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1Ruf zur Gerechtigkeit und Weisheit1 1 Habt Gerechtigkeit lieb, die ihr Land und Leute regiert! Denkt über den Herrn nach in lauterem Sinn und sucht ihn mit aufrichtigem Herzen! 2 Denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und erscheint denen, die ihm nicht misstrauen. 3 Denn verkehrtes Denken scheidet von Gott; und wird seine Macht herausgefordert, so bestraft sie solche Narren. 4 Denn die Weisheit kommt nicht in eine arglistige Seele und wohnt nicht in einem Leibe, der der Sünde verfallen ist. 5 Denn der Heilige Geist, der ein Geist der Zucht ist, flieht die Falschheit und weicht von den ruchlosen Gedanken und wird geschmäht, wenn Ungerechtigkeit ihm naht. 6 Die Weisheit ist ein Geist, der den Menschen liebt; doch lässt sie den Lästerer nicht unbestraft für seine Reden. Denn Gott ist Zeuge seiner heimlichsten Gedanken und erkennt in Wahrheit sein Herz und hört seine Worte. 7 Der Erdkreis ist erfüllt vom Geist des Herrn, und der das All umfasst, hat Kenntnis von jedem Wort. 8 Darum kann keiner verborgen bleiben, der Unrechtes redet; und das Recht, das ihn bestrafen soll, wird ihn nicht verfehlen. 9 Denn die Pläne des Gottlosen müssen vor Gericht, und seine Reden sollen vor den Herrn kommen, damit seine Übertretungen bestraft werden. 10 Denn das Ohr des eifernden Gottes hört alles, und das Gerede der Murrenden bleibt nicht verborgen. Ruf zum Leben11 So hütet euch nun vor unnützem Murren und bewahrt die Zunge vor böser Nachrede. Denn was ihr heimlich einander in die Ohren redet, wird nicht unbestraft hingehen, und der Mund, der lügt, bringt sich den Tod. 12 Strebt nicht nach dem Tod durch euer verkehrtes Leben, und zieht nicht das Verderben herbei durch das Werk eurer Hände. 13 Denn Gott hat den Tod nicht gemacht und hat kein Gefallen am Untergang der Lebenden; 14 sondern er hat alles geschaffen, dass es Bestand haben sollte; und was in der Welt geschaffen ist, das ist gut und es gibt nichts darin, was Verderben wirkt, und der Tod hat auf der Erde kein Recht. 15 Denn die Gerechtigkeit kennt keinen Tod; 16 aber die Gottlosen zwingen ihn herbei mit Worten und mit Werken. Denn sie halten ihn für ihren Freund und sehnen sich nach ihm; sie schließen mit ihm einen Bund, weil sie es wert sind, ihm anzugehören. 2Gedanken der Gottlosen über das Leben und ihr Spott über den Gerechten1 Denn diese Leute, die so verkehrt denken, sagen untereinander: »Kurz und voller Leid ist unser Leben, und wenn ein Mensch dahinsoll, so gibt es keine Rettung; auch weiß man von keinem, der aus dem Totenreich befreit. 2 Denn nur zufällig sind wir geworden, und nachher werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Denn der Atem in unsrer Nase ist nur Rauch und unser Denken nur ein Funke, der aus dem Pochen unsres Herzens entsteht. 3 Wenn er verloschen ist, so geht der Leib dahin wie Asche, und der Geist zerflattert wie Luft. 4 Unser Name wird mit der Zeit vergessen, und niemand denkt mehr an unser Wirken. Unser Leben fährt dahin, als wäre nur eine Wolke dagewesen, und zergeht wie Nebel, der von den Strahlen der Sonne verjagt und von ihrer Hitze zu Boden gedrückt wird. 5 Unsre Zeit geht vorbei wie ein Schatten, und wenn es mit uns zu Ende ist, gibt es keine Wiederkehr; denn es steht unverbrüchlich fest, dass niemand wiederkommt. 6 Kommt nun und lasst uns die Güter genießen, solange sie da sind, und die Welt geschwind noch auskosten, solange wir jung sind. 7 Wir wollen mit bestem Wein uns füllen und uns salben, und keine Frühlingsblume soll uns entgehen. 8 Lasst uns Kränze tragen von Rosenknospen, ehe sie welk werden. 9 Keine Wiese bleibe von unserm übermütigen Treiben verschont, damit man überall merkt, wie ausgelassen wir gewesen sind. Denn das ist unser Teil und das ist unser Los. 10 Lasst uns den armen Gerechten unterdrücken und keine Witwe verschonen; wir wollen uns nicht scheuen vor dem altersgrauen Haar des Greises. 11 Alles, was wir tun, das soll Recht sein; denn es zeigt sich, dass Schwäche nichts ausrichtet. 12 So lasst uns dem Gerechten auflauern; denn er ist uns lästig und widersetzt sich unserm Tun und schilt uns, weil wir gegen das Gesetz sündigen, und hält uns vor, dass wir gegen die Zucht verstoßen. 13 Er behauptet, Erkenntnis Gottes zu haben, und rühmt sich, Gottes Kind zu sein. 14 Er wird uns zum Vorwurf bei allem, was wir denken; 15 er ist uns unleidlich, wenn er sich nur sehen lässt. Denn sein Leben unterscheidet sich von dem der andern, und ganz anders sind seine Wege. 16 Als falsche Münze gelten wir ihm, und er meidet unsre Wege wie Schmutz; er rühmt, wie es die Gerechten zuletzt gut haben werden, und prahlt damit, dass Gott sein Vater sei. 17 So lasst doch sehen, ob sein Wort wahr ist, und prüfen, was bei seinem Ende geschehen wird. 18 Ist der Gerechte Gottes Sohn, so wird er ihm helfen und ihn erretten aus der Hand der Widersacher. 19 Durch Schmach und Qual wollen wir ihn auf die Probe stellen, damit wir erfahren, wie viel er ertragen kann, und prüfen, wie geduldig er ist. 20 Wir wollen ihn zu schimpflichem Tod verurteilen; denn dann wird ihm gnädige Heimsuchung widerfahren, wie er sagt.« 21 Das alles denken sie – und irren; denn ihre Bosheit hat sie verblendet, 22 sodass sie Gottes Geheimnisse nicht erkennen; auch haben sie nicht die Hoffnung, dass ein frommes Leben belohnt wird, und sie achten die Ehre für nichts, die untadeligen Seelen gegeben wird. 23 Denn Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit geschaffen und ihn zum Abbild seines eignen Wesens gemacht. 24 Aber durch des Teufels Neid ist der Tod in die Welt gekommen, 25 und es müssen ihn erfahren, die ihm angehören. 3Hoffnung des Gerechten – Hoffnungslosigkeit des Gottlosen1 Aber die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual rührt sie an. 2 In den Augen der Unverständigen gelten sie als tot, und ihr Abscheiden wird für Strafe gehalten 3 und ihr Weggehen von uns für Verderben; aber sie sind im Frieden. 4 Denn wenn sie auch nach Meinung der Menschen viel zu leiden haben, so sind sie doch erfüllt von Hoffnung auf Unsterblichkeit. 5 Sie werden ein wenig gezüchtigt, aber viel Gutes wird ihnen widerfahren; denn Gott versucht sie und findet sie seiner wert. 6 Er prüft sie wie Gold im Schmelzofen und nimmt sie an wie ein Ganzopfer. 7 Und zur Zeit ihrer gnädigen Heimsuchung werden sie aufleuchten und aufsteigen wie Funken überm Stoppelfeld. 8 Sie werden die Heiden richten und über die Völker herrschen, und der Herr wird König sein über sie in Ewigkeit. 9 Die auf ihn vertrauen, werden seine Zuverlässigkeit erfahren, und die treu sind in der Liebe, werden bei ihm bleiben. Denn Gnade und Barmherzigkeit wohnt bei seinen Heiligen, und er sucht seine Auserwählten gnädig heim. 10 Aber die Gottlosen werden die Strafe empfangen, die ihnen nach ihrer Gesinnung zukommt; denn sie beachten den Gerechten nicht und weichen vom Herrn. 11 Denn wer Weisheit und Zucht verachtet, ist ein unglückseliger Mensch. Ihre Hoffnung ist nichtig und ihre Mühe ist umsonst und ihr Tun ist unnütz. 12 Ihre Frauen sind töricht und ihre Kinder böse. Verflucht ist, was von ihnen geboren wird. Auch der Gerechte kann kinderlos sein13 Selig ist die Unfruchtbare, wenn sie unbefleckt ist und keine verbotene Ehe kennen gelernt hat; sie wird die Frucht dafür genießen zu der Zeit, wenn die Menschen gerichtet werden. 14 Selig ist auch ein Entmannter, der nichts Unrechtes tut und nichts Böses gegen den Herrn erdenkt; dem wird für seine Treue eine auserlesene Gabe und ein besseres Los im Tempel des Herrn gegeben werden. 15 Denn wer sich recht müht, empfängt herrliche Frucht, und aus Einsicht wächst hervor, was ohne Tadel ist. 16 Aber die Kinder der Ehebrecher geraten nicht, und die Nachkommen aus gesetzwidriger Ehe werden vertilgt. 17 Denn wenn sie auch lange leben, werden sie doch nichts gelten, und ihr Alter wird zuletzt doch ohne Ehre sein. 18 Sterben sie aber bald, so haben sie nichts zu hoffen und keinen Trost am Tage des Gerichts. 19 Denn die Ungerechten nehmen ein schlimmes Ende. 41 Besser ist's, keine Kinder zu haben, wenn man dabei in Tugend lebt; denn sie bringt ewigen Ruhm und wird bei Gott und den Menschen anerkannt. 2 Ist sie da, nimmt man sie zum Vorbild; ist sie aber nicht da, so sehnt man sich nach ihr, und in der Ewigkeit zieht sie bekränzt einher; denn sie hat im Ringen um einen herrlichen Kampfpreis gesiegt. 3 Aber die kinderreiche Menge der Gottlosen ist nichts nütze und weil sie aus unechten Schösslingen hervorgegangen ist, kann sie nicht tief wurzeln und keinen festen Grund gewinnen. 4 Und wenn sie auch eine Zeit lang an den Zweigen grünt, so wird sie doch, weil sie auf lockerem Grund steht, vom Wind geschüttelt und vom Sturm entwurzelt. 5 Die zu schwach gebliebenen Äste werden zerbrochen, und so wird ihre Frucht unbrauchbar, zu unreif zum Essen und taugt zu nichts. 6 Denn die Kinder, die in gesetzwidriger Ehe geboren werden, sind Zeugen für die Schlechtigkeit ihrer Eltern im Gericht. Der früh vollendete Gerechte7 Wenn aber der Gerechte zu frühzeitig stirbt, so ist er doch in der Ruhe. 8 Denn ein ehrenvolles Alter muss nicht lange währen und wird nicht nach der Zahl der Jahre gemessen; 9 Einsicht ist für die Menschen das wahre graue Haar und ein unbeflecktes Leben das rechte Greisenalter. 10 Der Gott wohlgefiel, wurde ihm lieb und weil er unter Sündern lebte, wurde er hinweggenommen; 11 er wurde entrückt, damit nicht Schlechtigkeit seinen Sinn verkehren und Trug seine Seele verführen könnte. 12 Denn böse Beispiele verderben das Gute, und die lockende Begierde verkehrt den arglosen Sinn. 13 Obwohl früh vollendet, hat er doch viele Jahre erfüllt. 14 Denn seine Seele gefiel dem Herrn; darum eilte sie fort von den bösen Menschen. 15 Aber die Leute, die es sahen, beachteten es nicht und nahmen's nicht zu Herzen, dass Gnade und Barmherzigkeit bei seinen Auserwählten wohnt und dass er seine Heiligen gnädig heimsucht. 16 Es verurteilt aber der verstorbene Gerechte die lebenden Gottlosen und der Frühvollendete den Ungerechten mit seinem hohen Alter. 17 Sie sehen wohl das Ende des Weisen, aber sie merken nicht, was der Herr über ihn beschlossen und wofür er ihn bewahrt hat. 18 Sie sehen's wohl und achten's nicht. Aber der Herr wird sie verlachen, und sie werden sterben, und man ehrt ihren Leichnam nicht, und sie werden unter den Toten ewig zum Gespött. 19 Denn er wird sie zum Schweigen bringen und zu Boden stürzen und aus ihrem Grund reißen, sodass sie ganz und gar vernichtet 20 und in der Qual sein werden; und die Erinnerung an sie wird verloren gehen. Wenn ihre Sünden zusammengerechnet werden, dann werden sie verzagt daherkommen, und ihre Missetaten werden ihnen gegenübertreten und sie überführen. 5Der Gerechte und der Gottlose im Endgericht1 Dann wird der Gerechte in großer Zuversicht dastehen vor denen, die ihn geängstigt haben und seine Mühen nicht gelten ließen. 2 Wenn sie ihn dann sehen, werden sie in Furcht und Schrecken geraten und außer sich sein über seine Rettung, die sie nicht erwartet hatten; 3 sie werden voller Reue untereinander sprechen und in Herzensangst seufzen: »Das ist der, über den wir früher gelacht und gespottet haben, wir Narren! 4 Wir hielten sein Leben für unsinnig und sein Ende für ehrlos. 5 Wie konnte er nur zu den Söhnen Gottes gezählt werden, sodass sein Erbteil bei den Heiligen ist? 6 Dann sind also wir vom Weg der Wahrheit abgeirrt, und das Licht der Gerechtigkeit hat uns nicht geleuchtet, und die Sonne ist uns nicht aufgegangen. 7 Wir sind unrechte und verderbliche Wege gegangen und haben unwegsame Wüsten durchwandert, aber den Weg des Herrn haben wir nicht erkannt. 8 Was hilft uns nun der Übermut? Was bringt uns nun der Reichtum samt dem Prahlen ein? 9 Es ist alles dahingefahren wie ein Schatten und wie ein Gerücht, das vorübergeht, 10 wie ein Schiff, das auf den Wasserwogen dahinfährt: wenn es vorüber ist, kann man seine Spur nicht mehr finden und nicht die Bahn seines Kiels in den Wellen. 11 Oder wie man bei einem Vogel, der durch die Luft fliegt, keine Spur seines Weges finden kann: denn er regt sich und schlägt in die leichte Luft, peitscht und zerteilt sie mit seinen Flügeln; aber danach findet man in ihr kein Anzeichen seines Fluges mehr. 12 Oder wie wenn ein Pfeil abgeschossen wird zum Ziel: die durchschnittene Luft schlägt sogleich wieder zusammen, sodass man seine Bahn nicht mehr erkennen kann. 13 So haben auch wir, nachdem wir ins Leben gekommen sind und wieder ein Ende genommen haben, 14 kein Zeichen der Tugend vorzuweisen; wir haben uns in unsrer Bosheit verzehrt.« 15 Denn die Hoffnung des Gottlosen ist wie Staub, vom Winde zerstreut, und wie feiner Schnee, vom Sturm getrieben, und wie Rauch, vom Winde verweht, und wie man einen vergisst, der nur einen Tag lang Gast gewesen ist. 16 Aber die Gerechten werden ewig leben, und der Herr ist ihr Lohn, und der Höchste sorgt für sie. 17 Darum werden sie das Reich der Herrlichkeit und eine schöne Krone aus der Hand des Herrn empfangen. Denn er wird sie mit seiner Rechten beschirmen und mit seinem Arm verteidigen. 18 Er wird seinen Eifer nehmen als Rüstung und die Schöpfung bewaffnen zur Abwehr der Feinde. 19 Er wird Gerechtigkeit anziehen als Panzer und unbestechliches Gericht sich aufsetzen als Helm. 20 Er wird unüberwindliche Heiligkeit ergreifen als Schild, 21 er wird seinen strengen Zorn schärfen zum Schwert; mit ihm zusammen aber wird die Welt kämpfen gegen die Toren. 22 Die Geschosse der Blitze werden gut gezielt dahinfliegen und aus den Wolken wie von einem straff gespannten Bogen ins Ziel treffen. 23 Und wie aus einer Steinschleuder werden zornige Hagelschauer herabstürzen. Die Wasser des Meeres werden toben gegen die Toren, und die Ströme werden sie wild überfluten. 24 Der Geist göttlicher Kraft wird sich gegen sie erheben, und wie ein Wirbelwind wird er sie zerstreuen. 61 Gesetzlosigkeit verwüstet das ganze Land, und Freveltat stürzt die Throne der Herrscher. Die Regenten werden zur Weisheit ermahnt2 So hört nun, ihr Könige, und versteht; lernt es, die ihr die ganze Erde richtet; 3 horcht auf, die ihr herrscht über die Menge und die ihr prahlt mit den Scharen eurer Völker! 4 Denn vom Herrn ist euch die Macht gegeben und die Gewalt vom Höchsten, der fragen wird, wie ihr handelt, und erforschen, was ihr plant. 5 Denn obwohl ihr Diener seines Reiches seid, habt ihr nicht recht regiert und das Gesetz nicht gehalten und habt nicht nach dem Willen Gottes gehandelt. 6 Er wird schrecklich und schnell über euch kommen, denn es ergeht ein strenges Gericht über die Machthaber. 7 Denn dem Geringsten kann wohl Erbarmen widerfahren, aber die Gewaltigen werden mit Gewalt zur Rechenschaft gezogen werden. 8 Denn der Herr des Alls wird niemand begünstigen noch irgendeine Macht scheuen. Er hat die Kleinen und die Großen geschaffen und sorgt für alle gleich. 9 Die Mächtigen aber werden streng verhört werden. 10 An euch nun, ihr Herrscher, ergehen meine Worte, damit ihr Weisheit lernt und nicht in Sünde fallt. 11 Denn wer das Heilige heilig hält, der wird geheiligt werden, und wer darin unterwiesen ist, der wird im Gericht bestehen. 12 Verlangt also nach meinen Worten; begehrt sie, so werdet ihr Belehrung empfangen! 13 Die Weisheit ist strahlend und unvergänglich und lässt sich gern erkennen von denen, die sie lieb haben, und lässt sich von denen finden, die sie suchen. 14 Sie kommt denen entgegen, die sie begehren, und gibt sich ihnen zu erkennen. 15 Wer sich früh zu ihr aufmacht, braucht nicht viel Mühe; denn er findet sie vor seiner Tür sitzen. 16 Denn über sie nachdenken, das ist vollkommene Klugheit, und wer ihretwegen sich wach hält, wird bald ohne Sorge sein. 17 Denn sie geht umher und sucht, wer ihrer wert ist, und erscheint ihm freundlich auf seinen Wegen und begegnet ihm immer, wenn er über sie nachsinnt. 18 Denn da ist Anfang der Weisheit, wo einer aufrichtig nach Unterweisung verlangt; wer aber nach Unterweisung trachtet, der hat die Weisheit lieb; 19 wer sie lieb hat, der hält ihre Gebote; wo man aber die Gebote hält, da ist unvergängliches Leben gewiss; 20 unvergängliches Leben aber bewirkt, dass man Gott nahe ist. 21 So führt das Verlangen nach Weisheit zu rechter Herrschaft. 22 Habt ihr nun Gefallen an Thron und Zepter, ihr Herrscher der Völker, 23 so haltet die Weisheit in Ehren, damit ihr für immer die Herrschaft behaltet. 24 Was aber die Weisheit ist und wie sie entstand, will ich verkündigen und euch ihre Geheimnisse nicht verbergen, sondern nach ihr forschen von Anfang der Schöpfung an und will die Kenntnis von ihr ans Licht bringen und will an der Wahrheit nicht vorbeigehen. 25 Denn ich will mit dem giftigen Neid nichts zu tun haben; denn er hat nichts gemein mit der Weisheit. 26 Viele Weise aber sind Heil für die Welt, und ein kluger König ist das Glück seines Volks. 27 Darum lasst euch unterweisen durch meine Worte, so werdet ihr Nutzen haben. 7Salomo empfängt und erfährt die Weisheit1 Auch ich bin ein sterblicher Mensch wie alle andern, ein Nachkomme des ersten aus Erde geschaffenen Menschen, 2 und bin Fleisch, im Mutterleib zehn Monate lang gebildet, im Blut zusammengeronnen aus Mannessamen und der Lust, die im Beischlaf dazukam. 3 Auch ich habe, als ich geboren war, Atem geholt aus der Luft, die allen gemeinsam ist, und bin gefallen auf die Erde, die alle in gleicher Weise trägt; und Weinen ist wie bei den andern mein erster Laut gewesen 4 und bin in Windeln gelegt und voll Fürsorge aufgezogen worden. 5 Denn auch kein König hatte jemals einen andern Anfang seines Lebens, 6 sondern sie haben alle denselben Eingang in das Leben und auch den gleichen Ausgang. 7 Deshalb betete ich und mir wurde Einsicht gegeben; ich rief den Herrn an und der Geist der Weisheit kam zu mir. 8 Ich achtete sie höher als Zepter und Throne, und Reichtum hielt ich ihr gegenüber für nichts. 9 Im Vergleich zu ihr sah ich jeden Edelstein für wertlos an; denn alles Gold ist vor ihren Augen nur geringer Sand, und Silber wird vor ihr für Schmutz gehalten. 10 Ich hatte sie lieber als Gesundheit und schöne Gestalt und zog sie sogar dem Licht vor; denn der Glanz, der von ihr ausgeht, erlischt nicht. 11 Zugleich aber kamen mit ihr alle Güter zu mir, und unermesslicher Reichtum war in ihrer Hand. 12 Ich wurde über alle diese Dinge fröhlich, weil die Weisheit sie mit sich führte; ich wusste aber noch nicht, dass sie auch ihre Schöpferin ist. 13 Arglos habe ich sie gelernt, neidlos teile ich sie aus; ich will ihren Reichtum nicht verbergen. 14 Denn sie ist für die Menschen ein unerschöpflicher Schatz; die ihn erwarben, erlangten Gottes Freundschaft, weil die Gaben sie empfahlen, die die Unterweisung verleiht. 15 Gott aber gebe mir, nach seinem Sinn zu reden und so zu denken, wie es solcher Gaben würdig ist. Denn er ist's, der auch die Weisheit den Weg führt und den Weisen zurechthilft. 16 Denn in seiner Hand sind wir selbst und unsre Worte, dazu alle Klugheit und Kenntnisse in mancherlei Fertigkeiten. 17 Denn er gab mir sichere Erkenntnis dessen, was ist, sodass ich den Bau der Welt begreife und das Wirken der Elemente: 18 Anfang, Ende und Mitte der Zeiten; wie die Tage zu- und abnehmen; wie die Jahreszeiten wechseln 19 und wie das Jahr umläuft und wie die Sterne stehen; 20 die Natur der Tiere und die Kraft der Raubtiere; die Macht der Geister und die Gedanken der Menschen; die Vielfalt der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln. 21 So erkannte ich alles, was verborgen und was sichtbar ist; denn die Weisheit, die alles kunstvoll gebildet hat, lehrte mich's. 22 Denn es wohnt in ihr ein Geist, der verständig ist, heilig, einzigartig, vielfältig, fein, behänd, durchdringend, rein, klar, unversehrt, freundlich, scharfsinnig, ungehindert, wohltätig, 23 menschenfreundlich, beständig, gewiss, ohne Sorge; sie vermag alles, sieht alles und durchdringt selbst alle Geister, die verständig, lauter und sehr fein sind. 24 Denn die Weisheit ist regsamer als alles, was sich regt, sie geht und dringt durch alles – so rein ist sie. 25 Denn sie ist ein Hauch der göttlichen Kraft und ein reiner Strahl der Herrlichkeit des Allmächtigen; darum kann nichts Unreines in sie hineinkommen. 26 Denn sie ist ein Abglanz des ewigen Lichts und ein fleckenloser Spiegel des göttlichen Wirkens und ein Bild seiner Güte. 27 Obwohl sie nur eine ist, kann sie doch alles. Und obwohl sie bei sich selbst bleibt, erneuert sie das All, und von Geschlecht zu Geschlecht geht sie in heilige Seelen ein und macht sie zu Freunden Gottes und zu Propheten. 28 Denn niemanden liebt Gott außer dem, der mit der Weisheit lebt. 29 Denn sie ist herrlicher als die Sonne und übertrifft alle Sternbilder. Verglichen mit dem Licht hat sie den Vorrang. 30 Denn das Licht muss der Nacht weichen, aber die Bosheit kann die Weisheit nicht überwältigen. 81 Kraftvoll erstreckt sie sich von einem Ende zum andern und regiert das All vortrefflich. Der Lebensbund Salomos mit der Weisheit2 Die Weisheit hab ich geliebt und gesucht von meiner Jugend an und danach getrachtet, sie mir zur Braut zu nehmen, und ich hab ihre Schönheit lieb gewonnen. 3 Sie zeigt sich ihrer edlen Herkunft würdig, indem sie bei Gott lebt; und der Herr aller Dinge hat sie lieb. 4 Denn sie ist in Gottes Wissen eingeweiht und wählt aus, was Gott tut. 5 Ist aber Reichtum ein Gut, das man im Leben begehrt, was ist dann reicher als die Weisheit, die alles schafft? 6 Ist's aber Klugheit, die etwas schafft, wer in aller Welt ist dann ein größerer Meister als die Weisheit? 7 Hat aber jemand Gerechtigkeit lieb – so ist es die Weisheit, die die Tugenden wirkt; denn sie lehrt Besonnenheit und Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit, und nichts Nützlicheres als dies gibt es im Leben für die Menschen. 8 Begehrt aber jemand Erfahrung und Wissen – so ist es die Weisheit, die das Vergangene kennt und das Zukünftige errät. Sie versteht sich auf gewandte Rede und weiß, Rätsel zu lösen. Zeichen und Wunder erkennt sie im Voraus und was Stunden und Zeiten bringen werden. 9 Ich habe daher beschlossen, sie mir zur Gefährtin zu nehmen, denn ich wusste, dass sie mir ein Ratgeber zum Guten sein würde und ein Trost in Sorgen und Traurigkeit. 10 Ich werde ihretwegen Ruhm beim Volk und Ehre bei den Alten haben, obwohl ich jung bin. 11 Ich werde als scharfsinnig gelten, wenn ich Recht spreche, und Bewunderung finden bei den Mächtigen. 12 Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten; wenn ich rede, werden sie aufmerken; wenn ich weiterrede, werden sie die Hand auf ihren Mund legen. 13 Ich werde ihretwegen Unsterblichkeit empfangen und ein ewiges Andenken bei denen hinterlassen, die nach mir kommen. 14 Ich werde Völker regieren, und Nationen werden mir untertan sein. 15 Grausame Tyrannen werden sich fürchten, wenn sie von mir hören; in der Volksversammlung zeige ich mich tüchtig und im Krieg tapfer. Kehre ich aber heim, so werde ich bei der Weisheit ruhen. 16 Denn mit ihr Umgang zu haben, bringt keinen Verdruss, und mit ihr zusammenzuleben, keinen Schmerz, sondern Lust und Freude. 17 Das bedachte ich bei mir und erwog es in meinem Herzen, dass die Verwandten der Weisheit Unsterblichkeit 18 und ihre Freunde wahre Freude haben und dass durch die Arbeit ihrer Hände unerschöpflicher Reichtum kommt und Klugheit durch steten Umgang mit ihr und guter Ruf durch Teilnahme an ihren Worten; darum ging ich umher und suchte, wie ich sie zu mir nehmen könnte. 19 Ich war aber ein wohlgestalteter junger Mann und hatte eine edle Seele empfangen; 20 oder vielmehr, da ich edel war, kam ich in einen unbefleckten Leib. 21 Als ich aber erkannte, dass ich die Weisheit nicht anders erlangen könnte, als dass Gott sie mir gibt – und es war schon Klugheit zu wissen, von wem diese Gnadengabe kommt –, da wandte ich mich an den Herrn, betete zu ihm und sprach von ganzem Herzen: 9Salomos Gebet um Weisheit1 Gott meiner Väter und Herr des Erbarmens, der du alle Dinge durch dein Wort geschaffen 2 und den Menschen durch deine Weisheit bereitet hast, damit er herrschen soll über die Geschöpfe, die von dir gemacht wurden, 3 und die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit regieren und mit aufrichtigem Herzen Gericht halten soll: 4 Gib mir die Weisheit, die bei dir auf deinem Thron sitzt, und verwirf mich nicht aus der Schar deiner Kinder. 5 Denn ich bin dein Knecht und der Sohn deiner Magd, ein schwacher Mensch, der nur ein kurzes Leben hat und dem es an Einsicht fehlt für Recht und Gesetz. 6 Denn selbst wenn einer unter den Menschenkindern vollkommen wäre, so wird er doch nichts gelten, wenn ihm die Weisheit fehlt, die von dir kommt. 7 Du hast mich erwählt zum König über dein Volk und zum Richter über deine Söhne und Töchter; 8 du gebotest mir, einen Tempel zu bauen auf deinem heiligen Berge und in der Stadt, in der du wohnst, einen Altar, ein Abbild des heiligen Zeltes, das du schon von Anfang an bereitet hast. 9 Und bei dir ist die Weisheit, die deine Werke kennt und die dabei war, als du die Welt schufst, und die weiß, was dir wohlgefällig ist und was recht ist nach deinen Geboten. 10 Schick sie herab von deinem heiligen Himmel, und sende sie von dem Thron deiner Herrlichkeit, damit sie mir tätig zur Seite stehe, sodass ich erkenne, was dir wohlgefällt; 11 denn sie weiß und versteht alles und wird mich mit Besonnenheit leiten bei meinen Werken und mich behüten in ihrer Herrlichkeit. 12 Dann werden meine Werke angenehm sein, und ich werde dein Volk gerecht richten und des Thrones meines Vaters würdig sein. 13 Denn welcher Mensch erkennt den Ratschluss Gottes? Oder wer kann ergründen, was der Herr will? 14 Denn die Gedanken der sterblichen Menschen sind armselig und unsre Vorsätze hinfällig. 15 Denn der vergängliche Leib beschwert die Seele, und die irdische Hütte drückt den viel überlegenden Geist nieder. 16 Wir erfassen kaum, was auf Erden ist, und begreifen nur schwer, was wir in Händen haben. Was aber im Himmel ist, wer hat es erforscht? 17 Und wer hat deinen Ratschluss erkannt? Es sei denn, du hast Weisheit gegeben und deinen Heiligen Geist aus der Höhe gesandt. 18 Und so wurden die Erdenbewohner auf den rechten Weg gebracht und die Menschen in dem unterwiesen, was dir gefällt, 19 und durch die Weisheit errettet. 10Das rettende Walten der Weisheit von Adam bis Mose1 Die Weisheit behütete den Ersterschaffenen, den Vater der Welt, als er noch als Einziger geschaffen war, 2 und errettete ihn aus seinem Fall und gab ihm Kraft, über alles zu herrschen. 3 Als aber ein Ungerechter in seinem Zorn von ihr abfiel, ging er in brudermörderischem Grimm zugrunde. 4 Als die Erde seinetwegen von der Sintflut überschwemmt wurde, rettete die Weisheit sie wieder, indem sie den Gerechten auf einem geringen Holz hindurchsteuerte. 5 Sie erwählte den Gerechten, als die Völker ihrer einhelligen Bosheit wegen verwirrt worden waren, und bewahrte ihn, sodass er vor Gott untadelig blieb, und ließ ihn festbleiben gegenüber dem Erbarmen mit seinem Sohn. 6 Die Weisheit rettete den Gerechten, als er beim Untergang der Gottlosen vor dem Feuer floh, das auf die fünf Städte herabfiel; 7 von ihrer Bosheit ist als Zeugnis noch rauchendes und ödes Land vorhanden und Gewächse, die zur Unzeit Frucht bringen, und eine Salzsäule, die dasteht als Denkmal einer ungläubigen Seele. 8 Denn die, die an der Weisheit vorbeigingen, schadeten nicht nur sich selbst dadurch, dass sie das Gute nicht erkannten, sondern hinterließen der Welt auch ein Denkmal ihrer Torheit, damit sie nicht verborgen bleiben könnten in ihrem Irrtum. 9 Die Weisheit aber errettete die aus allen Nöten, die ihr dienen. 10 Sie leitete den Gerechten, der vor dem Zorn seines Bruders fliehen musste, auf geraden Wegen; sie zeigte ihm das Reich Gottes und gab ihm zu erkennen, was heilig ist; sie ließ es ihm wohlgehen in seinem mühevollen Dienst und mehrte den Ertrag seiner Arbeit. 11 Sie stand ihm bei gegenüber denen, die stärker waren und ihn übervorteilten, und machte ihn reich; 12 sie bewahrte ihn vor seinen Feinden und beschützte ihn vor denen, die ihm nachstellten; sie entschied einen schweren Kampf für ihn, damit er erkannte, dass die Frömmigkeit mächtiger ist als alles. 13 Die Weisheit ließ den Gerechten nicht im Stich, als er verkauft wurde, sondern behütete ihn vor der Sünde; sie stieg mit ihm hinab in die Grube 14 und verließ ihn nicht, als er in Fesseln lag, bis sie ihm das Zepter des Königreichs brachte und Macht über die, die ihm Gewalt angetan hatten; sie erwies die als Lügner, die ihn geschmäht hatten, und gab ihm ewigen Ruhm. 15 Die Weisheit rettete das heilige Volk und die untadelige Nachkommenschaft vor dem Volk, das sie bedrückte. 16 Sie ging ein in die Seele des Dieners des Herrn und widerstand den grausamen Königen durch Wunder und Zeichen. 17 Sie belohnte die Heiligen für ihre Mühe und leitete sie auf wunderbarem Wege und war ihnen am Tage ein Schutz und bei Nacht ein Sternenlicht. 18 Sie führte sie durchs Rote Meer und leitete sie durch große Wasser; 19 aber ihre Feinde ersäufte sie und warf sie wieder herauf aus der Tiefe des Abgrunds. 20 Darum nahmen die Gerechten den Gottlosen ihre Waffen ab und priesen, Herr, deinen heiligen Namen und lobten einmütig deine Hand, die für sie stritt. 21 Denn die Weisheit öffnete den Mund der Stummen und machte die Sprache der Unmündigen verständlich. 111 Sie ließ ihre Werke gelingen durch einen heiligen Propheten. Die verschiedene Behandlung der Ägypter und der Israeliten bei der Durstplage (11,2-16; Fortsetzung Kap 16,1–19,21)2 Die Israeliten zogen durch eine unbewohnte Wüste und schlugen ihre Zelte auf in der Einöde, 3 sie widerstanden ihren Feinden und erwehrten sich ihrer Widersacher. 4 Als es sie dürstete, riefen sie dich an und ihnen wurde Wasser gegeben aus schroffem Fels, und sie löschten den Durst aus hartem Stein. 5 Denn wodurch ihre Feinde bestraft wurden, eben dadurch geschah ihnen Gutes, als sie Not litten. 6 Jene nämlich bestraftest du für den Befehl, die Kinder zu töten, dadurch, dass du das immer fließende Wasser des Nils mit Blut vermischtest; 7 ihnen aber gabst du ganz unerwartet reichlich Wasser, 8 nachdem du ihnen vorher durch ihren Durst gezeigt hattest, wie du die Widersacher bestrafst. 9 Denn als sie zwar versucht, dabei aber nur mit Gnaden gezüchtigt worden waren, erkannten sie, wie die Gottlosen im Zorn gerichtet und gequält wurden. 10 Denn du hast sie wie ein Vater zurechtgewiesen und geprüft, jene aber wie ein strenger König verhört und verdammt. 11 Und es wurden die, die dabei waren, wie die, die nicht dabei waren, in gleicher Weise geplagt. 12 Denn es kam doppeltes Leid über sie und Seufzen, wenn sie an das Vergangene dachten. 13 Denn als sie hörten, dass jenen Gutes durch das geschah, wodurch sie selbst bestraft worden waren, spürten sie das Walten des Herrn. 14 Denn den sie einst ausgesetzt und ins Wasser geworfen und später verspottet und abgewiesen hatten, über den mussten sie staunen, als es am Ende so ausging, während sie selbst ganz anders als die Gerechten Durst gelitten hatten. 15 Zur Strafe für die törichten Gedanken, die aus ihrer Ungerechtigkeit kamen und durch die sie verführt wurden, unvernünftiges Gewürm und Ungeziefer anzubeten, sandtest du unter sie eine Menge unvernünftiger Tiere, 16 damit sie erkennen sollten: Womit jemand sündigt, damit wird er auch bestraft. Gottes Erbarmen mit seiner Schöpfung17 Denn deiner allmächtigen Hand, die die Welt aus ungestaltetem Stoff geschaffen hat, fehlte es nicht an Macht, über sie eine Menge von Bären kommen zu lassen oder mutige Löwen 18 oder neu geschaffene, grimmige unbekannte Tiere, die Feuer speien oder stinkenden Rauch schnauben oder schreckliche Funken aus den Augen blitzen ließen 19 und die ihnen nicht nur durch Verletzungen Verderben bringen, sondern sie auch mit ihrem furchtbaren Anblick völlig vernichten können. 20 Aber sie könnten auch ohne dies alles durch einen einzigen Hauch fallen, verfolgt von der strafenden Gerechtigkeit und weggerafft von dem Hauch deiner Macht. 21 Aber du hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. Denn deine Kraft gewaltig zu erweisen ist dir allezeit möglich, und wer kann der Macht deines Arms widerstehen? 22 Denn die ganze Welt ist vor dir wie ein Stäublein an der Waage und wie ein Tropfen des Morgentaus, der auf die Erde fällt. 23 Aber du erbarmst dich über alle; denn du kannst alles und du übersiehst die Sünden der Menschen, damit sie sich bessern sollen. 24 Denn du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast; denn du hast ja nichts bereitet, gegen das du Hass gehabt hättest. 25 Wie könnte etwas bleiben, wenn du nicht wolltest? Oder wie könnte erhalten werden, was du nicht gerufen hättest? 26 Du schonst aber alles; denn es gehört dir, Herr, du Freund des Lebens, 121 und dein unvergänglicher Geist ist in allem. Gottes Nachsicht in der Bestrafung der Kanaaniter2 Darum bestrafst du die, die fallen, nur leicht und warnst sie, indem du sie an ihre Sünden erinnerst, damit sie von ihrer Schlechtigkeit loskommen und an dich, Herr, glauben. 3 Denn als du den früheren Bewohnern deines heiligen Landes Feind warst, 4 weil sie die widerwärtigsten Dinge trieben, Zauberei und gottlose Weihen, 5 wolltest du durch die Hände unsrer Väter die vertilgen, die unbarmherzige Mörder ihrer Kinder waren 6 und die sich zu Opfermahlen von Menschenfleisch zusammentaten und die sich mit Blut weihten in einer Opfergemeinde und die als Eltern ihre hilflosen Kinder mit eigner Hand töteten, 7 damit das Land, das dir von allen das liebste ist, als würdige Bewohner die Kinder Gottes aufnehmen könnte. 8 Dennoch schontest du sie, weil auch sie Menschen waren, und sandtest deinem Heer Hornissen voraus, damit sie sie nur nach und nach vertilgen sollten. 9 Es war dir zwar nicht unmöglich, die Gottlosen in einer Schlacht den Gerechten zu unterwerfen oder durch schreckliche Tiere oder durch ein hartes Wort auf einmal zu zerschmettern; 10 aber du richtetest sie nur nach und nach und gabst ihnen so Gelegenheit zur Buße, obgleich du wohl wusstest, dass ihr Ursprung böse und ihre Schlechtigkeit angeboren war und dass sich ihr Sinn niemals mehr ändern würde. 11 Denn sie waren ein verfluchtes Geschlecht von Anfang an. 12 Denn wer darf zu dir sagen: »Was tust du?« Oder wer kann deinem Gericht widerstehen? Oder wer darf dich beschuldigen wegen des Untergangs von Völkern, die du geschaffen hast? Oder wer darf kommen und vor dich hintreten als Verteidiger für ungerechte Menschen? 13 Denn es gibt außer dir keinen Gott, der für alle sorgte, sodass du beweisen müsstest, dass du nicht ungerecht richtest. 14 Es kann dir auch weder ein König noch ein Tyrann die Stirn bieten um derer willen, die du bestrafst. 15 Weil du aber gerecht bist, so regierst du alle Dinge gerecht und siehst es als deiner Majestät nicht würdig an, jemand zu verdammen, der die Strafe nicht verdient hat. 16 Denn deine Stärke ist der Ursprung der Gerechtigkeit, und weil du über alle Herr bist, so verschonst du auch alle. 17 Denn an denen, die an die Vollkommenheit deiner Macht nicht glauben, beweist du deine Stärke, und an denen, die davon wissen, bestrafst du ihren Übermut. 18 Du aber, der du Herr bist über die Stärke, richtest mit Milde und regierst uns mit viel Verschonen; denn du vermagst alles, wenn du willst. 19 Dein Volk aber lehrst du durch solche Werke, dass der Gerechte menschenfreundlich sein soll, und deine Söhne lässt du voll guter Zuversicht sein, dass du ihnen für die Sünden Gelegenheit zur Buße gibst. 20 Denn wenn du die Feinde deiner Kinder und die, die des Todes schuldig waren, mit solcher Vorsicht und Schonung bestraft und ihnen Zeit und Gelegenheit gegeben hast, von ihrer Schlechtigkeit zu lassen: 21 mit wie viel größerer Sorgfalt richtest du deine Söhne, deren Vätern du Eid und Bund voll guter Verheißungen gegeben hast! 22 Während du also uns erziehst, plagst du unsre Feinde tausendfach, damit wir deine Güte bedenken, wenn wir richten, und auf deine Barmherzigkeit trauen, wenn wir gerichtet werden. Schwere Bestrafung nach vergeblicher Warnung23 Daher quältest du auch die Ungerechten, die ein unverständiges Leben führten, mit ihren eignen Götzen. 24 Denn sie waren so weit auf Irrwege geraten, dass sie, betrogen wie unverständige Kinder, die Tiere für Götter hielten, die unter den verabscheuten Tieren die verächtlichsten sind. 25 Darum hast du ihnen wie unvernünftigen Kindern eine Strafe geschickt, die sie zum Gespött machte. 26 Die sich aber durch Spott und Strafe nicht warnen lassen, werden das verdiente Gericht Gottes erfahren. 27 Denn sie wurden eben durch die gequält, die sie für Götter hielten, und als sie unter ihnen litten, ärgerten sie sich über sie und erkannten nun deutlich den als den wahren Gott, den sie vorher nicht erkennen wollten; darum kam auch das Äußerste an Strafe über sie. 13Die Torheit des Götzendienstes1 Es sind von Natur alle Menschen nichtig, die von Gott nichts wissen und an den sichtbaren Gütern den, der wirklich Gott ist, nicht zu erkennen vermögen und die, obwohl sie auf seine Werke achten, nicht begreifen, wer der Meister ist, 2 sondern das Feuer oder den Wind oder die flüchtige Luft oder die Sterne oder mächtige Wasser oder die Lichter am Himmel für Götter halten, die die Welt regieren. 3 Wenn sie aber an ihrer Schönheit sich freuten und sie darum für Götter hielten, hätten sie wissen sollen, um wie viel herrlicher der ist, der über das alles der Herr ist. Denn der aller Schönheit Meister ist, hat das alles geschaffen. 4 Wenn sie aber schon über ihre Macht und Kraft staunten, hätten sie merken sollen, um wie viel mächtiger der ist, der das alles bereitet hat. 5 Denn es wird an der Größe und Schönheit der Geschöpfe ihr Schöpfer wie in einem Bild erkannt. 6 Trotzdem sind sie nicht zu sehr zu tadeln; denn sie irren vielleicht und suchen doch Gott und hätten ihn gern gefunden. 7 Denn sie gehen zwar mit seinen Werken um und erforschen sie, aber sie lassen sich durch das, was vor Augen ist, gefangen nehmen, weil so schön ist, was man sieht. 8 Doch sind sie damit nicht entschuldigt. 9 Denn wenn sie so viel zu erkennen vermochten, dass sie die Welt durchdringen konnten, warum haben sie nicht viel eher den Herrn über das alles gefunden? 10 Aber die sind unglückselig und setzen ihre Hoffnung auf tote Dinge, die Werke von Menschenhand als Götter anrufen, Gold und Silber, kunstvoll verarbeitet, und Abbilder von Tieren oder unnütze Steine, behauen in alter Zeit. 11 Oder es sägt ein Holzschnitzer ein handliches Stück Holz heraus, schabt geschickt seine ganze Rinde ringsum ab, bearbeitet es kunstgerecht und macht daraus ein Gerät, das für den Gebrauch im Leben nützlich ist. 12 Die Abfälle von solcher Arbeit aber verbraucht er, um Speise zu kochen und sich zu sättigen. 13 Ein Stück Abfall aber, das zu nichts taugt, ein krummes, mit Ästen durchwachsenes Stück Holz nimmt er und schnitzt es mit Sorgfalt, wenn er Muße hat, und gestaltet es mit Geschick, wenn er Ruhe hat, und macht's dem Bild eines Menschen oder einem gewöhnlichen Tier gleich. 14 Er bemalt es mit roter Farbe und färbt mit Schminke seine Oberfläche rot, und wo ein Flecken daran ist, übermalt er ihn. 15 Und er macht ihm ein Haus, das seiner würdig ist, und bringt es an der Wand an und befestigt es mit einem Stück Eisen. 16 Er sorgt dafür, dass es nicht umfällt; denn er weiß, dass es sich selber nicht helfen kann, denn es ist ein Bild und bedarf der Hilfe. 17 Aber wenn er betet für sein Hab und Gut, für seine Ehe und für seine Kinder, schämt er sich nicht, mit etwas Leblosem zu reden. 18 Er ruft das Schwache um Gesundheit an, bittet das Tote um Leben, fleht zu dem Unfähigsten um Hilfe und zu dem um glückliche Reise, was nicht einmal den Fuß gebrauchen kann; 19 und für sein Geschäft und sein Gewerbe und das Glück seiner Hände ruft er das um Kraft an, dessen Hände ganz kraftlos sind. 141 Ebenso tut der, der sich einschiffen will und durch wilde Fluten zu fahren gedenkt und ein Holz anruft, das viel morscher ist als das Schiff, auf dem er fährt. 2 Denn es ist erfunden worden, um Handel zu treiben, und die Künstlerin Weisheit hat es gebaut. 3 Aber deine Vorsehung, Vater, steuert es hindurch; denn du gibst auch im Meer Wege und mitten in den Wellen sichere Fahrt 4 und zeigst dadurch, wie du aus aller Not zu retten vermagst, damit man ein Schiff besteigen kann, auch ohne die Kunst des Seemanns zu verstehen. 5 Du willst aber, dass nicht ungenutzt bleibt, was du durch deine Weisheit geschaffen hast. Deshalb vertrauen die Menschen ihr Leben auch ganz geringem Holz an und werden auf einem Floß gerettet, wenn sie durch die Meereswellen fahren. 6 Denn auch vor alters, als die hochmütigen Riesen umkamen, flüchteten die, an denen die Hoffnung der Welt hing, auf ein Floß, das deine Hand lenkte, und hinterließen so der Welt die Stammeltern für ein neues Geschlecht. 7 Denn ein solches Holz, das einer gerechten Sache dient, soll gesegnet sein; 8 aber verflucht soll das sein, was mit Händen geschnitzt ist, wie auch der, der es schnitzte; dieser, weil er's machte, jenes, weil es Gott genannt wird, obwohl es doch vergänglich ist. 9 Denn Gott sind beide gleich verhasst, der Gottlose und sein gottloses Werk; 10 denn das Werk wird samt dem Meister bestraft werden. 11 Darum werden auch die Götzen der Heiden heimgesucht; denn sie sind in der Schöpfung Gottes zum Gräuel und zum Ärgernis für die Seelen der Menschen geworden und zum Fallstrick für die Füße der Unverständigen. 12 Denn Götzenbilder zu ersinnen ist der Anfang der Hurerei, und sie zu erfinden ist des Lebens Verderben. 13 Von Anfang an sind sie nicht gewesen und werden auch nicht ewig bleiben; 14 sondern durch eitlen Wahn der Menschen sind sie in die Welt gekommen, und darum ist ihnen auch ein schnelles Ende zugedacht. 15 Denn als ein Vater über seinen Sohn, der ihm allzu früh genommen wurde, Leid und Schmerzen trug, ließ er ein Bild machen und verehrte den, der längst tot war, jetzt als Gott und stiftete für die Seinen geheime Gottesdienste und Feiern. 16 Danach festigte sich mit der Zeit solch gottloser Brauch und wurde wie ein Gesetz gehalten. Auch musste man Bilder verehren auf das Gebot der Tyrannen hin. 17 Die Leute konnten sie nicht von Angesicht zu Angesicht ehren, weil sie zu ferne wohnten, und machten sich aus der Ferne eine Vorstellung von ihrem Aussehen und fertigten ein sichtbares Bild des Königs an, den sie ehren wollten, damit sie durch ihren Eifer dem Abwesenden schmeichelten, als ob er anwesend wäre. 18 Damit er noch mehr verehrt würde, lockte der Ehrgeiz der Künstler auch die an, die ihn nicht kannten. 19 Denn der, der vielleicht dem Fürsten gefallen wollte, machte das Bild durch seine Kunst so, dass es nicht nur ähnlich, sondern auch schön aussah. 20 Die Menge aber, die von der Anmut des Werkes angezogen wurde, hielt jetzt den für einen Gott, der kurz zuvor nur als Mensch geehrt worden war. 21 Dies wurde zu einer Gefahr für das Leben: Wenn den Leuten etwas Schlimmes zugestoßen war oder wenn sie den Tyrannen dienen mussten, gaben sie den Steinen und dem Holz den Namen, der keinem andern gebührt. 22 Sodann ließen sie sich nicht daran genügen, dass sie in der Erkenntnis Gottes irrten, sondern, obwohl sie in ihrer Unwissenheit wie im Kriege lebten, nannten sie das auch noch Frieden. 23 Denn entweder töten sie ihre Kinder zum Opfer oder kommen zu Gottesdiensten zusammen, die sie geheim halten müssen, oder feiern wilde Gelage nach absonderlichen Satzungen 24 und halten so weder ihren Wandel noch ihre Ehen rein, sondern einer tötet den andern mit List oder kränkt ihn durch Ehebruch; 25 und überall herrschen ohne Unterschied Blutvergießen, Mord, Diebstahl, Betrug, Schändung, Untreue, Streit, Meineid, Beunruhigung der Guten, 26 Undank, Befleckung der Seelen, widernatürliche Unzucht, Zerrüttung der Ehen, Ehebruch und Ausschweifungen. 27 Denn den namenlosen Götzen zu dienen, das ist Anfang, Ursache und Ende alles Bösen. 28 Feiern sie ein Fest, so geraten sie in Raserei; weissagen sie, so ist's lauter Lüge. Sie leben nicht recht und schwören leichtfertig falsche Eide. 29 Denn weil sie an leblose Götzen glauben, fürchten sie keinen Schaden, wenn sie falsch schwören. 30 Doch wird für beides gerechte Strafe über sie kommen: dafür, dass sie nicht recht von Gott denken, weil sie sich zu den Götzen halten, und dafür, dass sie unrecht und falsch schwören und Frömmigkeit verachten. 31 Denn über die Bosheit der Ungerechten kommt nicht die Macht derer, bei denen sie schwören, sondern immer die Strafe, die sie mit ihrem Sündigen verdienen. 151 Aber du, unser Gott, bist freundlich und treu und geduldig und regierst alles mit Barmherzigkeit. 2 Wenn wir auch sündigen, gehören wir doch dir und kennen deine Macht. Weil wir aber wissen, dass wir dir angehören, sündigen wir nicht. 3 Denn dich kennen ist vollkommene Gerechtigkeit, und von deiner Macht wissen ist die Wurzel der Unsterblichkeit. 4 Denn uns verführen nicht die arglistigen Einfälle der Menschen noch die unnütze Arbeit der Maler, nämlich eine Gestalt, die mit mancherlei Farbe beschmiert ist, 5 deren Anblick die Unverständigen reizt, sodass sie Verlangen haben nach dem leblosen und toten Bild. 6 Denn die es anfertigen und die danach verlangen und die es verehren, lieben das Böse und sind dessen wert, worauf sie hoffen. 7 Denn auch ein Töpfer, der den weichen Ton mühevoll knetet, macht jedes Gefäß zu unserm Gebrauch. Er macht aber aus demselben Ton Gefäße, die zu sauberen Zwecken dienen, und andere zu gegenteiligen Zwecken, alle in gleicher Weise. Wozu aber jedes einzelne von den Gefäßen dann gebraucht wird, darüber entscheidet der Töpfer. 8 Aber es ist ein böses Werk, wenn er aus demselben Ton einen nichtigen Gott macht, wo er doch selbst nicht lange zuvor aus Erde geschaffen worden ist und nach kurzer Zeit wieder dahinfährt, von wo er genommen worden ist, wenn die anvertraute Gabe der Seele zurückgefordert wird. 9 Aber das macht ihm keine Sorge, dass er davonmuss und dass er ein kurzes Leben hat, sondern er wetteifert mit den Gold- und Silberschmieden und ahmt die Erzgießer nach und hält es für eine Ehre, Trugbilder zu machen. 10 Die Gedanken seines Herzens sind wie Asche, und seine Hoffnung ist geringer als Erde und sein Leben verächtlicher als Ton, 11 weil er den nicht kennt, der ihn geschaffen und der ihm die wirkende Seele eingehaucht und den lebendigen Geist eingeblasen hat; 12 er hält vielmehr unser menschliches Leben für ein Spiel und unser menschliches Treiben für einen Jahrmarkt; denn er gibt vor, man müsse überall Gewinn suchen, auch aus bösen Dingen. 13 Solch einer weiß besser als alle andern, dass er sündigt, wenn er zerbrechliche Gefäße und Bilder aus irdischem Stoff schafft. 14 Alle aber sind sie törichter und elender als ein kleines Kind – nämlich die Feinde deines Volks, die es unterdrücken –, 15 da sie alle Götzenbilder der Heiden für Götter halten, die mit ihren Augen nicht sehen, mit ihren Nasen nicht Luft holen, mit ihren Ohren nicht hören, mit ihren Fingern an den Händen nicht fühlen können und deren Füße zu faul zum Gehen sind. 16 Denn ein Mensch hat sie gemacht, und einer, dem der Geist nur geliehen ist, hat sie gebildet. 17 Ein Mensch kann ja nicht einmal einen Gott machen, der wenigstens einem lebendigen Menschen gleich ist; sondern weil er sterblich ist, schafft er nur etwas Lebloses mit seinen ruchlosen Händen. Denn er selbst ist ja besser als das, was er verehrt; denn er lebt doch, jenes aber nie. 18 Sie verehren sogar die feindseligsten Tiere, die, an ihrem Verstand gemessen, noch tiefer stehen als die andern. 19 Auch sind sie nicht schön wie andre Tiere, sodass man an ihrem Anblick Gefallen haben könnte; vielmehr ist ihnen das Lob und der Segen Gottes verloren gegangen. 16Die verschiedene Behandlung der Ägypter und der Israeliten bei sechs weiteren Plagen (Kapitel 16,1–19,21)Plage durch Hunger – Speisung mit Wachteln1 Darum wurden die Ägypter mit Recht durch solche Tiere geplagt und durch eine Menge Ungeziefer gequält. 2 Statt solcher Plage tatest du deinem Volk Gutes und bereitetest ihm, weil es danach Verlangen trug, eine wunderbare Speise, nämlich Wachteln, zur Nahrung; 3 so sollte den Ägyptern, wenn sie nach Nahrung verlangten, wegen des scheußlichen Anblicks der Tiere, die ihnen gesandt wurden, die natürliche Lust am Essen vergehen; die Israeliten aber, die nur kurze Zeit Mangel litten, sollten eine wunderbare Speise empfangen. 4 Denn es sollte über die, die so tyrannisch handelten, ein unabwendbarer Mangel kommen; diesen aber sollte nur gezeigt werden, wie ihre Feinde gequält wurden. Tod durch Insektenstich – Rettung vom Schlangenbiss5 Es kamen zwar über die Israeliten auch böse, zornige Tiere, und sie wurden gebissen und vernichtet durch die sich krümmenden Schlangen. 6 Doch blieb dein Zorn nicht bis zum Ende, vielmehr wurden sie nur kurze Zeit zur Warnung erschreckt und erhielten ein rettendes Zeichen, damit sie an das Gebot deines Gesetzes denken sollten. 7 Denn die sich zu diesem Zeichen hinwandten, die wurden errettet, nicht durch das, was sie anschauten, sondern durch dich, den Heiland aller Menschen. 8 Und damit bewiesest du unsern Feinden, dass du es bist, der aus allem Unheil erlösen kann. 9 Denn über die Ägypter kam durch Heuschrecken und Fliegen Tod und Verderben, und sie konnten keine Hilfe für ihr Leben finden; denn sie hatten's verdient, von solchen Tieren geplagt zu werden. 10 Aber deinen Kindern konnten auch die Zähne der giftigen Drachen nicht schaden; denn deine Barmherzigkeit trat dazwischen und machte sie gesund. 11 Denn sie wurden dadurch angestachelt, an deine Worte zu denken, und wurden schnell wieder geheilt, damit sie nicht in tiefes Vergessen versinken, sondern deinen Wohltaten zugewandt bleiben sollten. 12 Denn es heilte sie weder Kraut noch Pflaster, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt. 13 Denn du hast Gewalt über Leben und Tod; und du führst hinunter zu den Pforten des Totenreichs und führst wieder herauf. 14 Wenn aber ein Mensch in seiner Bosheit jemanden tötet, so kann er den entflohenen Geist nicht zurückholen und die hingeraffte Seele nicht wieder befreien. Plage mit Unwetter – Speisung mit Manna15 Aber unmöglich ist's, deiner Hand zu entfliehen. 16 Denn die Gottlosen, die dich nicht kennen wollten, sind durch deinen mächtigen Arm gegeißelt worden, als sie durch ungewöhnliche Regengüsse, Hagelschläge und Unwetter, denen sie nicht entgehen konnten, verfolgt und vom Feuer verzehrt wurden. 17 Und das war das Verwunderlichste, dass das Feuer noch stärker im Wasser brannte, das doch sonst alles auslöscht. Denn die Schöpfung streitet für die Gerechten. 18 Zuweilen nämlich brannte die Flamme schwächer, um nicht die Tiere zu verbrennen, die gegen die Gottlosen geschickt worden waren; sie sollten ja sehen und erkennen, dass sie von Gottes Gericht so bedrängt wurden. 19 Zuweilen aber brannte die Flamme im Wasser stärker als sonst, um die Früchte des ungerechten Landes zu verderben. 20 Dagegen nährtest du dein Volk mit Engelspeise, und unermüdlich gewährtest du ihnen Brot vom Himmel, das ihnen Genuss bereitete und jedem nach seinem Geschmack war. 21 Denn deine Gabe machte offenbar, wie freundlich du zu deinen Kindern bist. Denn jedem, der davon aß, verwandelte sie sich nach seinem Verlangen in das, was er gern wollte. 22 Schnee und Eis hielten das Feuer aus und schmolzen nicht, damit man erkennen sollte, wie die Früchte der Feinde vom Feuer vernichtet wurden, das im Hagel brannte und in den Regengüssen aufblitzte, 23 und wie dasselbe Feuer seine eigne Kraft vergessen musste, damit die Gerechten sich nähren konnten. 24 Denn die Schöpfung, die dir als dem Schöpfer dient, steigert ihre Kräfte, um die Ungerechten zu bestrafen, und mindert sie, um denen wohlzutun, die dir vertrauen. 25 Darum ließ sie sich auch damals in mancherlei verwandeln und diente damit dir, der mit seinen Gaben alle nährt, nach dem Wunsch und der Bitte eines jeden, 26 damit deine Kinder, die du, Herr, lieb hast, lernen, dass nicht die verschiedenen Früchte den Menschen ernähren, sondern dass dein Wort die erhält, die an dich glauben. 27 Denn das, was vom Feuer nicht verzehrt wurde, zerschmolz, sobald es von einem flüchtigen Strahl der Sonne erwärmt wurde, 28 damit deutlich würde, dass man, ehe die Sonne aufgeht, dir danken soll und vor dich treten, wenn es hell wird. 29 Denn die Hoffnung des Undankbaren wird wie Reif und Frost vergehen und wie unnützes Wasser wegfließen. 17Finsternis – Licht und Feuersäule1 Groß und unaussprechbar sind deine Gerichte, Herr; darum gingen auch die Unbelehrbaren in die Irre. 2 Denn als die Ungerechten meinten, das heilige Volk unterdrücken zu können, wurden sie Gebundene der Finsternis und Gefangene einer langen Nacht und lagen eingeschlossen unter ihren Dächern, auf der Flucht vor der ewigen Vorsehung. 3 Denn als sie meinten, sie könnten sich bei ihren verborgenen Sünden verstecken unter der dunklen Decke der Vergessenheit, wurden sie zerstreut, furchtbar erschreckt und durch Gespenster geängstigt. 4 Denn auch der versteckte Winkel, in dem sie waren, konnte sie nicht vor der Furcht bewahren: Getöse war um sie her, das sie erschreckte, und gräuliche Gestalten mit düsteren Mienen erschienen ihnen. 5 Und die Macht des Feuers vermochte ihnen nicht zu leuchten, noch konnten die hell flammenden Sterne jene furchtbare Nacht licht machen. 6 Es erschien ihnen nur ein von selbst brennendes Feuer voller Schrecken. Wenn sie aber diese Erscheinung nicht mehr sahen, hielten sie in ihrem Entsetzen das, was sie gesehen hatten, für schlimmer, als es war. 7 Auch das Gaukelwerk der Zauberkunst lag danieder, und das Pochen auf ihre Kunst wurde, wenn sie sich nun erweisen sollte, zum Spott. 8 Denn die versprochen hatten, Furcht und Schrecken von den kranken Seelen vertreiben zu können, wurden selbst krank vor lächerlicher Angst. 9 Denn wenn auch sonst nichts Schreckliches sie ängstigte, so wurden sie doch aufgescheucht durch das Vorbeilaufen wilder Tiere und durch das Zischen von Schlangen, und sie gingen zitternd zugrunde, weil sie sich sogar weigerten, die Luft auch nur anzusehen, die man doch nicht entbehren kann. 10 Denn die Bosheit, die von Natur aus feige ist, bezeugt selbst, dass sie verdammt ist, 11 und vom Gewissen bedrückt, nimmt sie immer das Schlimmste an. 12 Denn Furcht ist nichts anderes, als dass einer nicht wagt, sich von seinem Verstand helfen zu lassen. 13 Wenn aber die Hoffnung im Herzen zu schwach ist, hält man die Ratlosigkeit für schlimmer als die eigentliche Ursache der Plage. 14 In dieser wirklichen unentrinnbaren Nacht, die aus den Schlupfwinkeln des unentrinnbaren Totenreichs gekommen war, lagen alle im gleichen Schlaf: 15 Die einen wurden bedrängt durch schreckliche Erscheinungen, die andern aber wurden dadurch gelähmt, dass ihnen der Mut entsank. Denn es kam plötzlich und unversehens Furcht über sie; 16 und so wurde, wer dort zusammenbrach, bewacht und eingeschlossen wie in einem Kerker ohne Eisen. 17 Ob es nun ein Bauer war oder ein Hirte oder ein Arbeiter, der sich in der Einsamkeit abmühte: er musste, plötzlich erfasst, solch unvermeidliche Not tragen. 18 Denn sie waren alle zugleich mit ein und derselben Kette der Finsternis gefangen. 19 Ob etwa ein Wind pfiff oder die Vögel süß sangen in den dichten Zweigen oder das Wasser gewaltig dahinschoss oder die Felsen mit lautem Gepolter herabstürzten oder Tiere, die man nicht sehen konnte, vorbeisprangen oder die grausamen wilden Tiere heulten oder der Widerhall aus den Schluchten der Berge schallte: es erschreckte sie und machte sie verzagt. 20 Die ganze Welt hatte helles Licht und ging ungehindert ihren Geschäften nach; nur über die Ägypter hatte sich tiefe Nacht ausgebreitet, ein Bild der Finsternis, die über sie kommen sollte; aber sie waren sich selbst noch mehr zur Last als die Finsternis. 181 Aber deine Heiligen hatten hellstes Licht, und die Feinde hörten zwar ihre Stimme, aber sahen ihre Gestalt nicht. 2 Und die Ägypter priesen sie selig, dass sie nicht ebenso leiden mussten, und dankten ihnen dafür, dass sie, die vorher Unrecht erlitten hatten, ihnen jetzt keinen Schaden zufügten, und baten sie um Verzeihung, weil sie ihnen so feindlich gewesen waren. 3 Dagegen gabst du den Deinen eine feurige Säule, die ihnen den unbekannten Weg wies und ihnen eine unschädliche Sonne war auf jener ruhmvollen Wanderung. 4 Denn die Ägypter waren's auch wert, dass sie des Lichts beraubt und in Finsternis gefangen gehalten wurden, weil sie deine Kinder eingekerkert hielten, durch die der Welt das unvergängliche Licht des Gesetzes gegeben werden sollte. Tod der Erstgeburt – Rettung aus Todesnot5 Die Ägypter aber hatten beschlossen, die kleinen Kinder der Heiligen zu töten – aber nur eins von ihnen wurde ausgesetzt und dadurch gerettet –: da nahmst du ihnen zur Strafe die Menge ihrer Kinder weg und ließest sie alle zusammen umkommen in mächtigem Wasser. 6 Jene Nacht aber war unsern Vätern vorher angekündigt worden, damit ihnen die Verheißungen, an die sie glaubten, gewiss würden und sie darüber frohen Mutes wären. 7 So wartete dein Volk auf das Heil der Gerechten und auf das Verderben der Feinde. 8 Denn womit du die Widersacher bestraftest, eben damit hast du uns zu dir gerufen und uns herrlich gemacht. 9 Denn im Verborgenen opferten die heiligen Kinder der Frommen und nahmen einträchtig das göttliche Gesetz an, dass die Heiligen in gleicher Weise an denselben Gütern und denselben Gefahren teilhaben sollten, nachdem sie vorher bereits die Lobgesänge der Väter angestimmt hatten. 10 Als Widerhall aber erscholl das wirre Geschrei der Feinde, und man hörte überall klägliches Weinen wegen ihrer Kinder. 11 Denn es erging gleiche Strafe über Herr und Knecht, und der König musste ebenso wie der einfache Mann leiden. 12 So hatten sie alle zusammen unzählige Tote, die den gleichen Tod gestorben waren, sodass es nicht genug Lebende gab, um sie zu begraben; denn in einem einzigen Augenblick waren ihre edelsten Nachkommen dahingesunken. 13 Denn während sie vorher, durch ihre Zauberer verhindert, ganz ungläubig waren, mussten sie jetzt beim Untergang ihrer Erstgeborenen bekennen, dass dies Volk Gottes Sohn ist. 14 Denn als alles still war und ruhte und eben Mitternacht war, 15 fuhr dein allmächtiges Wort vom Himmel herab, vom königlichen Thron, ein harter Kriegsmann, mitten in das Land, das zugrunde gerichtet werden sollte. 16 Er trug ein scharfes Schwert, nämlich dein unerbittliches Gebot, und trat hin und erfüllte alles mit Toten, und obwohl er auf der Erde stand, berührte er doch den Himmel. 17 Da erschreckten sie plötzlich grauenhafte Träume, und unversehens kam Furcht über sie 18 und sie lagen halb tot da, der eine hier, der andre dort, und zeigten damit, aus welchem Grund sie sterben mussten. 19 Denn die Träume, die sie erschreckten, hatten es ihnen vorher angezeigt, damit sie nicht zugrunde gingen, ohne zu wissen, warum sie so sehr geplagt wurden. 20 Aber auch die Gerechten mussten die Anfechtung des Todes erfahren, und eine Menge wurde in der Wüste dahingerafft. Aber der Zorn währte nicht lange. 21 Denn eilends kam der untadelige Mann, der für sie stritt, mit der Waffe seines Amts herbei, nämlich mit Gebet und sühnendem Räucherwerk, und widerstand dem Zorn und machte dem Unheil ein Ende. Damit bewies er, dass er dein Diener war. 22 Er überwand die Plage, nicht mit Körperkraft noch mit Waffengewalt, sondern mit dem Wort unterwarf er den Züchtiger, indem er an Gottes Eid und Bund mit den Vätern erinnerte. 23 Denn als schon die Toten haufenweise übereinander lagen, trat er dazwischen und hielt den Zorn auf und schnitt ihm den Weg zu den Lebenden ab. 24 Denn auf seinem langen Gewand war die ganze Welt abgebildet, und die Ehrennamen der Väter waren in die vier Reihen der Steine eingegraben und deine Herrlichkeit auf dem Stirnband seines Haupts. 25 Davor musste der Verderber weichen, und davor musste er sich fürchten; denn es war schon genug, dass sie nur eine Probe des Zorns erfahren hatten. 19Untergang der Ägypter im Roten Meer – Rettung der Israeliten1 Aber die Gottlosen überfiel der Zorn ohne Erbarmen bis zum Ende. 2 Denn Gott wusste im Voraus, was sie künftig tun würden: dass sie, nachdem sie den Israeliten erlaubt hatten wegzuziehen und sie eilig entlassen hatten, es bereuen und ihnen nachjagen würden. 3 Denn als sie noch Leid trugen und an den Gräbern der Toten klagten, verfielen sie auf ein anderes törichtes Vorhaben und verfolgten jetzt die als Flüchtlinge, die sie eben mit flehentlichen Bitten fortgeschickt hatten. 4 Aber es musste so geschehen, damit sie zu einem solchen Ende kämen, wie sie es verdient hatten; und sie mussten vergessen, was ihnen widerfahren war, damit sie noch die Strafe erlitten, die bisher an ihren Qualen gefehlt hatte, 5 und damit dein Volk seine wunderbare Wanderung erlebte, jene aber einen ungewöhnlichen Tod fänden. 6 Denn die ganze Schöpfung wurde in ihrer Eigenart wieder neu gestaltet, um deinen Geboten zu dienen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben. 7 Da zeigte sich die Wolke und überschattete das Lager; wo vorher Wasser stand, sah man trockenes Land hervorkommen; da zeigte sich im Roten Meer ein Weg ohne Hindernis, und aus den mächtigen Fluten erhob sich ein grünes Feld. 8 Auf ihm zog das ganze Volk dahin, alle, die von deiner Hand beschirmt wurden, und dabei sahen sie wunderbare Wunder. 9 Sie gingen wie die Rosse auf der Weide und hüpften wie die Lämmer und lobten dich, Herr, der sie erlöst hatte. 10 Denn sie dachten noch daran, wie es ihnen in der Fremde ergangen war, wie anstatt der gewöhnlichen Tiere die Erde Mücken hervorbrachte und der Fluss anstatt der Fische eine Menge Frösche ausspie. 11 Danach aber sahen sie auch, wie eine neue Art Vögel entstand, als sie, von Gier getrieben, um leckere Speise baten. 12 Denn es kamen zu ihnen Wachteln aus dem Meer, um ihr Verlangen zu stillen. 13 Auch kamen die Strafen über die Sünder nicht ohne Zeichen, die vorher durch gewaltige Blitze geschahen; denn mit Recht litten sie um ihrer Bosheit willen, weil sie einen besonders schlimmen Hass gegen Fremde gezeigt hatten. Denn die Leute von Sodom hatten nur die Unbekannten, die zu ihnen kamen, nicht aufgenommen; diese aber zwangen die Gäste, die ihnen Gutes getan hatten, zum Sklavendienst. 14 Und das nicht allein, sondern sie werden gewiss auch für das andere heimgesucht werden: 15 Denn jene empfingen die Fremden gleich feindselig, sie aber plagten mit schwerer Arbeit, die sie festlich aufgenommen und denen sie schon an ihren Rechten Anteil gewährt hatten. 16 Sie wurden aber auch mit Blindheit geschlagen, so wie jene an der Tür des Gerechten, als sie von dichter Finsternis überfallen wurden und jeder den Zugang zu seiner Tür suchen musste. Schlusswort17 Denn wie auf dem Psalter die Töne verschiedene Melodien hervorbringen, obwohl sie im Klang immer gleich bleiben, so tauschten die Elemente sich gegenseitig aus, wie man deutlich sehen kann, wenn man das Geschehene betrachtet. 18 Denn was auf dem Lande zu leben pflegt, das ging ins Wasser, und was im Wasser zu sein pflegt, stieg aufs Land. 19 Das Feuer wuchs im Wasser über seine natürliche Kraft hinaus, und das Wasser vergaß seine Kraft zum Löschen. 20 Die Flammen dagegen verzehrten nicht das Fleisch der sterblichen Tiere, die darin umherliefen, und brachten nicht die himmlische Speise zum Schmelzen, die doch wie Eis leicht schmilzt. 21 Herr, du hast dein Volk in allem groß und herrlich gemacht und hast es nicht verachtet, sondern ihm allezeit und an allen Orten beigestanden. Quelle: http://www.die-bibel.de/
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