.
Das David verheißene Reich [Vgl. 2 Sam 7; Ps 89; Lk 1,32-33] wird jedoch
das Werk des Heiligen Geistes sein; es wird den im Geiste Armen gehören.
710 Die Mißachtung des Gesetzes und die Untreue gegenüber dem Bund führen
zum Tode. Es kommt zum Exil; die Verheißungen werden scheinbar zunichte
gemacht. In Wirklichkeit zeigt sich darin die geheimnisvolle Treue des
Rettergottes, und damit beginnt eine verheißene - aber dem Geist entsprechende
- Wiederherstellung. Es war nötig, daß das Gottesvolk diese Läuterung
durchmachte [Vgl. Lk 24,26]. Gemäß dem Plane Gottes steht das Exil bereits
im Schatten des Kreuzes, und der „heilige Rest", der zurückkehrt,
ist eines der deutlichsten Bilder der Kirche.
Die Erwartung des Messias und seines Geistes
711 „Seht her, nun mache ich etwas Neues" (Jes 43,19). Zwei prophetische
Linien zeichnen sich ab: die eine in Richtung der Messiaserwartung, die
andere in Richtung der Ankündigung eines neuen Geistes. Beide laufen auf
den kleinen Rest, das Volk der Armen, zu [Vgl. Zef 2,3], das voll Hoffnung
den „Trost Israels" und die „Befreiung Jerusalems" erwartet.
Weiter oben wurde gezeigt, wie in Jesus die ihn betreffenden Weissagungen
in Erfüllung gehen. Hier beschränken wir uns auf die, in denen die Beziehung
zwischen dem Messias und seinem Geist deutlicher hervortritt.
712 In den Kapiteln über den Immanuel [Vgl. Jes 6-12] (,‚als Jesaja Jesu
Herrlichkeit sah":
Joh 12,41), insbesondere in Jes 11,1-2 beginnen die Wesenszüge des erwarteten
Messias aufzuscheinen:
„Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus
seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn ruht auf ihm: der Geist
der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der
Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht,"
713 Die Züge des Messias werden vor allem in den Liedern vom Gottesknecht
enthüllt [Vgl. Jes 42,1-9;Mt 12,18-21;Joh 1,32-34; sodann Jes 49,1-6;
Mt 3,17; Lk 2,32; schließlich Jes 50,4-10 und 52,13-53,12.]. Diese Lieder
sagen den Sinn der Passion Jesu voraus und deuten so an, auf welche Weise
dieser den Heiligen Geist spenden wird, um die vielen lebendig zu machen:
nicht von außen her, sondern indem er sich unsere „Knechtsgestalt"
(Phil 2,7) zu eigen macht. Weil er unseren Tod auf sich nimmt, kann er
uns seinen Geist des Lebens weitergeben.
714 Darum eröffnet Christus die Verkündigung der Frohbotschaft damit,
daß er folgende Jesaja-Stelle (61,1-2) auf sich bezieht (Lk 4,18-19):
Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er
hat mich.gesandt, damit ich den Armen Frohbotschaft bringe; damit ich
den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht;
damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn
ausrufe.
715 Die Prophetentexte, welche die Sendung des Heiligen Geistes direkt
betreffen, sind Weissagungen, in denen Gott in der Sprache der Verheißungen,
im Ton der „Liebe und Treue" zum Herzen seines Volkes spricht [Vgl.
Ez 11,19; 36,25-28; 37,1-14;Jer 31,31-34 und Joël 3,1-5; von der letztgenannten
Stelle wird der hI, Petrus sagen, sie habe sich am Pfingstmorgen erfüllt:].
Diesen Verheißungen gemäß wird der Geist des Herrn in den „letzten Zeiten"
die Herzen der Menschen erneuern, indem er ihnen ein neues Gesetz einprägt.
Er wird die zersprengten und getrennten Völker sammeln und miteinander
versöhnen; er wird die erste Schöpfung umgestalten, und Gott wird in ihr
mit den Menschen im Frieden zusammenleben.
716 Im Volk der Armen [Vgl. Apg 2,17], der demütigen und sanften Menschen,
die sich ganz auf die geheimnisvollen Pläne ihres Gottes verlassen und
Gerechtigkeit erwarten, aber nicht von den Menschen, sondern vom Messias,
ist während der Zeit der Verheißungen der Heilige Geist in seiner verborgenen
Sendung mächtig am Werk, um auf das Kommen Christi vorzubereiten. Ihr
redliches, durch den Geist geläutertes und erhelltes Herz äußert sich
in den Psalmen. In diesen Armen bereitet der Geist dem Herrn ein „williges
Volk" [Vgl. z.B. Zef 2,3; Ps 22,27;34,3;Jes 49,13;61,1].
IV. Der Geist Christi In Der Fülle Der
Zeit
Johannes - Vorläufer, Prophet und Täufer
717 „Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war
Johannes" (Joh 1,6). Johannes wurde „schon im Mutterleib vom Heiligen
Geist erfüllt" (Lk 1, 15) [Vgl. Lk 1,17.-4 Vgl. Lk 1,41.], und zwar
durch Christus selbst, den die Jungfrau Maria kurz zuvor durch den Heiligen
Geist empfangen hatte. Im „Besuch" Marias bei Elisabet hat so Gott
selbst „sein Volk besucht" (Lk 1,68).
718 Johannes ist der „Elija", der kommen soll 3. Das Feuer des Heiligen
Geistes glüht in ihm und läßt ihn dem Herrn, der im Kommen ist, als „Vorläufer"
vorausgehen. In Johannes, dem Vorläufer, vollendet der Heilige Geist sein
Werk, „das Volk für den Herrn bereit zu machen" (Lk 1,17).
719 Johannes ist „mehr als ein Prophet" (Lk 7,26). In ihm vollendet
der Heilige Geist sein „Sprechen durch die Propheten". Johannes ist
in der Reihe der Propheten, die mit Elija anhebt, der letzte [Vgl. Mt
11,13-14]. Er kündigt an, daß der Trost Israels nahe sei; er ist die „Stimme"
des kommenden Trösters (Joh 1,23) [Vgl. Jes 40,1-3]. Wie dies auch der
Geist der Wahrheit tun wird, kommt er „als Zeuge, um Zeugnis abzulegen
für das Licht" (Joh 1,7) [Vgl. Joh 15,26; 5,33]. Unter den Augen
des Johannes erfüllt so der Geist, wonach die Propheten geforscht und
die Engel verlangt haben [Vgl. 1 Petr 1,10-12]: „Auf wen du den Geist
herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen
Geist tauft. Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: ‚Er ist der Sohn Gottes...
Seht, das Lamm Gottes!‘" (Joh 1,33-36).
720 Mit Johannes dem Täufer eröffnet der Heilige Geist das Werk, das
er mit und in Christus vollbringen wird, indem er es vorausdeutet: die
Wiederherstellung der „Ähnlichkeit" Gottes im Menschen. Die Taufe
des Johannes war eine Bußtaufe; die Taufe im Wasser und im Heiligen Geist
wird eine Wiedergeburt bewirken [Vgl. Joh 3,5].
„Freue dich, du Gnadenvolle!"
721 Maria, die ganz heilige, stets jungfräuliche Gottesmutter ist die
Krönung der Sendung des Sohnes und des Geistes in der Fülle der Zeit.
Weil der Geist sie vorbereitet hat, findet der Vater nach seinem Heilsratschluß
zum ersten Mal die Wohnung, in der sein Sohn und sein Geist unter den
Menschen bleiben können. In diesem Sinn hat die Uberlieferung der Kirche
die schönsten Texte über die Weisheit [Vgl. Spr 8,1-9,6; Sir 24.] oft
auf Maria bezogen. Maria wird in der Liturgie als „Thron der Weisheit"
besungen und dargestellt.
In ihr beginnen die „großen Taten" Gottes, die der Geist in Christus
und in der Kirche vollbringen wird:
722 Der Heilige Geist hat Maria durch seine Gnade vorbereitet. Es geziemte
sich, daß die Mutter dessen, in dem „die Fülle der Gottheit leibhaft"
wohnt (Kol 2,9), „voll der Gnade" sei. Aus reiner Gnade wurde sie
als das demütigste Geschöpf, das am fähigsten war, das unaussprechbare
Geschenk des Allmächtigen entgegenzunehmen, ohne Sünde empfangen. Mit
Recht grüßt sie der Engel Gabriel als die „Tochter Zion" mit „Freue
dich!" [Vgl. Zef 3,14; Sach 2,14]. Als sie den ewigen Sohn in sich
trägt, läßt sie im Heiligen Geist die Danksagung des ganzen Gottesvolkes
und somit der Kirche in ihrem Lobgesang zum Vater emporsteigen [Vgl. Zef
3,14; Sach 2,14].
723 In Maria verwirklicht der Heilige Geist den gnädigen Ratschluß des
Vaters. Mit und durch den Heiligen Geist empfängt und gebiert die Jungfrau
Maria den Sohn Gottes. Durch die Kraft des Geistes und des Glaubens wird
ihre Jungfräulichkeit einzigartig fruchtbar [Vgl. Lk 1,26-38; Röm 4,18-21;
Gal 4,26-28].
724 In Maria offenbart der Heilige Geist den Sohn des Vaters, der nun
auch zum Sohn der Jungfrau geworden ist. Sie ist der brennende Dornbusch
der endgültigen Theophanie. Vom Heiligen Geist erfüllt, zeigt sie das
Wort in der Demut seines Fleisches und gibt es den Armen [Vgl. Lk 2,15-19]
und den ersten Vertretern der Völker [Vgl. Mt 2,11] zu erkennen.
725 Schließlich beginnt der Heilige Geist durch Maria, die Menschen,
denen „die barmherzige Liebe Gottes" [Vgl. Lk 1,78] gilt, in Gemeinschaft
mit Christus zu bringen. Die demütigen Menschen sind immer die ersten,
die ihn aufnehmen:
die Hirten, die Weisen, Simeon und Hanna, die Brautleute von Kana und
die ersten Jünger.
726 Am Ende dieser Sendung des Geistes wird Maria zur „Frau", zur
neuen Eva, „zur Mutter der Lebendigen", zur Mutter des „ganzen Christus"
[Vgl. Job 19,25-27]. Als solche ist sie, mit den Zwölfen „einmütig im
Gebet" verharrend (Apg 1,14), zugegen, als der Geist am Pfingstmorgen
mit dem Offenbarwerden der Kirche die „letzten Zeiten" anbrechen
läßt.
Jesus der Christus
727 Die ganze Sendung des Sohnes und des Heiligen Geistes in der Fülle
der Zeit ist darin enthalten, daß der Sohn seit seiner Inkarnation der
mit dem Geist des Vaters Gesalbte ist: Jesus ist der Christus, der Messias.
Das ganze zweite Kapitel des Glaubensbekenntnisses ist in diesem Licht
zu lesen. Das ganze Werk Christi ist gemeinsame Sendung des Sohnes und
des Heiligen Geistes. Hier wird nur das erwähnt, was die Verheißung des
Heiligen Geistes durch Jesus und seine Spendung durch den verherrlichten
Herrn betrifft.
728 Solange Jesus selbst nicht durch seinen Tod und seine Auferstehung
verherrlicht ist, offenbart er den Heiligen Geist nicht voll und ganz.
Er spielt jedoch, selbst in seiner an die Menge gerichteten Lehre, nach
und nach auf ihn an, wenn er offenbart, daß sein Fleisch zur Nahrung für
das Leben der Welt werden wird [Vgl. Joh 6,27.51.62-63]. Er deutet sein
Wirken auch dem Nikodemus [Vgl. Joh 3,5-8], der samaritischen Frau [Vgl.
Job 4,10.14.23-24] und den Teilnehmern am Laubhüttenfest [Vgl. Joh 7,37-39]
an. Im Zusammenhang mit dem Gebet [Vgl. Lk 11,13] und dem Zeugnis, das
sie abzulegen haben werden [Vgl. Mt 10,19-20], spricht er zu seinen Jüngern
offen vom Heiligen Geist.
729 Erst als die Stunde seiner Verherrlichung gekommen ist, verheißt
Jesus das Kommen des Heiligen Geistes, denn in seinem Tod und in seiner
Auferstehung wird die an die Väter ergangene Verheißung in Erfüllung gehen
[Vgl. Joh 14,16-17.26; 15,26; 16,7-15; 17,26]:
Der Geist der Wahrheit, der andere Paraklet, wird auf das Gebet Jesu
hin vom Vater gegeben werden; er wird im Namen Jesu vom Vater gesandt
werden; Jesus wird ihn vom Vater her senden, denn er ist vom Vater ausgegangen.
Der Heilige Geist wird kommen; wir werden ihn erkennen; er wird für immer
bei uns sein. Er wird uns unterweisen und an alles erinnern, was Christus
uns gesagt hat, und für ihn Zeugnis ablegen; er wird uns der ganzen Wahrheit
entgegenführen und Christus verherrlichen. Die Welt wird er der Sünde,
der Gerechtigkeit und des Gerichtes überführen.
730 Für Jesus kommt nun seine Stunde [Vgl. Joh 13,1; 17,1]: Äls er durch
seinen Tod den Tod besiegt, übergibt er seinen Geist in die Hände des
Vaters [Vgl. Lk 23,46; Joh 19,30]. Und als er „durch die Herrlichkeit
des Vaters von den Toten auferweckt wurde" (Röm 6,4), spendet er
sogleich den Geist, indem er seine Jünger anhaucht [Vgl. Joh 20,22]. Von
dieser Stunde an wird die Sendung Christi und des Geistes zur Sendung
der Kirche:
„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Joh 20,21)
[Vgl. Mt 28,19; Lk 24,47-48; Apg 1,8].
V. Der Geist Und Die Kirche In Den Letzten
Zeiten
Pfingsten
731 Am Pfingsttag (am Ende der sieben Osterwochen) vollendet sich das
Pascha Christi in der Ausgießung des Heiligen Geistes. Dieser wird als
göttliche Person offenbar, gegeben und mitgeteilt. Christus der Herr spendet
den Geist in Überfülle [Vgl. Apg 2,33.].
732 An diesem Tag wird die heiligste Dreifaltigkeit voll und ganz geoffenbart.
Seit diesem Tag steht das von Christus angekündigte Reich allen offen,
die an ihn glauben. Obwohl Menschen aus Fleisch und Blut, haben sie im
Glauben schon Anteil an der Gemeinschaft der heiligsten Dreifaltigkeit.
Durch sein unaufhörliches Kommen läßt der Heilige Geist die Welt in die
„letzten Zeiten", die Zeit der Kirche eintreten: Das Reich Gottes
wird schon als Erbe empfangen, ist aber noch nicht vollendet.
„Wir haben das wahre Licht geschaut, wir haben den himmlischen Geist
erhalten, wir haben den wahren Glauben gefunden. Wir beten die unteilbare
Dreifaltigkeit an, denn sie hat uns errettet" (Byzantinische Liturgie,
Tropar der Pfingstvesper; als Gesang nach der Kommunion in die Eucharistiefeier
übernommen).
Der Heilige Geist - die Gabe Gottes
733 „Gott ist die Liebe" (1 Joh 4,8.16), und die Liebe ist die erste
Gabe; sie enthält alle weiteren Gaben. Diese Liebe hat Gott „ausgegossen
in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist" (Röm
5,5).
734 Weil wir durch die Sünde tot oder zumindest verwundet sind, ist die
erste Wirkung der Liebe die Vergebung unserer Sünden. Die „Gemeinschaft
des Heiligen Geistes" (2 Kor 13,13) gibt in der Kirche den Getauften
die durch die Sünde verlorene Ahnlichkeit mit Gott zurück.
735 Gott gibt uns das „Angeld", die „Anzahlung" für unser Erb
[Vgl. Röm 8,23; 2 Kor 1,21]: das Leben der heiligsten Dreifaltigkeit,
das darin besteht, zu lieben, wie er uns geliebt hat [Vgl. 1 Job 4,11-12].
Diese Liebe [Vgl. 1 Kor 13] ist das Prinzip des neuen Lebens in Christus,
das möglich geworden ist, weil wir „die Kraft des Heiligen Geistes empfangen"
haben (Apg 1,8).
736 Kraft dieser Macht des Geistes können die Kinder Gottes Frucht bringen.
Er, der uns dem wahren Weinstock aufgepfropft hat, wird uns „die Frucht
des Geistes" tragen lassen: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit,
Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung" (Gal 5,22-23). Der
Geist ist unser Leben; je mehr wir unser eigenes Leben verlieren [Vgl.
Mt 16,24-26], desto mehr werden wir „dem Geist auch folgen" (Gal
5,25).
„Der Heilige Geist versetzt in das Paradies zurück; führt zum Himmelreich
und zur Annahme an Kindes Statt; läßt voll Vertrauen Gott Vater nennen
und an der Gnade Christi teilhaben, Kind des Lichtes genannt werden
und die ewige Herrlichkeit mitbesitzen" (Basilius, spir. 15,36).
Der Heilige Geist und die Kirche
737 Die Sendung Christi und des Heiligen Geistes vollzieht sich in der
Kirche, dem Leib Christi und dem Tempel des Heiligen Geistes. Diese gemeinsame
Sendung nimmt die Glaubenden in die Gemeinschaft Christi mit seinem Vater
im Heiligen Geist hinein. Der Geist macht die Menschen bereit und kommt
ihnen mit seiner Gnade zuvor, um sie zu Christus zu ziehen. Er offenbart
ihnen den auferstandenen Herrn, erinnert sie an sein Wort und erschließt
ihrem Geist den Sinn seines Todes und seiner Auferstehung. Er vergegenwärtigt
ihnen das Mysterium Christi, vor allem in der Eucharistie, um sie mit
Gott zu versöhnen, mit ihm zu vereinen und so „reiche Frucht" bringen
zu lassen (Joh 15,5.8) [Vgl. Job 15,16].
738 Die Sendung der Kirche kommt also nicht zu der Sendung Christi und
des Heiligen Geistes hinzu, sondern ist deren Sakrament. Ihrem ganzen
Wesen nach und in allen ihren Gliedern ist die Kirche gesandt, das Mysterium
der Gemeinschaft der heiligsten Dreifaltigkeit zu verkünden und zu bezeugen,
zu vergegenwärtigen und immer mehr auszubreiten (das wird das Thema des
nächsten Artikels sein).
„Wir alle, die ein und denselben Geist, den Heiligen Geist, empfangen
haben, sind miteinander und mit Gott verschmolzen. Obwohl wir nämlich
einzeln viele sind und Christus seinen und des Vaters Geist in jedem
von uns wohnen läßt, führt dieser eine, unteilbare Geist die voneinander
Unterschiedenen durch sich zur Einheit ... und macht, daß in ihm alle
gleichsam ein und dasselbe bilden. Und so wie die Macht der heiligen
Menschennatur Christi bewirkt, daß alle, in denen sie sich befindet,
einen einzigen Leib bilden, so führt meines Erachtens der eine, unteilbare
Geist Gottes, der in allen wohnt, alle zur geistigen Einheit" (Cyrill
v. Alexandrien, Jo. 11,11).
739 Weil der Heilige Geist die Salbung Christi ist, spendet ihn Christus,
das Haupt des Leibes, seinen Gliedern, um sie zu nähren, zu heilen, in
ihren wechselseitigen Funktionen aufeinander abzustimmen, sie zu beleben,
Zeugnis ablegen zu lassen, an seiner Hingabe an den Vater und seiner Fürbitte
für die ganze Welt zu beteiligen. Durch die Sakramente der Kirche teilt
Christus den Gliedern seines Leibes seinen heiligenden Heiligen Geist
mit (das wird das Thema des zweiten Teils des Katechismus sein).
740 Diese „großen Taten Gottes", die den Gläubigen in den Sakramenten
der Kirche angeboten werden, tragen ihre Früchte im neuen, dem Geist entsprechenden
Leben in Christus (Thema des dritten Teils des Katechismus).
741 „So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen
nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt
jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können"
(Röm 8,26). Der Heilige Geist, der die Werke Gottes vollbringt, ist der
Lehrmeister des Betens (Thema des vierten Teils des Katechismus).
Kurztexte
742 „Weil ihr Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser
Herz, den Geist, der ruft: „Abba, Vater" (Gal 4,6).
743 Wenn Gott seinen Sohn sendet, so sendet er - vom Anfang bis zum Ende
der Zeit - stets auch seinen Geist; ihre Sendungen sind verbunden, sie
lassen sich nicht trennen.
744 Als die „Fülle der Zeit" gekommen war, vollendete der Heilige
Geist alle Vorbereitungen auf das Kommen Christi, die er im Gottesvolk
getroffen hatte, in Maria. Durch das Wirken des Heiligen Geistes gibt
der Vater in Maria der Welt den Immanuel, den „Gott mit uns" (Mt
1,23).
745 Der Sohn Gottes wird bei seiner Inkarnation durch die Salbung mit
dem Heiligen Geist zum Christus [Messias] geweith [Vgl. Ps 2,6-7.].
746 Durch seinen Tod und seine Auferstehung wird Jesus „zum Herr und
Messias" in der Herrlichkeit (Apg 2,36). Aus seiner Fülle gießt er
den Heiligen Geist auf die Apostel und die Kirche aus.
747 Der Heilige Geist, den Christus, das Haupt, in seine Glieder strömen
läßt, erbaut, beseelt und heiligt die Kirche. Diese ist das Sakrament
der Gemeinschaft zwischen der heiligsten Dreifaltigkeit und den Menschen.
Artikel 9
„Ich Glaube ... Die Heilige Katholische Kirche"
748 „Da Christus das Licht der Völker ist, wünscht dieses im Heiligen
Geist versammelte Hochheilige Konzil dringend, alle Menschen durch seine
Herrlichkeit, die auf dem Antlitz der Kirche widerscheint, zu erleuchten,
indem sie der ganzen Schöpfung das Evangelium verkündet." Mit diesen
Worten beginnt die Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen gentium"
des Zweiten Vatikanischen Konzils (LG 1). Damit zeigt das Konzil, daß
der Glaubensartikel über die Kirche gänzlich von den Glaubensartikeln
über Jesus Christus abhängt. Die Kirche hat kein anderes Licht als das
Licht Christi; man kann sie nach einem Bild, das den Kirchenvätern lieb
war, mit dem Mond vergleichen, dessen ganzes Licht Widerschein der Sonne
ist.
749 Der Artikel über die Kirche hängt auch gänzlich vom vorhergehenden
Artikel über den Heiligen Geist ab. „Denn nachdem wir gezeigt haben, daß
der Heilige Geist Quell und Spender aller Heiligkeit ist, bekennen wir
jetzt, daß von ihm die Kirche mit Heiligkeit beschenkt wird" (Catech.
R. 1,10,1). Wie die Väter sagen, ist die Kirche der Ort, „wo der Geist
blüht" (Hippolyt, trad. ap. 35).
750 Der Glaube, daß die Kirche „heilig" und „katholisch" und
(wie das Credo von Nizäa-Konstantinopel hinzufügt) „eine" und „apostolisch"
ist, läßt sich vom Glauben an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen
Geist nicht trennen. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir
eine heilige Kirche („Credo ... Ecelesiam"), sagen aber nicht, daß
wir an die Kirche glauben, damit wir nicht Gott und seine Werke miteinander
verwechseln, sondern alle Gaben, die er in seine Kirche gelegt hat, klar
der Güte Gottes zuschreiben [Vgl. Catech. R. 110,22.]
Absatz 1. Die Kirche Im Plane Gotfes
I Namen und Sinnbilder der Kirche
751 Das Wort „Kirche" kommt (wie das englische „church") vom
griechischen Beiwort „kyriaké", das heißt „die dem Herrn gehörende".
Die biblische Bezeichnung für sie lautet „ekklesia" (vom griechischen
Zeitwort „ek-kalein", „herausrufen"; davon das französische
„église") und bedeutet
„Volksversammlung" [Vgl. Apg 19,39], zumeist religiösen Charakters.
Dieser Ausdruck wird in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments
des öftern für die Versammlung des auserwählten Volkes vor Gott verwendet,
vor allem für die Versammlung am Sinai, wo Israel das Gesetz erhielt und
von Gott zu seinem heiligen Volk gemacht wurde [Vgl. Ex 19]. Die christliche
Urgemeinde sah sich als Nachfolgerin dieser Versammlung und nannte sich
deshalb Kirche. In der Kirche ruft Gott von allen Enden der Erde sein
Volk zusammen.
752 Im christlichen Sprachgebrauch bezeichnet „Kirche" die liturgische
Versammlung [Vgl. 1 Kor 11,18;14,19.28.34.35], aber auch die Ortsgemeinde
[Vgl. 1 Kor 1,2; 16,1] oder die gesamte Gemeinschaft der Gläubigen [Vgl.
1 Kor 15,9; Gal 1,13; Phil 3,6]. Diese drei Bedeutungen lassen sich nicht
voneinander trennen. Die „Kirche" ist das Volk, das Gott in der ganzen
Welt versammelt. Sie besteht in den Ortsgemeinden und verwirklicht sich
als liturgische, vor allem als eucharistische Versammlung. Sie lebt aus
dem Wort und dem Leib Christi und wird dadurch selbst Leib Christi.
Die Symbole der Kirche
753 In der Heiligen Schrift finden wir eine Fülle von Bildern und Gestalten,
durch die Offenbarung vom unerschöpflichen Mysterium der Kirche spricht.
Die dem Alten Testament entnommenen Bilder sind Variationen eines Grundgedankens,
nämlich der Idee des „Gottesvolkes". Im Neuen Testament [Vgl. Eph
1,22; Kol 1,18] finden alle diese Bilder eine neue Mitte: Christus, der
zum Haupt dieses Volkes wird [Vgl. LG 9], das somit sein Leib ist. Um
diese Mitte sind Bilder angeordnet, „die vom Hirtenleben und Ackerbau,
vom Hausbau oder auch von der Familie und der Brautschaft genommen"
sind (LG 6).
754 „Die Kirche ist nämlich der Schafstall, dessen einzige und notwendige
Tür Christus ist [Vgl. Joh 10,1-10]. Sie ist auch die Herde, als deren
künftigen Hirten sich Gott selbst angekündigt hat [Vgl. Jes 40,11; Ez
34,11-31]. Wenngleich ihre Schafe von menschlichen Hirten geleitet werden,
so werden sie dennoch unaufhörlich von Christus selbst geführt und genährt
werden, dem guten Hirten und dem Ersten der Hirten [Vgl. Joh 10,11; 1
PeIr 5,4], der sein Leben hingegeben hat für die Schafe [Vgl. Jes 40,11;
Ez 34,11-31]" (LG 6 ).
755 „Die Kirche ist das Ackerfe!d oder der Acker Gottes (1 Kor 3,9).
Auf jenem Acker wächst der alte ölbaum, dessen heilige Wurzel die Patriarchen
waren und in dem die Versöhnung von Juden und Heiden geschehen ist und
geschehen wird [Vgl. Jes 5,1-7]. Sie wurde vom himmlischen Ackerherrn
als auserlesener Weingarten gepflanzt". Der par wahre Weinstock ist
Christus, der den Rebzweigen Leben und Fruchtbarkeit gibt, uns nämlich,
die wir durch die Kirche in ihm bleiben, und ohne den wir nichts tun können"
(LG 6).
756 „Des öfteren wird die Kirche auch Bauwerk Gottes genannt (1 Kor 3,9).
Der Herr selbst hat sich mit dem Stein verglichen, den die Bauleute verworfen
haben, der aber zum Eckstein geworden ist [Vgl. Apg 4,11; 1 Petr 2,7;
Ps 118,22]. Auf diesem Fundament wird die Kirche von den Aposteln errichtet
[Vgl. 1 Kor 3,11. 4 Eph 2, 19-22] und von ihm empfängt sie Festigkeit
und Zusammenhalt. Dieser Bau wird durch verschiedene Bezeichnungen geziert:
Haus Gottes (1 Tim 3,15), in dem nämlich die Familie Gottes wohnt, Wohnstatt
Gottes im Geiste [Vgl. Offb 12,17]; Zelt Gottes unter den Menschen (Offb
21,3) und insbesondere heiliger Tempel, der von den heiligen Vätern, in
den steinernen Heiligtümern dargestellt, gepriesen, und in der Liturgie
nicht zu Unrecht mit der heiligen Stadt verglichen wird, dem neuen Jerusalem.
In ihn werden wir nämlich hier auf Erden als lebendige Steine eingebaut
(1 Petr 2,5). Diese heilige Stadt schaut Johannes bei der Erneuerung der
Welt aus den Himmeln von Gott herabsteigen, bereitet wie eine Braut, die
geschmückt ist für ihren Mann (Offb 21,1-2)" (LG 6).
757 „Die Kirche wird auch ‚das Jerusalem droben‘ und ‚unsere Mutter‘
genannt (Gal 4,26)3 ; sie wird beschrieben als die makellose Braut des
makellosen Lammes (Offb 19,7; 21,2.9; 22,17); Christus hat sie ‚geliebt
und sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen‘ (Eph 5,25-26); in unauflöslichem
Bund hat er sie sich zugesellt; er ‚nährt und hegt‘ sie unaufhörlich (Eph
5,29)" (LG 6).
II Ursprung, Gründung und Sendung der Kirche
758 Um das Geheimnis der Kirche zu ergründen, müssen wir zunächst über
ihren Ursprung im Ratschluß der heiligsten Dreifaltigkeit und ihre fortschreitende
Verwirklichung in der Geschichte nachsinnen.
Ein im Herzen des Vaters gefaßter Ratschluß
759 „Der ewige Vater hat die gesamte Welt nach dem völlig freien und
verborgenen Ratschluß seiner Weisheit und Güte erschaffen; er hat beschlossen,
die Menschen zur Teilhabe am göttlichen Leben zu erheben", zu dem
er in seinem Sohn alle Menschen beruft. „Die aber an Christus glauben,
beschloß er in der heilige Kirche zusammenzurufen." Diese „Familie
Gottes" wird nach dem Ratschluß des Vaters im Lauf der Menschheitsgeschichte
schrittweise gebildet und verwirklicht. Die Kirche wurde nämlich „schon
seit dem Ursprung der Welt vorausgestaltet, in der Geschichte des Volkes
Israel und im Alten Bund auf wunderbare Weise vorbereitet, in den letzten
Zeiten gegründet und durch die Ausgießung des Geistes offenbart"
und wird „am Ende der Zeiten in Herrlichkeit vollendet werden" (LG
2).
Die Kirche - schon seit dem Ursprung der Welt vorausgestaltet
760 „Die Welt wurde auf die Kirche hin erschaffen", sagten die Christen
der ersten Zeiten (Hermas, vis. 2,4,1) [Vgl. Aristides, apol. 16,6; Justin,
apol. 2,7]. Gott hat die Welt auf die Teilnahme an seinem göttlichen Leben
hin erschaffen. Diese Teilhabe kommt dadurch zustande, daß die Menschen
in Christus versammelt werden, und diese „Versammlung" ist die Kirche.
Die Kirche ist das Ziel aller Dinge [Vgl. Epiphanius, her. 1,1,5]. Selbst
die schmerzlichen Ereignisse wie der Fall der Engel und die Sünde des
Menschen wurden von Gott nur zugelassen als Anlaß und Mittel, um die ganze
Kraft seines Armes zu entfalten und der Welt das Vollmaß seiner Liebe
zu schenken:
„Wie Gottes Wille ein Werk ist und Welt heißt, so ist seine Absicht
das Heil der Menschen, und diese heißt Kirche" (Clemens v. Alexandrien,
pd. 1,6,27).
Die Kirche - im Alten Bund vorbereitet
761 Die Sammlung des Gottesvolkes beginnt in dem Augenblick, als die
Sünde die Gemeinschaft der Menschen mit Gott und mit den Mitmenschen zerstört.
Die Sammlung der Kirche ist gewissermaßen die Reaktion Gottes auf das
durch die Sünde hervorgerufene Chaos. Diese Wiedervereinigung geschieht
insgeheim in allen Völkern: Gott, unserem Vater, ist „in jedem Volk willkommen
... wer ihn fürchtet und tut, was recht ist" (Apg 10,35).
762 Die entfernte Vorbereitung der Sammlung des Gottesvolkes beginnt
mit der Berufung Abrahams, dem Gott verheißt, er werde der Stammvater
eines großen Volkes werden [Vgl. Gen 12,2; 15,5-6]. Die unmittelbare Vorbereitung
beginnt mit der Erwählung Israels zum Gottesvolk [Vgl. Ex 19,5-6; Dtn
7,6]. Israel wird erwählt, um das Zeichen der künftigen Sammlung aller
Nationen zu sein [Vgl. Je,2,2-5; Mi 4,1-4]. Doch schon die Propheten klagen
Israel an, es habe den Bund gebrochen und sich wie eine Dirne benommen
[Vgl. z.B. Hos 1; Je, 1,2-4; Jer 2]. Sie kündigen einen neuen und ewigen
Bund an [Vgl. Je,2,2-5; Mi 4,1-4]. „Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet"
(LG 9).
Die Kirche - von Jesus Christus gegründet
763 Aufgabe des Sohnes und Grund seiner Sendung ist es, in der Fülle
der Zeiten den Heilsratschluß seines Vaters zu verwirklichen‘. „Denn der
Herr Jesus machte den Anfang seiner Kirche, indem er die frohe Botschaft
verkündete, nämlich die Ankunft des Reiches Gottes, das von alters her
in den Schriften verheißen war" (LG 5). Um den Willen des Vaters
zu erfüllen, gründete Christus auf Erden das Himmelreich. Die Kirche ist
„das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi" (LG 3).
764 „Dieses Reich aber leuchtet im Wort, in den Werken und in der Gegenwart
Christi den Menschen auf" (LG 5). Die das Wort Jesu annehmen, „haben
das Reich selbst angenommen" (ebd.). Der Keim und Beginn dieses Reiches
ist die „kleine Herde" (Lk 12,32) derer, die Jesus um sich versammelt
hat und deren Hirt er selbst ist [Vgl. Mt 10,16; 26,31; Joh 10,1-21].
Sie bilden die wahre Familie Jesu [Vgl. Mt 12,49]. Die er so um sich schart,
lehrt er eine neue Handlungsweise und ein eigenes Gebet [Vgl. Mt 5-6].
765 Der Herr Jesus gab seiner Gemeinschaft eine Struktur, die bis zur
Vollendung des Reiches bleiben wird. An erster Stelle steht die Wahl der
Zwölf mit Petrus als ihrem Haupt [Vgl. Mk 3,14-15]. Sie repräsentieren
die zwölf Stämme Israels [Vgl. Mt 19,28;Lk 22,30] und sind somit die Grundsteine
des neuen Jerusalem [Vgl. Offb 21,12-14]. Die Zwölf [Vgl. Mk 6,7] und
die weiteren Jünger [Vgl. Lk 10,1-2] haben an der Sendung Christi, an
seiner Gewalt, aber auch an seinem Schicksal teil [Vgl. Mt 10,25; Joh
15,20]. Durch alle diese Akte gründet Christus die Kirche und baut sie
auf.
766 Die Kirche ging jedoch vor allem aus der Ganzhingabe Christi für
unser Heil hervor, die in der Einsetzung der Eucharistie vorweggenommen
und am Kreuz in die Tat umgesetzt wurde. „Der Anfang und das Wachstum
[der Kirche werden zeichenhaft angedeutet durch Blut und Wasser, die aus
der geöffneten Seite des gekreuzigten Christus heraustreten" (LG
3). „Denn aus der Seite des am Kreuz entschlafenen Christus ist das wunderbare
Sakrament der ganzen Kirche hervorgegangen" (SC 5). Wie Eva aus der
Seite des schlafenden Adam geformt wurde, so ist die Kirche aus dem durchbohrten
Herzen des am Kreuz gestorbenen Christus geboren [Vgl. hi. Ambrosius,
Luc. II, 85-89].
Die Kirche - durch den Heiligen Geist geoffenbart
767 „Als das Werk vollendet war, das der Vater dem Sohn auf Erden zu
tun aufgetragen hat, wurde am Pfingsttag der Heilige Geist gesandt, auf
daß er die Kirche immerfort heilige" (LG 4). Damals „wurde die Kirche
vor der Menge öffentlich bekanntgemacht, die Ausbreitung des Evangeliums
unter den Heiden durch die Verkündigung nahm ihren Anfang" (AG 4).
Als „Zusammenrufung" aller Menschen zum Heil ist die Kirche ihrer
Natur nach missionarisch, von Christus zu allen Völkern gesandt, um alle
Menschen zu Jüngern zu machen [Vgl. Mt 28,19-20; AG 2; 5-6].
768 Um seine Sendung zu vollziehen, „bereitet und lenkt" der Geist
die Kirche „durch die verschiedenen hierarchischen und charismatischen
Gaben" (LG 4). Durch ihn „empfängt die Kirche, die mit den Gaben
ihres Gründers ausgestattet ist und seine Gebote der Liebe, der Demut
und der Selbstverleugnung treulich hält, die Sendung, das Reich Christi
und Gottes anzukündigen und in allen Völkern zu begründen. So stellt sie
Keim und Anfang dieses Reiches auf Erden dar" (LG 5).
Die Kirche - in Herrlichkeit vollendet
769 „Die Kirche ... wird erst in der himmlischen Herrlichkeit vollendet
werden" (LG 48), bei der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Bis
dahin „schreitet die Kirche auf ihrer Pilgerschaft dahin zwischen Verfolgungen
der Welt und Tröstungen Gottes" (Augustinus, civ. 18,51) [Vgl. LG
8]. Hier auf Erden weiß sie sich fern vom Herrn in der Fremde [Vgl. 2
Kor 5,6; LG 6] und sehnt sich nach dem vollendeten Reich, „danach, mit
ihrem König in Herrlichkeit vereint zu werden" (LG 5). Zur Vollendung
der Kirche und durch sie zur Vollendung der Welt in Herrlichkeit wird
es nicht ohne große Prüfungen kommen. Erst dann werden „alle Gerechten
von Adam an, ‚von dem gerechten Abel bis zum letzten Erwählten‘, in der
allumfassenden Kirche beim Vater versammelt werden" (LG 2).
III Das Mysterium der Kirche
770 Die Kirche steht in der Geschichte, gleichzeitig aber auch über ihr.
Nur „mit den Augen des Glaubens" (Catech. R. 1,10, 20) vermag man
in ihrer sichtbaren Wirklichkeit auch eine geistige Wirklichkeit wahrzunehmen,
die Trägerin göttlichen Lebens ist.
Die Kirche - sichtbar und geistig
771 „Der einzige Mittler Christus hat seine heilige Kirche, die Gemeinschaft
des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, hier auf Erden als sichtbares
Gefüge verfaßt und erhält sie als solches unablässig; so gießt er durch
sie Wahrheit und Gnade auf alle aus" (LG 8). Die Kirche ist gleichzeitig:
- „die mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft und der
geheimnisvolle Leib Christi,
- die sichtbare Versammlung und die geistliche Gemeinschaft,
- die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche".
Diese Aspekte „bilden eine einzige, komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem
und göttlichem Element zusammenwächst" (LG 8).
Die „Eigentümlichkeit [der Kirche] ist es, zugleich menschlich und göttlich
zu sein, sichtbar mit Unsichtbarem ausgestattet, glühend im Handeln und
frei für die Betrachtung, in der Welt gegenwärtig und doch unterwegs;
und zwar so, daß in ihr das, was menschlich ist, auf das Göttliche hingeordnet
und ihm untergeordnet wird, was sichtbar ist, auf das Unsichtbare, was
zur Tätigkeit gehört, auf die Betrachtung, was gegenwärtig ist, auf die
künftige Stadt, die wir suchen" (SC 2).
„Welche Niedrigkeit! Welche Erhabenheit! Ein Gezelt Kedars und ein
Heiligtum Gottes, eine irdische Wohnstätte und ein himmlischer Palast,
Lehmhütte und Königsburg, Leib des Todes und Tempel des Lichtes, der
Abscheu der Stolzen und die Braut des Herrn ! Schwarz ist sie und doch
schön, ihr Töchter Jerusalems! Ob die Mühsal und der Schmerz der langen
Verbannung sie auch entstellen, so schmückt sie dennoch himmlische Schönheit"
(Bernhard, Cant. 27,14).
Die Kirche - Mysterium der Vereinigung der Menschen mit Gott
772 In der Kirche vollzieht und offenbart Christus sein innerstes Mysterium
als Ziel des Ratschlusses Gottes, „das All in Christus wieder unter ein
Haupt zu fassen" (Eph 1,10). Der hl. Paulus nennt die bräutliche
Vereinigung Christi und der Kirche ein „tiefes Geheimnis" (Eph 5,32).
Da die Kirche mit Christus als ihrem Bräutigam vereint ist [ Vgl. Eph
5, 25-27], wird sie ihrerseits Geheimnis [Vgl. Eph 3,9-11]. Dieses Mysterium
betrachtend, schreibt der hl. Paulus: „Christus ist unter euch, er ist
die Hoffnung auf Herrlichkeit" (Kol 1,27).
773 Die Gemeinschaft der Menschen mit Gott durch „die Liebe, die niemals
aufhört" (1 Kor 13,8), ist das Ziel, das all das bestimmt, was in
der Kirche an diese vergängliche Welt gebundenes sakramentales Mittel
ist(1). Ihre hierarchische Struktur „ist ganz für die Heiligkeit der Glieder
Christi bestimmt. Die Heiligkeit wird aber an dem ‚tiefen Geheimnis‘ gemessen,
in dem die Braut mit der Hingabe der Liebe die Hingabe des Bräutigams
erwidert" (MD 27). Als die Braut „ohne Flecken und Falten" (Eph
5,27) geht Maria uns allen auf dem Weg der Heiligkeit, die das Mysterium
der Kirche ausmacht, voran. „In diesem Sinne geht die marianische Dimension
der Kirche der Petrusdimension voraus" (MD 27).
Die Kirche - universales Heilssakrament
774 Das griechische Wort „mysterion" [Geheimnis] wurde auf lateinisch
durch zwei Ausdrücke wiedergegeben durch „mysterium" und „sacramentum".
In der späteren Deutung drückt der Begriff „sacramentum" mehr das
sichtbare Zeichen der verborgenen Heilswirklichkeit aus, die mit dem Begriff
„mysterium" bezeichnet wird. In diesem Sinn ist Christus selbst das
Heilsmysterium: „Das Mysterium Gottes ist nichts anderes als Christus"
(Augustinus, ep. 187,11,34). Das Heilswerk seiner heiligen und heiligenden
Menschennatur ist das Heilssakrament, das sich in den Sakramenten der
Kirche (die von den Ostkirchen auch als „die heiligen Mysterien"
bezeichnet werden) bekundet und in ihnen wirkt. Die sieben Sakramente
sind die Zeichen und Werkzeuge, durch die der Heilige Geist die Gnade
Christi, der das Haupt ist, in der Kirche, die sein Leib ist, verbreitet.
Die Kirche enthält und vermittelt also die unsichtbare Gnade, die sie
bezeichnet. In diesem analogen Sinn wird sie „Sakrament" genannt.
775 „Die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen
und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit
des ganzen Menschengeschlechts" (LG 1). Das erste Ziel der Kirche
ist, das Sakrament der tiefen Vereinigung der Menschen mit Gott zu sein.
Weil die Gemeinschaft unter den Menschen in der Vereinigung mit Gott wurzelt,
ist die Kirche auch das Sakrament der Einheit des Menschengeschlechtes.
In ihr hat diese Einheit schon begonnen, denn sie sammelt Menschen „aus
allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen" (Offb 7,9). Gleichzeitig
ist die Kirche „Zeichen und Werkzeug" des vollen Zustandekommens
dieser noch ausstehenden Einheit.
776 Als Sakrament ist die Kirche Werkzeug Christi. Die Kirche ist in
den Händen Christi „Werkzeug der Erlösung aller" (LG 9), „allumfassendes
Sakrament des Heiles" (LG 48), durch das Christus die „Liebe Gottes
zum Menschen zugleich offenbart und verwirklicht" (GS 45,1). Sie
ist „das sichtbare Projekt der Liebe Gottes zur Menschheit" (Paul
VI., Ansprache vom 22. Juni 1973). Diese Liebe will, „daß das ganze Menschengeschlecht
ein einziges Volk Gottes bilde, in den einen Leib Christi zusammenwachse
und zu dem einen Tempel des Heiligen Geistes aufgebaut werde" (AG
7) [Vgl. LG 17].
KURZTEXTE
777 Das biblische Wort für die Kirche [ekklesia] bedeutet wörtlich „Zusammenrufung".
Es bezeichnet die Versammlung derer die das Wort Gottes zusammenruft damit
sie das Volk Gottes bilden und durch den Leib Christi genährt selbst Leib
Christi werden.
778 Die Kirche ist zugleich Weg und Ziel des Ratschlusses Gottes. In
der Schöpfung vorausgebildet im Alten Bund vorbereitet durch die Worte
und Taten Christi gegründet durch sein erlösendes Kreuz und seine Auferstehung
verwirklicht wird sie durch die Ausgießung des Heiligen Geistes als Heilsmysterium
offenbart. Sie wird als Vereinigung aller auf Erden Freigekauften [Vgl.
Offb 14,4] in der Herrlichkeit des Himmels vollendet werden.
779 Die Kirche ist zugleich sichtbar und geistig hierarchische Gesellschaft
und mystischer Leib Christi. Sie bildet eine Einheit bestehend aus menschlichem
und göttlichem Element. Das macht ihr Geheimnis aus das einzig der Glaube
zu erfassen vermag.
780 Die Kirche ist in dieser Welt das Sakrament des Heils das Zeichen
und Werkzeug der Gemeinschaft mit Gott und mit den Menschen.
Absatz 2. Die Kirche -Volk Gottes,
Leib Christi, Tempel Des Heiligen Geistes
I Die Kirche ist Volk Gottes
781 „Zu jeder Zeit und in jedem Volk ist Gott jeder willkommen, der ihn
fürchtet und Gerechtigkeit übt. Gott hat es jedoch gefallen, die Menschen
nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen
und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit
anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen sollte. So hat er das israelitische
Volk sich zum Volk erwählt und hat mit ihm einen Bund geschlossen und
es Stufe für Stufe unterwiesen ... Dies alles jedoch wurde zur Vorbereitung
und zum Vorbild jenes neuen und vollkommenen Bundes, der in Christus geschlossen
... werden sollte ... Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet
in seinem Blute, indem er sich aus Juden und Heiden ein Volk berief das
nicht dem Fleische nach, sondern im Geiste zur Einheit zusammenwachsen"
sollte (LG 9).
Die Besonderheiten des Volkes Gottes
782 Das Volk Gottes weist Besonderheiten auf, die es von allen Religionsund
Volksgruppen, von allen politischen und kulturellen Gruppen der Geschichte
klar unterscheiden:
Es ist das Volk Gottes. Gott gehört keinem Volk zu eigen. Er hat sich
aber aus denen, die einst kein Volk waren, ein Volk erworben: „ein auserwähltes
Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, einen heiligen Stamm"
(1 Petr 2,9).
Glied dieses Volkes wird man nicht durch die leibliche Geburt, sondern
durch die „Geburt von oben", „aus Wasser und Geist" (Joh 3,3-5),
das heißt durch den Glauben an Christus und die Taufe.
Dieses Volk hat Jesus, den Christus [Gesalbten, Messias] zum Haupt. Weil
ein und dasselbe Salböl, der Heilige Geist, vom Haupt in den Leib hinabfließt,
ist es „das messianische Volk".
„Es hat als Stand die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, in deren
Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt."
„Es hat als Gesetz das neue Gebot, zu lieben, wie Christus uns geliebt
hat [Vgl. Job 13,34]" (LG 9). Das ist das „neue" Gesetz des
Heiligen Geistes [Vgl. Röm 8,2; Gal 5,25].
Es hat als Sendung, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein [Vgl. Mt
15,13-16]. Es ist „für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare
Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils".
„Es hat schließlich als Ziel das Reich Gottes, das von Gott selbst auf
Erden grundgelegt wurde und weiter ausgedehnt werden muß, bis es am Ende
der Zeiten von ihm auch vollendet wird" (LG 9).
Ein priesterliches, prophetisches und königliches Volk
783 Jesus Christus wurde vom Vater mit dem Heiligen Geist gesalbt und
zum „Priester, Propheten und König" bestellt. Das ganze Volk Gottes
hat an diesen drei Ämtern Christi teil und ist verantwortlich für die
Sendung und den Dienst, die sich daraus ergeben [Vgl. RH 18-21].
784 Wer durch den Glauben und die Taufe in das Volk Gottes eintritt,
erhält Anteil an der einzigartigen Berufung dieses Volkes: an seiner priesterlichen
Berufung. „Christus der Herr, als Hoherpriester aus den Menschen genommen,
hat das neue Volk ‚zum Königreich und zu Priestern für Gott und seinen
Vater gemacht‘. Durch die Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen
Geist werden die Getauften nämlich zu einem geistigen Haus und einem heiligen
Priestertum geweiht" (LG 10).
785 „Das heilige Volk Gottes nimmt auch teil am prophetischen Amt Christi",
vor allem durch den übernatürlichen Glaubenssinn, der dem ganzen Volk,
den Laien und der Hierarchie, zu eigen ist. Durch ihn „hängt [es] dem
einmal den Heiligen übergebenen Glauben unwiderruflich an" (LG 12),
versteht ihn immer tiefer und wird inmitten dieser Welt zum Zeugen Christi.
786 Das Gottesvolk hat auch an der königlichen Funktion Christi Anteil.
Christus übt sein Königtum dadurch aus, daß er durch seinen Tod und seine
Auferstehung alle Menschen an sich zieht [Vgl. Joh 13,32]. Christus, der
König und Herr des Weltalls, hat sich zum Diener aller gemacht, denn er
„ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und
sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele" (Mt 20,28). Für den
Christen bedeutet Christus zu dienen „König sein" (LG 36) - vor allem
„in den Armen und Leidenden", in denen die Kirche „das Bild ihres
armen und leidenden Gründers erkennt" (LG 8). Das Volk Gottes wahrt
seine „königliche Würde" dadurch, daß es der Berufung nachlebt, mit
Christus zu dienen.
„Alle, die in Christus wiedergeboren sind, macht das Zeichen des Kreuzes
zu Königen, während die Salbung des Heiligen Geistes sie zu Priestern
weiht. Darum sollen sich auch alle geistlichen und geistigen Christen
bewußt sein, daß sie - abgesehen von den besonderen Aufgaben Unseres Amtes
- aus königlichem Geschlecht stammen und an den Pflichten des Priesters
Anteil haben. Was ist so königlich, als wenn ein Gott untertäniger Geist
die Herrschaft über seinen Leib führt? Und was entspricht den Obliegenheiten
eines Priesters mehr, als dem Herrn ein reines Gewissen zu weihen und
ihm auf dem Altare seines Herzens makellose Opfer der Frömmigkeit darzubringen?"
(Leo d. Gr., serm. 4,1).
II Die Kirche ist Leib Christi
Die Kirche ist Gemeinschaft mit Jesus
787 Jesus hat von Anfang an die Jünger an seinem Leben teilnehmen lassen
[Vgl. Mk 1,16-20; 3,13-19]. Er enthüllt ihnen das Mysterium des Gottesreiches
[Vgl. Mi 13,10-17] und gibt ihnen Anteil an seiner Sendung, seiner Freude
[Vgl. Lk 10,17-20] und an seinen Leiden [Vgl. Lk 22,28-30]. Jesus spricht
von einer noch innigeren Verbundenheit zwischen ihm und denen, die ihm
nachfolgen: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch ... Ich bin der Weinstock,
ihr seid die Reben" (Joh 15,4-5). Und er kündigt eine geheimnisvolle,
wirkliche Gemeinschaft zwischen seinem und unserem Leib an: „Wer mein
Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in
ihm" (Joh 6,56).
788 Als seine sichtbare Gegenwart den Jüngern genommen wurde, ließ Jesus
sie nicht als Waisen zurück [Vgl. Joh 14,18]. Er versprach, bei ihnen
zu bleiben bis zum Ende der Zeiten [Vgl. Mt 28,20], und sandte ihnen seinen
Geist [Vgl. Joh 20,22; Apg 2,33]. In gewissem Sinne wurde die Gemeinschaft
mit Jesus dadurch noch vertieft: „Indem er nämlich seinen Geist mitteilte,
hat er seine Brüder, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller
Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht" (LG 7).
789 Der Vergleich der Kirche mit dem Leib wirft Licht auf die innige
Verbindung zwischen der Kirche und Christus. Die Kirche ist nicht nur
um ihn versammelt, sondern in ihm, in seinem Leib geeint. Drei Aspekte
der Kirche als des Leibes Christi sind besonders hervorzuheben: die Einheit
aller Glieder untereinander durch ihre Vereinigung mit Christus; Christus
als das Haupt des Leibes; die Kirche als die Braut Christi.
Ein einziger Leib
790 Die Gläubigen, die auf das Wort Gottes antworten und zu Gliedern
des Leibes Christi werden, werden eng mit Christus vereint: „In jenem
Leibe strömt Christi Leben auf die Glaubenden über, die durch die Sakramente
auf geheimnisvolle und wirkliche Weise mit Christus, der gelitten hat
und verherrlicht ist, vereint werden" (LG 7). Dies gilt vor allem
von der Taufe, durch die wir mit dem Tod und der Auferstehung Christi
vereint werden [Vgl. Röm 6,4-5; 1 Kot 12,13.], und von der Eucharistie,
durch die „wir wirklich Anteil am Leib des Herrn [erhalten] und ... zur
Gemeinschaft mit ihm und miteinander erhoben" werden (LG 7).
791 Die Einheit des Leibes hebt die Verschiedenheit der Glieder nicht
auf:
„Bei der Auferbauung des Leibes Christi waltet die Verschiedenheit der
Glieder und der Aufgaben. Der eine Geist ist es, der seine vielfältigen
Gaben gemäß seinem Reichtum und den Erfordernissen der Dienste zum Nutzen
der Kirche austeilt." Die Einheit des mystischen Leibes bewirkt und
fördertunter den Gläubigen die Liebe zueinander: „Daher leiden, wenn ein
Glied etwas leidet, alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird,
freuen sich alle Glieder mit" (LG 7). Die Einheit des mystischen
Leibes überwindet alle menschlichen Trennungen: „Ihr alle, die ihr auf
Christus getauft seid, habt Christus [als Gewand] angelegt. Es gibt nicht
mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau;
denn ihr alle seid ‚einer‘ in Christus Jesus" (Gal 3,27-28).
Christus ist das Haupt des Leibes
792 Christus „ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche"
(Kol 1,18). Er ist Ursprung der Schöpfung und der Erlösung. In die Herrlichkeit
des Vaters erhoben, „hat er in allem den Vorrang" (Kol 1,18), besonders
in der Kirche, durch die er sein Reich auf alles ausdehnt.
793 Er vereint uns mit seinem Pascha. Alle Glieder müssen sich ihm anzugleichen
suchen, „bis Christus in [ihnen] Gestalt annimmt" (Gal 4, 19). „Deswegen
werden wir aufgenommen in die Mysterien seines Lebens ... werden wir seinen
Leiden - als Leib dem Haupt - zugesellt; wir leiden mit ihm, um mit ihm
verherrlicht zu werden" (LG 7).
794 Er sorgt für unser Wachstum [Vgl. Kol 2,19.]. Um uns ihm, unserem
Haupt, entgegenwachsen zu lassen [Vgl. Eph 4,11-16.], versieht Christus
seinen Leib, die Kirche, mit den Gaben und Diensten, durch die wir uns
gegenseitig auf dem Weg des Heils voranbringen.
795 Christus und die Kirche bilden somit den „ganzen Christus" [Christus
totus]. Die Kirche ist mit Christus eins. Die Heiligen sind sich dieser
Einheit sehr lebhaft bewußt:
„Laßt uns also jubeln und Dank sagen, daß wir nicht bloß Christen geworden
sind, sondern Christus. Versteht ihr, Brüder, erfaßt ihr die Gnade,
die Gott uns schenkte, als er uns Christus zum Haupt gab? Staunt, freut
euch, Christus sind wir geworden. Denn wenn jener das Haupt ist, wir
die Glieder, dann ist der ganze Mensch er und wir ... Die Fülle Christi,
das ist also Haupt und Glieder. Was heißt: Haupt und Glieder? Christus
und die Kirche" (Augustinus, ev. J0. 21,8).
„Unser Erlöser erweist sich als eine Person mit der heiligen Kirche,
die er sich zu eigen gemacht hat" (Gregor d. Gr., mor. præf. 1,6,4).
„Haupt und Glieder sind gleichsam eine mystische Person" (Thomas
v. A., s. th. 3,48,2, ad 1).
Der von den heiligen Glaubenslehrern gelehrte Glaube und das gesunde
Empfinden der Gläubigen äußern sich in einem Wort der hl. Jeanne d‘Arc
an ihre Richter: „Von Jesus und der Kirche denke ich, daß das alles eins
ist und daß man daraus kein Problem machen soll".
Die Kirche ist die Braut Christi
796 Die Einheit zwischen Christus und der Kirche, dem Haupt und den Gliedern
des Leibes, besagt auch, daß die beiden zwar voneinander verschieden sind,
aber in einer persönlichen Beziehung stehen. Dieser Aspekt wird oft durch
das Bild von Bräutigam und Braut zum Ausdruck gebracht. Daß Christus der
Bräutigam der Kirche ist, wurde von den Propheten angedeutet, und Johannes
der Täufer verkündete es [Vgl. Joh 3,29]. Der Herr selbst hat sich als
„der Bräutigam" bezeichnet (Mk 2,19) [Vgl. Mt 22, 1-14; 25,1-13].
Der Apostel stellt die Kirche und jeden Gläubigen, der Glied des Leibes
Christi ist, als eine Braut dar, die er Christus dem Herrn „verlobt"
hat, damit sie ein Geist mit ihm sei [Vgl. 1 Kor 6, 15-17; 2 Kor 11,2].
Sie ist die makellose Braut des makellosen Lammes [Vgl. Offb 22,17; Eph
1,4; 5,27], die „Christus ... geliebt" und für die er sich „hingegeben
hat, um sie ... rein und heilig zu machen" (Eph 5,25-26), die er
durch einen ewigen Bund mit sich verbunden hat und die er pflegt wie seinen
eigenen Leib [Vgl. Eph 5,29].
„Der ganze Christus, Haupt und Leib, einer aus vielen ... Rede nun das
Haupt oder rede der Leib, immer redet Christus: er redet aus der Rolle
des Hauptes [ex persona capitis] wie aus der des Leibes [ex persona corporis].
Wie steht es geschrieben? ‚Zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein
tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche‘ (Eph 5,31-32).
Und der Herr selbst sagt im Evangelium: ‚Sie sind also nicht mehr zwei,
sondern ein Fleisch‘ (Mt 19,6). Es sind, wie ihr wißt, zwei Personen,
und doch wiederum nur eine durch die eheliche Verbindung Bräutigam nennt
er sich selber als Haupt, Braut als Leib" (Augustinus, Psal. 74,4).
III Die Kirche - Tempel des Heiligen Geistes
797 „Was unser Geist, das heißt unsere Seele, für unsere Glieder ist,
das ist der Heilige Geist für die Glieder Christi, für den Leib Christi,
die Kirche" (Augustinus, serm. 267,4). „Diesem Geist Christi als
dem unsichtbaren Prinzip ist zuzuschreiben, daß alle Teile des Leibes
sowohl untereinander als auch mit ihrem erhabenen Haupt verbunden sind,
da er ganz im Haupt ist, ganz im Leib, ganz in den einzelnen Gliedern"
(Pius XII., Enz. „Mystici Corporis": DS 3808). Der Heilige Geist
macht die Kirche zum „Tempel des lebendigen Gottes" (2 Kor 6, 16)
[Vgl. 1 Kor 3, 16-17; Eph 2,21]:
„Dieses göttliche Geschenk ist der Kirche anvertraut ... In ihr ist niedergelegt
die Gemeinschaft mit Christus, das heißt der Heilige Geist, das Angeld
der Unverweslichkeit, die Befestigung unseres Glaubens, die Himmelsleiter
zu Gott Wo die Kirche, da ist auch der Geist Gottes; und wo der Geist
Gottes, dort ist die Kirche und alle Gnade" (Irenäus, hier. 3,24,1).
798 Der Heilige Geist ist „in allen Teilen des Leibes das Prinzip jeder
lebenspendenden und wirklich heilsamen Handlung" (Pius XII., Enz.
„Mystici Corporis": DS 3808). Er bewirkt auf vielfältige Weise die
Auferbauung des ganzen Leibes in der Liebe [Vgl. Eph 4,16]: durch das
Wort Gottes, „das die Kraft hat, aufzubauen" (Apg 20,32); durch die
Taufe, durch die er den Leib Christi bildet [Vgl. 1 Kor 12,13]; durch
diejenigen Sakramente, die den Gliedern Christi Wachstum und Heilung geben;
durch die „Gnade der Apostel", die unter den Gnadengaben „hervorragt"
(LG 7); durch die Tugenden, die das gute Handeln bewirken; durch die vielfältigen
besonderen Gaben, die sogenannten Charismen, durch die er die Gläubigen
„geeignet und bereit macht, verschiedene für die Erneuerung und den weiteren
Aufbau der Kirche nützliche Werke und Dienste zu übernehmen" (LG
12) [Vgl. AA 3].
Die Charismen
799 Die Charismen, ob außergewöhnlich oder schlicht und bescheiden, sind
Gnadengaben des Heiligen Geistes, die direkt oder indirekt der Kirche
dienen: sie sind zum Aufbau der Kirche, zum Wohl der Menschen und für
die Nöte der Welt geschenkt.
800 Die Charismen sind von dem, der sie erhält, aber auch von allen Gliedern
der Kirche dankbar entgegenzunehmen. Sie sind ja ein wunderbarer Gnadenreichtum
für die apostolische Lebenskraft und für die Heiligkeit des ganzen Leibes
Christi. Es muß sich dabei um Gaben handeln, die wirklich vom Heiligen
Geist kommen, und sie sind so auszuüben, daß sie den echten Anregungen
dieses Geistes voll entsprechen. Kurz, sie müssen in Liebe ausgeübt werden,
die das eigentliche Maß der Charismen ist [Vgl. 1 Kor 13].
801 In diesem Sinn ist es stets notwendig, die Charismen zu prüfen. Kein
Charisma enthebt der Pflicht, die Hirten der Kirche zu ehren und ihnen
zu gehorchen, da es ihnen „in besonderer Weise zukommt, den Geist nicht
auszulöschen, sondern alles zu prüfen und, was gut ist, zu behalten"
(LG 12). Alle Charismen, die in ihrer Verschiedenheit einander ergänzen,
sollen so zusammenwirken, daß „sie anderen nützen" (1 Kor 12,7) [Vgl.
LG 30; CL 24].
KURZTEXTE
802 Christus Jesus hat sich für uns hingegeben um uns von aller Schuld
zu erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen das ihm als sein besonderes
Eigentum gehört (Tit 2 14)
803 Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht eine königliche Priesterschaft
ein heiliger Stamm ein Volk das sein besonderes Eigentum wurde (1 Petr
2 9).
804 Der Eintritt in das Volk Gottes geschieht durch den Glauben und die
Taufe „Zum neuen Volk Gottes werden alle Menschen gerufen" (LG 13)
damit in Christus die Menschen eine einzige Familie und ein einziges Gottesvolk
bilden" (AG 1).
805 Die Kirche ist der Leib Christi Durch den Geist und sein Wirken in
den Sakramenten vor allem in der Eucharistie macht der gestorbene und
auferstandene Christus die Gemeinschaft der Gläubigen zu seinem Leib.
806 In der Einheit dieses Leibes gibt es eine Verschiedenheit der Glieder
und der Aufgaben. Alle Glieder sind miteinander verbunden insbesondere
mit denen die leiden arm sind oder verfolgt werden.
807 Die Kirche ist der Leib dessen Haupt Christus ist Sie lebt aus ihm
in ihm und für ihn; er lebt mit ihr und in ihr.
808 Die Kirche ist die Braut Christi Er hat sie geliebt und sich für
sie hin gegeben. Er hat sie durch sein Blut gereinigt. Er hat sie zur
Frucht baren Mutter aller Kinder Gottes gemacht.
809 Die Kirche ist der Tempel des Heiligen Geistes Der Geist ist gleichsam
die Seele des ms tischen Leibes das Prinzip seines Lebens der Einheit
in der Verschiedenheit und des Reichtums seiner Gaben und Charismen.
810 So erscheint die ganze Kirche als das von der Einheit des Vaters
und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk (Cyprian).
Absatz 3. Die Eine, Heilige, Katholische
Und Apostolische Kirche
811 „Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis
als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen" (LG
8). Diese vier Eigenschaften, die sich nicht voneinander trennen lassen
[Vgl. DS 2888], bezeichnen Wesenszüge der Kirche und ihrer Sendung. Die
Kirche besitzt sie nicht von sich aus. Christus macht durch den Heiligen
Geist seine Kirche zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen.
Er beruft sie dazu, jede dieser Eigenschaften zu verwirklichen.
812 Einzig der Glaube vermag zu erkennen, daß die Kirche diese Eigenschaften
von ihrem göttlichen Ursprung her besitzt. Deren geschichtliche Auswirkungen
sind jedoch Zeichen, die auch klar die menschliche Vernunft ansprechen.
Wie das Erste Vatikanische Konzil sagt, ist die Kirche „wegen ihrer wunderbaren
Ausbreitung, außerordentlichen Heiligkeit und unerschöpflichen Fruchtbarkeit
an allem Guten, wegen ihrer katholischen Einheit und unbesiegten Beständigkeit
ein mächtiger und fortdauernder Beweggrund der Glaubwürdigkeit und ein
unwiderlegbares Zeugnis ihrer göttlichen Sendung" (DS 3013).
I Die Kirche ist eine
„Das heilige Geheimnis der Einheit der Kirche" (UR 2)
813 Die Kirche ist eine von ihrem Ursprung her. „Höchstes Vorbild und
Urbild dieses Geheimnisses ist die Einheit des einzigen Gottes, des Vaters
und des Sohnes im Heiligen Geist in der Dreiheit der Personen" (UR
2). Die Kirche ist eine von ihrem Gründer her. Dieser, „der menschgewordene
Sohn hat durch sein Kreuz alle Menschen mit Gott versöhnt und die Einheit
aller in einem Volk und in einem Leib wiederhergestellt" (GS 78,3).
Die Kirche ist eine von ihrer Seele her. „Der Heilige Geist, der in den
Gläubigen wohnt und die ganze Kirche erfüllt und leitet, schafft diese
wunderbare Gemeinschaft der Gläubigen und verbindet sie in Christus so
innig, daß er das Prinzip der Einheit der Kirche ist" (UR 2). Die
Einheit gehört somit zum Wesen der Kirche:
„O welch geheimnisvolles Wunder! Einer ist der Vater aller Dinge, einer
auch der Logos aller Dinge, und der Heilige Geist ein und derselbe überall,
und es gibt auch nur eine einzige jungfräuliche Mutter; ich liebe es,
sie Kirche zu nennen" (Clemens v. Alexandrien, pæd. 1,6,42).
814 Von Anfang an weist indes diese eine Kirche eine große Vielfalt auf.
Diese rührt einerseits von der Unterschiedlichkeit der Gaben Gottes her,
andererseits von der Vielzahl der sie empfangenden Menschen. In der Einheit
des Gottesvolkes kommen die Verschiedenheiten der Völker und Kulturen.
zusammen. Unter den Gliedern der Kirche besteht eine Vielfalt von Gaben,
Aufgaben, Lebensbedingungen und Lebensweisen; „in der kirchlichen Gemeinschaft
gibt es zu Recht Teilkirchen, die über eigene Überlieferungen verfügen"
(LG 13). Der große Reichtum an Verschiedenheiten steht der Einheit der
Kirche nicht entgegen, sondern die Sünde und ihre Folgen belasten und
bedrohen diese Gabe der Einheit unablässig. Darum muß der hI. Paulus dazu
ermahnen, „die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens"
(Eph 4,3).
815 Welches sind die Bande der Einheit? Vor allem ist es die Liebe, „das
Band der Vollkommenheit" (Kol 3,14). Die Einheit der pilgernden Kirche
wird aber auch durch folgende sichtbare Bande der Gemeinschaft gesichert:
- das Bekenntnis ein und desselben, von den Aposteln überlieferten Glaubens;
- die gemeinsame Feier des Gottesdienstes, vor allem der Sakramente;
- die apostolische Sukzession, die durch das Weihesakrament die brüderliche
Eintracht der Familie Gottes aufrechterhält [Vgl. UR 2; LG 14; [link]
CIC, can. 205].
816 „Die einzige Kirche Christi ... zu weiden, hat unser Erlöser nach
seiner Auferstehung dem Petrus übertragen, ihm und den übrigen Aposteln
hat er ihre Ausbreitung und Leitung anvertraut ... Diese Kirche, in dieser
Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in [subsistit
in] der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den
Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird" (LG 8).
Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus erklärt:
„Nur durch die katholische Kirche Christi, die allgemeine Hilfe zum
Heil ist, kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen. Denn einzig
dem Apostelkollegium, dem Petrus vorsteht, hat der Herr, so glauben
wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi
auf Erden zu bilden, dem alle völlig einverleibt werden müssen, die
schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören" (UR 3).
Verletzungen der Einheit
817 „In dieser einen und einzigen Kirche Gottes sind schon von den ersten
Zeiten an Spaltungen aufgekommen, die der Apostel als schwer verwerflich
tadelt; in den späteren Jahrhunderten aber sind ausgedehntere Uneinigkeiten
entstanden, und es trennten sich nicht unbedeutende Gemeinschaften von
der vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche, bisweilen nicht ohne
Schuld der Menschen auf beiden Seiten" (UR 3). Zu den Spaltungen,
welche die Einheit des Leibes Christi verwunden (man unterscheidet dabei
die Häresie, die Apostasie und das Schisma) [Vgl. CIC, can. 751], kommt
es nicht ohne die Sünden der Menschen:
„Wo Sünden sind, da ist Vielheit, da sind Spaltungen, da Sekten, da Streitgespräche.
Wo aber Tugend ist, da ist Einmütigkeit, da Einheit, weshalb alle Gläubigen
eines Herzens und einer Seele waren" (Origenes, horn. in Ezech. 9,1).
818 „Denen aber, die jetzt in solchen Gemeinschaften geboren sind und
mit dem Glauben an Christus erfüllt werden, können keine Vorwürfe wegen
der Sünde der Trennung gemacht werden und die katholische Kirche begegnet
ihnen in brüderlicher Achtung und Liebe ... sie werden aufgrund des Glaubens
in der Taufe gerechtfertigt, Christus einverleibt, und darum gebührt ihnen
der Ehrenname des Christen, und mit Recht werden sie von den Kindern der
katholischen Kirche als Brüder im Herrn anerkannt" (UR 3).
819 Zudem sind außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche
„vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden" (LG
8):
„das geschriebene Wort Gottes, das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung
und Liebe und andere innere Gaben des Heiligen Geistes und sichtbare Elemente"
(UR 3) [Vgl. LG 15]. Der Geist Christi bedient sich dieser Kirchen und
kirchlichen Gemeinschaften als Mittel zum Heil. Ihre Kraft kommt aus der
Gnaden- und Wahrheitsfülle, die Christus der katholischen Kirche anvertraut
hat. Alle diese Güter stammen von Christus, führen zu ihm [Vgl. UR 3]
und drängen von selbst „auf die katholische Einheit hin" (LG 8).
Auf die Einheit hin
820 Die Einheit „hat Christus seiner Kirche von Anfang an geschenkt,
eine Einheit, die nach unserem Glauben unverlierbar in der katholischen
Kirche besteht, und die, wie wir hoffen, immer mehr wachsen wird bis zur
Vollendung der Zeiten" (UR 4). Christus gibt seiner Kirche stets
die Gabe der Einheit, aber die Kirche muß ständig beten und arbeiten,
um die Einheit, die Christus für sie will, zu erhalten, zu stärken und
zu vervollkommnen. Deshalb bittet Jesus selbst zur Stunde seines Leidens
und fortwährend den Vater um die Einheit seiner Jünger: „Alle sollen eins
sein: Wie du, Vater, in mir bist, und ich in dir bin, sollen auch sie
in uns eins sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast"
(Joh 17,21). Das Verlangen, zur Einheit aller Christen zurückzufinden,
ist eine Gabe Christi und ein Ruf des Heiligen Geistes [Vgl. UR 1].
821 Um diesem Ruf richtig zu entsprechen, bedarf es:
- einer dauernden Erneuerung der Kirche in einer größeren Treue zu ihrer
Berufung. Diese Erneuerung ist die Triebkraft der Bewegung hin zur Einheit
[VgL UR 6];
- der Bekehrung des Herzens, um nach einem reinen Leben gemäß dem Evangelium
zu streben [Vgl. UR 7], denn die Untreue der Glieder gegenüber der Gabe
Christi verursacht die Trennungen;
- des gemeinsamen Gebetes, denn „die Bekehrung des Herzens und die Heiligkeit
des Lebens ist in Verbindung mit dem privaten und öffentlichen Gebet für
die Einheit der Christen als die Seele der ganzen ökumenischen Bewegung
anzusehen; sie kann mit Recht geistlicher Ökumenismus genannt werden"
(UR 8);
- der gegenseitigen brüderlichen Kenntnis [Vgl. UR 9];
- der ökumenischen Bildung der Gläubigen und vor allem der Priester [Vgl.
UR 10];
- des Gesprächs zwischen den Theologen und der Begegnungen zwischen den
Christen der verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften [Vgl. UR 4; 9; 11];
- der Zusammenarbeit der Christen in den verschiedenen Bereichen des
Dienstes am Menschen [Vgl. UR 12].
822 „Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen
Kirche, sowohl der Gläubigen wie auch der Hirten" (UR 5). Man muß
sich aber auch bewußt sein, „daß dieses heilige Anliegen der Wiederversöhnung
aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche Christi die
menschlichen Kräfte und Fähigkeiten übersteigt". Darum setzen wir
unsere Hoffnung „gänzlich auf das Gebet Christi für die Kirche, auf die
Liebe des Vaters zu uns und auf die Kraft des Heiligen Geistes" (UR
24).
II Die Kirche ist heilig
823 „Es ist Gegenstand des Glaubens, daß die Kirche ... unzerstörbar
heilig ist. Denn Christus, der Sohn Gottes, der mit dem Vater und dem
Geist als ‚allein Heiliger‘ gepriesen wird, hat die Kirche als seine Braut
geliebt, indem er sich selbst für sie hingab, um sie zu heiligen, und
er hat sie als seinen Leib mit sich verbunden sowie mit der Gabe des Heiligen
Geistes erfüllt zur Ehre Gottes" (LG 39). Die Kirche ist somit „das
heilige Volk Gottes" (LG 12), und ihre Glieder werden „heilig"
genannt [Vgl. Apg 9,13;1Kor 6.1: 16,1].
824 Die Kirche wird durch Christus geheiligt, weil sie mit ihm vereint
ist; durch ihn und in ihm wirkt sie auch heiligend. Die „Heiligung der
Menschen in Christus und die Verherrlichung Gottes" sind es, „auf
die alle anderen Werke der Kirche als auf ihr Ziel hinstreben" (SC
10). In der Kirche ist „die ganze Fülle der Heilsmittel" (UR 3) vorhanden.
In ihr „erlangen wir mit der Gnade Gottes die Heiligkeit" (LG 48).
825 „Die Kirche ist schon auf Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene
Heiligkeit ausgezeichnet" (LG 48). Sie muß in ihren Gliedern die
vollkommene Heiligkeit erst noch erreichen. „Mit so vielen und so großen
Mitteln zum Heile ausgerüstet, sind alle Christgläubigen jedweden Berufs
und Standes auf ihrem jeweiligen Weg vom Herrn zu der Vollkommenheit der
Heiligkeit berufen, in der Vater selbst vollkommen ist" (LG 11).
826 Die Liebe ist die Seele der Heiligkeit, zu der alle berufen sind:
„Sie leitet und beseelt alle Mittel der Heiligung und führt sie zum Ziel"
(LG 42).
„Ich begriff, daß, wenn die Kirche ein aus verschiedenen Gliedern zusammengesetzter
Leib ist, das edelste Organ ihr nicht fehlen dürfe; ich begriff, daß
sie ein Herz haben muß, das von Liebe glüht. Ich begriff, daß die Liebe
allein die anderen Glieder in Tätigkeit zu versetzen vermag, und daß,
wenn sie je erlöschte, die Apostel aufhören würden, das Evangelium zu
verkünden, und die Märtyrer sich weigern, ihr Blut zu vergießen ...
Ich begriff, daß die Liebe alle Berufungen umfaßt, daß sie alles in
allem ist, daß sie alle Zeiten und Orte einschließt ...‚ mit einem Wort,
daß sie ewig ist" (Theresia vom Kinde Jesu, ms. autob. B 3v).
827 „Während Christus, ‚heilig, schuldlos, unbefleckt‘, die Sünde nicht
kannte, sondern allein die Vergehen des Volkes zu sühnen kam, umfaßt die
Kirche in ihrem eigenen Schoß Sünder, ist zugleich heilig und stets reinigungsbedürftig,
sie geht so immerfort den Weg der Buße und Erneuerung" (LG 8)1. Alle
Glieder der Kirche, auch ihre Amtsträger, müssen bekennen, daß sie Sünder
sind [Vgl. 1 Joh 1.8-10]. In allen wächst zwischen der guten Saat des
Evangeliums bis zum Ende der Zeiten auch das Unkraut der Sünde [Vgl. Mt
13, 24-30]. Die Kirche vereint sündige Menschen, die zwar vom Heil Christi
erfaßt, aber noch immer erst auf dem Weg zur Heiligkeit sind:
„Die Kirche ist heilig, auch wenn sich in ihrer Mitte Sünder befinden;
denn sie lebt kein anderes Leben als das der Gnade. Wo die Glieder der
Kirche an diesem Leben teilhaben, werden sie geheiligt, wo sie aber
dieses Leben preis-geben, verfallen sie der Sünde und Unordnung. Das
aber behindert dann die Strahlkraft der Heiligkeit der Kirche. Darunter
leidet sie und tut Buße für diese Sünden. Sie hat dabei aus dem Blute
Christi und aus der Gabe des Heiligen Geistes die Gewalt, ihre Söhne
und Töchter von der Sündenschuld wieder zu befreien" (SPF 19).
828 Wenn die Kirche gewisse Gläubige heiligspricht, das heißt feierlich
erklärt, daß diese die Tugenden heldenhaft geübt und in Treue zur Gnade
Gottes gelebt haben, anerkennt die Kirche die Macht des Geistes der Heiligkeit,
der in ihr ist. Sie stärkt die Hoffnung der Gläubigen, indem sie ihnen
die Heiligen als Vorbilder und Fürsprecher gibt [Vgl. LG 40; 48-51,].
„In den schwierigsten Situationen der Geschichte der Kirche standen am
Ursprung der Erneuerung immer Heilige" (CL 16,3), „Die geheime Quelle
und das unfehlbare Maß der missionarischen Kraft der Kirche ist ihre Heiligkeit"
(CL 17,3).
829 „Während aber die Kirche in der seligsten Jungfrau Maria schon zur
Vollkommenheit gelangt ist, in der sie ohne Makel und Runzel ist, bemühen
sich die Christgläubigen noch, die Sünde völlig zu besiegen und so in
der Heiligkeit zu wachsen; und daher erheben sie ihre Augen zu Maria"
(LG 65): in ihr ist die Kirche schon die ganz heilige.
III Die Kirche ist katholisch
Was heißt „katholisch"?
830 Das Wort „katholisch" bedeutet „allumfassend" im Sinn von
„ganz" oder „vollständig". Die Kirche ist katholisch in einem
doppelten Sinn:
Sie ist katholisch, weil in ihr Christus zugegen ist. „Wo Christus Jesus
ist, ist die katholische Kirche" (Ignatius v. Antiochien, Smyrn.
8,2). In ihr ist der mit seinem Haupt vereinte Leib Christi in Fülle verwirklicht
[Vgl. Eph 1,22-23]. Sie erhält somit von ihm „die Fülle der Mittel zum
Heil" (AG 6), die er gewollt hat: das richtige und ganze Glaubensbekenntnis,
das vollständige sakramentale Leben und das geweihte Dienstamt in der
apostolischen Sukzession. In diesem grundlegenden Sinn war die Kirche
schon am Pfingsttag katholisch [Vgl. AG 4] und sie wird es bis zum Tag
der Wiederkunft Christi bleiben.
831 Sie ist katholisch, weil sie von Christus zum ganzen Menschengeschlecht
gesandt worden ist [Vgl. Mt 28,19]:
„Zum neuen Volk Gottes werden alle Menschen gerufen. Deswegen muß dieses
Volk eines und ein einziges bleiben und sich über die ganze Welt und
durch alle Zeiten hin ausbreiten. So soll sich die Absicht des Willens
Gottes erfüllen, der die Menschennatur am Anfang als eine gegründet
und beschlossen hat, seine Kinder, die zerstreut waren, schließlich
zur Einheit zu versammeln ... Diese Eigenschaft der Universalität, die
das Volk Gottes auszeichnet, ist eine Gabe des Herrn selbst, mit deren
Hilfe die katholische Kirche tatkräftig und stetig danach strebt, die
ganze Menschheit mit all ihren Gütern unter dem Haupt Christus zusammenzufassen
in der Einheit seines Geistes" (LG 13).
Jede Teilkirche ist „katholisch"
832 „Die Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen örtlichen
Gemeinden der Gläubigen anwesend, die in der Verbindung mit ihren Hirten
auch selbst im Neuen Testament Kirchen genannt werden ... In ihnen werden
durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt,
in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen ... In diesen Gemeinschaften
ist, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Zerstreuung leben,
Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische
und apostolische Kirche versammelt wird" (LG 26).
833 Unter „Teilkirche" - Bistum (oder Eparchie) - versteht man eine
Gemeinschaft von Christen, die mit ihrem in der apostolischen Sukzession
stehenden Bischof im Glauben und in den Sakramenten vereint ist [Vgl.
CD 11; [link] CIC, cann. 368-369]. Diese Teilkirchen sind „nach dem Bild
der Gesamtkirche gestaltet. In ihnen und aus ihnen besteht die eine und
einzige katholische Kirche" (LG 23).
834 Die Teilkirchen sind im Vollsinn katholisch durch die Gemeinschaft
mit einer von ihnen: mit der Kirche von Rom, „die den Vorsitz in der Liebe
führt" (Ignatius v. Antiochien, Rom. 1,1). „Mit dieser Kirche nämlich
muß wegen ihres besonderen Vorranges notwendig jede Kirche übereinstimmen,
das heißt die Gläubigen von überall" (Irenäus, kur. 3,3,2; übernommen
vom 1. Vatikanischen K.: DS 3057). „Seitdem das inkarnierte Wort zu uns
herabgekommen ist, hielten und halten alle christlichen Kirchen von überall
die große Kirche, die hier [in Rom] ist, für ihre einzige Basis und Grundlage,
weil gemäß den Verheißungen des Herrn die Mächte der Unterwelt sie nie
überwältigt haben" (Maximus der Bekenner, opusc.).
835 „Hüten wir uns davor, die Gesamtkirche aufzufassen als die Summe
oder gleichsam einen mehr oder weniger lockeren Zusammenschluß von wesentlich
verschiedenen Teilkirchen. Im Denken des Herrn ist es die nach Berufung
und Sendung universale Kirche, die in verschiedenen Kulturräumen, sozialen
und menschlichen Ordnungen Wurzeln schlägt und dabei in jedem Teil der
Welt verschiedene Erscheinungsweisen und äußere Ausdrucksformen annimmt"
(EN 62). Die reiche Vielfalt von Kirchenordnungen, liturgischen Riten,
theologischen und geistlichen Erbgütern, die den Ortskirchen zu eigen
sind, „zeigt die Katholizität der ungeteilten Kirche in besonders hellem
Licht" (LG 23).
Wer gehört der katholischen Kirche an?
836 „Zu dieser katholischen Einheit des Gottesvolkes ... sind alle Menschen
berufen. Auf verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet
die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich
alle Menschen überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen
sind" (LG 13).
837 „Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die,
im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten
Mittel zum Heil annehmen und sich in ihrem sichtbaren Gefüge mit Christus,
der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbinden, nämlich durch
die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen
Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird jedoch, auch wenn er der
Kirche eingegliedert wird, wer, in der Liebe nicht verharrend, im Schoße
der Kirche zwar ‚dem Leibe‘, aber nicht ‚dem Herzen‘ nach verbleibt"
(LG 14).
838 „Mit jenen, die als Getaufte mit dem christlichen Namen geziert sind,
den vollständigen Glauben aber nicht bekennen oder die Einheit der Gemeinschaft
unter dem Nachfolger des Petrus nicht wahren, weiß sich die Kirche aus
mehreren Gründen verbunden" (LG 15). „Wer an Christus glaubt und
in der rechten Weise die Taufe empfangen hat, steht dadurch in einer gewissen,
wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche"
(UR 3). Die Gemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen ist so tief, „daß
ihr nur wenig fehlt, um zu der Fülle zu gelangen, die zu einer gemeinsamen
Feier der Eucharistie des Herrn berechtigt" (Paul VI., Ansprache
vom 14. Dezember 1975) [Vgl. UR 13-18].
Die Kirche und die Nichtchristen
839 „Diejenigen endlich, die das Evangelium noch nicht empfangen haben,
sind auf das Volk Gottes auf verschiedene Weise hingeordnet" (LG
16):
Das Verhältnis der Kirche zum jüdischen Volk. Indem die Kirche, das Gottesvolk
im Neuen Bund, sich in ihr eigenes Mysterium vertieft, entdeckt sie ihren
Zusammenhang mit dem jüdischen Volk [Vgl. NA 4], „zu dem Gott, unser Herr,
zuerst gesprochen hat" (MR, Karfreitag 13: große Fürbitte 6). Im
Unterschied zu den anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische
Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund. Das jüdische
Volk besitzt „die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm
ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben
die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus" (Röm
9,4-5), denn „unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt"
(Röm 11,29).
840 Blickt man auf die Zukunft, so streben das Gottesvolk des Alten Bundes
und das neue Volk Gottes ähnlichen Zielen zu: Die Ankunft (oder die Wiederkunft)
des Messias. Auf der einen Seite wird die Wiederkunft des gestorbenen
und auferstandenen Messias erwartet, der als Herr und Sohn Gottes anerkannt
ist; auf der anderen Seite erwartet man für das Ende der Zeiten das Kommen
des Messias, dessen Züge verborgen bleiben - eine Erwartung, die freilich
durch das Drama der Unkenntnis oder des Verkennens Jesu Christi begleitet
wird.
841 Die Beziehungen der Kirche zu den Muslimen. „Die Heilsabsicht umfaßt
aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die
Muslime, die sich zum Festhalten am Glauben Abrahams bekennen und mit
uns den einzigen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten
Tag richten wird" (LG 16)1.
842 Die Verbindung der Kirche mit den nichichristlichen Religionen liegt
zunächst im gemeinsamen Ursprung und Ziel des Menschengeschlechts:
„Alle Völker sind nämlich eine Gemeinschaft und haben einen Ursprung,
da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Antlitz der Erde
hat wohnen lassen; auch haben sie ein letztes Ziel, Gott, dessen Vorsehung,
Zeugnis der Güte und Heilsratschlüsse sich auf alle erstrecken, bis
die Erwählten in der Heiligen Stadt ... vereint sein werden" (NA
) [Vgl. NA 3].
843 Die Kirche anerkennt bei den anderen Religionen, daß sie, wenn auch
erst „in Schatten und Bildern", nach Gott suchen. Er ist ihnen noch
unbekannt, aber doch nahe, da er allen Leben, Atem und alles gibt und
er will, daß alle Menschen gerettet werden. Somit betrachtet die Kirche
alles, was sich in den Religionen an Wahrem und Gutem findet, „als Vorbereitung
für die Frohbotschaft und als von dem gegeben ...‚ der jeden Menschen
erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe" (LG 16) [Vgl. NA
2; EN 53].
844 Das religiöse Verhalten der Menschen weist aber auch Grenzen und
Irrtümer auf, die das Gottesbild entstellen:
„Vom Bösen getäuscht, wurden ... die Menschen oft eitel in ihren Gedanken
und verwandelten die Wahrheit Gottes in Lüge, indem sie der Schöpfung
mehr dienten als dem Schöpfer, oder sie sind, ohne Gott in dieser Welt
lebend und sterbend, der äußersten Verzweiflung ausgesetzt" (LG
16).
845 Um alle seine Kinder, die Sünde voneinander getrennt und in die Irre
geführt hat, von neuem zu vereinen, wollte der Vater die ganze Menschheit
in die Kirche seines Sohnes berufen. Die Kirche ist der Ort, an dem die
Menschheit ihre Einheit und ihr Heil wiederfinden soll. Sie ist die „versöhnte
Welt" (Augustinus, serm. 96,7,9). Sie ist das Schiff, „das da sicher
auf hoher See fährt, mit den Segeln am Mastbaum des Kreuzes, die sich
blähen im Sturmwind des Heiligen Geistes" (Ambrosius, virg. 18,118).
Nach einem anderen bei den Kirchenvätern beliebten Bild wird sie durch
die Arche Noachs dargestellt, die allein aus der Sintflut rettet [Vgl.
schon 1 Petr 3,20-21].
„Außerhalb der Kirche kein Heil"
846 Wie ist diese von den Kirchenvätern oft wiederholte Aussage zu verstehen?
Positiv formuliert, besagt sie, daß alles Heil durch die Kirche, die sein
Leib ist, von Christus dem Haupt herkommt:
„Gestützt auf die Heilige Schrift und die Überlieferung lehrt [das
Konzil], daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Der eine
Christus nämlich ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der
die Kirche ist, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen
Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat, hat
er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die Menschen durch die
Taufe wie durch eine Tür eintreten, bekräftigt. Darum können jene Menschen
nicht gerettet werden, die sehr wohl wissen, daß die katholische Kirche
von Gott durch Jesus Christus als eine notwendige gegründet wurde, jedoch
nicht in sie eintreten oder in ihr ausharren wollen" (LG 14).
847 Diese Feststellung bezieht sich nicht auf solche, die ohne ihre Schuld
Christus und seine Kirche nicht kennen:
„Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht
kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf
des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in den Taten
zu erfüllen versucht, kann das ewige Heil erlangen" (LG 16) [Vgl.
DS 3866-3872].
848 „Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht
kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es ‚unmöglich‘
ist, ihm ‚zu gefallen‘ (Hebr 11,6), so liegt doch auf der Kirche die Notwendigkeit
und zugleich das heilige Recht der Verkündigung der Frohbotschaft"
(AG 7) an alle Menschen.
Die Mission - eine Forderung der Katholizität der Kirche
849 Der Missionsaufirag. „Zu den Völkern von Gott gesandt, soll die Kirche
das allumfassende Sakrament des Heils sein. So müht sie sich gemäß dem
innersten Anspruch ihrer eigenen Katholizität und im Gehorsam gegen den
Auftrag ihres Stifters, das Evangelium allen Menschen zu verkünden"
(AG 1): „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß:
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28, 19-20).
850 Ursprung und Ziel der Mission. Der Missionsauftrag des Herrn hat
seinen Ursprung in der ewigen Liebe der heiligsten Dreifaltigkeit: „Die
pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch [das heißt als Gesandte
unterwegs], da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und
der Sendung des Heiligen Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters"
(AG 2). Das letzte Ziel der Mission ist es, die Menschen an der Gemeinschaft
teilhaben zu lassen, die zwischen dem Vater und dem Sohn im Geist der
Liebe besteht [Vgl. RM 23].
851 Der Beweggrund zur Mission ist die Liebe Gottes zu allen Menschen.
Aus ihr hat die Kirche von jeher die Pflicht und die Kraft ihres Missionseifers
geschöpft, denn „die Liebe Christi drängt uns .. .„ (2 Kor 5,14) [Vgl.
AA 6; RM 11]. Gott will ja, „daß alle Menschen gerettet werden und zur
Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim 2,4). Gott will, daß alle
durch die Erkenntnis der Wahrheit das Heil erlangen. Das Heil findet sich
in der Wahrheit. Wer dem Antrieb des Geistes der Wahrheit gehorcht, ist
schon auf dem Weg zum Heil; die Kirche aber, der diese Wahrheit anvertraut
worden ist, muß dem Verlangen des Menschen entgegenkommen und sie ihm
bringen. Weil die Kirche an den allumfassenden Heilsratschluß glaubt,
muß sie missionarisch sein.
852 Die Wege der Mission. „Der Heilige Geist ist wahrlich die Hauptperson
für die ganze kirchliche Sendung" (RM 21). Er führt die Kirche auf
die Missionswege. Sie „setzt die Sendung Christi selbst fort, der den
Armen die frohe Botschaft zu bringen gesandt war, und entfaltet sie die
Geschichte hindurch. Deshalb muß sie unter Führung des Geistes Christi
denselben Weg gehen, den Christus gegangen ist, nämlich den Weg der Armut,
des Gehorsams, des Dienens und des Selbstopfers bis zum Tode hin, aus
dem er dann durch seine Auferstehung als Sieger hervorging" (AG 5).
„Das Blut der Christen ist ein Same" (Tertullian, apol. 50).
853 Auf ihrem Pilgerweg erfährt die Kirche aber auch, „wie groß der Abstand
ist zwischen der von ihr verkündeten Botschaft und der menschlichen Schwäche
derer, denen das Evangelium anvertraut ist" (GS 43,6). Nur auf dem
„Weg der Buße und Erneuerung" (LG 8), „auf dem schmalen Weg des Kreuzes
voranschreitend" (AG 1) kann das Gottesvolk das Reich Christi ausbreiten
[Vgl. RM 12-20]. „Wie aber Christus das Werk der Erlösung in Armut und
Verfolgung vollbrachte, so ist [auch] die Kirche berufen, denselben Weg
einzuschlagen, um den Menschen die Früchte des Heiles mitzuteilen"
(LG 8).
854 In ihrer Sendung „geht die Kirche ... den Weg mit der ganzen Menschheit
gemeinsam und erfährt das gleiche irdische Geschick wie die Welt und ist
gewissermaßen der Sauerteig und gleichsam die Seele der in Christus zu
erneuernden und in die Familie Gottes umzugestaltenden menschlichen Gesellschaft"
(GS 40,2). Die Mission erfordert somit Geduld. Sie beginnt mit der Verkündigung
des Evangeliums an die Völker und Gruppen, die noch nicht an Christus
glauben [Vgl. RM 42-47]; sie geht weiter in der Errichtung christlicher
Gemeinden, die „Zeichen der Gegenwart Gottes in der Welt" (AG 15)
sein sollen, und in der Gründung von Ortskirchen [Vgl. RM 48-49]. Sie
erfordert einen Vorgang der Inkulturation, durch den das Evangelium in
den Kulturen der Völker eingepflanzt wird [Vgl. RM 52-54], und es bleibt
ihr nicht erspart, auch Mißerfolge zu erleben. „Was die Menschen, Gemeinschaften
und Völker anlangt, so berührt und durchdringt sie diese nur schrittweise,
und nimmt sie so in die katholische Fülle auf" (AG 6).
855 Die Mission der Kirche erfordert das Bemühen um die Einheit der Christen
[Vgl. RM 50]. „Gerade die Spaltungen der Christen sind für die Kirche
ein Hindernis, daß sie die ihr eigene Fülle der Katholizität in jenen
Söhnen wirksam werden läßt, die ihr zwar durch die Taufe zugehören, aber
von ihrer völligen Gemeinschaft getrennt sind. Ja, es wird dadurch auch
für die Kirche selber schwieriger, die Fülle der Katholizität unter jedem
Aspekt in der Wirklichkeit des Lebens auszuprägen" (UR 4).
856 Die Missionsaufgabe erfordert einen respektvollen Dialog mit denen,
die das Evangelium noch nicht annehmen [Vgl. RM 55]. Die Gläubigen können
aus diesem Dialog für sich selbst Gewinn ziehen, indem sie all das besser
kennenlernen, „was immer an Wahrheit und Gnade schon hei den Heiden sich
durch eine Art von verborgener Gegenwart Gottes findet" (AG 9). Wenn
die Gläubigen jenen die frohe Botschaft verkünden, die sie noch nicht
kennen, tun sie es, um das Wahre und Gute, das Gott unter den Menschen
und Völkern verbreitet hat, zu kräftigen, zu ergänzen und zu erhöhen und
um diese Menschen von Irrtum und Bosheit zu reinigen „zur Herrlichkeit
Gottes, zur Beschämung des Satans und zur Seligkeit des Menschen"
(AG 9).
IV Die Kirche ist apostolisch
857 Die Kirche ist apostolisch, weil sie auf die Apostel gegründet ist
und
zwar in einem dreifachen Sinn:
- sie ist und bleibt „auf das Fundament der Apostel" gebaut (Eph
2, 20) [Vgl. Offb 21,14], auf die von Christus selbst erwählten und ausgesandten
Zeugen [Vgl. z.B. Mt 28,16-20; Apg 1,8; 1 Kor 9.1; 15,7-8; Gal 1,1];
- sie bewahrt mit dem Beistand des in ihr wohnenden Geistes die Lehre
[Vgl. Apg 2,42], das Glaubensvermächtnis sowie die gesunden Grundsätze
der Apostel und gibt sie weiter [Vgl. 2Tim 1.13-14,];
- sie wird bis zur Wiederkunft Christi weiterhin von den Aposteln belehrt,
geheiligt und geleitet - und zwar durch jene, die ihnen in ihrem Hirtenamt
nachfolgen: das Bischofskollegium, „dem die Priester zur Seite stehen,
in Einheit mit dem Nachfolger des Petrus, dem obersten Hirten der Kirche"
(AG 5).
„Du bist der ewige Hirt, der seine Herde nicht verläßt; du hütest sie
allezeit durch deine heiligen Apostel. Du hast sie der Kirche als Hirten
gegeben, damit sie ihr vorstehen als Stellvertreter deines Sohnes"
(MR, Präfation von den Aposteln).
Die Sendung der Apostel
858 Jesus ist der vom Vater Gesandte. Gleich zu Beginn seines Wirkens
„rief er die zu sich, die er erwählt hatte ...‚ und er setzte zwölf ein,
die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten"
(Mk 3,13-14). Folglich sind sie seine „Gesandten" [griechisch „apostoloi"].
In ihnen setzt er seine eigene Sendung fort: „Wie mich der Vater gesandt
hat, so sende ich euch" (Joh 20,21)1. Der Dienst der Apostel führt
die Sendung Christi weiter: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf",
sagt er zu den Zwölfen (Mt 10, 40) [Vgl. Lk 10,16].
859 Jesus bezieht die Apostel in die vom Vater erhaltene Sendung ein.
Wie der Sohn „nichts von sich aus tun" kann (Joh 5,19.30), sondern
alles vom Vater erhält, der ihn gesandt hat, so können die von Jesus Gesandten
nichts tun ohne ihn [Vgl. Joh 15,5], von dem sie den Missionsauftrag erhalten
und die Kraft, ihn zu erfüllen. Die Apostel Christi wissen somit, daß
sie von Gott bevollmächtigt sind als „Diener des neuen Bundes" (2
Kor 3,6), „Gottes Diener" (2 Kor 6,4), „Gesandte an Christi Statt"
(2 Kor 5,20), „Diener Christi ... und Verwalter von Geheimnissen Gottes"
(1 Kor 4,1).
860 Im Auftrag der Apostel liegt eine unübertragbare Aufgabe: erwählte
Zeugen der Auferstehung des Herrn und Fundamente der Kirche zu sein. Gleichzeitig
liegt darin aber auch eine übertragbare Aufgabe. Christus hat ihnen versprochen,
bis zum Ende der Zeiten bei ihnen zu bleiben [Vgl. Mt 28,20.]. Deshalb
wird „jene göttliche Sendung, die von Christus den Aposteln anvertraut
worden ist, ... bis zum Ende der Welt dauern, da das Evangelium, das von
ihnen zu überliefern ist, für alle Zeit für die Kirche Grundlage ihres
ganzen Lebens ist. Deshalb haben die Apostel ... für die Einsetzung von
Nachfolgern Sorge getragen" (LG 20).
Die Bischöfe sind Nachfolger der Apostel
861 Die Apostel „übertrugen, damit die ihnen anvertraute Sendung nach
ihrem Tod fortgesetzt werde, ihren unmittelbaren Mitarbeitern gleichsam
nach Art eines Testamentes die Aufgabe, das von ihnen begonnene Werk zu
vollenden und zu festigen, wobei sie ihnen ans Herz legten, auf die gesamte
Herde achtzuhaben, in die sie der Heilige Geist hineinstellte, die Kirche
Gottes zu weiden. Daher setzten sie derartige Männer ein und gaben dann
die Anordnung, daß nach ihrem Hingang andere bewährte Männer ihren Dienst
aufnähmen" (LG 20) [Vgl. Klemens v. Rom, Kor. 42; 44].
862 „Wie aber das Amt fortdauert, das vom Herrn in einzigartiger Weise
Petrus, dem ersten der Apostel, gewährt wurde und seinen Nachfolgern übertragen
werden sollte, so dauert auch das Amt der Apostel, die Kirche zu weiden,
fort, das von der geheiligten Ordnung der Bischöfe immerwährend ausgeübt
werden muß." Darum lehrt die Kirche, „daß die Bischöfe aufgrund göttlicher
Einsetzung an die Stelle der Apostel nachgerückt sind, gleichsam als Hirten
der Kirche; wer sie hört, hört Christus, und wer sie verachtet, verachtet
Christus und den, der Christus gesandt hat" (LG 20).
Das Apostolat
863 Die ganze Kirche ist apostolisch in dem Sinn, daß sie durch die Nachfolger
des hl. Petrus und der Apostel in Lebens- und Glaubensgemeinschaft mit
ihrem Ursprung bleibt. Die ganze Kirche ist apostolisch auch in dem Sinn,
daß sie in die ganze Welt „gesandt" ist. Alle Glieder der Kirche
haben, wenn auch auf verschiedene Weisen, an dieser Sendung teil. „Die
christliche Berufung ist ihrer Natur nach auch Berufung zum Apostolat."
Als „Apostolat" bezeichnet man „jede Tätigkeit des mystischen Leibes",
die darauf gerichtet ist, „die gesamte Welt ... auf Christus hinzuordnen"
(AA 2).
864 „Da Christus, vom Vater gesandt, Quell und Ursprung des gesamten
Apostolates der Kirche ist, kann es nicht anders sein, als daß die Fruchtbarkeit
des Apostolates" - der geweihten Amtsträger wie der Laien - „von
ihrer lebendigen Vereinigung mit Christus abhängt" (AA 4) [Vgl. Joh
15,5.]. Je nach den Berufungen, den Erfordernissen der Zeit und den vielfältigen
Gaben des Heiligen Geistes nimmt das Apostolat die verschiedensten Formen
an. Stets aber ist die Liebe, die vor allem aus der Eucharistie geschöpft
wird, „sozusagen die Seele des gesamten Apostolates" (AA 3).
865 Die Kirche ist die eine, heilige, katholische und apostolische in
ihrer tiefen, letzten Identität, denn in ihr existiert schon „das Himmelreich",
„das Reich Gottes"[Vgl. Offb 19,6]; in ihr wird es am Ende der Zeiten
vollendet sein. In der Person Christi ist es gekommen und im Herzen derer,
die ihm eingegliedert sind, wächst es geheimnisvoll bis zu seiner endzeitlichen
Vollendung. Dann werden alle Menschen, die von ihm erlöst und in ihm heilig
und untadelig vor Gott [Vgl. Eph 1,4] geworden sind, versammelt werden
als das einzige Volk Gottes, als „die Frau des Lammes" (Offb 21,9),
„die Heilige Stadt Jerusalem, [diel von Gott her aus dem Himmel herabkommt,
erfüllt von der Herrlichkeit Gottes" (Offb 21,10-11). „Die Mauer
der Stadt hat zwölf Grundsteine; auf ihnen stehen die zwölf Namen der
zwölf Apostel des Lammes" (Offb 21,14).
KURZTEXTE
866 Die Kirche ist eine: Sie hat nur einen Herrn, bekennt nur einen Glauben,
geht aus einer einzigen Taufe hervor, bildet nur einen Leib, wird von
einem einzigen Geist beseelt auf eine einzige Hoffnung hin [Vgl. Eph 4,3-5]
ist diese einmal erfüllt dann werden alle Trennungen überwunden sein.
867 Die Kirche ist heilig Der heilige Gott ist ihr Urheber Christus ihr
Bräutigam hat sich für sie hingegeben um sie zu heiligen der Geist der
Heiligkeit belebt sie Zwar gehören ihr auch Sünder an doch ist sie die
Sündenlose die aus Sündern besteht In den Heiligen erstrahlt ihre Heiligkeit
in Maria ist sie schon vollkommen heilig.
868 Die Kirche ist katholisch. Sie verkündet den ganzen Glauben sie hat
und spendet die Fülle der Heilsmittel: sie ist zu allen Völkern gesandt
sie wendet sich an alle Menschen sie umfaßt alle Zeiten sie ist „ihrem
Wesen nach missionarisch" (AG 2).
869 Die Kirche ist apostolisch. Sie ist auf feste Grundlagen gebaut auf
die zwölf Apostel des Lammes (Ofb 21 14) sie ist unzerstörbar [Vgl. Mt
16,18] sie ist unfehlbar in der Wahrheit gehalten Christus leitet sie
durch Petrus und die anderen Apostel die in ihr en Nachfolgern dem Papst
und dem Bischofskollegium, bei ihr sind.
870 Die einzige Kirche Christi die wir im Glaubensbekenntnis als die
eine heilige katholische und apostolische bekennen ist verwirklicht in
der katholischen Kirche die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen
in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird auch wenn sich außerhalb ihres Gefüges
vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit finden" (LG 8).
Absatz 4. Die Christgläubigen -Hierarchie,
Laien, Ordensleute
871 „Gläubige sind jene, die durch die Taufe Christus eingegliedert,
zum Volke Gottes gemacht und dadurch auf ihre Weise des priesterlichen,
prophetischen und königlichen Amtes Christi teilhaft geworden sind; sie
sind gemäß ihrer je eigenen Stellung zur Ausübung der Sendung berufen,
die Gott der Kirche zur Erfüllung in der Welt anvertraut hat" ( [link]
CIC, can. 204, § 1) [Vgl. LG 31].
872 „Unter allen Gläubigen besteht, und zwar aufgrund ihrer Wiedergeburt
in Christus, eine wahre Gleichheit in ihrer Würde und Tätigkeit, kraft
der alle je nach ihrer eigenen Stellung und Aufgabe am Aufbau des Leibes
Christi mitwirken" ( [link] CIC, can. 208) [Vgl. LG 32].
873 Selbst die Unterschiede, die nach dem Willen des Herrn zwischen den
Gliedern seines Leibes bestehen, dienen dessen Einheit und Sendung. Denn
„es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine
Einheit der Sendung. Den Aposteln und ihren Nachfolgern wurde von Christus
das Amt übertragen, in seinem Namen und in seiner Vollmacht zu lehren,
zu heiligen und zu leiten. Die Laien hingegen, die auch am priesterlichen,
prophetischen und königlichen Amt Christi teilhaben, verwirklichen in
Kirche und Welt ihren eigenen Anteil an der Sendung des ganzen Volkes
Gottes" (AA 2). „In beiden Gruppen [Kleriker und Laien] gibt es Gläubige,
die sich durch das ... Bekenntnis zu den evangelischen Räten ... Gott
weihen und der Heilssendung der Kirche dienen" ( [link] CIC, can.
207, § 2).
I Die hierarchische Verfassung der Kirche
Weshalb das kirchliche Amt?
874 Christus selbst ist der Urheber des Amtes in der Kirche. Er hat es
eingesetzt, ihm Vollmacht und Sendung, Ausrichtung und Zielsetzung gegeben.
„Christus, der Herr, hat, um das Volk Gottes zu weiden und ständig
zu mehren, in seiner Kirche verschiedene Dienste eingesetzt, die auf
das Wohl des ganzen Leibes ausgerichtet sind. Denn die Diener, die über
heilige Vollmacht verfügen, dienen ihren Brüdern, damit alle, die zum
Volk Gottes gehören ...‚ zum Heil gelangen" (LG 18).
875 „Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?
Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt? Wie soll aber jemand verkündigen,
wenn er nicht gesandt ist?" (Röm 10,14-15). Niemand, keine Einzelperson
und keine Gemeinschaft, kann sich selbst das Evangelium verkündigen. „Also
kommt der Glaube aus dem Hören" (Röm 10,17). Niemand kann sich selbst
den Auftrag und die Sendung geben, das Evangelium zu verkündigen. Der
vom Herrn Gesandte spricht und handelt nicht in eigener Autorität, sondern
kraft der Autorität Christi; er spricht zu der Gemeinde nicht als eines
ihrer Glieder, sondern im Namen Christi. Niemand kann sich selbst die
Gnade verleihen; sie muß geschenkt und angeboten werden. Das setzt Diener
der Gnade voraus, die von Christus bevollmächtigt sind. Von ihm empfangen
sie die Sendung und die Vollmacht [heilige Gewalt], „in der Person Christi
des Hauptes" [in persona Christi Capitis] zu handeln. Dieses Amt,
worin die von Christus Gesandten aus Gottes Gnade das tun und geben, was
sie nicht von sich aus tun und geben können, nennt die Überlieferung der
Kirche „Sakrament". Das Dienstamt in der Kirche wird durch ein eigenes
Sakrament übertragen.
876 Mit der sakramentalen Natur des kirchlichen Amtes hängt innerlich
sein Dienstcharakter zusammen. Weil die Amtsträger ganz von Christus abhängig
sind, der Sendung und Vollmacht gibt, sind sie wahrhaft „Knecht Christi"
(Röm 1,1) nach dem Vorbild Christi, der für uns freiwillig „Knechtsgestalt"
angenommen hat (Phil 2,7). Weil das Wort und die Gnade, deren Diener sie
sind, nicht von ihnen, sondern von Christus stammen, der sie ihnen für
die anderen anvertraut hat, sollen sie sich freiwillig zu Sklaven aller
machen [Vgl. 1 Kor 9,19].
877 Desgleichen gehört zur sakramentalen Natur des kirchlichen Dienstamtes
sein kollegialer Charakter. Schon zu Beginn seines Wirkens setzte der
Herr Jesus die Zwölf ein als „die Keime des neuen Israel und zugleich
den Ursprung der heiligen Hierarchie" (AG 5). Miteinander erwählt,
werden sie auch miteinander ausgesandt; ihre brüderliche Einheit steht
im Dienst der brüderlichen Gemeinschaft aller Gläubigen; sie soll gleichsam
ein Widerschein und ein Zeugnis der Gemeinschaft der göttlichen Personen
sein [Vgl. Joh 17,21-23]. Deshalb übt jeder Bischof seinen Dienst im Bischofskollegium
aus in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom, dem Nachfolger des hl. Petrus
und Haupt des Kollegiums; in entsprechender Weise üben die Priester ihren
Dienst im Presbyterium der Diözese aus, unter der Leitung ihres Bischofs.
878 Zur sakramentalen Natur des kirchlichen Dienstamtes gehört auch sein
persönlicher Charakter. Obwohl die Diener Christi gemeinschaftlich handeln,
handeln sie stets auch persönlich. Jeder wird persönlich berufen: „Du
aber folge mir nach !" (Joh 21,22) [Vgl. Mt 4, 19. 21; Joh 1,43],
um in der gemeinsamen Sendung persönlicher Zeuge zu sein, der dem, der
ihm die Sendung gibt, persönlich verantwortlich ist. Er ist „in dessen
Person" und für Personen tätig: „Ich taufe dich im Namen des Vaters
..."; „ich spreche dich los . . .„.
879 Der sakramentale Dienst in der Kirche ist somit ein zugleich kollegialer
und persönlicher Dienst, der im Namen Christi ausgeübt wird. Das bestätigt
sich in den Beziehungen zwischen dem Bischofskollegium und seinem Haupt,
dem Nachfolger des hl. Petrus, und in der Beziehung zwischen der pastoralen
Verantwortung des Bischofs für seine Teilkirche und der gemeinsamen Sorge
des Bischofskollegiums für die Gesamtkirche.
Das Bischofskollegium und sein Haupt, der Papst
880 Als Christus die Zwölf bestellte, „setzte er [sie] nach Art eines
Kollegiums oder eines beständigen Zusammenschlusses ein, an dessen Spitze
er den aus ihrer Mitte erwählten Petrus stellte" (LG 19). „Wie nach
der Bestimmung des Herrn der heilige Petrus und die übrigen Apostel ein
einziges apostolisches Kollegium bilden, so sind in gleicher Weise der
Römische Bischof, der Nachfolger des Petrus, und die Bischöfe, die Nachfolger
der Apostel, untereinander verbunden" (LG 22) [Vgl. [link] CIC, can.
330].
881 Der Herr hat einzig Simon, dem er den Namen Petrus gab, zum Felsen
seiner Kirche gemacht. Er hat Petrus die Schlüssel der Kirche übergeben‘
und ihn zum Hirten der ganzen Herde bestellt [Vgl. Joli 21,15-17]. „Es
steht aber fest, daß jenes Amt des Bindens und Lösens, das Petrus gegeben
wurde, auch dem mit seinem Haupt verbundenen Apostelkollegium zugeteilt
worden ist" (LG 22). Dieses Hirtenamt des Petrus und der anderen
Apostel gehört zu den Grundlagen der Kirche. Es wird unter dem Primat
des Papstes von den Bischöfen weitergeführt.
882 Der Papst, der Bischof von Rom und Nachfolger des hl. Petrus, ist
„das immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit
der Vielheit sowohl von Bischöfen als auch von Gläubigen" (LG 23).
„Der Römische Bischof hat kraft seines Amtes, nämlich des Stellvertreters
Christi und des Hirten der ganzen Kirche, die volle, höchste und allgemeine
Vollmacht über die Kirche, die er immer frei ausüben kann" (LG 22)
[Vgl. CD 2;9].
883 „Das Kollegium oder die Körperschaft der Bischöfe hat aber nur Autorität,
wenn es zusammen mit dem Römischen Bischof ... als seinem Haupt verstanden
wird." Unter dieser Bedingung ist dieses Kollegium „gleichfalls Träger
der höchsten und ganzen Vollmacht gegenüber der ganzen Kirche Diese Gewalt
kann freilich nur unter Zustimmung des Römischen
Bischofs ausgeübt werden" (LG 22) [Vgl. [link] CIC, can. 336].
884 „Die Gewalt im Hinblick auf die Gesamtkirche übt das Bischofskollegium
in feierlicher Weise auf dem Ökumenischen Konzil aus" ( [link] CIC,
can. 337, § 1). „Ein Ökumenisches Konzil gibt es niemals, wenn es vom
Nachfolger des Petrus nicht als solches bestätigt oder wenigstens angenommen
worden ist" (LG 22).
885 „Insofern dieses Kollegium aus vielen zusammengesetzt ist, bringt
es die Vielfalt und Universalität des Volkes Gottes, insofern es aber
unter einem Haupt gesammelt ist, die Einheit der Herde Christi zum Ausdruck"
(LG 22).
886 „Die einzelnen Bischöfe aber sind sichtbares Prinzip und Fundament
der Einheit in ihren Teilkirchen" (LG 23). Als solche „üben [sie]
ihr Hirtenamt über den ihnen anvertrauten Anteil des Volkes Gottes ...
aus" (LG 23), wobei sie von den Priestern und den Diakonen unterstützt
werden. Als Mitglieder des Bischofskollegiums aber nimmt jeder von ihnen
an der Sorge für alle Kirchen teil [Vgl. CD 3.]. Die Bischöfe üben diese
zunächst dadurch aus, daß sie „ihre eigene Kirche als Teil der Gesamtkirche
gut leiten". Dadurch tragen sie „wirksam bei zum Wohl des ganzen
mystischen Leibes, der auch der Leib der Kirchen ist" (LG 23). Diese
Sorge soll sich insbesondere auf die Armen [Vgl. Gal 2,10], auf die um
des Glaubens willen Verfolgten sowie auf die Glaubensboten erstrecken,
die auf der ganzen Erde tätig sind.
887 Die benachbarten und kulturell einheitlichen Teilkirchen bilden Kirchenprovinzen
oder größere Einheiten, welche Patriarchate oder Regionen genannt werden
[Vgl. Kanon der Apostel 34]. Die Bischöfe dieser Einheiten können sich
in Synoden oder Provinzialkonzilien versammeln. „In ähnlicher Weise können
die Bischofskonferenzen heute vielfältige und fruchtbare Hilfe leisten,
damit die kollegiale Gesinnung zur konkreten Anwendung geführt wird"
(LG 23).
Das Lehramt
888 Mit den Priestern, ihren Mitarbeitern, haben die Bischöfe als „erste
Aufgabe, ... allen die frohe Botschaft Gottes zu verkünden" (PO 4),
wie der Herr befohlen hat [Vgl. Mk 16,15]. Sie sind
„Herolde des Glaubens, die neue Jünger zu Christus führen und authentische,
das heißt mit der Autorität Christi versehene Lehrer" (LG 25).
889 Um die Kirche in der Reinheit des von den Aposteln überlieferten
Glaubens zu erhalten, wollte Christus, der ja die Wahrheit ist, seine
Kirche an seiner eigenen Unfehlbarkeit teilhaben lassen. Durch den „übernatürlichen
Glaubenssinn" hält das Gottesvolk unter der Leitung des lebendigen
Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest [Vgl. LG 12; DV 10].
890 Die Sendung des Lehramtes ist mit dem endgültigen Charakter des Bundes
verknüpft, den Gott in Christus mit seinem Volk geschlossen hat. Das Lehramt
muß das Volk vor Verirrungen und Glaubensschwäche schützen und ihm die
objektive Möglichkeit gewährleisten, den ursprünglichen Glauben irrtumsfrei
zu bekennen. Der pastorale Auftrag des Lehramtes ist es, zu wachen, daß
das Gottesvolk in der befreienden Wahrheit bleibt. Zur Erfüllung dieses
Dienstes hat Christus den Hirten das Charisma der Unfehlbarkeit in Fragen
des Glaubens und der Sitten verliehen. Dieses Charisma kann auf verschiedene
Weisen ausgeübt werden:
891 „Dieser Unfehlbarkeit ... erfreut sich der Römische Bischof, das
Haupt des Kollegiums der Bischöfe, kraft seines Amtes, wenn er als oberster
Hirt und Lehrer aller Christgläubigen, der seine Brüder im Glauben stärkt,
eine Lehre über den Glauben oder die Sitten in einem endgültigen Akt verkündet
... Die der Kirche verheißene Unfehlbarkeit wohnt auch der Körperschaft
der Bischöfe inne, wenn sie das oberste Lehramt zusammen mit dem Nachfolger
des Petrus ausübt", vor allem auf einem Ökumenischen Konzil (LG 25)
[Vgl. 1. Vatikanisches K.: DS 3074]. Wenn die Kirche durch ihr oberstes
Lehramt etwas „als von Gott geoffenbart" und als Lehre Christi „zu
glauben vorlegt" (DV 10), müssen die Gläubigen „solchen Definitionen
mit Glaubensgehorsam anhangen" (LG 25). Diese Unfehlbarkeit reicht
so weit wie die Hinterlassenschaft der göttlichen Offenbarung [Vgl. LG
25].
892 Der göttliche Beistand wird den Nachfolgern der Apostel, die in Gemeinschaft
mit dem Nachfolger des Petrus lehren, und insbesondere dem Bischof von
Rom, dem Hirten der ganzen Kirche, auch dann geschenkt, wenn sie zwar
keine unfehlbare Definition vornehmen und sich nicht endgültig äußern,
aber bei der Ausübung des ordentlichen Lehramtes eine Lehre vorlegen,
die zu einem besseren Verständnis der Offenbarung in Fragen des Glaubens
und der Sitten führt. Diesen authentischen Lehren müssen die Gläubigen
„religiösen Gehorsam des Willens und des Verstandes ... leisten"
(LG 25), der sich zwar von der Glaubenszustimmung unterscheidet, sie aber
unterstützt.
Das Heiligungsamt
893 Der Bischof ist auch „ ‚Verwalter der Gnade des höchsten Priestertums‘,
besonders in der Eucharistie, die er selbst darbringt" oder durch
die Priester, seine Mitarbeiter, „darbringen läßt" (LG 26). Die Eucharistie
ist ja das Lebenszentrum der Teilkirche. Der Bischof und die Priester
heiligen die Kirche durch ihr Gebet und ihre Arbeit, durch den Dienst
am Wort und an den Sakramenten. Sie heiligen sie durch ihr Beispiel, nicht
als „Beherrscher" der „Gemeinden", sondern als „Vorbilder für
die Herde" (1 Petr 5,3). So werden sie „zusammen mit der ihnen anvertrauten
Herde zum ewigen Leben gelangen" (LG 26).
Das Leitungsamt
894 „Die Bischöfe leiten Teilkirchen, die ihnen anvertraut worden sind,
als Stellvertreter und Gesandte Christi durch Rat, Zuspruch und Beispiel,
aber auch mit Autorität und heiliger Vollmacht" (LG 27). Diese Autorität
müssen sie jedoch zum Aufbau der Gemeinde im Geist des Dienens ausüben,
der der Geist ihres Meisters ist [Vgl. Lk 22, 26-27].
895 „Diese Vollmacht, die sie im Namen Christi persönlich ausüben, ist
die eigene, ordentliche und unmittelbare, auch wenn ihr Vollzug letztlich
von der höchsten Autorität der Kirche geregelt wird" (LG 27). Man
darf jedoch die Bischöfe nicht als Vikare des Papstes ansehen, dessen
ordentliche, unmittelbare Autorität über die ganze Kirche deren eigene
Autorität nicht zunichte macht, sondern im Gegenteil bestärkt und schützt.
Allerdings ist ihre Autorität in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche unter
der Leitung des Papstes auszuüben.
896 Bei der Ausübung des Hirtenamtes soll dem Bischof der gute Hirt als
Vorbild und „Gestalt" dienen. Seiner Schwächen bewußt, kann er „mit
denen leiden, die unwissend sind und irren. Er soll sich nicht weigern,
seine Untergebenen zu hören, die er wie seine wahren Kinder hegt ... Die
Gläubigen aber müssen dem Bischof anhangen wie die Kirche Jesus Christus
und wie Jesus Christus dem Vater" (LG 27).
„Folgt alle dem Bischof wie Jesus Christus dem Vater, und dem Presbyterium
wie den Aposteln; die Diakone aber achtet wie Gottes Gebot! Keiner soll
ohne Bischof etwas tun, was die Kirche betrifft" (Ignatius v. Antiochien,
Smyrn. 8,1).
II Die gläubigen Laien
897 „Unter der Bezeichnung Laien werden hier alle Christgläubigen verstanden
außer den Gliedern des Weihestandes und des in der Kirche anerkannten
Ordensstandes, die Christgläubigen also, die, als durch die Taufe Christus
einverleibte, zum Volk Gottes gemacht und des priesterlichen, prophetischen
und königlichen Amtes Christi auf ihre Weise teilhaftig geworden, entsprechend
ihrem Anteil die Sendung des ganzen christlichen Volkes in der Kirche
und in der Welt ausüben" (LG 31).
Die Berufung der Laien
898 „Aufgabe der Laien ist es, kraft der ihnen eigenen Berufung das Reich
Gottes zu suchen, indem sie die zeitlichen Dinge besorgen und Gott gemäß
ordnen. ... Ihre Aufgabe ist es also in besonderer Weise, alle zeitlichen
Dinge, mit denen sie eng verbunden sind, so zu erleuchten und zu ordnen,
daß sie immer Christus gemäß geschehen, gedeihen und zum Lob des Schöpfers
und Erlösers gereichen" (LG 31).
899 Die Initiative der christlichen Laien ist besonders notwendig, wenn
es darum geht, Mittel und Wege zu finden, um die gesellschaftlichen, politischen
und wirtschaftlichen Gegebenheiten mit den Forderungen des christlichen
Glaubens und Lebens zu durchdringen. Dieser Einsatz gehört selbstverständlich
zum Leben der Kirche:
„Die Gläubigen, und genauer noch die Laien, stehen an der äußersten
Front des Lebens der Kirche; die Kirche ist durch sie das Lebensprinzip
der menschlichen Gesellschaft. Darum müssen sie und gerade sie ein immer
tieferes Bewußtsein gewinnen, daß sie nicht nur zur Kirche gehören,
sondern die Kirche sind, das heißt, die Gemeinschaft der Gläubigen auf
Erden unter der Führung des Papstes als des gemeinsamen Hauptes und
der mit ihm geeinten Bischöfe. Sie sind die Kirche" (Pius XII.,
Ansprache vom 20. Februar 1946, zitiert in CL 9).
900 Die Laien haben, wie alle Gläubigen, kraft der Taufe und der Firmung
von Gott den Auftrag zum Apostolat erhalten; daher haben sie das Recht
und die Pflicht, einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen daran zu arbeiten,
daß alle Menschen auf der ganzen Erde die göttliche Heilsbotschaft kennenlernen
und aufnehmen. Diese Pflicht ist noch dringender, wenn die Menschen nur
durch sie das Evangelium vernehmen und Christus kennenlernen können. In
den kirchlichen Gemeinschaften ist ihre Tätigkeit so notwendig, daß das
Apostolat der Seelsorger ohne sie meistens nicht zur vollen Wirkung gelangen
kann.
Die Teilhabe der Laien am Priesteramt Christi
901 Die Laien sind „als Christus Geweihte und mit dem Heiligen Geist
Gesalbte in wunderbarer Weise dazu berufen und ausgerüstet, daß immer
reichere Früchte des Geistes in ihnen hervorgebracht werden. Denn all
ihre Tätigkeiten, Gebete und apostolischen Unternehmungen, das Ehe- und
Familienleben, die tägliche Arbeit, die Erholung von Geist und Leib, wenn
sie im Geist vollzogen werden, ja sogar die Beschwernisse des Lebens,
wenn sie geduldig ertragen werden, werden geistige Opfer, Gott wohlgefällig
durch Jesus Christus, die bei der Feier der Eucharistie zusammen mit der
Darbringung des Herrenleibes dem Vater in höchster Ehrfurcht dargebracht
werden. So weihen auch die Laien, indem sie überall heilig handeln, die
Welt selbst Gott" (LG 34) [ 1 Vgl. LG 10].
902 Am Heiligungsdienst haben auf besondere Weise „die Eltern Anteil,
indem sie ihr Eheleben in christlichem Geiste führen und für die christliche
Erziehung ihrer Kinder sorgen" ( [link] CIC, can. 835, § 4).
903 Falls sie die erforderlichen Eigenschaften aufweisen, können Laien
auf Dauer zum Dienst als Lektor und Akolyth zugelassen werden‘. „Wo es
ein Bedarf der Kirche nahelegt, weil für diese Dienste Beauftragte nicht
zur Verfügung stehen, können auch Laien, selbst wenn sie nicht Lektoren
oder Akolythen sind, nach Maßgabe der Rechtsvorschriften bestimmte Aufgaben
derselben erfüllen, nämlich den Dienst am Wort, die Leitung liturgischer
Gebete, die Spendung der Taufe und die Austeilung der heiligen Kommunion"
( [link] CIC, can. 230, § 3).
Ihre Teilhabe am Prophetenamt Christi
904 „Christus, der große Prophet, ... erfüllt ... sein prophetisches
Amt nicht nur durch die Hierarchie ...‚ sondern auch durch die Laien,
die er daher sowohl als Zeugen einsetzt als auch mit einem Sinn für den
Glauben und mit der Gnade des Wortes ausrüstet" (LG 35).
„Die Unterweisung, die zum Glauben bekehrt, ... kann auch jedem Prediger,
ja sogar jedem Gläubigen zukommen" (Thomas v, A., s. th. 3,71,4,
ad 3).
905 Die Laien erfüllen ihre prophetische Sendung auch durch die Evangelisation,
„daß nämlich die Botschaft Christi durch das Zeugnis ihres Lebens und
das Wort öffentlich bekanntgemacht wird". Bei den Laien erhält diese
Evangelisation „eine eigentümliche Prägung und besondere Wirksamkeit von
daher, daß sie in den gewöhnlichen Verhältnissen der Welt erfüllt wird"
(LG 35).
Dieses Apostolat besteht „nicht nur im Zeugnis des Lebens. Ein wahrer
Apostel sucht nach Gelegenheiten, Christus auch mit seinem Wort zu verkünden,
sei es den Nichtgläubigen, ... sei es den Gläubigen" (AA 6) [Vgl.
AG 15].
906 Die gläubigen Laien, die dazu fähig sind und sich dafür ausbilden,
können auch an der katechetischen Unterweisung [Vgl. CIC, cann, [link]
774; [link] 776; [link] 780], am Lehren der theologischen Wissenschaften
[Vgl. [link] CIC, can. 229] sowie an der Gestaltung der Medien [Vgl. [link]
CIC, can. 823, § 1] mitwirken.
907 „Entsprechend ihrem Wissen, ihrer Zuständigkeit und ihrer hervorragenden
Stellung haben sie das Recht und bisweilen sogar die Pflicht, ihre Meinung
in dem, was das Wohl der Kirche angeht, den geistlichen Hirten mitzuteilen
und sie unter Wahrung der Unversehrtheit des Glaubens und der Sitten und
der Ehrfurcht gegenüber den Hirten und unter Beachtung des allgemeinen
Nutzens und der Würde der Personen den übrigen Gläubigen kundzutun"
( [link] CIC, can. 212, § 3).
Ihre Teilhabe am Königsamt Christi
908 Durch seinen Gehorsam bis zum Tod‘ hat Christus seinen Jüngern die
Gabe der königlichen Freiheit geschenkt, damit sie „durch Selbstverleugnung
und ein heiliges Leben das Reich der Sünde in sich selbst völlig überwinden"
(LG 36).
„Wer seinen Leib sich unterwirft und Herr über seine Seele ist, ohne
sich von Leidenschaften überfluten zu lassen, kann als König bezeichnet
werden, weil er seine Person zu regieren vermag. Er ist frei und unabhängig
und läßt sich nicht durch eine sündige Knechtschaft gefangennehmen"
(Ambrosius, Psal. 118, 14,30).
909 „Außerdem sollen die Laien, auch mit vereinten Kräften, die Einrichtungen
und Verhältnisse der Welt, wenn irgendwo Gewohnheiten zur Sünde reizen,
so heilen, daß dies alles nach den Richtlinien der Gerechtigkeit gestaltet
wird und der Ausübung der Tugenden eher förderlich als schädlich ist.
Durch solches Tun erfüllen sie die Kultur und die menschlichen Tätigkeiten
mit sittlichem Wert" (LG 36).
910 „Die Laien können sich auch berufen fühlen oder berufen werden zur
Mitarbeit mit ihren Hirten im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft, für
ihr Wachstum und ihr volles Leben. Sie können dabei sehr verschiedene
Dienste übernehmen, je nach der Gnade und den Charismen, die der Herr
ihnen schenkt" (EN 73).
911 In der Kirche können „bei der Ausübung dieser [Leitungsgewalt] Laien
nach Maßgabe des Rechtes mitwirken" ( [link] CIC, can. 129, § 2).
So können sie etwa an Partikularkonzilien [ [link] CIC, can. 443, §4]
und Diözesansynoden [ [link] CIC, can. 463, §§ 1.2] teilnehmen, Mitglieder
von Pastoralräten werden [CIC, cann. [link] 511; [link] 536] sich an der
solidarischen Wahrnehmung der Seelsorgsaufgaben einer Pfarrei beteiligen
[ [link] CIC, can. 517, § 2], in Wirtschaftsräten mitarbeiten [CIC, cann.
[link] 492, § 1; [link] 536] und Mitglieder von kirchlichen Gerichten
sein [ [link] CIC, can. 1421, § 2].
912 Die Gläubigen sollen „lernen, sorgfältig zwischen den Rechten und
Pflichten, die ihnen obliegen, insofern sie zur Kirche gehören, und denen,
die sie betreffen, sofern sie Glieder der menschlichen Gesellschaft sind,
zu unterscheiden. Sie werden sich eifrig darum bemühen, beide miteinander
harmonisch zu vereinigen, wobei sie daran denken werden, daß sie sich
in jeder zeitlichen Angelegenheit vom christlichen Gewissen führen lassen
müssen, weil keine menschliche Aktivität, auch nicht in zeitlichen Angelegenheiten,
dem Befehl Gottes entzogen werden kann" (LG 36).
913 „So tritt jeder Laie aufgrund der Gaben, die ihm anvertraut worden
sind, zugleich als Zeuge und als lebendiges Werkzeug der Sendung der Kirche
selbst ‚nach dem Maß der Gabe Christi‘ (Eph 4,7) auf" (LG 33).
III Das gottgeweihte Leben
914 „Der Stand, der durch das Gelöbnis der evangelischen Räte begründet
wird, ist zwar nicht Teil der hierarchischen Struktur der Kirche, gehört
aber unerschütterlich zu ihrem Leben und ihrer Heiligkeit" (LG 44).
Evangelische Räte, geweihtes Leben
915 Die evangelischen Räte werden in ihrer Vielfalt jedem Jünger Christi
empfohlen. Die vollkommene Liebe, zu der alle Gläubigen berufen sind,
bringt für jene, die den Ruf zum geweihten Leben frei annehmen, die Verpflichtung
mit sich, die Keuschheit in Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen,
und in Armut und Gehorsam zu leben. Das Gelübde dieser Räte in einem von
der Kirche anerkannten dauernden Lebensstand kennzeichnet das gottgeweihte
Leben‘.
916 Der Ordensstand stellt also eine Art „tieferer Weihe" dar, die
in der Taufe wurzelt und eine Ganzhingabe an Gott ist [Vgl. PC 5]. Im
geweihten Leben fassen die Christgläubigen, vom Heiligen Geist dazu bewogen,
den Vorsatz, Christus enger zu folgen, sich dem über alles geliebten Gott
hinzugeben und im Streben nach vollkommener Liebe im Dienst des Gottesreiches
die Herrlichkeit der künftigen Welt in der Kirche zu bezeichnen und zu
verkünden [Vgl. [link] CIC, can. 573].
Ein großer Baum mit vielen Zweigen
917 „So kam es, daß wie bei einem Baum, der aus einem von Gott gegebenen
Keim wunderbar und vielfältig auf dem Acker des Herrn Zweige getrieben
hat, verschiedene Gestalten des eremitischen oder gemeinschaftlichen Lebens
und verschiedene Genossenschaften gewachsen sind, die Hilfsmittel sowohl
zum Fortschritt ihrer Mitglieder, als auch zum Wohl des ganzen Leibes
Christi vermehren" (LG 43).
918 „Von Anfang an gab es in der Kirche Männer und Frauen, die durch
die Befolgung der evangelischen Räte Christus in größerer Freiheit nachzufolgen
und ihn ausdrücklicher nachzuahmen verlangten und die - jeder auf seine
Weise - ein Leben führten, das Gott geweiht war. Viele wählten unter dem
Antrieb des Heiligen Geistes ein Einsiedlerleben, andere gaben den Anstoß
zu religiösen Gemeinschaften, die von der Kirche kraft ihrer Vollmacht
gern unterstützt und bestätigt wurden" (PC 1).
919 Die Diözesanbischöfe sollen sich bemühen, der Kirche vom Heiligen
Geist anvertraute neue Gaben des geweihten Lebens zu erkennen. Die Anerkennung
neuer Formen geweihten Lebens ist dem Apostolischen Stuhl vorbehalten‘.
Das eremitische Leben
920 Auch wenn sie die drei evangelischen Räte nicht immer öffentlich
geloben, weihen die Eremiten [Einsiedler] „durch strengere Trennung von
der Welt, in der Stille der Einsamkeit, durch ständiges Beten und Büßen
ihr Leben dem Lob Gottes und dem Heil der Welt" ( [link] CIC, can.
603, § 1).
921 Sie zeigen jedem das Innere des Mysteriums der Kirche auf: die persönliche
Vertrautheit mit Christus. Den Augen der Menschen verborgen, ist das Leben
des Eremiten eine stille Predigt Christi. Der Einsiedler hat sein Leben
ganz Christus übergeben, weil dieser für ihn alles ist. Es ist eine besondere
Berufung, in der Wüste, im geistlichen Kampf die Herrlichkeit des Gekreuzigten
zu finden.
Die geweihten Jungfrauen
922 Seit den Zeiten der Apostel hat der Herr christliche Jungfrauen dazu
berufen, sich in einer größeren Freiheit des Herzens, des Leibes und des
Geistes ungeteilt an ihn zu binden [Vgl. 1 Kor 7,34-36]. Sie haben mit
Zustimmung der Kirche den Entschluß gefaßt, „um des Himmelreiches willen"
(Mt 19,12) im Stand der Jungfräulichkeit zu leben.
923 Es gibt den „Stand der Jungfrauen, die zum Ausdruck ihres heiligen
Vorhabens, Christus in besonders enger Weise nachzufolgen, vom Diözesanbischof
nach anerkanntem liturgischem Ritus Gott geweiht, Christus, dem Sohn Gottes,
mystisch anverlobt und für den Dienst der Kirche bestimmt werden"
( [link] CIC, can. 604, § 1). Durch diesen feierlichen Ritus der Jungfrauenweihe
wird „die Jungfrau zu einer gottgeweihten Person, zu einem Zeichen, das
auf die Liebe der Kirche zu Christus hinweist, und zu einem Bild für die
endzeitliche himmlische Braut und für das künftige Leben" (OCV prænotanda
1).
924 Der Stand der Jungfrauen steht den anderen Formen des geweihten Lebens
nahe. Er verpflichtet die in der Welt lebende Frau (oder die Nonne) nach
ihrem Stand und den ihr geschenkten Charismen zum Gebet, zur Buße, zum
Dienst an ihren Brüdern und Schwestern und zur apostolischen Arbeit [Vgl.
OCV prænotanda 2]. „Um ihr Vorhaben treuer zu halten..., können die Jungfrauen
Vereinigungen bilden" ( [link] CIC, can. 604, § 2).
Das Ordensieben
925 Das Ordensleben ist in den ersten Jahrhunderten des Christentums
im Nahen Osten entstanden [Vgl. UR 15]. Es wird in den durch die Kirche
kanonisch errichteten Instituten gelebt [Vgl. [link] CIC, can. 573]. Es
unterscheidet sich von den anderen Formen des geweihten Lebens durch die
Ausrichtung auf den Gottesdienst, das öffentliche Gelübde der evangelischen
Räte, das brüderliche Gemeinschaftsleben und das Zeugnis für die Vereinigung
Christi mit der Kirche [Vgl. [link] CIC, can. 607].
926 Das Ordensleben gehört zum Mysterium der Kirche. Es ist eine Gabe,
die Kirche von ihrem Herrn erhält und die sie dem Gläubigen, der von Gott
im Gelübde der Räte berufen wird, als einen dauernden Lebensstand anbietet.
So kann die Kirche zugleich Christus bezeugen und sich als Braut des Erlösers
erkennen. Das Ordensleben soll in seinen verschiedenen Formen die Liebe
Gottes in der Sprache unserer Zeit zum Ausdruck bringen.
927 Alle Ordensleute gehören zu den Mitarbeitern des Diözesanbischofs
in seinem Hjrtenamt [Vgl. CD 33-35], auch dann, wenn sie ihm nicht direkt
unterstellt [exempt] sind [Vgl. [link] CIC, can. 591]. Zur missionarischen
Einpflanzung und Ausbreitung der Kirche ist es schon von Anfang der Evangelisierung
an notwendig, daß das Ordensleben in allen seinen Formen vorhanden ist
[Vgl. AG 18; 40.]. „Die Geschichte bestätigt die großen Verdienste der
Ordensfamilien bei der Ausbreitung des Glaubens und der Bildung neuer
Kirchen: von den alten monastischen Einrichtungen zu den mittelalterlichen
Orden bis zu den neuzeitlichen Kongregationen" (RM 69).
Die Säkularinstitute
928 „Ein Säkularinstitut ist ein Institut des geweihten Lebens, in welchem
in der Welt lebende Gläubige nach Vollkommenheit der Liebe streben und
sich bemühen, zur Heiligung der Welt, vor allem von innen her, beizutragen"
( [link] CIC, can. 710).
929 Durch ein „vollkommen und gänzlich der Heiligung geweihtes Leben"
(Pius XII., Ap. Konst. „Provida Mater") beteiligen sich die Mitglieder
dieser Institute an der Evangelisierungsaufgabe der Kirche „in der Welt
und gleichsam von der Welt her", in der ihre Gegenwart als „Sauerteig"
wirkt (PC 11). Ihr „Zeugnis eines christlichen Lebens" ist darauf
hingeordnet, „die zeitlichen Dinge gottgemäß zu ordnen und die Welt in
der Kraft des Evangeliums zu gestalten". Sie nehmen durch heilige
Bindungen die evangelischen Räte auf sich und pflegen untereinander entsprechend
„dem ihrer Lebensausrichtung eigenen Weltcharakter" die Gemeinschaft
und Brüderlichkeit ( [link] CIC, can. 713, § 2).
Die Gesellschaften des apostolischen Lebens
930 „Zu den Instituten des geweihten Lebens kommen die Gesellschaften
des apostolischen Lebens hinzu, deren Mitglieder ohne Ordensgelübde das
der Gesellschaft eigene apostolische Ziel verfolgen, ein brüderliches
Leben in Gemeinschaft führen und gemäß der eigenen Lebensordnung durch
Beachtung der Konstitutionen nach Vollkommenheit der Liebe streben. Unter
ihnen gibt es Gesellschaften, in denen die Mitglieder durch irgendeine
in den Konstitutionen festgelegte Bindung die evangelischen Räte übernehmen"
( [link] CIC, can. 731, §§ 1 und 2).
Weihe und Sendung: den kommenden König ankündigen
931 Der Gottgeweihte, der schon durch die Taufe Gott übereignet ist,
liefert sich ganz Gott aus, dem über alles Geliebten. So wird er tiefer
zum Dienst Gottes geweiht und zum Wohl der Kirche bestellt. Durch den
Stand der Weihe an Gott bezeugt die Kirche Christus und zeigt, wie der
Heilige Geist in ihr wunderbar wirkt. Jene, die evangelischen Räte geloben,
haben zunächst zur Aufgabe, ihrer Weihe gemäß zu leben. Da sie aber „sich
kraft ihrer Weihe dem Dienst für die Kirche widmen, sind sie verpflichtet,
sich, je nach der Eigenart ihres Instituts, in besonderer Weise in der
Missionsarbeit einzusetzen" ( [link] CIC, can. 783) [ 1 Vgl. RM 69].
932 In der Kirche, die gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und
Werkzeug des Lebens Gottes ist, bildet das geweihte Leben ein besonderes
Zeichen des Erlösungsmysteriums. Christus noch „enger" nachfolgen
und ihn nachahmen, seine Selbstentäußerung „klarer" bekunden, heißt
im Herzen Christi seinen Zeitgenossen „noch näher" sein. Denn die,
die sich auf diesem „engeren" Weg befinden, spornen ihre Brüder und
Schwestern durch ihr Beispiel an und geben „ein hervorstechendes und herausragendes
Zeugnis dafür daß die Welt ohne den Geist der Seligpreisungen nicht verwandelt
und Gott dargebracht werden kann" (LG 31).
933 Ob dieses Zeugnis öffentlich (wie im Ordensstand), privat oder geheim
abgelegt wird - das Kommen Christi ist für alle Geweihten der Ursprung
und die Ausrichtung ihres Lebens.
„Das Volk Gottes hat hier keine bleibende Heimstatt ... Deshalb macht
der Ordensstand ... die himmlischen Güter, die schon in dieser Zeit
gegenwärtig sind, auch allen Gläubigen kund, bezeugt das neue und ewige,
in der Erlösung Christi erworbene Leben und kündigt die zukünftige Auferstehung
und die Herrlichkeit des Himmelreiches an" (LG 44).
KURZTEXTE
934 Kraft göttlicher Weisung gibt es in der Kirche unter den Gläubigen
geistliche Amtsträger, die im Recht auch Kleriker genannt werden; die
übrigen dagegen heißen auch Laien In diesen beiden Gruppen gibt es Gläubige,
die sich durch das ... Bekenntnis zu den evangelischen Raten Gott weihen
und der Heilssendung der Kirche dienen ( [link] CIC can. 207, §§ 1.2).
935 Zur Verkündigung des Glaubens und zum Aufbau seines Reiches sendet
Christus seine Apostel und ihre Nachfolger Er laßt sie an seiner Sendung
teilhaben. Sie erhalten von ihm die Vollmacht, in seiner Person zu handeln.
936 Der Herr hat den hl. Petrus zum sichtbaren Fundament seiner Kirche
gemacht und ihm die Schlüssel der Kirche übergeben Der Bischof der Kirche
von Rom, der Nachfolger des hl. Petrus, ist „Haupt des Bischofskollegiums,
Stellvertreter Christi und Hirte der Gesamtkirche hier auf Erden "(
[link] CIC, can. 331).
937 Der Papst besitzt aufgrund göttlicher Einsetzung die höchste volle,
unmittelbare und universale Seelsorgsgewalt" (CD 2).
938 Die durch den Heiligen Geist bestellten Bischöfe sind Nachfolger
der Apostel Sie sind sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit in ihren
Teilkirchen (LG 23).
939 Die Bischöfe haben den Auftrag den Glauben unverfälscht zu lehren
den Gottesdienst zu feiern vor allem die Eucharistie und ihre Kirchen
als wahre Hirten zu leiten Sie werden dabei von ihren Mitarbeitern, den
Priestern und von den Diakonen unterstützt. Zu ihrem Amt gehört auch mit
und unter dem Papst die Sorge für alle Kirchen.
940 Da es dem Stand der Laien eigen ist inmitten der Welt und der weltlichen
Aufgaben zu leben, sind sie von Gott berufen vom Geist Christi beseelt
nach Art des Sauerteigs ihr Apostolat in der Welt auszuüben (AA 2).
941 Die Laien haben am Priestertum Christi Anteil Immer mehr mit ihm
vereint entfalten sie die Gnade der Taufe und Firmung in allen Bereichen
des persönlichen familiären gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens
und kommen so dem an alle Getauften ergehenden Ruf zur Heiligkeit nach.
942 Dank ihrer prophetischen Sendung sind die Laien auch dazu berufen
in allem und zwar inmitten der menschlichen Gemeinschaft Christi Zeugen
zu sein (GS 43 4).
943 Dank ihrer königlichen Sendung haben die Laien die Macht erhalten
durch ihre Selbstverleugnung und die Heiligkeit ihres Lebens die Herrschaft
der Sünde in ihnen selbst und in der Welt zu überwinden [Vgl. LG 36].
944 Kennzeichen des gottgeweihten Lebens ist das öffentliche Gelübde
der evangelischen Rate der Armut Keuschheit und des Gehorsams in einem
von der Kirche anerkannten dauernden Lebensstand.
945 Der Gläubige ist dem über alles geliebten Gott überantwortet schon
durch die Taufe ist er ja für Gott bestimmt worden. Im Stand des geweihten
Lebens ist er dem Dienst Gottes und dem Wohl der ganzen Kirche noch inniger
geweiht.
Absatz 5. Die Gemeinschaft Der Heiligen
946 Dem Bekenntnis zur „heiligen katholischen Kirche" folgt im Symbolum:
„die Gemeinschaft der Heiligen". Dieser Glaubensartikel ist in gewisser
Weise eine Ausfaltung des vorhergehenden: „Was ist die Kirche anderes
als die Versammlung aller Heiligen?" (Niketas, symb. 10). Diese Gemeinschaft
der Heiligen ist die Kirche.
947 „Da alle Gläubigen einen einzigen Leib bilden, wird das Gut des einen
dem anderen mitgeteilt ... Somit muß man glauben, ... daß in der Kirche
eine Gütergemeinschaft besteht ... Das wichtigste unter allen Gliedern
der Kirche aber ist Christus, denn er ist das Haupt... Also wird das Gut
Christi allen Christen mitgeteilt, so wie die Kraft des Hauptes allen
Gliedern, und diese Mitteilung geschieht durch die Sakramente der Kirche"
(Thomas v. A., symb. 10). „Die Einheit des Geistes, durch den [die Kirche]
geleitet wird, bewirkt, daß das, was sie empfangen hat, allen gemeinsam
ist" (Catech. R. 1,10,24).
948 Der Ausdruck „Gemeinschaft der Heiligen" hat somit zwei Bedeutungen,
die eng miteinander zusammenhängen: „Gemeinschaft an den heiligen Dingen"
[sancta] und „Gemeinschaft zwischen den heiligen Personen" [sancti].
Sancta sanctis! [Das Heilige den Heiligenfl ruft in den meisten ostkirchlichen
Liturgien der Zelebrant aus, wenn er vor der Spendung der Kommunion die
heiligen Gaben emporhebt. Die Gläubigen [sancti] werden durch den Leib
und das Blut Christi [sancta] genährt, um in der Gemeinschaft [koinonia]
des Heiligen Geistes zu wachsen und sie der Welt zu vermitteln.
I Die Gemeinschaft an den geistigen Gütern
949 In der Urgemeinde von Jerusalem hielten die Jünger fest „an der Lehre
der Apostel ... und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an
den Gebeten" (Apg 2,42).
Die Gemeinschaft im Glauben. Der Glaube der Gläubigen ist der von den
Aposteln empfangene Glaube der Kirche, ein Schatz an Leben, der noch reicher
wird, wenn man ihn mitteilt.
950 Die Gemeinschaft an den Sakramenten. „Die Früchte aller Sakramente
kommen allen Gläubigen zugute; und die Sakramente bilden gleichsam die
heiligen Bande, die die Gläubigen aufs engste mit Christus verbinden;
vor allem gilt das von der Taufe, durch die sie wie durch die Türe in
die Kirche eintreten. Unter dieser ‚Gemeinschaft der Heiligen‘ ist die
Gemeinschaft an den Sakramenten zu verstehen ... Obschon dieser Name [,‚Gemeinschaft"]
allen Sakramenten zukommt, da sie uns mit Gott verbinden ...‚ so ist er
mehr der Eucharistie zu eigen, weil sie diese Gemeinschaft bewirkt"
(Catech. R. 1,10,24).
951 Die Gemeinschaft an den Charismen. In der Gemeinschaft der Kirche
verteilt der Heilige Geist „unter den Gläubigen jeglichen Standes auch
besondere Gnaden" zum Aufbau der Kirche (LG 12). „Jedem aber wird
die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt" (1
Kor 12,7).
952 „Sie hatten alles gemeinsam" (Apg 4,32): „Nichts besitzt der
wahre Christ, was er nicht mit für ein Gemeingut aller zu halten hat;
darum sollen die Christen stets bereit sein, die Not der Bedürftigen zu
lindern" (Catech. R. 1,10,27). Der Christ ist ein Verwalter der Güter
des Herr [Vgl. Lk 16,1.3].
953 Die Gemeinschaft in der Liebe. „Keiner von uns lebt sich selber und
keiner stirbt sich selber" (Röm 14,7) in der Gemeinschaft der Heiligen.
„Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied
geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib
Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm" (1 Kor 12, 26-27).
Die Liebe „sucht nicht ihren Vorteil" (1 Kor 13,5) [Vgl. 1 Kor 10,24].
Die geringste unserer Handlungen wirkt sich, wenn sie aus Liebe geschieht,
zum Vorteil aller aus. Dies geschieht in der Solidarität mit allen lebenden
und toten Menschen, die auf der Gemeinschaft der Heiligen gründet. Jede
Sünde schadet dieser Gemeinschaft.
II Die Gemeinschaft der Kirche des Himmels und der Erde
954 Die drei Stände der Kirche. „Bis der Herr kommt in seiner Erhabenheit
und alle Engel mit ihm und nach der Vernichtung des Todes ihm alles unterworfen
ist, pilgern die einen von seinen Jüngern auf Erden, andere, die dieses
Leben vollendet haben, werden gereinigt, andere aber werden verherrlicht
und schauen deshalb ‚klar den dreifaltigen und einen Gott selbst, wie
er ist" (LG 49).
„Wir alle jedoch haben, wenn auch in verschiedener Abstufung und Art,
Gemeinschaft in derselben Liebe Gottes und des Nächsten und singen unserem
Gott denselben Lobgesang der Herrlichkeit. Alle nämlich, die zu Christus
gehören, wachsen im Besitz seines Geistes zu der einen Kirche zusammen
und hängen in ihm zusammen" (LG 49).
955 „Die Einheit der Erdenpilger mit den Brüdern, die im Frieden Christi
entschlafen sind, wird also keineswegs unterbrochen, sie wird vielmehr
nach dem beständigen Glauben der Kirche durch die Mitteilung geistlicher
Güter gestärkt" (LG 49).
956 Die Fürbitte der Heiligen. „Denn dadurch, daß die, die im Himmel
sind, inniger mit Christus vereint werden, festigen sie die ganze Kirche
stärker in der Heiligkeit ... hören sie nicht auf, ... beim Vater für
uns einzutreten, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den
einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus, auf Erden
erworben haben
Daher findet durch ihre brüderliche Sorge unsere Schwachheit reichste
Hilfe" (LG 49).
„Weint nicht, nach meinem Tod werde ich euch mehr nützen und euch wirksamer
unterstützen als während meines Lebens" (Dominikus, sterbend, zu
seinen Ordensbrüdern) [Vgl. Jordan v. Sachsen, lib. 93].
„Ich werde meinen Himmel damit verbringen, auf Erden Gutes zu tun"
(Theresia vom Kinde Jesu, verba).
957 Die Gemeinschaft mit den Heiligen. „Jedoch nicht nur um des Beispiels
willen pflegen wir das Gedächtnis derer, die im Himmel sind, sondern mehr
noch, damit die Einheit der ganzen Kirche im Geist durch die Übung der
brüderlichen Liebe gestärkt wird. Denn wie die christliche Gemeinschaft
der [Erden]pilger uns näher zu Christus hinführt, so verbindet uns die
Gemeinschaft mit den Heiligen mit Christus, aus dem als Quelle und Haupt
jede Gnade und das Leben des Gottesvolkes selbst hervorströmen" (LG
50).
„Christus beten wir an, weil er der Sohn Gottes ist. Die Blutzeugen
aber lieben wir als Jünger und Nachahmer des Herrn und wegen ihrer unvergleichlichen
Hingabe an ihren König und Meister. Möchten doch auch wir ihre Gefährten
und Mitschüler werden!" (Polykarp, mart. 17).
958 Die Gemeinschaft mit den Verstorbenen. „In ganz besonderer Anerkennung
dieser Gemeinschaft des ganzen mystischen Leibes Jesu Christi hat die
Kirche der [Erden]pilger von den anfänglichen Zeiten der christlichen
Religion an das Gedächtnis der Verstorbenen mit großer Ehrfurcht gepflegt
und hat, ‚weil es ein heiliger und heilsamer Gedanke ist, für die Verstorbenen
zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden‘ (2 Makk 12,45), auch
Fürbittgebet für sie dargebracht" (LG 50). Unser Gebet für die Verstorbenen
kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch
ihre Fürbitte für uns wirksam werden.
959 ... in der einzigen Familie Gottes. „Wir alle, die wir Kinder Gottes
sind und eine Familie in Christus bilden, entsprechen, sofern wir in gegenseitiger
Liebe und in dem einen Lob der Heiligsten Dreifaltigkeit miteinander Gemeinschaft
haben, der innersten Berufung der Kirche . . " (LG 51).
KURZTEXTE
960 Die Kirche ist Gemeinschaft der Heiligen Dieser Ausdruck bezeichnet
zunächst die Gemeinschaft an den heiligen Dingen [sancta], vor allem die
Eucharistie, durch die „die Einheit der Gläubigen, die einen Leib in Christus
bilden, dargestellt und verwirklicht" wird (LG 3).
961 Dieser Ausdruck bezeichnet auch die Gemeinschaft der „heiligen Personen
[sancti] in Christus der für alle gestorben ist so daß das was ein jeder
in und für Christus tut oder leidet allen zugute kommt.
962 Wir glauben an die Gemeinschaft aller Christgläubigen derer die hier
auf Erden pilgern derer die nach Abschluß des Erdenlebens gelautert werden
und derer die die himmlische. Seligkeit genießen sie alle bilden zusammen
die eine Kirche. Wir glauben desgleichen daß in dieser Gemeinschaft die
barmherzige Liebe Gottes und seiner Heiligen stets unseren Gebeten Gehör
schenkt"(SPF 3O).
Absatz 6. Maria - Mutter Christi, Mutter
Der Kirche
963 Von der Stellung der Jungfrau Maria im Mysterium Christi und des
Heiligen Geistes war bereits die Rede. Nun ist ihr Platz im Mysterium
der Kirche zu betrachten. „Die Jungfrau Maria ... wird als wahre Mutter
Gottes und des Erlösers anerkannt und geehrt ... ‚Sie ist ausdrücklich
Mutter der Glieder [Christi], ... weil sie in Liebe mitgewirkt hat, daß
die Gläubigen in der Kirche geboren werden, die jenes Hauptes Glieder
sind‘ (Augustinus, virg. 6)" (LG 53). „Maria, Mutter Christi, Mutter
der Kirche" (Paul VI., Ansprache vom 21. November 1964).
I Maria Mutter der Kirche
Ganz mit ihrem Sohn Vereint
964 Die Aufgabe Marias gegenüber der Kirche läßt sich von ihrer Vereinigung
mit Christus nicht trennen, sondern ergibt sich direkt aus ihr. „Diese
Verbindung der Mutter mit dem Sohn im Heilswerk zeigt sich vom Augenblick
der jungfräulichen Empfängnis Christi bis zu seinem Tod" (LG 57).
Sie ist besonders offensichtlich in der Stunde seines Leidens.
„Auch die selige Jungfrau ging den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung
mit dem Sohn hielt sie in Treue bis zum Kreuz, wo sie nicht ohne göttliche
Absicht stand, heftig mit ihrem Eingeborenen litt und sich mit seinem
Opfer in mütterlichem Geist verband, indem sie der Darbringung des Schlachtopfers,
das sie geboren hatte, liebevoll zustimmte. Und schließlich wurde sie
von Christus selbst, als er am Kreuz starb, dem Jünger zur Mutter gegeben
mit den Worten:
‚Frau, siehe da dein Sohn‘ (Joh 19, 26-27)" (LG 58).
965 Nach der Himmelfahrt ihres Sohnes stand sie „den Anfängen der Kirche
mit ihren Gebeten zur Seite" (LG 69). Zusammen mit den Aposteln und
einigen Frauen „sehen wir ... Maria mit ihren Gebeten die Gabe des Geistes
erflehen, der sie schon bei der Verkündigung überschattet hatte"
(LG 59).
...... auch in ihrer Aufnahme in den Himmel ......
966 „Schließlich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der
Erbsünde unversehrt bewahrt, nach Vollendung des irdischen Lebenslaufs
mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und als
Königin des Alls vom Herrn erhöht, um vollkommener ihrem Sohn gleichgestaltet
zu sein, dem Herrn der Herren und dem Sieger über Sünde und Tod"
(LG 59) [Vgl. die Verkündigung des Dogmas der Aufnahme der seligen Jungfrau
Maria durch Papst Pius XII. im Jahre 1950: DS 3903.]. Die Aufnahme der
heiligen Jungfrau ist eine einzigartige Teilhabe an der Auferstehung ihres
Sohnes und eine Vorwegnahme der Auferstehung der anderen Christen.
„Bei deiner Niederkunft hast du die Jungfräulichkeit bewahrt, bei deinem
Entschlafen hast du die Welt nicht verlassen, o Mutter Gottes. Du bist
zurückgekehrt zum Quell des Lebens, die du den lebendigen Gott empfingst
und durch deine Gebete unsere Seelen vom Tod befreien wirst" (Byzantinische
Liturgie, Tropar am Fest der Entschlafung am 15. August).
...... ist sie unsere Mutter in der Gnadenordnung ......
967 Weil sie dem Willen des Vaters, dem Erlösungswerk ihres Sohnes und
jeder Anregung des Heiligen Geistes voll und ganz zustimmte, ist die Jungfrau
Maria für die Kirche das Vorbild des Glaubens und der Liebe. Daher ist
sie „schlechthin herausragendes und geradezu einzigartiges Glied der Kirche"
(LG 53); sie stellt das „Urbild der Kirche" [Ecclesiæ typus] (LG
63) dar.
968 Ihre Aufgabe gegenüber der Kirche und der ganzen Menschheit geht
aber noch darüber hinaus. Sie hat „beim Werk des Erlösers in ganz einzigartiger
Weise in Gehorsam, Glaube, Hoffnung und brennender Liebe mitgewirkt, das
übernatürliche Leben der Seelen wiederherzustellen. Deswegen ist sie uns
in der Ordnung der Gnade Mutter" (LG 61).
969 „Diese Mutterschaft Marias in der Gnadenökonomie dauert unaufhörlich
fort, von der Zustimmung an, die sie bei der Verkündigung gläubig gewährte
und an der sie unter dem Kreuz ohne Zögern festhielt, bis zur immerwährenden
Vollendung aller Auserwählten. Denn nach ihrer Aufnahme in die Himmel
hat sie diese heilbringende Aufgabe nicht niedergelegt, sondern fährt
durch ihre vielfältige Fürbitte fort, uns die Gaben des ewigen Heils zu
verschaffen ... Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter den
Titeln der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin
angerufen" (LG 62).
970 „Marias mütterliche Aufgabe aber gegenüber den Menschen verdunkelt
oder vermindert die einzige Mittlerschaft Christi in keiner Weise, sondern
zeigt ihre Kraft. Denn jeder heilsame Einfluß der seligen Jungfrau auf
die Menschen ... fließt aus dem Überfluß der Verdienste Christi hervor,
stützt sich auf seine Mittlerschaft, hängt ganz und gar von ihr ab und
schöpft aus ihr seine ganze Kraft" (LG 60). „Denn kein Geschöpf kann
mit dem fleischgewordenen Wort und Erlöser jemals zusammengezählt werden;
sondern wie am Priestertum Christi auf mannigfaltige Weisen einerseits
von seinen Dienern, andererseits vom gläubigen Volk teilgenommen wird,
und wie die eine Gutheit Gottes in den Geschöpfen auf verschiedene Weisen
wirklich ausgegossen wird, so schließt auch die einzige Mittlerschaft
des Erlösers bei den Geschöpfen eine unterschiedliche Mitwirkung, die
an der einzigen Quelle Anteil hat, nicht aus, sondern erweckt sie"
(LG 62).
DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
II Die Verehrung der heiligen Jungfrau
971 „Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter" (Lk
1,48). „Die Verehrung der Kirche für die selige Jungfrau Maria gehört
zum Wesen des christlichen Gottesdienstes" (MC 56). „Maria wird ...
mit Recht ... von der Kirche in einem Kult eigener Art geehrt. Schon seit
ältester Zeit wird die selige Jungfrau unter dem Titel der ‚Gottesgebärerin‘
verehrt, unter deren Schutz die Gläubigen in allen Gefahren und Nöten
bittend Zuflucht nehmen
Dieser Kult ... ist zwar durchaus einzigartig, unterscheidet sich aber
wesentlich vom Kult der Anbetung, der dem menschgewordenen Gott gleich
wie dem Vater und dem Heiligen Geist dargebracht wird, und er fördert
diesen gar sehr" (LG 66). Er findet seinen Ausdruck in den der Gottesmutter
gewidmeten liturgischen Festen [Vgl. SC 103] und im marianischen Gebet
- etwa im Rosenkranz, der „Kurzfassung des ganzen Evangeliums" [Vgl.
MC 42].
III Maria - eschatologische Ikone der Kirche
972 Um die Rede von der Kirche, ihrem Ursprung, ihrer Sendung und Bestimmung
abzuschließen, können wir nichts Besseres tun, als den Blick auf Maria
zu richten. An ihr können wir betrachten, was die Kirche in ihrem Mysterium,
in ihrer „Pilgerfahrt des Glaubens" ist und was sie am Ende ihrer
Wanderung in der Heimat sein wird. Dort erwartet Maria in der Herrlichkeit
„der heiligsten und ungeteilten Dreifaltigkeit", „in Gemeinschaft
mit allen Heiligen" (LG 69) die Kirche. Diese verehrt sie als die
Mutter ihres Herrn und als ihre eigene Mutter:
„Inzwischen aber leuchtet die Mutter Jesu - wie sie im Himmel, schon
mit Leib und Seele verherrlicht, Bild und Anfang der in der kommenden
Welt zu vollendenden Kirche ist, so hier auf Erden, bis der Tag des
Herrn gekommen ist - dem pilgernden Volk Gottes als Zeichen der sicheren
Hoffnung und des Trostes voran" (LG 68).
KURZTEXTE
973 Durch ihr „fiat" das Maria bei der Verkündigung spricht und
mit dem sie ihre Zustimmung zum Mysterium der Menschwerdung gibt, wirkt
sie schon am Werk mit das ihr Sohn vollbringen soll Sie ist Mutter überall
da wo er Erlöser und Haupt des mystischen Leibes ist.
974 Nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes wurde die heiligste
Jungfrau Maria mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen
wo sie schon an der Auferstehungsherrlichkeit ihres Sohnes teilhat und
so die Auferstehung aller Glieder seines Leibes vor wegnimmt.
975 Wir glauben daß die heiligste Muttergottes die neue Eva die Mutter
der Kirche im Himmel ihre Mutterschaft an den Gliedern Christi fortsetzt"
(SPF 15).
Artikel 10
„Ich Glaube Die Vergebung Der Sünden"
976 Das apostolische Glaubensbekenntnis verbindet den Glauben an die
Sündenvergebung mit dem Glauben an den Heiligen Geist, aber auch mit dem
Bekenntnis zur Kirche und zur Gemeinschaft der Heiligen. Als Christus
den Aposteln den Heiligen Geist spendete, übertrug er ihnen seine göttliche
Vollmacht, Sünden zu vergeben: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die
Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert,
dem ist sie verweigert" (Joh 20, 22-23).
(Der zweite Teil des Katechismus wird ausdrücklich von der Sündenvergebung
durch die Taufe, das Bußsakrament und die anderen Sakramente, vor allem
durch die Eucharistie, handeln. Deshalb brauchen wir hier lediglich auf
einige Grundgegebenheiten hinzuweisen.)
I. Eine Einzige Taufe Zur Vergebung
Der Sünden
977 Unser Herr hat die Sündenvergebung mit dem Glauben und der Taufe
verbunden: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium
allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet; wer
aber nicht glaubt, wird verdammt werden" (Mk 16,15-16). Die Taufe
ist das erste und bedeutsamste Sakrament der Sündenvergebung. Sie vereint
uns nämlich mit Christus, der für unsere Sünden gestorben ist und wegen
unserer Rechtfertigung auferweckt wurde [Vgl. Röm 4,25], damit „auch wir
als neue Menschen leben" (Röm 6,4).
978 „Wenn wir zum ersten Mal den Glauben bekennen und in der heiligen
Taufe abgewaschen werden, wird uns die Vergebung so reichlich geschenkt,
daß keinerlei Schuld - sei es, daß sie durch die Abstammung an uns haftet,
sei es, daß wir etwas durch eigenen Willen unterlassen oder getan haben
zu tilgen und keinerlei Strafe zu verbüßen bleibt. Jedoch wird niemand
durch die Taufgnade von aller Schwachheit der Natur befreit; vielmehr
hat jeder gegen die Regungen der Begierlichkeit, welche uns unablässig
zu Sünden anregt, zu kämpfen" (Catech. R. 1,11,3).
979 Wer aber wäre tapfer und wachsam genug, um in diesem Kampf mit der
Neigung zum Bösen durch gar keine Sünde verletzt zu werden? „Da es also
notwendig war, daß in der Kirche die Gewalt der Sündenvergebung noch auf
eine andere Weise als durch das Sakrament der Taufe bestehe, sind ihr
die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut, wodurch einem jeden Reuigen,
und hätte er auch bis zum letzten Lebenstag gesündigt, die Sünden vergeben
werden können" (Catech. R. 1,11,4).
980 Durch das Bußsakrament kann der Getaufte mit Gott und mit der Kirche
versöhnt werden.
„Die Buße [wurde] von den heiligen Vätern zurecht ‚gewissermaßen eine
mühevolle Taufe‘ (Gregor v. Nazianz, or. 39,17) genannt ... Dieses Sakrament
der Buße ist aber für die nach der Taufe Gefallenen zum Heil notwendig,
wie für die noch nicht Wiedergeborenen die Taufe selbst" (K. v. Trient:
DS 1672).
II. Die Schlüsselgewalt
981 Nach seiner Auferstehung hat Christus die Apostel ausgesandt, um
„allen Völkern zu verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben
werden" (Lk 24,47). Die Apostel und ihre Nachfolger leisten darum
einen „Dienst der Versöhnung" (2 Kor 5,18): Sie verkünden einerseits
den Menschen die Vergebung durch Gott, die Christus uns verdient hat,
und rufen zur Umkehr und zum Glauben auf. Durch die Taufe vermitteln sie
ihnen andererseits auch die Sündenvergebung und versöhnen sie dank der
von Christus erhaltenen Schlüsselgewalt mit Gott und der Kirche.
„Die Kirche hat die Schlüssel des Himmelreiches erhalten, damit in
ihr durch das Blut Christi und das Wirken des Heiligen Geistes die Sündenvergebung
geschehe. In dieser Kirche lebt die Seele, die durch die Sünde tot war,
wieder auf, um mit Christus zu leben, dessen Gnade uns gerettet hat"
(Augustinus, serm. 214,11).
982 Es gibt keine Verfehlung, mag sie auch noch so schlimm sein, die
durch die heilige Kirche nicht vergeben werden könnte. „Es kann keinen
Menschen geben, der so schlecht und verworfen wäre, daß ihm nicht die
sichere Hoffnung auf Vergebung in Aussicht stehen müßte, wenn er seine
Verirrungen wahrhaft bereut" (Catech. R. 1,11,5). Christus, der für
alle Menschen gestorben ist, will, daß in seiner Kirche jedem, der sich
von der Sünde abwendet, die Pforten zur Vergebung immer offenstehen [Vgl.
Mt 18, 21-22]
983 Die Katechese soll sich bemühen, bei den Gläubigen den Glauben an
das unschätzbare Geschenk zu wecken und lebendig zu erhalten, das der
auferstandene Christus seiner Kirche gemacht hat: den Auftrag und die
Vollmacht, durch den Dienst der Apostel und ihrer Nachfolger die Sünden
wahrhaft zu vergeben:
„Der Herr will, daß seine Jünger eine gewaltige Macht haben; er will,
daß seine armseligen Diener in seinem Namen all das vollziehen, was
er gemacht hat, als er auf Erden war" (Ambrosius, pcenit. 1,34).
„Die Priester haben eine Vollmacht empfangen, die Gott weder den Engeln
noch den Erzengeln gegeben hat ... Gott bestätigt dort oben alles, was
die Priester auf dieser Erde tun" (Johannes Chrysostomus, sac.
3,5).
„Gäbe es in der Kirche nicht die Sündenvergebung, so bestünde keine
Hoffnung auf ein ewiges Leben und eine ewige Befreiung. Danken wir Gott,
der seiner Kirche ein solches Geschenk gemacht hat" (Augustinus,
serm. 213,8).
Kurztexte
984 Das Credo bringt die Vergebung der Sünden mit dem Bekenntnis des
Glaubens an den Heiligen Geist in Verbindung Der auferstandene Christus
hat ja den Aposteln die Vollmacht, Sünden zu vergeben, anvertraut als
er ihnen den Heiligen Geist verlieh.
985 Die Tauft ist das erste und bedeutsamste Sakrament zur Sündenvergebung
sie vereint uns mit dem gestorbenen und auferstandenen Christus und spendet
uns den Heiligen Geist.
986 Nach dem Willen Christi besitzt die Kirche die Vollmacht den Getauften
die Sünden zu vergeben. Sie übt diese Vollmacht durch die Bischöfe und
Priester üblicherweise im Bußsakrament aus.
987 „Bei der Sündenvergebung sind der Priester und die Sakramente gleichsam
nur die Werkzeuge durch die Christus der Herr der eigentliche Urheber
und Spender des Heils in uns die Vergebung der Sunden und die Gnade der
Rechtfertigung bewirkt (Catech R 111 6).
Artikel 11
„Ich Glaube ... Die Auferstehung Der Toten"
988 Das christliche Credo - das Bekenntnis unseres Glaubens an Gott den
Vater, den Sohn und den Heiligen Geist und an sein schöpferisches, erlösendes
und heiligendes Wirken - gipfelt in der Verkündigung, daß die Toten am
Ende der Zeiten auferstehen und daß es ein ewiges Leben gibt.
989 Wir glauben fest und hoffen zuversichtlich: Wie Christus wirklich
von den Toten auferstanden ist und für immer lebt, so werden die Gerechten
nach ihrem Tod für immer mit dem auferstandenen Christus leben und er
wird sie am Letzten Tag auferwecken [Vgl. Joh 6,39-40]. Wie seine, so
wird auch unsere Auferweckung das Werk der heiligsten Dreifaltigkeit sein.
„Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt
hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat,
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der
in euch wohnt" (Röm 8,11) [Vgl. 1 Thess 4,14; 1 Kor 6,14; 2 Kor
4,14; Phil 3,10-lt].
990 Der Ausdruck „Fleisch" bezeichnet den Menschen in seiner Schwäche
und Sterblichkeit [Vgl. Gen 6,3; Ps 56,5; Jes 40,6]. „Auferstehung des
Fleisches" (wie die Formulierung im apostolischen Glaubensbekenntnis
wörtlich lautet) bedeutet somit, daß nach dem Tod nicht nur die unsterbliche
Seele weiterlebt, sondern daß auch unsere „sterblichen Leiber" (Röm
8,11) wieder lebendig werden.
991 Der Glaube an die Auferstehung der Toten war von Anfang an ein wesentlicher
Bestandteil des christlichen Glaubens. „Die Auferstehung der Toten ist
die Zuversicht der Christen; im Glauben an sie existieren wir" (Tertullian,
res. 1,1): „Wie können einige von euch sagen: eine Auferstehung der Toten
gibt es nicht? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus
nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann
ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos ... Nun aber ist
Christus von den Toten auf-erweckt worden als der Erste der Entschlafenen"
(1 Kor 15, 12-14. 20).
I. Die Auferstehung Christi und unsere
Auferstehung
Die allmähliche Offenbarung der Auferstehung
992 Gott hat seinem Volk die Auferstehung von den Toten Schritt für Schritt
geoffenbart. Die Hoffnung auf die leibliche Auferstehung der Toten setzte
sich durch als eine Folgerung aus dem Glauben an einen Gott, der den ganzen
Menschen, Seele und Leib, erschaffen hat. Auch hält der Schöpfer des Himmels
und der Erde an seinem Bund mit Abraham und dessen Nachkommenschaft treu
fest. Im Blick auf diese beiden Gegebenheiten beginnt sich der Glaube
an die Auferstehung zu äußern.
In ihrem Martyrium bekennen die Makkabäer: „Der König der Welt wird uns
zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben
sind" (2 Makk 7,9). „Gott hat uns die Hoffnung gegeben, daß er uns
wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben"
(2 Makk 7,14) [Vgl. 2 Makk 7,29; Dan 12. 1-13].
993 Die Pharisäer [Vgl. Apg 23,6] und viele Zeitgenossen des Herrn [Vgl.
Joh 11,24] hatten die Hoffnung auf die Auferstehung. Jesus lehrt diese
nachdrücklich. Den Sadduzäern, die sie leugnen, erwidert er: „Ihr irrt
euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes" (Mk 12,24).
Der Glaube an die Auferstehung der Toten beruht auf dem Glauben, daß Gott
„nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden" ist (Mk 12,27).
994 Jesus bindet den Glauben an die Auferstehung an seine Person: „Ich
bin die Auferstehung und das Leben" (Joh 11,25). Jesus selbst wird
am Letzten Tag jene auferwecken, die an ihn geglaubt [Vgl. Joh 5,24-25;
6.40], die seinen Leib gegessen und sein Blut getrunken haben [Vgl. Joh
6,54]. Er gibt schon in seinem irdischen Leben ein Zeichen und eine Gewähr
dafür, indem er einzelne Tote auferweckt [Vgl. Mk 5,21-42; Lk 7,11–17;
Joh 11] und dadurch seine eigene Auferstehung ankündigt, die jedoch einer
anderen Ordnung angehören wird. Von diesem einzigartigen Ereignis spricht
er als vom „Zeichen des Propheten Jona" (Mt 12,39), dem Zeichen des
Tempels [Vgl. Joh 2,19-22]: Er kündigt an, er werde getötet werden, aber
am dritten Tag danach auferstehen [Vgl. Mk 10,34].
995 Zeuge Christi sein heißt „Zeuge seiner Auferstehung sein" (Apg
1,22) [Vgl. Apg 4,33], „mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten
gegessen und getrunken haben" (Apg 10,41). Die christliche Auferstehungshoffnung
ist ganz durch die Begegnungen mit dem auferstandenen Christus geprägt.
Wir werden gleich ihm, mit ihm und durch ihn auferstehen.
996 Der christliche Auferstehungsglaube ist von Anfang an auf Unverständnis
und Widerstand gestoßen [Vgl. Apg 17,32; 1 Kor 15,12-13]. „Der christliche
Glaube stößt in keinem Punkt auf mehr Widerspruch als in bezug auf die
Auferstehung des Fleisches" (Augustinus, Psal. 88,2,5). Man nimmt
allgemein an, daß das Leben der menschlichen Person nach dem Tod geistig
weitergeht. Wie kann man aber glauben, daß dieser so offensichtlich sterbliche
Leib zum ewigen Leben auferstehen wird?
Wie werden die Toten auferstehen?
997 Was heißt „auferstehen"? Im Tod, bei der Trennung der Seele
vom Leib, fällt der Leib des Menschen der Verwesung anheim, während seine
Seele Gott entgegengeht und darauf wartet, daß sie einst mit ihrem verherrlichten
Leib wiedervereint wird. In seiner Allmacht wird Gott unserem Leib dann
endgültig das unvergängliche Leben geben, indem er ihn kraft der Auferstehung
Jesu wieder mit unserer Seele vereint.
998 Wer wird auferstehen? Alle Menschen, die gestorben sind: „die das
Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben,
zum Gericht" (Joh 5, 29) [Vgl. Dan 12,2].
999 Wie? Christus ist mit seinem eigenen Leib auferstanden: „Seht meine
Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst" (Lk 24,39), aber er ist
nicht in das irdische Leben zurückgekehrt. Desgleichen werden in ihm „alle
... mit ihren eigenen Leibern auferstehen, die sie jetzt tragen"
(4. K. im Lateran: DS 801). Ihr Leib wird aber in „die Gestalt [eines]
verherrlichten Leibes" verwandelt werden (Phil 3,21), in einen „überirdischen
Leib" (1 Kor 15,44):
„Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt? Was für
einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das,
was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst,
hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes
Samenkorn ... Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich
... die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt ... Denn dieses
Vergängliche muß sich mit
Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit"
(1 Kor 15,35-37. 42. 52-53).
1000 Dieses „Wie" übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen;
es ist uns nur im Glauben zugänglich. Der Empfang der Eucharistie gibt
uns aber schon eine Vorahnung von der Verklärung unseres Leibes durch
Christus:
„Wie das von der Erde stammende Brot, wenn es die Anrufung Gottes empfängt,
nicht mehr gewöhnliches Brot ist, sondern die Eucharistie, die aus zwei
Elementen, einem irdischen und einem himmlischen besteht, so gehören
auch unsere Leiber, wenn sie die Eucharistie empfangen, nicht mehr der
Verweslichkeit an, sondern haben die Hoffnung auf Auferstehung"
(Irenäus, her. 4,18,5).
1001 Wann? Endgültig „am Letzten Tag" (Joh 6, 39-40. 44. 54; 11,24),
„am Ende der Welt" (LG 48). Die Auferstehung der Toten ist nämlich
eng mit der Wiederkunft Christi verbunden:
„Der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht,
der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die
in Christus Verstorbenen auferstehen" (1 Thess 4,16).
Mit Christus auferstanden
1002 Christus wird uns „am Letzten Tag" auferwecken; andererseits
sind wir aber schon in gewisser Weise mit Christus auferstanden. Durch
den Heiligen Geist ist das christliche Leben schon jetzt auf Erden eine
Teilhabe am Tod und an der Auferstehung Christi:
„Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt,
durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt
hat.
Ihr seid mit Christus auferweckt, darum strebt nach dem, was im Himmel
ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt" (Kol 2,12; 3,1).
1003 Die Gläubigen sind durch die Taufe mit Christus vereint und haben
deshalb schon jetzt wirklich Anteil am himmlischen Leben des auferweckten
Christus [Vgl. Phil 3,20]. Dieses Leben bleibt aber „mit Christus verborgen
in Gott" (Kol 3,3). „Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt und
uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben" (Eph 2,6). Als
in der Eucharistie mit seinem Leib Genährte gehören wir schon dem Leib
Christi an. Wenn wir am Letzten Tag auferstehen, werden wir auch „mit
ihm offenbar werden in Herrlichkeit" (Kol 3,4).
1004 Im Harren auf diesen Tag haben Leib und Seele der Gläubigen schon
jetzt teil an der Würde, „Christus anzugehören". Deswegen sollen
wir unseren Leib in Ehren halten, aber auch den Leib anderer, besonders
der Leidenden:
„Der Leib ist da ... für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott
hat den Herrn auferweckt; er wird durch seine Macht auch uns erwecken.
Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? ... Ihr gehört
nicht euch selbst;
Verherrlicht also Gott in eurem Leib!" (1 Kor 6,13-15.19-20).
II. Sterben in Christus Jesus
1005 Um mit Christus aufzuerstehen, muß man mit Christus sterben; dazu
ist es notwendig, „aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu
sein" (2 Kor 5,8). Bei diesem „Aufbrechen" (Phil 1,23), beim
Tod, wird die Seele vom Leib getrennt. Sie wird am Tag der Auferstehung
der Toten wieder mit ihrem Leib vereint werden [Vgl. SPF 28].
Der Tod
1006 „Angesichts des Todes wird das Rätsel des menschlichen Daseins am
größten" (GS 18). In einer bestimmten Hinsicht ist der leibliche
Tod natürlich; für den Glauben aber ist er ein „Lohn der Sünde" (Röm
6,23) [Vgl. Gen 2,17]. Und für jene, die in der Gnade Christi sterben,
ist der Tod ein Hineingenommen-werden in den Tod des Herrn, um auch an
seiner Auferstehung teilnehmen zu können [Vgl. Röm 6,3-9; Phil 3.10-11].
1007 Der Tod ist das Ende des irdischen Lebens. Unser Leben dauert eine
gewisse Zeit, in deren Lauf wir uns verändern und altern. Unser Tod erscheint
wie bei allen Lebewesen der Erde als natürliches Lebensende. Dieser Aspekt
des Todes gibt unserem Leben etwas Dringliches: Das Wissen um die Sterblichkeit
kann uns daran erinnern, daß uns zur Verwirklichung unseres Lebens nur
eine beschränkte Frist zur Verfügung steht:
„Denk an deinen Schöpfer in deinen frühen Jahren ...‚ bevor der Staub
auf die Erde zurückfällt als das, was er war, und der Atem zu Gott zurückkehrt,
der ihn gegeben hat" (Koh 12,1.7).
1008 Der Tod ist Folge der Sünde. Als authentischer Ausleger der Aussagen
der Heiligen Schrift [Vgl. Gen 2,17; 3,3; 3,19; weish 1,13; Röm 5,12;
6,23] und der Überlieferung lehrt das Lehramt der Kirche, daß der Tod
in die Welt gekommen ist, weil der Mensch gesündigt hat [Vgl. DS 1511].
Obwohl der Mensch eine sterbliche Natur besaß, bestimmte ihn der Schöpfer
nicht zum Sterben. Der Tod widerspricht somit den Ratschlüssen Gottes,
des Schöpfers. Er hielt als Folge der Sünde in die Welt Einzug [Vgl. 1
Kor 15,26]. „Der leibliche Tod, dem der Mensch, hätte er nicht gesündigt,
entzogen gewesen wäre" (GS 18), ist so der „letzte Feind" des
Menschen, der zu besiegen ist [Vgl. 1 Kor 15,26].
1009 Der Tod ist durch Christus umgewandelt worden. Auch Jesus, der Sohn
Gottes, hat den Tod, der zum menschlichen Dasein gehört, erlitten. Obwohl
er vor ihm zurückschreckte [Vgl. Mk 14,33-34; Hebr 5,7-8], nahm er ihn
in völliger und freier Unterwerfung unter den Willen seines Vaters auf
sich. Der Gehorsam Jesu hat den Fluch, der auf dem Tod lag, in Segen verwandelt
[Vgl. Röm 5,19-2].
Der Sinn des christlichen Todes
1010 Durch Christus hat der christliche Tod einen positiven Sinn. „Für
mich ist Christus das Leben, und Sterben Gewinn" (Phil 1,21). „Das
Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir
auch mit ihm leben" (2 Tim 2,11). Das wesentlich Neue am christlichen
Tod liegt darin: Durch die Taufe ist der Christ sakramental schon „mit
Christus gestorben", um aus einem neuen Leben zu leben. Wenn wir
in der Gnade Christi sterben, vollendet der leibliche Tod dieses „Sterben
mit Christus" und vollzieht so endgültig unsere Eingliederung in
ihn durch seine Erlösungstat:
„Besser ist es für mich, zu sterben auf Christus hin, als König zu
sein über die Enden der Erde. Jenen suche ich, der für uns starb; jenen
will ich, der unsertwegen auferstand. Das Gebären steht mir bevor ...
Laßt mich reines Licht empfangen! Dort angekommen, werde ich Mensch
sein" (Ignatius v. Antiochien, Rom. 6,1-2).
1011 Im Tod ruft Gott den Menschen zu sich. Darum kann sich der Christ
ähnlich wie Paulus nach dem Tod sehnen: „Ich sehne mich danach, aufzubrechen
und bei Christus zu sein" (Phil 1,23). Und er kann, nach dem Beispiel
Christi, seinen Tod zu einem Akt des Gehorsams und der Liebe zum Vater
machen [Vgl. Lk 23,46].
„Mein irdisches Verlangen ist gekreuzigt ... In mir ist lebendiges
und redendes Wasser, das murmelt und in mir sagt: Auf zum Vater!"
(Ignatius v. Antiochien, Rom. 7,2).
„Ich will Gott sehen, und um ihn zu sehen, muß man sterben" (Theresa
v. Jesus, vida 1).
„Ich sterbe nicht; ich gehe ins Leben ein" (Theresia vom Kinde
Jesu, verba).
1012 Die christliche Sicht des Todes [Vgl. 1 Thess 4,13-14] wird in der
Liturgie der Kirche besonders gut ausgedrückt:
„Deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen.
Und wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt, ist uns im
Himmel eine ewige Wohnung bereitet" (MR, Präfation von den Verstorbenen).
1013 Der Tod ist das Ende der irdischen Pilgerschaft des Menschen, der
Zeit der Gnade und des Erbarmens, die Gott ihm bietet, um sein Erdenleben
nach dem Plane Gottes zu leben und über sein letztes Schicksal zu entscheiden.
„Wenn unser einmaliger irdischer Lebenslauf erfüllt ist" (LG 48),
kehren wir nicht mehr zurück, um noch weitere Male auf Erden zu leben.
Es ist „dem Menschen bestimmt", „ein einziges Mal zu sterben"
(Hebr 9,27). Nach dem Tod gibt es keine „Reinkarnation".
1014 Die Kirche ermutigt uns, uns auf die Stunde des Todes vorzubereiten
(,‚Von einem plötzlichen Tode erlöse uns, o Herr!": Allerheiligenlitanei),
die Gottesmutter zu bitten, „in der Stunde unseres Todes" für uns
einzutreten (Gebet „Ave Maria") und uns dem hl. Josef, dem Patron
der Sterbenden, anzuvertrauen:
„In allen deinen Handlungen, in allen deinen Gedanken solltest du dich
so verhalten, als ob du heute sterben müßtest. Wenn du ein gutes Gewissen
hättest, würdest du den Tod nicht sehr fürchten. Es wäre besser, sich
vor der Sünde zu hüten, als vor dem Tod zu flüchten. Falls du heute
nicht bereit bist, wirst du es dann morgen sein?" (Nachfolge Christi
1,23,1).
„Gelobt seist du, Herre mein, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod;
ihm kann kein lebender Mensch entrinnen. Wehe denen, die sterben in
tödlicher Sünde! Selig, die er in deinem heiligsten Willen findet! Denn
sie versehrt nicht der zweite Tod" (Franz von Assisi, Sonnengesang).
Kurztexte
1015 „Caro salutis est cardo - Das Fleisch ist der Angelpunkt des Heils"
(Tertullian res 8 2) Wir glauben an Gott den Schöpfer des Fleisches wir
glauben an das Wort das Fleisch geworden ist um das Fleisch zu erlösen;
wir glauben an die Auferstehung des Fleisches, in der sich die Schöpfung
und die Erlösung des Fleisches vollenden.
1016 Durch den Tod wird die Seele vom Leibe getrennt in der Auferstehung
aber wird Gott unserem verwandelten Leib das unvergängliche Leben geben,
indem er ihn wieder mit unserer Seele vereint. Wie Christus auferstanden
ist und immerdar lebt so werden wir alle am Letzten Tag auferstehen.
1017 Wir glauben die wahre Auferstehung dieses Fleisches, das wir jetzt
tragen (DS 8.4) Ins Grab gesät wird ein verweslicher Leib auferstehen
wird ein unverveslicher Leib [Vgl. 1 Kor 15,42]ein geistlicher Leib (1
Kor 15,44).
1018 Infolge der Erbsunde muß der Mensch den leiblichen Tod erleiden
dem er hatte er nicht gesündigt entzogen gewesen wäre (GS 18).
1019 Jesus der Sohn Gottes hat für uns freiwillig den Tod erlitten in
einer völligen und freien Unterwerfung unter den Willen Gottes seines
Vaters. Durch seinen Tod hat er den Tod besiegt und so allen Menschen
den Zugang zum Heil erschlossen.
Artikel 12
„Ich Glaube Das Ewige Leben"
1020 Der Christ, der sein Sterben mit dem Sterben Jesu vereint, versteht
den Tod als ein Kommen zu Jesus und als Eintritt in das ewige Leben. Wenn
die Kirche über den sterbenden Christen zum letzten Mal im Namen Christi
die Lossprechungsworte gesprochen, ihn zum letzten Mal mit einer stärkenden
Salbung besiegelt und ihm in der Wegzehrung Christus als Nahrung für die
Reise gespendet hat, sagt sie zu ihm mit sanfter Bestimmtheit:
„Mache dich auf den Weg, Bruder (Schwester) in Christus, im Namen Gottes,
des allmächtigen Vaters, der dich erschaffen hat; im Namen Jesu Christi,
des Sohnes des lebendigen Gottes, der für dich gelitten hat; im Namen
des Heiligen Geistes, der über dich ausgegossen worden ist. Heute noch
sei dir im Frieden deine Stätte bereitet, deine Wohnung bei Gott im
heiligen Zion, mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, mit
dem heiligen Josef und mit allen Engeln und Heiligen Gottes ... Kehre
heim zu deinem Schöpfer, der dich aus dem Staub der Erde gebildet hat.
Wenn du aus diesem Leben scheidest, eile Maria dir entgegen mit allen
Engeln und Heiligen ... Deinen Erlöser sollst du sehen von Angesicht
zu Angesicht . . .„ (Sterbegebet, „Commendatio animæ").
I. Das besondere Gericht
1021 Der Tod setzt dem Leben des Menschen, das heißt der Zeit, in der
dieser die in Christus geoffenbarte göttliche Gnade [Vgl. 2Tim 1,9-10]
annehmen oder zurückweisen kann, ein Ende. Das Neue Testament spricht
vom Gericht hauptsächlich im Blick auf die endgültige Begegnung mit Christus
bei seinem zweiten Kommen. Es sagt aber auch wiederholt, daß einem jeden
unmittelbar nach dem Tod entsprechend seinen Werken und seinem Glauben
vergolten wird. Das Gleichnis vom armen Lazarus [Vgl. Lk 16,22] und das
Wort, das Christus am Kreuz zum guten Schächer sagte [Vgl. Lk 23,43],
sowie weitere Texte des Neuen Testaments [Vgl. 2 Kor 5,8; Phil 1,23; Hebr
9,27; 12,23] sprechen von einem letzten Schicksal der Seele [Vgl. Mt 16,26],
das für die einzelnen Menschen unterschiedlich sein kann.
1022 Jeder Mensch empfängt im Moment des Todes in seiner unsterblichen
Seele die ewige Vergeltung. Dies geschieht in einem besonderen Gericht,
das sein Leben auf Christus bezieht - entweder durch eine Läuterung [Vgl.
K. v. Lyon: DS 857-858; K. v. Florenz: DS 1304-1306; K. v. Trient: DS
1820] hindurch oder indem er unmittelbar in die himmlische Seligkeit eintritt
[Vgl. Benedikt XII.: DS 1000-1001; Johannes XXII.: DS 990] oder indem
er sich selbst sogleich für immer verdammt [Vgl. Benedikt XII.: DS 10].
„Am Abend unseres Lebens werden wir nach unserer Liebe gerichtet werden"
(Johannes vom Kreuz, dichos 64).
II. Der Himmel
1023 Die in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben und völlig geläutert
sind, leben für immer mit Christus. Sie sind für immer Gott ähnlich, denn
sie sehen ihn, „wie er ist" (1 Joh 3,2), von Angesicht zu Angesicht
[Vgl. 1 Kor 13,12; Offb 22,4].
„Wir definieren kraft Apostolischer Autorität, daß nach allgemeiner
Anordnung Gottes die Seelen aller Heiligen ... und anderer Gläubigen,
die nach der von ihnen empfangenen heiligen Taufe Christi verstorben
sind, in denen es nichts zu reinigen gab, als sie dahinschieden, ...
oder wenn es in ebendiesen damals etwas zu reinigen gab oder geben wird,
wenn sie nach ihrem Tod gereinigt wurden, auch vor der Wiederannahme
ihrer Leiber und dem allgemeinen Gericht nach dem Aufstieg unseres Erlösers
und Herrn Jesus Christus in den Himmel, das Himmelreich und das himmlische
Paradies mit Christus in der Gemeinschaft der heiligen Engel versammelt
waren, sind und sein werden, und nach dem Leiden und Tod des Herrn Jesus
Christus das göttliche Wesen in einer unmittelbaren Schau und auch von
Angesicht zu Angesicht geschaut haben und schauen - ohne Vermittlung
eines Geschöpfes" (Benedikt XII.: DS 1000) [Vgl. LG 49].
1024 Dieses vollkommene Leben mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit,
diese Lebens- und Liebesgemeinschaft mit ihr, mit der Jungfrau Maria,
den Engeln und allen Seligen wird „der Himmel" genannt. Der Himmel
ist das letzte Ziel und die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des Menschen,
der Zustand höchsten, endgültigen Glücks.
1025 Im Himmel leben heißt „mit Christus sein"[Vgl. Joh 14,3; Phil
1,23; 1 Thess 4,17]. Die Auserwählten leben „in ihm", behalten oder,
besser gesagt, finden dabei jedoch ihre wahre Identität, ihren eigenen
Namen [Vgl. Offb 2,17]:
„Leben heißt mit Christus sein; wo Christus ist, da ist somit das Leben,
da das Reich" (Ambrosius, Luc. 10, 121).
1026 Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat uns Jesus Christus den
Himmel „geöffnet". Das Leben der Seligen besteht im Vollbesitz der
Früchte der Erlösung durch Christus. Dieser läßt jene, die an ihn geglaubt
haben und seinem Willen treu geblieben sind, an seiner himmlischen Verherrlichung
teilhaben. Der Himmel ist die selige Gemeinschaft all derer, die völlig
in ihn eingegliedert sind.
1027 Dieses Mysterium der seligen Gemeinschaft mit Gott und all denen,
die in Christus sind, geht über jedes Verständnis und jede Vorstellung
hinaus. Die Schrift spricht zu uns davon in Bildern, wie Leben, Licht,
Frieden, festliches Hochzeitsmahl, Wein des Reiches, Haus des Vaters,
himmlisches Jerusalem und Paradies: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr
gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist; das Große, das
Gott denen bereitet hat, die ihn lieben" (1 Kor 2,9).
1028 Da Gott unendlich erhaben ist, kann er nur dann gesehen werden,
wie er ist, wenn er selbst den Menschen sein Mysterium unmittelbar schauen
läßt und ihn dazu befähigt. Diese Schau Gottes in seiner himmlischen Herrlichkeit
wird von der Kirche „die beseligende Schau" [visio beatifica] genannt.
„Welcher Ruhm, welche Lust wird es sein, wenn du zugelassen wirst,
um Gott zu schauen, wenn du der Ehre gewürdigt wirst, mit Christus,
deinem Herrn und Gott, die Freude des ewigen Heils und Lichts zu genießen
...‚ mit den Gerechten und Freunden Gottes im Himmelreich dich der Wonne
der verliehenen Unsterblichkeit zu freuen!" (Cyprian, ep. 58, 10,1).
1029 In der Herrlichkeit des Himmels erfüllen die Seligen weiterhin mit
Freude den Willen Gottes. Sie tun dies auch in bezug auf die anderen Menschen
und die gesamte Schöpfung, indem sie mit Christus herrschen; mit ihm werden
sie „herrschen in alle Ewigkeit" (Offb 22,5) [Vgl. Mt 25,21.23].
III. Die abschließende Läuterung -
das Purgatorium
1030 Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht
vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht
aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen,
die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.
1031 Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten,
die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium
[Fegefeuer]. Sie hat die Glaubenslehre in bezug auf das Purgatorium vor
allem auf den Konzilien von Florenz [Vgl. DS 1304] und Trient [Vgl. DS
1820; 1580] formuliert. Im Anschluß an gewisse Schrifttexte [Vgl. z.B.
1 Kor 3,15, 1 Petr 1,7] spricht die Überlieferung der Kirche von einem
Läuterungsfeuer:
„Man muß glauben, daß es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden
noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, daß, wenn
jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm ‚weder in dieser noch in
der zukünftigen Welt‘ vergeben wird (Mt 12,32). Aus diesem Ausspruch
geht hervor, daß einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen
werden können" (Gregor d. Gr., dial. 4,39).
1032 Diese Lehre stützt sich auch auf die Praxis, für die Verstorbenen
zu beten, von der schon die Heilige Schrift spricht: „Darum veranstaltete
[Judas der Makkabäer] das Sühnopfer für die Verstorbenen, damit sie von
der Sünde befreit werden" (2 Makk 12,45). Schon seit frühester Zeit
hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und
für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer [Vgl. DS 856]
dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau
gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, Ablässe und Bußwerke
zugunsten der Verstorbenen.
„Bringen wir ihnen Hilfe und halten wir ein Gedächtnis an sie. Wenn
doch die Söhne Ijobs durch das von ihrem Vater dargebrachte Opfer geläutert
wurden [Vgl. Ijoh 1,5], wie sollten wir dann daran zweifeln, daß unsere
Opfergaben für die Toten ihnen Trost bringen? Zögern wir nicht, den
Verstorbenen Hilfe zu bringen und unsere Gebete für sie aufzuopfern"
(Johannes Chrysostomus, horn. in 1 Cor. 41,5).
IV. Die Hölle
1033 Wir können nicht mit Gott vereint werden, wenn wir uns nicht freiwillig
dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben, wenn
wir uns gegen ihn, gegen unseren Nächsten oder gegen uns selbst schwer
versündigen: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder
haßt, ist ein Mörder, und ihr wißt: Kein Mörder hat ewiges Leben, das
in ihm bleibt" (1 Joh 3,14-15). Unser Herr macht uns darauf aufmerksam,
daß wir von ihm getrennt werden, wenn wir es unterlassen, uns der schweren
Nöte der Armen und Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind, anzunehmen
[Vgl. Mt 25,31-46]. In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und
ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen
freien Entschluß für immer von ihm getrennt zu bleiben. Diesen Zustand
der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und
den Seligen nennt man „Hölle".
1034 Jesus spricht öfters von der „Gehenna" des „unauslöschlichen
Feuers" [Vgl. Mt 5,22. 29; 13, 42. 50; Mk 9,43-48], die für jene
bestimmt ist, die bis zum Ende ihres Lebens sich weigern, zu glauben und
sich zu bekehren, und wohin zugleich Seele und Leib ins Verderben geraten
können [Vgl. Mt 10,28]. Jesus kündigt in ernsten Worten an, daß er „seine
Engel aussenden" wird, die „alle zusammenholen, die andere verführt
und Gottes Gesetz übertreten haben, und ... in den Ofen werfen, in dem
das Feuer brennt" (Mt 13,41-42), und daß er das Verdammungsurteil
sprechen wird: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!"
(Mt 25,41).
1035 Die Lehre der Kirche sagt, daß es eine Hölle gibt und daß sie ewig
dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich
nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, „das
ewige Feuer" [Vgl. DS 76; 409; 411; 801; 858; 1002; 1351; 1575; SPF
12]. Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von
Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für
die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt.
1036 Die Aussagen der Heiligen Schrift und die Lehren der Kirche über
die Hölle sind eine Mahnung an den Menschen, seine Freiheit im Blick auf
sein ewiges Schicksal verantwortungsvoll zu gebrauchen. Sie sind zugleich
ein eindringlicher Aufr uf zur Bekehrung: „Geht durch das enge Tor! Denn
das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit,
und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und
der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn" (Mt 7,13-14).
„Da wir weder Tag noch Stunde wissen, müssen wir auf die Ermahnung
des Herrn hin standhaft wachen, damit wir, wenn unser einmaliger irdischer
Lebenslauf erfüllt ist, mit ihm zur Hochzeit einzutreten und den Gesegneten
zugezählt zu werden verdienen und uns nicht wie bösen und faulen Knechten
geheißen wird, ins ewige Feuer zu weichen, in die Finsternis draußen,
wo ‚Heulen und Zähneknirschen sein wird" (LG 48).
1037 Niemand wird von Gott dazu vorherbestimmt, in die Hölle zu kommen
[Vgl. DS 397; 1567]; nur eine freiwillige Abkehr von Gott (eine Todsünde),
in der man bis zum Ende verharrt, führt dazu. Bei der Eucharistiefeier
und in den täglichen Gebeten ihrer Gläubigen erfleht die Kirche das Erbarmen
Gottes, der „nicht will, daß jemand zugrunde geht, sondern daß alle sich
bekehren" (2 Petr 3,9):
„Nimm gnädig an, o Gott, dieses Opfer deiner Diener und deiner ganzen
Gemeinde; ordne unsere Tage in deinem Frieden, rette uns vor dem ewigen
Verderben und nimm uns auf in die Schar deiner Erwählten" (MR,
Römisches Hochgebet 88).
V. Das Letzte Gericht
1038 Auf die Auferstehung aller Toten, „der Gerechten und Ungerechten"
(Apg 24,15), wird das Letzte Gericht folgen. Das ist dann die Stunde,
„in der alle, die in den Gräbern sind, [diel Stimme [des Sohnes Gottes]
hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben
auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht" (Joh 5,28-29).
Dann wird „der Menschensohn in seiner Herrlichkeit [kommen] und alle Engel
mit ihm
Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie
voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken
Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten
aber das ewige Leben" (Mt 25,31.32-33.46).
1039 Im Angesicht Christi, der die Wahrheit ist, wird die wahre Beziehung
jedes Menschen zu Gott endgültig offengelegt werden [Vgl. Joh 12,49.].
Das Letzte Gericht wird bis in die äußersten Folgen an den Tag bringen,
was jeder während seines Erdenlebens an Gutem getan oder nicht getan hat.
„Alles Üble, das die Bösen tun, wird verzeichnet - und sie wissen es
nicht. Am Tag, an dem ‚Gott nicht schweigen wird‘ (Ps 50,3) ... [wird
er sich an die Bösen wenden] und zu ihnen sagen: ‚Ich hatte für euch meine
kleinen Armen auf die Erde gesetzt. Ich, ihr Haupt, thronte im Himmel
zur Rechten meines Vaters -aber auf Erden hatten meine Glieder Hunger.
Wenn ihr meinen Gliedern zu essen gegeben hättet, wäre eure Gabe bis zum
Haupte gelangt. Als ich meinen kleinen Armen einen Platz auf der Erde
zuwies, setzte ich sie zu Boten ein, um eure guten Werke in meine Schatzkammer
zu bringen. Ihr habt nichts in ihre Hände gelegt, darum besitzt ihr bei
mir nichts" (Augustinus, serm. 18,4,4).
1040 Das Letzte Gericht wird bei der herrlichen Wiederkunft Christi stattfinden.
Der Vater allein weiß den Tag und die Stunde, er allein entscheidet, wann
es eintreten wird. Dann wird er durch seinen Sohn Jesus Christus sein
endgültiges Wort über die ganze Geschichte sprechen. Wir werden den letzten
Sinn des ganzen Schöpfungswerkes und der ganzen Heilsordnung erkennen
und die wunderbaren Wege begreifen, auf denen Gottes Vorsehung alles zum
letzten Ziel geführt hat. Das Letzte Gericht wird zeigen, daß die Gerechtigkeit
Gottes über alle Ungerechtigkeiten, die von seinen Geschöpfen verübt wurden,
siegt und daß seine Liebe stärker ist als der Tod [Vgl. HId 8,6].
1041 Die Botschaft vom Letzten Gericht ruft die Menschen auf, sich zu
bekehren, so lange Gott ihnen noch „Zeit der Gnade", einen „Tag der
Rettung" (2 Kor 6,2) schenkt. Sie führt zu heiliger Gottesfurcht.
Sie verpflichtet zur Gerechtigkeit des Reiches Gottes. Sie kündigt die
„selige Hoffnung" (Tit 2,13) auf die Wiederkunft des Herrn an, der
kommen wird, „um inmitten seiner Heiligen gefeiert und im Kreis all derer
bewundert zu werden, die den Glauben angenommen haben" (2 Thess 1,10).
VI. Die Hoffnung auf den neuen Himmel
und die neue Erde
1042 Am Ende der Zeiten wird das Reich Gottes vollendet sein. Nach dem
allgemeinen Gericht werden die Gerechten, an Leib und Seele verherrlicht,
für immer mit Christus herrschen, und auch das Weltall wird erneuert werden.
„Die Kirche ... wird erst in der himmlischen Herrlichkeit vollendet werden
wenn zusammen mit dem Menschengeschlecht auch die gesamte Welt, die mit
dem Menschen innigst verbunden ist und durch ihn auf ihr Ziel zugeht,
vollkommen in Christus erneuert werden wird" (LG 48).
1043 Die Schrift bezeichnet diese geheimnisvolle Erneuerung, die Menschheit
und die Welt umgestalten wird, als „neuen Himmel und neue Erde" (2
Petr 3,13) [Vgl. Offb 21,1]. Der Ratschluß Gottes, „das All in Christus
wieder unter ein Haupt zu fassen, alles, was im Himmel und auf Erden ist"
(Eph 1,10), wird sich dann endgültig verwirklichen.
1044 Wenn Gott „alles neu" macht (Offb 21,5), im himmlischen Jerusalem,
wird er seine Wohnung unter den Menschen haben. „Er wird alle Tränen von
ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine
Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen" (Offb 21,4)
[Vgl. Offb 21,27].
1045 Für den Menschen wird in dieser Vollendung voll und ganz die Einheit
des Menschengeschlechtes hergestellt sein, die von Gott seit der Welterschaffung
gewollt wurde und deren „Sakrament" gleichsam die pilgernde Kirche
war (LG 1). Die mit Christus Vereinten werden die Gemeinschaft der Erlö
sten bilden, „die heilige Stadt" (Offb 21,2) Gottes, „die Frau des
Lammes" (Offb 21,9). Diese wird nicht mehr unter der Sünde, den Unreinheiten
[Vgl. Offb 21,27.], der Eigenliebe, die irdische Gemeinschaft der Menschen
zerstören oder verwunden, zu leiden haben. Die beseligende Schau, in der
sich Gott den Auserwählten unerschöpflich öffnet, wird die nie versiegende
Quelle von Glück, Frieden und Gemeinschaft sein.
1046 Was den Kosmos angeht, so besteht nach der Offenbarung zwischen
der materiellen Welt und dem Menschen eine tiefe Schicksalsgemeinschaft:
„Die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der
Söhne Gottes ... Zugleich gab [Gott] ihr Hoffnung: auch die Schöpfung
soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden ... Denn wir
wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in
Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den
Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, daß wir mit
der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden" (Röm 8,19-23).
1047 Das sichtbare Universum ist somit ebenfalls dazu bestimmt, umgewandelt
zu werden, „damit die Welt, in ihren anfänglichen Zustand zurückversetzt,
nunmehr unbehindert im Dienst der Gerechten stehe" (Irenäus, hær.
5,32,1) und so an deren Verherrlichung im auferstandenen Jesus Christus
teilhabe.
1048 „Den Zeitpunkt der Vollendung der Erde und der Menschheit kennen
wir nicht, und auch die Weise wissen wir nicht, wie das Universum umgestaltet
werden soll. Es vergeht zwar die Gestalt dieser Welt, die durch die Sünde
mißgestaltet ist, aber wir werden belehrt, daß Gott eine neue Wohnstätte
und eine neue Erde bereitet, auf der die Gerechtigkeit wohnt und deren
Seligkeit alle Friedenssehnsüchte, die in den Herzen der Menschen emporsteigen,
erfüllen und übertreffen wird" (GS 39,1).
1049 „Dennoch darf die Erwartung der neuen Erde die Sorge für die Gestaltung
dieser Erde nicht abschwächen, wo der Leib der neuen Menschheitsfamilie
wächst, der schon eine umrißhafte Vorstellung von der neuen Welt bieten
kann, sondern muß sie vielmehr ermutigen. Deshalb hat der irdische Fortschritt,
obwohl er eindeutig vom Wachstum des Reiches Christi zu unterscheiden
ist, dennoch große Bedeutung für das Reich Gottes, insofern er zu einer
besseren Ordnung der menschlichen Gesellschaft beitragen kann" (GS
39,2).
1050 „Wenn wir nämlich die Güter der menschlichen Würde, brüderlichen
Gemeinschaft und Freiheit - dies alles [sind] ja Güter der Natur und Früchte
unseres Bemühens - im Geist des Herrn und gemäß seinem Gebot auf Erden
gemehrt haben, werden wir sie später wiederfinden, jedoch gereinigt von
jedem Makel, lichtvoll und verklärt, wenn Christus dem Vater ein ewiges
und allumfassendes Reich übergeben wird" (GS 39,3)1. Dann, im ewigen
Leben, wird „Gott alles in allen" sein (1 Kor 15,28).
„Der Vater ist seinem Wesen nach und in Wahrheit das Leben. Über alles
gießt er durch seinen Sohn und im Heiligen Geist seine himmlischen Gaben
aus. Das ewige Leben aber hat er in seiner Menschenfreundlichkeit uns
Menschen untrüglich verheißen" (Cyrill v. Jersualem, catech. ill.
18,29).
Kurztexte
1051 In seiner unsterblichen Seele erhält jeder Mensch gleich nach dem
Tod durch Christus den Richter der Lebenden und der Toten in einem besonderen
Gericht feine ewige Vergeltung.
1052 Wir glauben daß die Seelen aller die in der Gnade Christi sterben
das Volk Gottes bilden nach dem Tod der am Tag der Auftrstehung da die
Seelen mit ihren Leibern wieder vereinigt werden endgültig besiegt wird"
(SPF 28).
1053 Wir glauben daß die große Schar derer die mit Jesus und Maria im
Paradies vereinigt sind die himmlische Kirche bildet Dort schauen sie
in ewiger Glückseligkeit Gott so wie er ist Dort sind sie auch verschieden
dem Grad und der Art nach Teilhaber jener göttlichen Herrschaft die der
verherrlichte Christus ausübt zusammen mit den heiligen Engeln. Sie legen
für uns Fürsprache ein und helfen uns in unserer Schwachheit durch ihre
brüderliche Sorge (SPF 29).
1054 Die in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben, aber noch nicht
ganz geläutert sind sind zwar ihres ewigen Heils sicher machen aber nach
dem Tod noch eine Läuterung durch damit sie zur Heiligkeit gelangen die
notwendig ist um in die Freude Gottes einzutreten.
1055 Kraft der Gemeinschaft der Heiligen empfiehlt die Kirche die Verstorbenen
der Barmherzigkeit Gottes an und bringt für sie Fürbitten dar insbesondere
das heilige eucharistische Opfer.
1056 Dem Beispiel Christi folgend macht die Kirche die Gläubigen auf
die „traurige, beklagenswerte Wirklichkeit des ewigen Todes" (DCG
69) aufmerksam, die man auch „Hölle" nennt.
1057 Die schlimmste Qual der Hölle besteht im ewigen Getrenntsein von
Gott Einzig in Gott kann ja der Mensch das Leben und das Gluck finden.
Dafür ist er geschaffen und das ist seine Sehnsucht.
1058 Die Kirche betet darum, daß niemand verlorengeht: „Herr, laß nicht
zu daß ich je von dir getrennt werde‘ Zwar kann niemand sich selbst retten
aber Gott will daß alle Menschen gerettet weiden (1 Tim 2 4) und für ihn
ist alles möglich (Mt 19 26).
1059 Die hochheilige Römische Kirche glaubt fest und behauptet fest daß
am Tage des Gerichtes alle Menschen mit ihren Leibern vor dem Richterstuhl
Christi erscheinen werden um über ihre Taten Rechen schaft abzulegen (DS
859) [Vgl. DS 1549]
1060 Am Ende der Zeiten wird das Reich Gottes zu seiner Vollendung gelangen
Dann werden die Gerechten an Leib und Seele verherrlicht für immer mit
Christus herrschen und auch das materielle Universum wird umgestaltet
weiden Gott wird dann im ewigen Leben alles in allen sein (1 Kor 15 28).
"Amen"
1061 Wie das letzte Buch der Heiligen Schrift [Vgl. Offb 22,21], schließt
auch das Credo mit dem hebräischen Wort „Amen". Dieses findet sich
öfters am Ende der Gebete des Neuen Testamentes. Desgleichen schließt
die Kirche ihre Gebete mit „Amen" ab.
1062 Das hebräische Wort „Amen" hängt mit der gleichen Wortwurzel
zusammen wie das Wort „glauben". Diese bedeutet Festigkeit, Verläßlichkeit,
Treue. So versteht man, daß das Amen Treue Gottes zu uns und unser Vertrauen
in ihn bedeutet.
1063 Beim Propheten Jesaja findet sich der Ausdruck „Gott der Wahrheit",
wörtlich „Gott des Amen", das heißt der Gott, der seinen Verheißungen
treu bleibt: „Wer sich segnet im Land, wird sich Segen wünschen von Gott,
dem Getreuen" (Jes 65,16). Unser Herr verwendet das Wort „Amen"
oft [Vgl. Mt 6,2.5. 16], manchmal in Verdoppelung [Vgl. Joh 5,19], um
die Zuverlässigkeit seiner Lehre, seine auf der Wahrheit Gottes gründende
Autorität zu betonen.
1064 Das „Amen" am Schluß des Credo greift somit die zwei ersten
Worte - „Ich glaube" - wieder auf und bekräftigt sie: Glauben heißt,
zu den Worten, den Verheißungen, den Geboten Gottes „Amen" sagen,
sich ganz auf den verlassen, der das Amen unendlicher Liebe und vollkommener
Treue ist. Das christliche Alltagsleben wird dann das „Amen" auf
das „Ich glaube" des Glaubensbekenntnisses unserer Taufe sein.
„Dein Credo sei für dich wie ein Spiegel. Betrachte dich in ihm, um zu
sehen, ob du all das, was du zu glauben erklärst, auch wirklich glaubst.
Und freue dich jeden Tag an deinem Glauben" (Augustinus, serm. 58,11,13).
1065 Jesus Christus selbst ist das „Amen" (Offb 3, 14). Er ist das
endgültige Amen der Liebe des Vaters zu uns; er übernimmt und vollendet
unser Amen an den Vater: „Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat.
Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen" (2 Kor
1,20).
Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in
der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und
in Ewigkeit.
AMEN.
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Katechismus der Katholischen Kirche Inhalt
Quelle: http://www.vatican.va/
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