|
|||
|
Autor: Kinga, Ich fühlte mich wie ein Schmetterling, eingehüllt in einen dichten Kokon, der es mir unmöglich machte, meine Flügel auszubreiten. Eine sehr lange Zeit über flatterte ich in diesem meinem inneren „Gefängnis“ umher. Wer ich bin? Jetzt bin ich ein freier Mensch!!! Frei von einer inneren Dunkelheit, Ohnmacht, Verzweiflung und Wut, die mich sehr lange begleitet haben. Wer ich war? … Seit sechs Jahren bin ich krank. Es ist keine tödliche, aber eine sehr lästige Krankheit, die ein normales Leben unmöglich macht. Als sie auftauchte, musste ich meine Wünsche und Zukunftspläne aufgeben. Ich war gezwungen, das, was ich sehr gerne tat, alle meine Hobbys und Interessen, aufzugeben. Ich war wütend auf Gott, denn Er hatte mir alles genommen und mich mit nichts zurückgelassen. Er nahm mir meine Freuden, meine Hoffnungen, meine Errungenschaften und Pläne. Es blieb mir nichts als ungeheures Leid und eine innere Traurigkeit, die mein Herz in einen Ort ohne jegliche Hoffnung verwandelten. Ich vegetierte nur noch wie eine leblose Pflanze vor mich hin. Ich fühlte mich wie ein Schmetterling, eingehüllt in einen dichten Kokon, der es mir unmöglich machte, meine Flügel auszubreiten. Eine sehr lange Zeit über flatterte ich in diesem meinem inneren „Gefängnis“ umher und rief fortwährend den Herrn an, Er möchte mir irgendwie helfen. Ich sah, wie die Wut mich zerstörte, und es war mir gleichzeitig klar, dass ich aus eigener Kraft heraus nicht in der Lage war, mich diesem starken Gefühl entgegenzusetzen. Ich wusste, dass nur Gott mich befreien konnte. Ich irrte mich nicht. Der Herr begann meine Heilung, indem Er mir die Ursache meiner Probleme vor Augen führte. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich meiner Wunde einen Namen geben konnte – es war das Nicht-Verzeihen können, denn ich konnte weder mir selber noch Gott verzeihen. Ich konnte Seinen Willen zwar mit dem Verstand, aber nicht mit dem Herzen akzeptieren. Ich wusste wohl Bescheid, aber mein Herz wollte nicht gehorchen, es rang und kämpfte, es wollte die Realität nicht annehmen. Einige Zeit später hatte ich einen Traum, der es mir bewusst machte, dass ich mich von Gott sehr schlecht behandelt, verletzt und weggestoßen fühlte, dass ich Ihn jedoch andererseits sehr brauchte. Ich wollte, dass Gott mich an sich drückt und mein verletztes Herz heilt. In diesem Traum zeigte mir der Herr auch eine 40-50 jährige Frau in einem Rollstuhl. Innerlich fühlte ich, dass der Herr diese Frau ganz besonders lieb hatte. Zwei Wochen später sah ich diese Frau bei einer nächtlichen Anbetung in der Kirche, genauso wie ich sie in meinem Traum gesehen hatte. Es war eine Nonne, die multiple Sklerose hatte. Sie sitzt im Rollstuhl und kann eigentlich keine Tätigkeit ausführen. Die vielstündigen, späteren Gespräche mit ihr über ihre Leidenserfahrungen, die doch um so vieles größer waren als meine eigenen, zeigten mir, dass es im Leben nicht an erster Stelle um physische Fähigkeiten und Tätigkeiten, sondern um Liebe geht, die am wichtigsten ist. Eine Liebe, die den Menschen über alle Behinderungen emporhebt, und die sich Christus hingibt, weil sie immerwährend auf ihren Meister schaut. Mein Traum und das Treffen mit dieser Schwester waren für mich die Tür zur Vergebung und zur Annahme von Gottes Willen. So konnte ich mir und Gott verzeihen. Das klingt komisch. Wie kann man sich selber und vor allem Gott verzeihen? Er ist doch Gott, unser Vater, und kann uns doch nichts Schlechtes wollen! Warum fühlte dann mein Herz dieses ungeheure Leid (so lange Zeit eigentlich unbewusst), diesen Groll Gott gegenüber, der doch unser wunderbarer Vater ist? Warum war es von solchen Gefühlen wie Wut, Verzweiflung oder Groll erfüllt? ... Ich wusste, dass ich mich mit demjenigen versöhnen musste, den wir für all das Schlechte, das uns angetan wurde, verantwortlich machen, denn selbst der kleinste Tropfen Bitterkeit kann das Innere des Menschen in eine leblose Wüste verwandeln. Ich wusste, dass ungeordnete Gefühle eine Stärke erlangen können, welche die Menschlichkeit vernichtet. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich Gott vergeben sollte – nicht durch einen Willensakt (das hatte ich bereits getan), sondern mit dem Herzen, indem ich dieses für mich so schwierige Geschenk – die Krankheit – in Liebe annahm. Ich schrieb einen Versöhnungsbrief an den Herrn, den ich meinen Leidbringer nannte und den ich unrechtmäßigerweise für mein Leid verantwortlich machte; gleichzeitig sah ich den Herrn als mein Opfer an, als jemanden, den ich verletzt hatte. Ich schrieb den gleichen Brief an mich selber. Das Schreiben von Versöhnungsbriefen ist der letzte Schritt bei der christlichen Therapie „Lebendige Hoffnung“. Kurz nach dem Verfassen der beiden Briefe zerriss mein Kokon der Ohnmacht und meine Beziehung zu Gott änderte sich diametral. Als ich mich mit mir selber und mit Gott versöhnte, fiel der dunkle Vorhang und Freude kam auf, ein Freiraum in meinem Innern tat sich auf und die Hoffnung kehrte wieder. Der Herr fing an, langsam meine neuen Wünsche, Sehnsüchte und Zukunftspläne zu formen. Gleichzeitig entstand auch ein ganz neues Bild meiner selbst – derjenigen, die nicht weggestoßen, sondern bedingungslos von ihrem Schöpfer geliebt wird. Durch diesen Versöhnungsakt heilte der Herr nicht nur mein Herz, sondern auch meinen Körper. Die Heilung der psychischen und seelischen Bereiche begünstigte auch die Heilung der physischen Leiden (d.h. die Heilung von all dem, was geheilt werden konnte). Am Ende meiner inneren Kämpfe standen die Exerzitien der Bewegung der Reinen Herzen. Während der nächtlichen Anbetung zeigte mir der Herr ganz deutlich, warum ich dieses Leid ertragen muss und welchen Sinn es hat. Durch das Kreuz, egal wie groß es ist und welcher Art es ist, zieht der Herr Dich ganz nah an sich heran. Er möchte Dich an seiner Seite haben. Wenngleich Seine Umarmung manchmal sehr schmerzhaft ist, so dient sie dazu, Dich davor zu bewahren vom Kreuz zu fallen und auf der Erde zu zerschmettern. Vergebe … Vergebe immer wieder demjenigen, der Dir Leid zufügt hat, demgegenüber Du Bitterkeit, Wut oder Hass empfindest, egal ob es sich dabei um Gott, einen Nachbar, einen Freund, Deine Mutter, Deinen Vater oder einen ganz fremden Menschen handelt. Verzeihe fortwährend, damit Du das Leben in Fülle leben kannst. Die Vergebung ist kein Gefühl, kein emotionaler Zustand – es ist ein Willensakt, ein Liebesakt. Habe keine Angst vor Verletzungen oder Leiden – sie sind dazu da, um Deinem Meister noch näher zu kommen, der die Macht hat, selbst die hoffnungslosesten Fälle zu heilen. Wenn Du vergibst, dann gibst Du Gott die Chance, in die dunkelsten, schmutzigsten und verwahrlostesten Bereiche Deines Herzens zu kommen, die sich so sehr nach Licht, Reinigung und Heilung sehnen und die der Liebes ihres Schöpfers bedürfen. Die Vergebung öffnet die Tür zu Deinem Käfig, sie ermöglicht es Dir, Deine Flügel auszubreiten, den Wind der Hoffnung zu spüren und sich in die Lüfte zu erheben. Vergebe und nehme mit Liebe das an, was der Herr Dir gibt. Obwohl es manchmal eine problematische Gabe ist, so erhältst Du sie nicht ohne Grund, denn Du sollst daran wachsen. Jedes Leiden hat einen Sinn. Nimmt man es mit Liebe an, so verwandelt es auch das rebellischste und härteste Herz. Obwohl mein Körper nicht wunderbar geheilt worden ist und die Krankheit mich noch lange, vielleicht sogar bis an mein Lebensende, begleiten wird, so habe ich doch durch die Vergebung und Akzeptanz eine Freiheit erlangt, die zu einem der wichtigsten Fundamente meiner Existenz geworden ist. Ich habe Gott wiedererlangt und seine unermessliche Liebe zu mir wiederentdeckt. Ich wünsche Dir Vergebung … und dass Du andere damit beschenken kannst, um sie zu glücklichen Menschen zu machen und selber glücklich zu werden.
Kinga Veröffentlicht im Februar 2012.
Read more Christian articles (Deutsch)
Empfehlen Sie diese Seite einem Freund!
|
|