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Inhalt: "Göttliche Komödie"
VIII. Kreis. 8. Bulge. Schlechte Rathgeber. Ulysses u. A.
Erfreue dich, Florenz, du bist so groß,
Daß du zu Land und Meer die Flügel schwingest,
Und selbst dein Nam erklingt im Höllenschoß.
Fünf deiner Bürger fand ich—also zwingest
Du mich zur Scham—den Dieben beigefügt,
Wodurch du dir nicht größern Ruhm erringest.
Doch wenn, was man am Morgen träumt, nicht lügt,
So wirst du großes Unglück bald empfinden,
Und Prato selbst, so nah dir, siehts vergnügt.
Wars jetzt, nicht würde mans zu zeitig finden,
So, das nun einmal sein muß, wars jetzt doch.
Denn, älter, werd ichs schwerer nur verwinden.
Wir gingen fort, und übers Felsenjoch
Stieg, wie hinab, hinauf die Zackenleiter
Mein Führer und war meine Stütze noch.
Und, folgend zwischen mancher Felsenscheiter
Und manchem Block dem Pfad im öden Raum,
Kam, wenn die Hand nicht half, der Fuß nicht weiter.
Ich fühlte Schmerz—jetzt fühl ich mindern kaum,
Wenn ich zurück an das Erblickte denke,
Und schärfer fass ich da des Geistes Zaum,
Damit ich nicht den Lauf vom Rechten lenke,
Und, was zu meinem Wohl mein Stern bezweckt,
Was höhre Huld, mir selber feind, nicht kränke.
Soviel der Baur, am Hügel hingestreckt,
Zur Zeit, da er, des Blick die Erde lichtet,
Sein Antlitz uns am wenigsten versteckt,
Wenn sich die Fliege vor der Mücke flüchtet,
Johanniswürmchen sieht im Tal entlang,
Wo er mit Hipp und Pflug sein Tun verrichtet;
So viele Flammen sah den tiefen Gang
Des achten Tals mein Auge jetzt verklären,
Sobald ich dort war, wos zur Tiefe drang.
Wie der, der sich gerächt durch wilde Bären,
Elias Wagen sah von dannen ziehn,
Als das Gespann aufstieg zu Himmelssphären,
Umonst ihm mit dem Auge folgt und ihn
Gestaltlos nur als ferne Flamm erkannte.
Die wie ein leichtes Abendwölkchen schien.
So wars, wie wandelnd hier manch Flämmchen brannte,
Doch keines war, das seine Beute wies,
Ob jegliches gleich einem Geist entwandte.
Am Brückenrande stehend, sah ich dies
Und fiel, hielt ich nicht fest an einem Blocke,
Hinunter, ohne daß mich jemand stieß.
Virgil, der sah, wie mich der Anblick locke,
Sprach nun: "Jedwedes Feur birgt einen Geist,
Und das, worin er brennt, dient ihm zum Rocke."
Drauf ich: "Die Kunde, die du mir verleihst
Macht mich gewiß; schon glaubt ichs zu erkennen.
Und fragen wollt ich schon, wie jener heißt.
Ich sah die Flamm in zwei sich oben trennen.
Als sah ich in des Scheiterhaufens Glut
Eteokles und seinen Bruder brennen."
Und er: "Sie dämpft Ulysseus Übermut
Und Diomeds. Sie laufen hier zusammen
In ihrer Qual, wie einst in ihrer Wut.
Ums Trugroß klagen sie in diesen Flammen,
Und um das Tor, das Ausgang jenen bot,
Der Heldenschar, von der die Römer stammen.
Die List beweinen sie, durch die, schon tot,
Noch Deidamia den Achill beklagte,
Auch das Palladium rächt nun ihre Not."
"Vermögen sie noch hier zu sprechen," sagte
Ich drauf zum Meister, "o, dann bitt ich dich
Vieltausendmal, da ich sie gern befragte,
Laß mich, bis die geteilte Flamme sich
Zu uns hierherbewegt, ein wenig weilen.
Sieh, hin zu ihr zieht die Begierde mich."
"Der Bitte", sprach er, "muß ich Lob erteilen,
Wie sie verdient; sie sei darum gewährt,
Doch laß die Sprechlust nicht dich übereilen.
Laß mir das Wort; ich weiß, was du begehrt.
Spröd blieben sie gewiß bei deinem Worte,
Denn Griechen sind sie, stolz auf ihren Wert.
Als nun die Flamme nah war unserm Orte,
Da hört ich diese Red, als Ort und Zeit
Er für geeignet hielt, von meinem Horte:
"Ihr, die ihr zwei in einer Flamme seid,
Wenn ich euch jemals Grund gab, mich zu lieben,
Da ich dem Ruhm der Helden mich geweiht,
Und in der Welt das hohe Lied geschrieben,
So weilt bei mir und sag Ulyß mir an,
Wo auf der Irrfahrt sein Gebein geblieben."
Der alten Flamme größres Horn begann
Zu flackern erst und murmelnd sich zu regen.
Als wäre sie vom Wind gefaßt, und dann
Rasch hin und her die Spitze zu bewegen,
Gleich einer Zung, und deutlich tönt und klar
Dann aus der Flamm uns dieses Wort entgegen:
"Als ich von Circen schied, die mich ein Jahr
Und länger bei Gaëta festgehalten,
Ehs so benannt noch von Äneas war,
Da ließ ich nicht das Mitleid für den alten
Gebeugten Vater, nicht die Gattenpflicht,
Noch Vaterzärtlichkeit im Herzen walten.
Sie tilgten all in mir das Sehnen nicht,
Die Welt zu sehn und alles zu erkunden,
Was sie besitzt, wie das, was ihr gebricht.
Drum warf ich mich, kaum meiner Haft entbunden,
In einem einzgen Schiff ins offne Meer,
Samt einem Häuflein, das ich treu erfunden.
Nach Spanien führt und Libyen hin und her
Ich meine wackre Schar, als kühner Leiter,
Und jedem Eiland jenes Meers umher.
Alt war ich schon und schwach, auch die Begleiter,
Da war mein Schiff am engen Schlunde dort,
Wo Herkuls Säulenpaar gebeut: Nicht weiter!
Als hinter uns nun rechts Sevillas Bord
Und links in Libyen Septas Zinnen waren,
Sprach ich zu den Gefährten dieses Wort:
Brüder, die durch Tausend von Gefahren
Ihr hier im Abend kühn euch eingestellt,
Verwendet jetzt, um Neues zu erfahren,
Weil Seele noch und Leib zusammenhält,
Den kurzen Rest von eurem Erdenleben;
Der Sonne nach zur unbewohnten Welt!
Bedenkt, wozu dies Dasein euch gegeben;
Nicht um dem Viehe gleich zu brüten, nein,
Um Wissenschaft und Jugend zu erstreben.
Den Meinen schien dies Wort ein Sporn zu sein,
Kaum hielt ich sie, hätt ich gewollt, im Zügel,
Und rastlos gings ins weite Meer hinein.
Erst morgenwärts gewandt des Schiffes Spiegel
Ging unser toller Flug dann linker Hand,
Und seiner Eil verliehn die Ruder Flügel.
Schon alle Sterne jenes Poles fand
Der Blick der Nacht, und die des unsern klommen
Kaum übers Meer noch an des Himmels Rand.
Schon fünfmal war entzündet und verglommen
Des Mondes Licht, seit wir, dem Glück vertraut,
Durch den verhängnisvollen Paß geschwommen,
Als uns ein Berg erschien, von Dunst umgraut
Vor weiter Fern, und schien so hoch zu ragen,
Wie ich noch keinen auf der Erd erschaut.
Erst jubeln ließ er uns, dann bang verzagen,
Denn einen Wirbelwind fühlt ich entstehn
Vom neuen Land und unsern Vorbord schlagen.
Er macht uns dreimal mit den Fluten drehn,
Dann, als der hintre Teil emporgeschossen,
Nach höhrem Spruch, den vordern untergehn,
Bis über uns die Wogen sich verschlossen."
Inhalt: "Göttliche Komödie"
Download: "Göttliche Komödie"
Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt
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