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Inhalt: "Göttliche Komödie"
Fortsetzung. Cunizza, Folko. – Kirchen-Verderbniß; Kirchenreformation geweissagt.
Noch sprach dein Karl, als er mich aufgeklärt,
Schöne Clemenza, von den Ränkevollen,
Durch welche schnöden Trug sein Sam erfährt.
Doch sagt er: "Schweig und laß die Jahre rollen!"
Drum sag ich nur, daß eurem Schaden bald
Gerechte Straf und Klage folgen sollen.
Schon war das Leben jener Lichtgestalt
Zur Sonn, in deren Strahl es ganz genesen,
Zum Gut, das allem gnügt, zurückgewallt.
Betrogne Seelen, gottvergeßne Wesen!
Was wendet ihr das Herz von solchem Gut
Und habt nur Eitelkeit zum Ziel erlesen!
Und sieh, ein andres jener Lichter lud
Mich, nahend, ein und zeigte seinen Willen,
Mich zu befriedigen, in hellrer Glut.
Beatrix, die den Blick, den heilgen, stillen,
Auf mich gewandt, wie erst, erlaubte mir,
Durch teure Zustimmung, den Wunsch zu stillen.
Ich sprach: "O gnüge meiner Wißbegier,
Bewähr, o Geist, den Fried und Lust durchdringen,
Daß, was ich denke, widerstrahl in dir."
Das Licht, das ich aus seinem Innern singen
Vorher gehört, sprach, mir noch unbekannt,
Wie der, dens freut, das Gute zu vollbringen:
"Doch im verkehrten schnöden welschen Land
Zwischen der Brenta und der Piave Quelle
Und des Rialto meerumfloßnem Strand,
Dort hat ein niedrer Hügel seine Stelle;
Von ihm herab stürzt eine Fackel sich
Und macht in grausem Brand die Gegend helle.
Aus einer Wurzel sproßten sie und ich.
Ich, einst Cunizza, glänz in diesem Sterne,
Denn seines Schimmers Reiz besiegte mich.
Und meines Schicksals Grund verzeih ich gerne
Mir selber hier, das mir nicht bitter dünkt,
So schwer eur Pöbel dies auch fassen lerne.
Sieh diesen Glanz, der mir am nächsten blinkt
In unserm Kreis, den leuchtenden, den teuern!
Groß blieb sein Ruhm, und, eh er ganz versinkt,
Wird fünfmal das Jahrhundert sich erneuern.
Sieh, wenn das erste Sein ein zweites schenkt,
Soll dies zur Trefflichkeit euch nicht befeuern?
Doch dies ists nicht, woran die Rotte denkt,
Die Tagliamento hier, dort Etsch umfließen,
Die selbst das Unglück nicht zur Reue lenkt.
Doch färbend wird sich Paduas Blut ergießen
Zum Sumpfe, der Vicenzas Mauer wahrt,
Weil die Verstockten sich der Pflicht verschließen.
Und dort, wo sich Tagnan mit Sile paart,
Herrscht einer, hoch die stolze Stirne tragend,
Zu dessen Fang das Netz schon fertig ward.
Schon seh ich Feltre, den Verrat beklagend
Des Hirten, der dort herrscht, an Schändlichkeit,
Was je geführt nach Malta, überragend.
Kein Paß auf Erden ist so hohl und weit,
Um alles Ferrareser Blut zu fassen,
Das zum Geschenk der wackre Pfaff verleiht,
Um als Parteiglied recht sich sehn zu lassen;
Und solcherlei Geschenk wird wohl zum Geist
Und zu des Landes Art und Leben passen.
Von hohen Spiegeln, die ihr Throne heißt,
Glänzt Gott, der Richtende, zu uns hernieder,
Worin als wahr sich, was ich sprach, erweist."
Sie sprachs, von mir gekehrt, und wandte wieder
Sich hin zu ihrem Kreis, wo sie verschwand,
So wie sie kam, beim Klang der Himmelslieder.
Die andre Wonne, mir bereits bekannt,
Ward leuchtender in Mienen und Gebärden,
Wie in der Sonne Blitz der Diamant.
Dort gibt die Wonne Glanz, wie sie auf Erden
Das Lächeln zeugt, indes bei innrer Pein
Die äußern Schatten unten dunkler werden.
"Alles sieht Gott—du siehst in seinen Schein,"
Sprach ich, "und kann in ihn dein Auge dringen,
So muß dir klar sein ganzer Wille fein.
Drum deine Stimme, die im frommen Singen
Den Himmel mit dem Sang der Feuer letzt.
Die sich bekleiden mit sechsfachen Schwingen,
Warum nicht gnügt sie meinen Wünschen jetzt?
Auch ungefragt harrt ich so lang nicht säumend,
War ich in dich, wie du in mich versetzt."—
"Das größte Tal, worin das Wasser schäumend
Sich ausgedehnt," begann des Selgen Wort,
"Außer dem Meere, rings die Erd umsäumend,
Geht zwischen Feindesufern westlich fort,
So weit, daß hier, an seinem letzten Strande,
Gesichtskreis ist, was Mittagsbogen dort.
Ich lebt an dieses großen Tales Rande
Zwischen Ebro und Magra, die, nicht lang,
Trennt Genuas Gebiet vom Tuskerlande.
Fast einen Aufgang hat und Niedergang
Buggéa und die Stadt, der ich entsprossen,
Sie, deren Blut einst warm den Port durchdrang.
Mich hießen Folco meine Zeitgenossen
Und diesen Stern schmückt meine Freudigkeit,
Wie dort sein Licht sich in mein Herz ergossen.
Nicht zu Sichäus und Creusas Leid
Fühlt in sich Dido solche Flammen wogen,
Wie ich einst fühlt in meiner Jugendzeit;
Nicht Phyllis, von Demophoon betrogen;
Und nicht Alcid, nachdem in seine Brust
Eurytos Tochter siegend eingezogen.
Doch fühlt man hier nicht Reue drob, nein Lust,
Ganz die Erinnerung der Schuld verlierend,
Und nur des ewgen Ordners sich bewußt.
Und jene Kunst, die Welten herrlich zierend,
Sehn wir, und sehn zu gutem Zwecke nun
Die obre Welt die untere regierend.
Doch um dem Wunsche ganz genugzutun,
Der dich durchdrungen hat in dieser Sphäre,
Darf ich noch nicht in meiner Rede ruhn.
Du möchtest wissen, wer der Schimmer wäre,
Der nahe hier so strahlt, als ob die Glut
Der Sonn in reinem Wasser sich verkläre.
So wisse, daß darinnen Rahab ruht,
Die hier, in unsern Orden aufgenommen,
Sich kund im höchsten Glanz des Sternes tut.
Vor jedem andern Geist der Höll entrommen,
Ist sie zum Stern, wo sich vom Erdenrund
Der Schatten spitzt, durch Christi Sieg gekommen.
Der Sieg, den er, an beiden Händen wund,
Errungen hat, wird hier von ihr verkündet;
Den Himmeln tut sie, als Trophä, ihn kund,
Weil sie des Josua ersten Ruhm begründet
Durch ihre Hilf in jenem heilgen Land,
Das jetzt der Papst kaum wert der Sorge findet.
Und deine Stadt, die einst durch den entstand,
Des Neid euch alles Mißgeschick bereitet,
Und der zuerst von Gott sich abgewandt,
Sie ists, die das verfluchte Geld verbreitet,
Das einzig, weils zum Wolf den Hirten macht,
Vom rechten Wege Schaf und Lämmer leitet.
Drum wird nicht an die Bibel mehr gedacht,
Doch hat man sehr genau—wars zu verhehlen,
So zeigts der Rand—der Dekretalen Acht.
Drin wird studiert von Papst und Kardinälen
Und Nazareth, wo Gabriel das Wort
Verkündigt hat, wird fremd den geizgen Seelen.
Doch Vatikan, samt jedem heilgen Ort
In Rom, wo Petri Folger einst gepredigt,
Der Märtyrer geweihte Gräber dort,
Bald werden sie des Ehebruchs entledigt.
Inhalt: "Göttliche Komödie"
Download: "Göttliche Komödie"
Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt
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