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Autor: Grzegorz Kucharczyk, Die Verfassung Indonesiens garantiert den Christen (und vier weiteren “anerkannten” Religionen) die Glaubensfreiheit. Doch das tägliche Leben - wie es bei der Mehrheit der islamischen Länder der Fall ist - unterscheidet sich erheblich davon (So ist es für Christen unmöglich, höhere Stellungen in der Verwaltung des Landes einzunehmen oder höhere Dienstgrade beim Militär zu erlangen). Indonesien ist das bevölkerungsreichste islamische Land der Welt. Es leben dort über 200 Millionen Menschen, wobei 10% davon (also ca. 20 Millionen) Christen sind. Die Mehrheit der indonesischen Christen ist katholisch. Die Verfassung Indonesiens garantiert den Christen (und vier weiteren “anerkannten” Religionen) Glaubensfreiheit. Doch das tägliche Leben - wie es bei der Mehrheit der islamischen Länder der Fall ist - unterscheidet sich erheblich davon (So ist es für Christen unmöglich, höhere Stellungen in der Verwaltung des Landes einzunehmen oder höhere Dienstgrade beim Militär zu erlangen). Das, was in der Verfassung des Landes als Recht deklariert wird, dem wird in den einzelnen Provinzen Indonesiens durch örtliche, militante islamische Gruppierungen in radikaler Weise widersprochen. Aussagekräftig sind hier die statistischen Angaben; man braucht nur zu erwähnen, dass in den Jahren 1978-1998 in Indonesien 385 Katholische Kirchen zerstört wurden (118 davon allein in den Jahren zwischen 1996 und 1998). Der Hass gegen die Christen erklärt sich nicht nur allein aus der Tatsache, dass man sie als “Ungläubige” ansieht. Es kommen noch ethnische und ökonomische Faktoren hinzu. Die Mehrheit der indonesischen Christen ist chinesisch (ihrer Herkunft nach). In Indonesien befindet sich 80% des Privateigentums in den Händen dieser Gruppe, die als besonders arbeitsam und tüchtig angesehen wird. Deshalb fällt es nicht schwer, Menschen zu Angriffen auf die Christen zu überreden, um sie, den Empfehlungen des Koran gemäß, wegen ihres “Heidentums” zu bestrafen, und ihnen des Weiteren als “Ausbeuter der indonesischen Bevölkerung” eine Lehre zu erteilen und Gerechtigkeit walten zu lassen. Der letztere Aufruf wird oftmals von der Regierung benutzt, um einen Sündenbock für die öffentliche Meinung parat zu haben, auf den man die Verantwortung für Missstände in der Wirtschaft und für politische Unruhen abwälzen kann. Die Eskalation der Übergriffe auf Christen in den Jahren 1996 - 1998 hatte genau diesen Hintergrund: einerseits die asiatische Wirtschaftskrise (die eine Erhöhung der Arbeitslosenquote und eine Schwächung der Währung zufolge hatte) und andererseits die Entmachtung des langjährigen Diktators des Landes, General Suharto, im Jahre 1998. Im Oktober des Jahres 1996 kam es auf der Insel Java zu Pogromen gegen Christen. Am 10.10.1996 brannte eine Schar Muslime in der Stadt Situbondo in Ost-Java 30 Kirchen nieder. Es kamen dabei sechs Menschen ums Leben, die in ihren brennenden Kirchen eingeschlossen waren. Im Dezember des Jahres 1996 breiteten sich die Unruhen auch auf den Westen der Insel aus. 13 Kirchen und eine Schule wurden in der Stadt Tasik Malaya niedergebrannt und das ausgerechnet am zweiten Weihnachtstag. In der Ortschaft Manang drangen 50 Muslime während der Weihnachtsmette in eine Katholische Kirche ein. Der Pfarrer wurde dabei brutal niedergeschlagen. Die Gewalt gegen Christen kam auch in der Hauptstadt Indonesiens, in Jakarta, zum Ausbruch. Am Sonntag, den 22. November 1998, verbrannten Scharen von Muslimen 13 Kirchen und töteten 13 Christen. Die Angreifer schrien dabei: “Wir sind die islamischen Herren und sie sind Christen-Schweine”, “Tod allen Heiden!“ Derzeit kommt es zu den grausamsten Christenverfolgungen in Indonesien auf der Inselgruppe der Molukken. Seit 1999 gehört die Inselgruppe (zum ganzen Archipel gehören über 1000 Inseln) zum Aktionsgebiet einer terroristischen Vereinigung mit dem Namen Laskar Jihad (was soviel bedeutet wie “Krieger des Heiligen Krieges“). Diese Gruppierung trägt die Verantwortung für den Tod von über 5000 Christen und die erzwungene Emigration von über 500.000 Menschen, die das Angebot der Terroristen - die Bekehrung zum Islam - nicht annehmen wollten. Die Vorgehensweise der Krieger des heiligen Jihad auf den Molukken ist überall dieselbe. Bevorzugt werden “Bekehrungen” ganzer Dörfer. Die Bewohner (meistens Katholiken) bekommen ein Ultimatum gestellt: entweder der Islam oder der Tod. Zu dieser Art der “Bekehrung” gehört die obligatorische Beschneidung, die auch, was besonders grausam ist, die Frauen betrifft (Diese Praktiken sind beispielsweise auf den Inseln Kesuwi und Teor dokumentiert). Beachtenswert ist hierbei die Tatsache, dass die islamischen Kämpfer des Jihad die “Religion des Propheten” auf diese Art und Weise ausbreiten, ohne dass die indonesische Armee, die doch die Sicherheit der christlichen Bürger gewährleisten sollte, eingreifen würde. Es sind aber auch Fälle bekannt, wo die Armee ihre passive Stellung aufgab und sich einmischte. Nur bedeutete dies, dass sie aufseiten der Terroristen an der Ermordung der Christen auf den Molukken teilnahm. Am 19. Juni 2000 stießen Einheiten der indonesischen Armee zu einem von den islamischen Terroristen im Dorf Duma auf der Insel Halmahera organisierten Massaker an Christen hinzu. 208 Einwohner des Dorfes, die in ihrer Kirche Zuflucht suchten, wurden dort bestialisch von den Kriegern des Jihad und den sie unterstützenden Soldaten des Bataillons Nr. 511 und 512 der indonesischen Armee umgebracht. Diejenigen Einwohner, die überlebten und ins Krankenhaus in Manado auf der Insel Sulawesi gelangten, baten die sie besuchende Vizepräsidentin, Frau Megawati Sukarnopuri, um Intervention. Sie entgegnete jedoch: “Das gehört nicht zu meinem Aufgabenbereich“… Fast 25 Jahre lang musste die katholische Bevölkerung Ost-Timors dasselbe erleiden, was die Christen auf den Molukken erlebten. Bis zum Jahre 1975 war der östliche Teil der Insel portugiesische Kolonie. Nach dem Ende der Kolonialherrschaft verkündete Ost-Timor seine Unabhängigkeit. Diese Tatsache wurde von Indonesien unter General Suharto nicht anerkannt. Im Jahre 1976 kam es infolge dessen zur Invasion und anschließend zur Annexion Ost-Timors. Das war der Anfang einer bis zum Jahre 2002 andauernden Hölle für die Bevölkerung Timors. Man schätzt, dass zur Zeit der indonesischen Herrschaft in Ost-Timor fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung dieses Gebietes ums Leben gekommen ist. Im Jahre 1989 appellierte Bischof Carlos Bello aus Dili, der Hauptstadt Ost-Timors, an den Generalsekretär der UNO um eine internationale Intervention auf der Insel und Unterstützung der Unabhängigkeitsbestrebungen der Bevölkerung Timors. In diesem Appell findet man die erschütternden Worte: “Als Volk und Nation sterben wir.” Die schwierigsten Jahre hindurch war die Katholische Kirche für die Bevölkerung Timors die einzige Stütze und das Fundament ihrer nationalen Identität. In den ersten Jahren nach der Errichtung der indonesischen Herrschaft war Bischof Martinho da Costa Lopes ein unbeugsamer Verfechter der Rechte der Bevölkerung Timors. Im Jahre 1983 wurde er von der Regierung in Jakarta gezwungen, das Land zu verlassen. Sein Nachfolger im Bischofsamt wurde der bereits erwähnte Bischof Carlos Bello, der seit Jahren weltweit als Symbol der Unabhängigkeitsbestrebungen in Ost-Timor angesehen wird. Der Kampf wurde hauptsächlich mit friedlichen Mitteln geführt, an oberster Stelle stand neben friedlichen Demonstrationen das Gebet - für die Angehörigen und die Feinde. Im Jahre 1996 erhielt Bischof Bello den Friedensnobelpreis. Die Kirche sorgte in den Jahren der indonesischen Okkupation außerdem auch dafür, dass das kulturelle Erbe Ost-Timors erhalten blieb, vor allem die Sprache (der Dialekt Tetun), die sich von der durch die Okkupanten aufgezwungenen Sprache Bahasa (Amtssprache Indonesiens) wesentlich unterscheidet. In diesem Zusammenhang war die Entscheidung von Bischof Bello, die Heiligen Messen in der Sprache Tetun abzuhalten, ein Zeichen des Widerstands gegen die von Jakarta ausgehende Politik der Denationalisierung der Bewohner Ost-Timors. Eine weitere Symbolgestalt des friedlichen Kampfes Timors um seine Unabhängigkeit ist Schwester Maria Lourdes, eine katholische Nonne, die auch als “Mutter Theresa Ost-Timors” bezeichnet wird. Das von ihr gegründete Institut der Brüder und Schwestern in Christus ist seit 20 Jahren karitativ allen in Not geratenen Einwohnern Timors behilflich. Diese Hilfe erwies sich vor allem in den letzten, blutigen Jahren der indonesischen Okkupation als sehr notwendig. Als im Jahre 1998 der indonesische Diktator General Suharto entmachtet wurde, bot sich eine Möglichkeit, die Träume von der Unabhängigkeit Ost-Timors zu verwirklichen. Am 30. August des Jahres 1999 wurde unter dem Patronat der UNO ein Referendum durchgeführt, bei dem 78% der Teilnehmenden für die Unabhängigkeit ihres Landes stimmten (die Frequenz lag bei 98%). Als Antwort darauf begann die indonesische Armee mit einer breit angelegten Aktion der Ausrottung der Bevölkerung Ost-Timors. Das Präludium fand bereits vor dem Referendum im April des Jahres 1999 statt, als islamische Kampftruppen zusammen mit einigen Abteilungen der indonesischen Militärkräfte über 200 Christen in der Stadt Liquica ermordeten. Bischof Bello schätzt, dass in den ersten Monaten nach dem Referendum über die Unabhängigkeit Ost-Timors an die 10.000 Christen von Muslimen ermordet und an die 200.000 gezwungen worden sind, ihre Häuser zu verlassen. Erst die Ankunft der internationalen Friedenskräfte machte den blutigen Verfolgungen ein Ende. Im Mai des Jahres 2002 wurde Ost-Timor offiziell zu einem unabhängigen Staat. Pater Francisco Maria Fernandez, einer der Anführer der Unabhängigkeitsbewegung Ost-Timors, kehrte nach einer fast 25 Jahre lang dauernden Verbannung in seine Heimat zurück und wurde von ausländischen Journalisten gefragt, ob er in all den Jahren der Verbannung überhaupt daran geglaubt habe, dass sein Land irgendwann einmal die Freiheit wiedererlangen wird. Er antwortete: “Überall auf der Welt fragten mich die Menschen während unseres Kampfes: ‘Warum machst Du das überhaupt noch? Eure Sache hat keine Chance. Die Welt wird euch niemals helfen und eure Feinde werden es niemals zulassen, dass ihr euch trennt. Warum gebt ihr nicht auf?’ Aber wir hatten etwas, an das diese Menschen nicht dachten: Wir vertrauten auf Gott. Das ist ein Sieg des Glaubens.” G. Kucharczyk Veröffentlicht im Februar 2012.
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