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Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
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Das Paradies: Erster Gesang
   

Inhalt: "Göttliche Komödie"


Invocation. Siebenter Morgen; Aufflug zum Himmel. Belehrung über das Weltall.

Der Ruhm des, der bewegt das große Ganze,

Durchdringt das All, und diesem Teil gewährt

Er minder, jenem mehr von seinem Glanze.

Im Himmel, den sein hellstes Licht verklärt,—

War ich und sah, was wiederzuerzählen

Der nicht vermag, der von dort oben kehrt.

Denn, nahn dem Ziel des Sehnens unsre Seelen,

Das unsern Geist zur tiefsten Tiefe zieht,

Dann muß der Rückweg dem Gedächtnis fehlen.

Doch alles, was im heiligen Gebiet

Nur einzusammeln war von selger Schöne,

Der edle Schatz, sei Stoff jetzt meinem Lied.

Apollo, Gütger, leih mir deine Töne

Zum letzten Werk—mach ein Gefäß aus mir,

Wert, daß es dein geliebter Lorbeer kröne.

Mir gnügt ein Gipfel des Parnaß bis hier,

Doch, soll der Rennbahn Ziel der Sieger grüßen,

So fleh ich jetzt um beid empor zu dir.

Den Odem hauch in mich, den reinen, süßen,

Daß du hier stark, wie bei dem Wettkampf, seist,

Den Marsyas kämpft, um frevlen Stolz zu büßen.

O Götterkraft, wenn du dich jetzt mir leihst,

Den Nachschein von des selgen Reiches Glanze

Zu malen aus dem Bild in meinem Geist,

Dann siehest du mich nahn der teuren Pflanze

Und, durch den Stoff und dich des wert, geschmückt

Und reichgekrönt mein Haupt mit ihrem Kranze.

Wenn man ihr Laub, o Vater, selten pflückt,

Um Cäsars und des Dichters Sieg zu ehren,

Weil Schuld und Schmach den Willen niederdrückt,

Muß Freud es wohl dem freudgen Gott gewähren,

Den Delphos preist, kehrt nun mit kühnem Mut

Nach Daphnes Laub ein Herz all sein Begehren.

Und weckt ein kleiner Funk oft große Glut,

So fleht nach mir zu höherer Verkündung

Ein andrer wohl um deine Hilf und Hut.—

Den Sterblichen entsteigt aus mancher Mündung

Das Licht der Welt; allein in einer sind

Vier Kreise mit drei Kreuzen in Verbindung,

Wos bessern Lauf mit besserm Stern beginnt,

So daß der Erde Wachs in diesem Zeichen

Von ihm ein schöneres Gepräg gewinnt.

In ihm hieß Sol den Tag bei uns erbleichen

Und dort entglühn; und auf dem Halbkreis hier

Die schwarze Nacht sich nahn und dort entweichen.

Und links gewandt erschien Beatrix mir,

Und wie kein Aar je fest und ungeblendet

Zur Sonne sah, so blickte sie zu ihr.

Und wie der erste Strahl den zweiten sendet,

Der, ihm entflammt, hell auf- und rückwärts blitzt,

Dem Pilgrim gleich, der sich zur Heimat wendet,

So macht ihr Blick, der durch die Augen itzt

Mein Innres traf, zur Sonn auch meinen steigen,

Mit größrer Kraft, als onst der Mensch besitzt.

Viel darf man dort, was hier zu übersteigen

Die Kraft pflegt, die uns nimmer dort gebricht,

Am Ort, den Gott schuf als der Menschheit eigen.

Nicht lang ertrug ichs, doch so wenig nicht,

Um nicht zu sehn, daß, wie dem Feur entnommen,

Das Eisen sprüht, sie sprüht in Glut und Licht.

Und plötzlich schien ein Tag zum Tag zu kommen,

Als sei durch den, ders kann, am Himmelsrand

Noch eine zweite neue Sonn entglommen.

Fest schauend nach den ewgen Kreisen, stand

Beatrix dort, und ihr ins glanzerhellte

Gesicht sah ich, von oben abgewandt,

Und fühlte, da mir Lust das Innre schwellte,

Was Glaukus fühlt, als er das Kraut geschmeckt,

Das ihn im Meer den Göttern zugesellte.

Verzückung fühlt ich. Was sie sei, entdeckt

Die Sprache nicht, mags drum dies Beispiel Iehren,

Wenn je in euch die Gnade sie erweckt.

Ob ich nur Seele war?—Du magsts erklären,

O Liebe, Himmelslenkerin, die mich

Mit ihrem Licht erhob zu jenen Sphären.

Als nun der Kreis, der durch dich ewiglich

In Sehnsucht rollt, mein Aug an sich gezogen

Mit Harmonien, verteilt, gemischt durch dich,

Durchflammte Sonnenglut des Himmels Bogen

So weit hin, wie von Strom und Regenflut

Kein See noch je erstreckt die breiten Wogen.

Des Klanges Neuheit und die lichte Glut,

Sie machten, daß ich vor Begierde brannte,

Wie nimmer sie erweckt ein andres Gut;

Drob sie, die mich, wie ich mich selbst, erkannte,

Mir zu befriedgen den erregten Geist,

Noch eh ich fragte, schon sich zu mir wandte

Und sprach: "Ein Wahn ist Schuld, daß du nicht weißt,

Was du sogleich erkennen wirst und sehen,

Sobald du dich von seinem Trug befreist.

Du glaubst noch auf der Erde fest zu stehen,

Doch flieht kein Blitz aus seinem Vaterland

So schnell, wie du jetzt eilst, hinaufzugehen."

Kaum daß der erste Zweifel mir verschwand,

Durchs kurze Wort und ihres Lächelns Frieden,

Als wieder schon ein neuer mich umwand.

Ich sprach: "Vom Staunen ruht ich schon zufrieden;

Doch steig ich jetzt durch leichte Stoff empor,

Drum ist dazu mir neuer Grund beschieden."

Ein Seufzer weht aus ihrem Mund hervor,

Dann sah sie hin auf mich, wie auf den Knaben

Die Mutter blickt, die sagen will: Du Tor!

"Die Dinge sämtlich", so begann sie, "haben

Unter sich Ordnung, und das All ist nur

Durch diese Form gottähnlich und erhaben.

Die höhern Wesen sehn in ihr die Spur

Der Kraft, der ewgen, die zum Ziel gegeben

Vom Schöpfer ward der Ordnung der Natur.

Nach ihr nun sehn wir alle Wesen streben,

Ob hoch ihr Los, ob niedrig sei; ob mehr,

Ob minder nah sie ihrem Ursprung leben.

Sie treiben durch des Seins unendlich Meer,

Geleitet vom Instinkt, den Gott als Steuer

Jedwedem gab, auf mancher Bahn daher.

Er trägt zum Mond empor das rege Feuer,

Er ists, der rund den Bau der Erde drückt,

Er ist der Herzschläg Ordner und Erneurer.

Nicht nur auf Wesen, die vernunftlos, zückt

Er, wie ein Bogen, seine sichern Pfeile,

Auf die auch, die Vernunft und Liebe schmückt.

Die Vorsicht, die zum Ganzen eint die Teile,

Die durch ihr Licht des Himmels Ruh erhält,

In dem der Kreis sich dreht von größter Eile,

Läßt zum bestimmten Platz in jener Welt

Uns jetzo durch die Kraft der Sehne bringen,

Die, was sie treibt, nach heiterm Ziele schnellt.

Wahr ists, daß, wie oft Formen nicht gelingen,

Wie sie in sich des Künstlers Geist empfahn,

Wenn spröde mit der Kunst die Stoffe ringen,-

So das Geschöpf oft weicht von seiner Bahn,

Denn ihm ist von Natur die Kraft verliehen,

Trotz jener Kraft, sich anderm Ziel zu nahn,

Wenn erdenwärts es falsche Reize ziehen;

Wie aus der Wolke, wenn das Wetter grollt,

Zum Boden hin des Feuers Strahlen fliehen.

Nun staunst du, war ich klar, wie ich gewollt,

So wenig drob, daß du emporgestiegen,

Als daß der Bach vom Berg zur Tiefe rollt.

Bliebst du, von Hemmnis frei, am Boden liegen,

Erstaunenswerter wärs, als sähest du

Träg an den Grund sich lebend Feuer schmiegen."

Hier wandt ihr Antlitz sich dem Himmel zu.


Inhalt: "Göttliche Komödie"

Download: "Göttliche Komödie"

Quelle: http://www.gutenberg.org/cache/epub/8085/pg8085.txt

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