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Autor: Martha und Adam, Selbst als wir uns noch nicht kannten, beteten wir bereits füreinander. Am Anfang unseres gemeinsamen Weges wurden wir auf einen Satz aus der Bibel aufmerksam gemacht, der für uns zum Lichtblick und Wegweiser wurde: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18, 20).
Wir beschlossen also, unsere Verbindung, unser Glück innerhalb dieses außergewöhnlichen ehelichen Dreiecks gemeinsam mit Jesus aufzubauen. Ihm überließen wir die Führung. Wir haben verstanden, was die Worte „versammelt im Namen Jesu“ für uns bedeuten: Wir sind durch das Ehesakrament verbunden. Im täglichen Leben geht es ganz konkret um die Umsetzung des neuen Gebotes Jesu, welches lautet: „(…) Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 15, 12). Wenn wir uns so lieben, dann ist Gott wahrhaft bei uns anwesend, Er ist das Band unserer Einheit. Er verbindet uns zu einem glücklichen Ehepaar, zu einer glücklichen Familie. Wir wollen ein paar Beispiele aus unserem gemeinsamen Eheleben anführen, die zeigen, wie wir versucht haben, nach dem Beispiel Jesu zu lieben, und welche Früchte das gebracht hat.
Martha: In einer bestimmten Ehe wurde immer wieder dieselbe Leier wiederholt: Ich räume auf, koche, wasche, kümmere mich um die Kinder und er kommt seit einem Jahr nicht dazu, den Hängeboden zu reparieren, das Zimmer anzustreichen usw. Eine ganze Liste voll mit Erwartungen. Diese Ehe existiert nicht mehr. Bei uns hat der Hängeboden verschiedene Etappen durchgemacht. Wir mussten eine bedingungslose Liebe erlernen. Ich selber habe in meinem Umfeld folgendes Ehemodell gesehen: sie eine aufopfernde Ehefrau, er ein Mann der Wissenschaft und des gesellschaftlichen Engagements. Ich dachte mir nur: Oh nein, bei mir wird es in der Ehe bestimmt nicht so sein. Ich werde meinen Mann garantiert nicht so bedienen und schon gar nicht seine schmutzigen Socken wegräumen. So dachte ich mir, dabei war ich zu dieser Zeit bereits sehr verliebt. Kurz vor Ostern, am Gründonnerstag, ging ich zusammen mit meinem Verlobten zum Gottesdienst und hörte dort bei der Lesung aus dem Evangelium die Worte Jesu: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen“ (Johannes 13, 14). Und in einem einzigen Augenblick verstand ich, dass es keine Vorbehalte, keine Bedingungen und keine Tätigkeiten geben darf, die ich nicht auszuführen bereit bin, weil es mir gerade nicht passt oder ich mir meine Ehe anders vorgestellt habe.
Adam: Die Liebe Gottes zeichnet sich besonders dadurch aus, dass Gott alle ohne Ausnahme liebt. Zu Anfang unserer Ehe bezogen wir eine kleine Wohnung. Meine Schwiegermutter wünschte uns bei ihrem ersten Besuch, dass sich jeder Gast bei uns wohlfühle. Wir haben uns dies sehr zu Herzen genommen.
Martha: Ganz wichtig ist in einer Ehe und Familie die Frage nach dem Maß der Liebe. Wann kann ich sagen: Mehr muss ich nicht tun? Jesus hat für uns sein Leben hingegeben. Wir sollen bereit dazu sein, dasselbe zu tun. Ähnlich wie Maria ihr Leben Jesus hingegeben hat, soll ich meine Zeit, meine Kräfte, Fähigkeiten meinem Mann und meinen Kindern im Alltag schenken. Dazu sind möglicherweise keine größeren Opfer nötig, aber vielleicht die Bereitschaft, auf eine Karriere zu verzichten. Die Medizin war schon immer meine Leidenschaft. Jetzt haben meine Freundinnen oftmals schon eine Zusatzqualifikation und Doktortitel, ich dagegen nur ein abgeschlossenes Studium. Die Aufopferung des eigenen Lebens im Alltag ist schwer und übersteigt oft meine Möglichkeiten. Es ist schon vorgekommen, dass ich Schneidebrett und Messer wutentbrannt auf den Boden geschmissen habe, weil ich wieder Schnitten für meinen Mann machen musste. Sicherlich war ich damals sehr müde, aber es gibt keine Entschuldigung, ich habe einfach zu wenig geliebt. Wenn man sein Leben aus Liebe hingibt, dann bedeutet das auch, dass man auf die Eigenliebe, auf seine Wünsche und Gewohnheiten verzichtet.
Adam: Sein Leben für jemanden anderen hinzugeben bedeutet, dass man den eigenen Egoismus überwindet, auf sein „Ich“ verzichtet. Es war an einem Abend, als wir beide vollkommen geschafft waren und die Küche voll von schmutzigem Geschirr war. Ich als Chemiker habe von Anfang an bei uns zu Hause die Rolle des Abspülers übernommen. Doch an diesem Abend wollte ich das Geschirr einfach liegen lassen und den Kopf nur noch auf mein Kissen legen. Dies bedeutete jedoch, dass ich das Geschirr Martha überlassen hätte. Und so sagte ich mit Sarkasmus zu mir selber: „Was soll’s, ich soll doch mein Leben für sie hingeben, was ist da schon das bisschen Spülen gegen?“
Martha: Wenn wir darüber sprechen, das Leben füreinander hinzugeben, nähern wir uns dem Geheimnis des Leidens. Wenn man verliebt ist, kann man sich gar nicht vorstellen, wie viel Schmerz man sich in Zukunft gegenseitig zufügen kann. Es kommt eine Zeit im Leben, wo wir entdecken, dass wir uns ohne die Hilfe Gottes nicht verstehen werden. Obwohl uns große Gefühle verbinden, obwohl wir wissen, wie wir miteinander umzugehen haben, wie wir uns aufrichtig unsere Erlebnisse mitteilen sollen, verstehen wir uns nicht. Zu einem bestimmten Zeitpunkt zeigt sich, dass wir ohne Gottes Hilfe nicht mehr vorankommen. Hier eröffnet sich die Chance, die aus dem Ehesakrament strömenden Gnaden besonders intensiv zu erfahren. Wir haben gelernt, dass die Konzentration auf die eigenen Gefühle uns nicht weiterbringt. Doch die Überschreitung des Schmerzes durch den einfachen Dienst am Nächsten – mit dem Ehegatten beginnend – gibt Kraft, alles durchzustehen.
Adam: Eine besondere Eigenschaft der ehelichen Liebe ist ihre Transparenz, ihre Reinheit. Ich habe da so eine Theorie, die besagt, dass es im Leben um strategisch wichtige Entscheidungen geht: Man muss wissen, was man sucht. Es ist gut, wenn die Frau, die mir gefällt, darauf verzichten kann, Begierde zu wecken. Und der Mann in der Lage ist, sein Verlangen zu beherrschen. Diese Fähigkeiten waren uns im Leben sehr behilflich. Wir haben drei Töchter. Als die Älteste unterwegs war, ging es sowohl dem Kind wie auch der Mutter sehr gut. Doch bei den folgenden Schwangerschaften trat sehr schnell die Gefahr einer Fehlgeburt auf. Der Arzt empfahl Martha, im Bett zu liegen und natürlich sexuell vollkommen enthaltsam zu leben. In diesem Augenblick übernahm ich für ein paar Monate die Rolle des alleinerziehenden Vaters, der sich um seine momentan nicht arbeitsfähige Frau kümmerte und dabei auch seiner eigenen beruflichen Arbeit nachgehen musste. Ein Aspekt dieser Situation war, dass wir neue Formen der Kontaktaufnahme finden mussten – andere Formen, unsere natürliche Sehnsucht nacheinander zu stillen, und zwar durch eine schwesterlich-brüderliche Art der Herzlichkeit und Zärtlichkeit, die an die Stelle der bräutlichen Zuneigung trat. Es sah so aus, dass ich, nachdem ich nach der Arbeit nach Hause kam, mich für das Wohlbefinden meiner Frau interessierte, ihr genau zuhörte, ihr Blumen schenkte (meine Frau mag das – sie ist sehr weiblich), sie herzte, ihr trotz Erschöpfung, denn zu dieser Zeit war ich sehr erschöpft, in die Augen schaute. Obwohl ich wie ein Roboter funktionierte, um alle Aufgaben zu erledigen, litt sie viel mehr als ich, denn sie konnte nur daliegen und sehen, wie viel noch zu tun ist, ohne eingreifen und helfen zu können. Sie konnte höchstens die Rolle einer Sekretärin übernehmen, die ihren Chef auf die nächsten Punkte in seinem Zeitplan erinnert: aufräumen, das Kind abholen … Und das war auch wirklich eine Hilfe, leider aber auch die einzige. Es kam vor, dass die Kinder sagten: Wir wollen nicht mehr, dass keiner da ist! Denn eine liegende Mutter, die nicht aufstehen darf, ist wie eine, die gar nicht da ist. Bei der Bewältigung von Wut und Frustrationen, die uns beide befallen konnten, half uns die Fähigkeit zur Kontrolle und Beherrschung sinnlicher Wünsche, die wir während der Verlobungszeit und auch bei der Anwendung der Natürlichen Familienplanung erworben hatten.
Martha: Für unsere Kinder war das eine sehr wichtige und natürliche Lektion über den Schutz des ungeborenen Lebens. Sie wissen, dass auch sie ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass ihre Schwester auf der Welt ist. Jedes neue Kind in der Familie bedeutet nicht nur eine Beziehung mehr, sondern es bringt auch eine Freude mit sich, die wir so nicht erwartet hätten. Jedes Mal, wenn ein Kind auf die Welt kommt, entdecke ich, dass es unsere Realität um sehr viel mehr bereichert, als ich es erwartet hätte. Um auf die Reinheit zurückzukommen, habe ich noch eine Anmerkung. Die Reinheit ist ohne die Hilfe Gottes gar nicht möglich; denn es handelt sich um etwas, was unsere Möglichkeiten überschreitet, da wir weder so stark noch so vollkommen sind. Der Beichtstuhl war, ist und wird auch immer notwendig sein. Die Gnade Gottes benötigen wir, um zu erkennen, welche Verhaltensweise die richtige ist und diese dann ins Leben umsetzen zu können, denn dies verlangt Selbstverleugnung. Und was ganz wichtig ist: Reinheit besteht nicht nur im Zurückhalten und Unterdrücken von Reflexen. Reinheit erweckt die Liebe. Sind etwa genitale Kontakte die einzige Möglichkeit, um Liebe auszudrücken? Bestehen wir denn nur aus Körpern, haben wir keine Fantasie oder Poesie in uns? Im Sakrament der Ehe schenkt Gott uns eine Kraft, die bewirkt, dass die eheliche Vereinigung nicht nur zur Freude für den Körper wird, sondern auch Schwierigkeiten und Leiden erträglich werden und die Opferbereitschaft steigt. Der reine, eheliche Geschlechtsakt ist ein Zeichen für das Ehesakrament, ein Höhepunkt der schöpferischen Liebe und Dankbarkeit. Gott hat uns so stark miteinander verbunden, so schön und nah, dass wir uns beinah körperlich, seelisch und emotional durchdringen. Manche bemerken diese transzendente Dimension der ehelichen Vereinigung nicht, doch verlieren sie dadurch nicht sehr viel? Und wofür überhaupt?
Martha und Adam
Veröffentlicht im Februar 2012.
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