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Katechismus der Katholischen Kirche /
Erster Teil: Das Glaubensbekenntnis
Erster Abschnitt - ,,Ich Glaube" - ,,Wir Glauben"
Drittes Kapitel - Die Antwort Des Menschen An Gott
142 Durch seine Offenbarung ,,redet ... der unsichtbare Gott aus dem
Übermaß seiner Liebe die Menschen wie Freunde an und verkehrt mit ihnen,
um sie in die Gemeinschaft mit sich einzuladen und in sie aufzunehmen"
(DV 2). Die dieser Einladung angemessene Antwort ist der Glaube.
143 Durch den Glauben ordnet der Mensch seinen Verstand und seinen Willen
völlig Gott unter. Er gibt Gott, der sich offenbart, mit seinem ganzen
Wesen seine Zustimmung [Vgl. DV 5.]. Die Heilige Schrift nennt diese Antwort
des Menschen auf den sich offenbarenden Gott ,,Glaubensgehorsam"
[Vgl. Röm 1,5; 16,26.].
Artikel 1
Ich Glaube
I. Der Glaubensgehorsam
144 Im Glauben gehorchen [ob-audire] heißt, sich dem gehörten Wort in
Freiheit unterwerfen, weil dessen Wahrheit von Gott, der Wahrheit selbst,
verbürgt ist. Als das Vorbild dieses Gehorsams stellt die Heilige Schrift
uns Abraham vor Augen. Die Jungfrau Maria verwirklicht ihn am vollkommensten.
Abraham - ,,der Vater aller Glaubenden"
145 In seiner Lobrede auf den Glauben der Vorfahren betont der Hebräerbrief
ganz besonders den Glauben Abrahams: ,,Aufgrund des Glaubens gehorchte
Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte;
und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde" (Hebr 11,
8) [Vgl. Gen 12,1-4.]. Aufgrund des Glaubens hielt er sich als Fremder
und Pilger im verheißenen Land [Vgl. Gen 23,4.] auf. Aufgrund des Glaubens
empfing Sara den verheißenen Sohn. Aufgrund des Glaubens endlich brachte
Abraham seinen einzigen Sohn als Opfer dar [Vgl. Hebr 11,7.].
146 Abraham verkörpert somit die Definition des Glaubens, die der Hebräerbrief
vorlegt: ,,Glaube ist Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein
von Dingen, die man nicht sieht" (Hebr 11, 1). ,,Abraham glaubte
Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet" (Röm 4,3)
[Vgl. Gen 15,6.]. Weil er ,,stark im Glauben" war (Röm 4,20), ist
Abraham ,,zum Vater aller, die ... glauben", geworden (Röm 4,11)
[Vgl. Röm 4,18; Gen 15,5.].
147 Das Alte Testament ist reich an Zeugnissen solchen Glaubens. Der
Hebräerbrief hält eine Lobrede auf den vorbildlichen Glauben der Vorfahren,
der ihnen ,,ein ruhmvolles Zeugnis" verschaffte (Hebr 11,2) [Vgl.
Hebr 11,39.]. Doch Gott hatte ,,für uns etwas Besseres vorgesehen"
(Hebr 11,40): die Gnade, an seinen Sohn Jesus zu glauben, an den ,,Urheber
und Vollender des Glaubens" (Hebr 12,2).
Maria - ,,Selig ist die, die geglaubt hat!"
148 Die Jungfrau Maria übt den vollkommensten Glaubensgehorsam. Da sie
glaubte, daß für Gott ,,nichts unmöglich" ist (Lk 1,37) [Vgl. Gen
18,14.], nahm sie die vom Engel gebrachte Ankündigung und Verheißung im
Glauben entgegen und gab ihre Einwilligung: ,,Siehe, ich bin die Magd
des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort" (Lk 1,38). Elisabet begrüßte
sie: ,,Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr
ihr sagen ließ" (Lk 1,45). Um dieses Glaubens willen werden alle
Geschlechter sie seligpreisen [Vgl. Lk 1,48.].
149 Während ihres ganzen Lebens, auch in ihrer letzten Prüfung [Vgl.
Lk 2,35.], als Jesus, ihr Sohn, am Kreuz starb, wankte ihr Glaube nicht.
Maria gab ihren Glauben, daß das Wort Gottes ,,in Erfüllung gehen wird",
nie auf. Darum verehrt die Kirche in Maria die lauterste Glaubensgestalt.
II. ,,Ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe"
An Gott allein glauben
150 Der Glaube ist eine persönliche Bindung des Menschen an Gott und
zugleich, untrennbar davon, freie Zustimmung zu der ganzen von Gott geoffenbarten
Wahrheit. Als persönliche Bindung an Gott und Zustimmung zu der von ihm
geoffenbarten Wahrheit unterscheidet sich der christliche Glaube von dem
Glauben, den man einem Menschen schenkt. Sich ganz Gott anheimzugeben
und das, was er sagt, absolut zu glauben, ist richtig und gut. Nichtig
und falsch wäre es hingegen, einem Geschöpf einen solchen Glauben zu schenken
[Vgl. Jer 17,5-6.].
An Jesus Christus, den Sohn Gottes, glauben
151 Für den Christen hängt der Glaube an Gott unzertrennlich zusammen
mit dem Glauben an den, den er gesandt hat, an seinen ,,geliebten Sohn",
an dem er Gefallen hat (Mk 1,11) und auf den er uns zu hören hieß [Vgl.
Mk 9,7.]. Der Herr selbst sagte zu seinen Jüngern: ,,Glaubt an Gott, und
glaubt an mich!" (Joh 14,1). Wir können an Jesus Christus glauben,
weil er selbst Gott, das menschgewordene Wort ist: ,,Niemand hat Gott
je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er
hat Kunde gebracht" (Joh 1,18). Weil er ,,den Vater gesehen"
hat (Joh 6,46), ist er der Einzige, der ihn kennt und ihn offenbaren kann
[Vgl. Mt 11,27.].
An den Heiligen Geist glauben
152 Man kann nicht an Jesus Christus glauben, ohne an seinem Geist Anteil
zu haben: Der Heilige Geist offenbart den Menschen, wer Jesus ist. ,,Keiner
kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist
redet" (1 Kor 12,3). ,,Der Geist ergründet nämlich alles, auch die
Tiefen Gottes ... So erkennt auch keiner Gott nur der Geist Gottes"(1
Kor 2,10-11). Gott allein kennt Gott ganz. Wir glauben an den Heiligen
Geist, weil er Gott ist.
Die Kirche bekennt unaufhörlich ihren Glauben an den einen Gott, den
Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
III. Die Merkmale des Glaubens Der Glaube ist eine Gnade
153 Als Petrus bekennt, daß Jesus der Messias, der Sohn des lebendigen
Gottes ist, sagt Jesus zu ihm: ,,Nicht Fleisch und Blut haben dir das
offenbart, sondern mein Vater im Himmel" (Mt 16, 17) [Vgl. Gal 1,15;
Mt 11,25.]. Der Glaube ist ein Geschenk Gottes, eine von ihm eingegossene
übernatürliche Tugend. ,,Damit
dieser Glaube geleistet wird, bedarf es der zuvorkommenden und helfenden
Gnade Gottes und der inneren Hilfen des Heiligen Geistes, der das Herz
bewegen und zu Gott umkehren, die Augen des Verstandes öffnen und ,allen
die Freude verleihen soll, der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben"‘
(DV 5).
Der Glaube ist ein menschlicher Akt
154 Nur durch die Gnade und den inneren Beistand des Heiligen Geistes
ist man imstande, zu glauben. Und doch ist Glauben ein wahrhaft menschlicher
Akt. Es widerspricht weder der Freiheit noch dem Verstand des Menschen,
Gott Vertrauen zu schenken und den von ihm geoffenbarten Wahrheiten zuzustimmen.
Schon in den menschlichen Beziehungen verstößt es nicht gegen unsere Würde,
das, was andere Menschen uns über sich selbst und ihre Absichten sagen,
zu glauben, ihren Versprechen Vertrauen zu schenken (z. B. wenn ein Mann
und eine Frau heiraten) und so mit ihnen in Gemeinschaft zu treten. Folglich
verstößt es erst recht nicht gegen unsere Würde, ,,dem offenbarenden Gott
im Glauben vollen Gehorsam des Verstandes und des Willens zu leisten"
(1. Vatikanisches K.: DS 3008) und so in enge Gemeinschaft mit ihm zu
treten.
155 Beim Glauben wirken Verstand und Wille des Menschen mit der göttlichen
Gnade zusammen: ,,Glauben ist ein Akt des Verstandes, der auf Geheiß des
von Gott durch die Gnade bewegten Willens der göttlichen Wahrheit bei-stimmt"
(Thomas v. A., s. th. 2-2,2,9) [Vgl. Vatikanisches K.: DS 3010.].
Der Glaube und der Verstand
156 Der Beweggrund, zu glauben, liegt nicht darin, daß die geoffenbarten
Wahrheiten im Licht unserer natürlichen Vernunft wahr und einleuchtend
erscheinen. Wir glauben ,,wegen der Autorität des offenbarenden Gottes
selbst, der weder sich täuschen noch täuschen kann" (1. Vatikanisches
K.:DS 3008). ,,Damit nichtsdestoweniger der Gehorsam unseres Glaubens
mit der Vernunft übereinstimmend sei, wollte Gott, daß mit den inneren
Hilfen des Heiligen Geistes äußere Beweise seiner Offenbarung verbunden
werden" (ebd.: DS 3009). So sind die Wunder Christi und der Heiligen
[Vgl. Mk 16,20; Hebr 2,4.], die Weissagungen, die Ausbreitung und Heiligkeit
der Kirche, ihre Fruchtbarkeit und ihr Fortbestehen ,,ganz sichere und
dem Erkenntnisvermögen aller angepaßte Zeichen der göttlichen Offenbarung"
(DS 3009), Beweggründe der Glaubwürdigkeit [Vgl. DS 3013.], die zeigen,
daß ,,die Zustimmung zum Glauben keineswegs eine blinde Regung des Herzens
ist" (DS 3010).
157 Der Glaube ist gewiß, gewisser als jede menschliche Erkenntnis, denn
er gründet auf dem Wort Gottes, das nicht lügen kann. Zwar können die
geoffenbarten Wahrheiten der menschlichen Vernunft und Erfahrung dunkel
erscheinen, aber ,,die Gewißheit durch das göttliche Licht ist größer
als die Gewißheit durch das Licht der natürlichen Vernunft" (Thomas
v. A., s. th. 2-2,171,5, obj. 3). ,,Zehntausend Schwierigkeiten machen
keinen einzigen Zweifel aus" (J. H. Newman, apol.).
158 ,,Der Glaube sucht zu verstehen" (Anselm, prosl. prooem.). Wer
wirklich glaubt, sucht den, in den er seinen Glauben setzt, besser zu
erkennen und das von ihm Geoffenbarte besser zu verstehen. Eine tiefere
Erkenntnis wiederum wird einen stärkeren, immer mehr von Liebe beseelten
Glauben hervorrufen. Die Gnade des Glaubens öffnet ,,die Augen des Herzens"
(Eph 1,18) zu einem lebendigen Verständnis der Offenbarungsinhalte, das
heißt der Gesamtheit des Ratschlusses Gottes und der Mysterien des Glaubens
sowie ihres Zusammenhangs miteinander und mit Christus, dem Zentrum des
geoffenbarten Mysteriums. ,,Damit das Verständnis der Offenbarung immer
tiefer werde, vervollkommnet der Heilige Geist den Glauben ständig durch
seine Gaben" (DV 5). Es verhält sich so, wie der hl. Augustinus gesagt
hat:
,,Ich glaube, um zu verstehen, und ich verstehe, um besser zu glauben"
(serm. 43,7,9).
159 Glaube und Wissenschaft. ,,Auch wenn der Glaube über der Vernunft
steht, so kann es dennoch niemals eine wahre Unstimmigkeit zwischen Glauben
und Vernunft geben: denn derselbe Gott, der die Geheimnisse offenbart
und den Glauben eingießt, hat in den menschlichen Geist das Licht der
Vernunft gelegt; Gott aber kann sich nicht selbst verleugnen, noch (kann]
jemals Wahres Wahrem widersprechen" (1. Vatikanisches K.: DS 3017).
,,Deshalb wird die methodische Forschung in allen Disziplinen, wenn sie
in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und gemäß den sittlichen Normen
vorgeht, niemals dem Glauben wahrhaft widerstreiten, weil die profanen
Dinge und die Dinge des Glaubens sich von demselben Gott herleiten. Ja,
wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der Dinge zu erforschen
versucht, wird, auch wenn er sich dessen nicht bewußt ist, gleichsam an
der Hand Gottes geführt, der alle Dinge trägt und macht, daß sie das sind,
was sie sind" (GS 36,2).
Die Freiheit des Glaubens
160 Damit der Glaube menschlich sei, soll ,,der Mensch freiwillig durch
seinen Glauben Gott antworten"; darum darf ,,niemand gegen seinen
Willen zur Annahme des Glaubens gezwungen werden ... Denn der Glaubensakt
ist seiner eigenen Natur nach freiwillig" (DH 10) [Vgl. [link] CIC.
can. 748, § 2.]. ,,Gott ruft die Menschen zu seinem Dienst im Geiste und
in der Wahrheit, und sie werden deshalb durch diesen Ruf im Gewissen verpflichtet,
aber nicht gezwungen ... Dies aber ist vollendet in Christus Jesus erschienen"
(DH 11). Christus hat wohl zum Glauben und zur Bekehrung eingeladen, aber
keineswegs gezwungen. ,,Er gab der Wahrheit Zeugnis, und dennoch wollte
er sie denen, die ihr widersprachen, nicht mit Gewalt aufdrängen. Sein
Reich ... wächst in der Kraft der Liebe, in der Christus, am Kreuz erhöht,
die Menschen an sich zieht" (DH 11).
Die Notwendigkeit des Glaubens
161 An Jesus Christus und an den zu glauben, der ihn um unseres Heiles
willen gesandt hat, ist notwendig, um zum Heil zu gelangen [Vgl. z. B.
Mk 16,16; Joh 3,36; 6,40.]. ,,Weil es aber ,ohne Glauben unmöglich ist,
Gott zu gefallen‘ (Hebr 11,6) und zur Gemeinschaft seiner Söhne zu gelangen,
so wurde niemandem jemals ohne ihn Rechtfertigung zuteil, und keiner wird
das ewige Leben erlangen, wenn er nicht in ihm ,ausgeharrt hat bis ans
Ende‘ (Mt 10,22; 24,13)" (1. Vatikanisches K.: DS 3012) [Vgl. K.
v. Trient: DS 1532.].
Das Ausharren im Glauben
162 Der Glaube ist ein Gnadengeschenk, das Gott dem Menschen gibt. Wir
können dieses unschätzbare Geschenk verlieren. Der hl. Paulus macht Timotheus
darauf aufmerksam: ,,Kämpfe den guten Kampf, gläubig und mit reinem Gewissen.
Schon manche haben die Stimme ihres Gewissens mißachtet und haben im Glauben
Schiffbruch erlitten" (1 Tim 1, 18-19). Um im Glauben zu leben, zu
wachsen und bis ans Ende zu verharren, müssen wir ihn durch das Wort Gottes
nähren und den Herrn anflehen, ihn zu mehren [Vgl. Mk 9,24; Lk 17,5; 22,32.].
Er muß ,,in der Liebe wirksam" (Gal 5, 6)[Vgl. Jak 2,14-26.], von
der Hoffnung getragen [Vgl. Röm 15,13.]und im Glauben der Kirche verwurzelt
sein.
Der Glaube - Beginn des ewigen Lebens
163 Der Glaube läßt uns schon im voraus die Freude und das Licht der
beseligenden Gottesschau genießen, die das Ziel unseres irdischen Weges
ist. Wir werden dann Gott ,,von Angesicht zu Angesicht" (1 Kor 13,12),
,,wie er ist" (1 Joh 3,2), sehen. Der Glaube ist somit schon der
Beginn des ewigen Lebens.
,,Wir erwarten den Genuß der uns aus Gnade verheißenen Güter. Wenn
wir sie im Glauben wie in einem Spiegel betrachten, sind sie uns schon
gegenwärtig" (Basilius, Spir. 15,36) [Vgl. Thomas v. A., s. th.
2-2,4,1.].
164 Jetzt aber gehen wir ,,als Glaubende ... unseren Weg, nicht als Schauende"
(2 Kor 5,7), und erkennen Gott wie in einem Spiegel, rätselhaft und unvollkommen
[Vgl. 1 Kor 13,12.]. Der Glaube wird von Gott, auf den er sich richtet,
erhellt; dennoch wird er oft im Dunkel gelebt. Der Glaube kann auf eine
harte Probe gestellt werden. Die Welt, in der wir leben, scheint von dem,
was der Glaube uns versichert, oft sehr weit entfernt. Die Erfahrungen
des Bösen und des Leidens, der Ungerechtigkeiten und des Todes scheinen
der Frohbotschaft zu widersprechen. Sie können den Glauben erschüttern
und für ihn zur Versuchung werden.
165 Dann müssen wir uns den Glaubenszeugen zuwenden: Abraham, der ,,gegen
alle Hoffnung voll Hoffnung" glaubte (Röm 4,18); der Jungfrau Maria,
die auf dem ,,Pilgerweg des Glaubens" (LG 58) sogar in die ,,Nacht
des Glaubens" (Johannes Paul II., Enz. ,,Redemptoris Mater"
18) hineinging, indem sie am Leiden ihres Sohnes und der Nacht seines
Grabes Anteil nahm; und vielen weiteren Zeugen des Glaubens: ,,Da uns
eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die
Fesseln der Sünde abwerfen. Laßt uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen,
der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und
Vollender des Glaubens" (Hebr 12,1-2).
Artikel 2
Wir Glauben
166 Der Glaube ist ein persönlicher Akt: die freie Antwort des Menschen
auf die Einladung des sich offenbarenden Gottes. Doch der Glaube ist kein
isolierter Akt. Niemand kann für sich allein glauben, wie auch niemand
für sich allein leben kann. Niemand hat sich selbst den Glauben gegeben,
wie auch niemand sich selbst das Leben gegeben hat. Der Glaubende hat
den Glauben von anderen empfangen; er muß ihn anderen weitergeben. Unsere
Liebe zu Jesus und den Menschen drängt uns, zu anderen von unserem Glauben
zu sprechen. Jeder Glaubende ist so ein Glied in der großen Kette der
Glaubenden. Ich kann nicht glauben, wenn ich nicht durch den Glauben anderer
getragen bin, und ich trage durch meinen Glauben den Glauben anderer mit.
167 ,,Ich glaube" (Apostolisches Glaubensbekenntnis): das ist der
Glaube der Kirche, wie ihn jeder Glaubende, vor allem bei der Taufe, persönlich
bekennt. ,,Wir glauben" (Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel
gr.): das ist der Glaube der Kirche, wie ihn die zum Konzil versammelten
Bischöfe oder, allgemeiner, die zur Liturgie versammelten Gläubigen bekennen.
,,Ich glaube": So spricht auch die Kirche, unsere Mutter, die durch
ihren Glauben Gott antwortet und uns sagen lehrt: ,,Ich glaube",
,,wir glauben".
I. ,,Herr, schau auf den Glauben deiner Kirche"
168 Zunächst ist es die Kirche, die glaubt und so meinen Glauben trägt,
nährt und stützt. Zunächst ist es die Kirche, die den Herrn überall bekennt
(,,Dich preist über das Erdenrund die heilige Kirche", singen wir
im Hymnus ,,Te Deum"), und mit ihr und in ihr kommen auch wir dazu,
ebenfalls zu bekennen: ,,Ich glaube", ,,wir glauben". Durch
die Kirche empfangen wir in der Taufe den Glauben und das neue Leben in
Christus. Im römischen Ritus fragt der Taufspender den Täufling: ,,Was
erbittest du von der Kirche Gottes?" Die Antwort lautet: ,,Den Glauben"
- ,,Was gibt dir der Glaube?"
- ,,Das ewige Leben" (RR, OBA).
169 Das Heil kommt von Gott allein, aber weil wir das Leben des Glaubens
durch die Kirche empfangen, ist sie unsere Mutter: ,,Wir glauben die Kirche
als die Mutter unserer Wiedergeburt, und nicht an die Kirche, als ob sie
die Urheberin unseres Heils wäre" (Faustus v. Riez, Spir. 1,2). Als
unsere Mutter ist sie auch unsere Erzieherin im Glauben.
II. Die Sprache des Glaubens
170 Wir glauben nicht an Formeln, sondern an die Wirklichkeiten, die
diese ausdrücken und die der Glaube uns zu ,,berühren" erlaubt. ,,Der
Akt des Glaubenden hat seinen Zielpunkt nicht bei der Aussage, sondern
bei der [ausgesagten] Wirklichkeit" (Thomas v. A., s. th. 2-2,1,2,
ad 2). Doch wir nähern uns diesen Wirklichkeiten mit Hilfe der Glaubensformeln.
Diese ermöglichen, den Glauben auszudrücken und weiterzugeben, ihn in
Gemeinschaft zu feiern, ihn uns anzueignen und immer mehr aus ihm zu leben.
171 Als ,,die Säule und das Fundament der Wahrheit" (1 Tim 3,15)
bewahrt die Kirche treu ,,den überlieferten Glauben, der den Heiligen
ein für allemal anvertraut ist" (Jud 3). Sie behält die Worte Christi
im Gedächtnis; sie gibt das Glaubensbekenntnis der Apostel von Generation
zu Generation weiter. Wie eine Mutter, die ihre Kinder sprechen und damit
zu verstehen und zusammenzuleben lehrt, lehrt uns die Kirche, unsere Mutter,
die Sprache des Glaubens, um uns in das Verständnis und das Leben des
Glaubens einzuführen.
III. Ein einziger Glaube
172 Seit Jahrhunderten bekennt die Kirche in all den vielen Sprachen,
Kulturen, Völkern und Nationen ihren einzigen, vom einen Herrn empfangenen,
durch eine einzige Taufe weitergegebenen Glauben, der in der Überzeugung
wurzelt, daß alle Menschen nur einen Gott und Vater haben [Vgl. Eph 4,4-6.].
Der hl. Irenäus von Lyon, ein Zeuge dieses Glaubens, erklärt:
173 ,,Die Kirche erstreckt sich über die ganze Welt bis an die äußersten
Grenzen der Erde. Sie hat von den Aposteln und ihren Schülern den Glauben
empfangen ... und bewahrt [diese Botschaft und diesen Glauben], wie sie
sie empfangen hat, als ob sie in einem einzigen Hause wohnte, glaubt so
daran, als ob sie nur eine Seele und ein Herz hätte, und verkündet und
überliefert ihre Lehre so einstimmig, als ob sie nur einen Mund hätte"
(hær. 1,10,1-2).
174 ,,Und wenn es auch auf der Welt verschiedene Sprachen gibt, so ist
doch die Geltung der Überlieferung ein und dieselbe. Die in Germanien
gegründeten Kirchen glauben und überliefern nicht anders als die in Spanien
oder bei den Kelten, als die im Orient oder in Ägypten, die in Libyen
oder in der Mitte der Welt (ebd.). ,,Wahr und zuverlässig ist die Botschaft
der Kirche, denn bei ihr erscheint in der gesamten Welt ein und derselbe
Weg zum Heil" (hær. 5,20,1).
175 ,,Diesen Glauben, den wir von der Kirche empfangen haben, behüten
wir sorgfältig. Wie ein kostbarer Schatz, der in einem ausgezeichneten
Gefäß verschlossen ist, wird der Glaube durch die Wirkung des Geistes
Gottes immer verjüngt und verjüngt das Gefäß, das ihn enthält" (hær.
3,24,1).
Kurztexte
176 Der Glaube ist eine persönliche Bindung des ganzen Menschen an den
sich offenbarenden Gott. In ihm liegt eine Zustimmung des Verstandes und
des Willens zur Selbstoffenbarung Gottes in seinen Taten und Worten.
177 „Glauben" hat also einen doppelten Bezug: den zur Person und
den zur Wahrheit; der Glaubensakt bezieht sich auf die Wahrheit durch
das Vertrauen in die Person, die sie bezeugt.
178 Wir sollen an niemand anderen glauben als an Gott, den Vater, den
Sohn und den Heiligen Geist.
179 Der Glaube ist eine übernatürliche Gabe Gottes. Um zu Glauben, bedarf
der Mensch der inneren Hilfe des Heiligen Geistes.
180 „Glauben" ist ein bewußter und freier menschlicher Akt, der
der Würde der menschlichen Person entspricht.
181 „Glauben" ist ein kirchlicher Akt. Der Glaube der Kirche geht
unserem Glauben voraus, zeugt, trägt und nährt ihn. Die Kirche ist die
Mutter aller Glaubenden. „Niemand kann Gott zum Vater haben, der die Kirche
nicht zur Mutter hat" (Cyprian, unit. eccl.).
182 „Wir glauben alles, was im geschriebenen oder überlieferten Wort
Gottes enthalten ist und was die Kirche als von Gott geoffenbarte Wahrheit
zu glauben vorlegt" (SPF 20).
183 Der Glaube ist heilsnotwendig. Der Herr selbst sagt: „Wer glaubt
und sich taufen läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt
werden" (Mk 16,16).
184 „Der Glaube ist ein Vorgeschmack der Erkenntnis, die uns im künftigen
Leben selig machen wird" (Thomas v. A., comp. 1,2).
Apostolisches Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels
und der Erde,
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten
unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von
den Toten,
aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen
Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft
der Heiligen, Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.
Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel
Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen
hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus
dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer
Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem
Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat
Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und
ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist
begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die
Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der
aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen
hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische
Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
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Katechismus der Katholischen Kirche Inhalt
Quelle: http://www.vatican.va/
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