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Antikirchliche Propaganda (1. Teil)
   

Autor: Grzegorz Kucharczyk,
Liebt einander! 1/2014 → Geschichte



Lesen Sie bitte auch 2. Teil.

Antikatholische Propaganda existiert schon so lange, wie es die Kirche gibt. Es war schon immer so, dass Zeiten des Krieges gegen die Kirche von einer antikatholischen Propaganda begleitet wurden, manchmal war auch diese Propaganda gegen die Katholiken bereits vorangegangen. Dies hat jedoch der Erlöser vorausgesagt, als er zu den Aposteln sagte, dass „die Menschen Lügen über sie verbreiten werden.“ Die ganze Geschichte der Kirche bestätigt die Worte ihres Gründers.

Schon im Zeitalter der römischen Christenverfolgungen, als die Kirche gezwungen war, sich in die Katakomben zu begeben, streute man Gerüchte aus, die Christen würden dort Kannibalismus treiben. So stellte man nämlich – zu Propagandazwecken – das Wesen der heiligen Messfeier dar, während der der Leib und das Blut Christi verzehrt werden.

In der Neuzeit war das Zeitalter der Reformation (im 16. Jahrhundert) eine wahre Explosion der antikatholischen Propaganda. Die Propaganda nahm verschiedene Formen an und wurde von den weltlichen Machthabern (denjenigen, die zum Protestantismus übergegangen waren) sowie der sich rasend ausbreitenden Entwicklung des Buchdrucks, einer damals bahnbrechenden Entdeckung, unterstützt.

Die protestantische Propaganda schmähte die Kirche sowohl „in ihrem Haupt als auch in ihren Gliedern“, das heißt, man attackierte den Papst, die Bischöfe und auch die Gläubigen. Man griff nicht nur die zeitgenössische Kirche an, sondern „bearbeitete“ den eigenen Propagandazwecken entsprechend die Geschichte der Kirche.

Jahrhundertelang waren „sensationelle Entdeckungen“ ein fester Bestandteil der antikatholischen Propaganda. Meistens betrafen sie den angeblichen moralischen Verfall der Geistlichkeit. Die Entdeckungen der „düsteren Geheimnisse“ katholischer Klöster fielen massenweise in die Zeit der Reformation. Als der englische König Henry VIII. anfing, die Besitztümer der auf den Inseln arbeitenden katholischen Klöster zu konfiszieren, setzte sein Minister Thomas Cromwell, der für die antikatholische Propaganda zuständig war, eine ganze Reihe von Publikationen in Gang. Diese berichteten, aufgebaut auf fadenscheinigen Argumenten, von grauenerregenden Entdeckungen in den Klostergebäuden, die die königlichen Beamten gemacht haben sollten. Wieviele Berichte wurden damals veröffentlicht, in denen die Propaganda-Mitarbeiter des „lüsternen Königs“ von Tausenden kleinen Skeletten erzählten, die sie in den Klostergewölben gefunden haben wollten – den Überresten von Kindern, die von der in Ausschweifungen badenden katholischen Geistlichkeit gezeugt worden sein sollten.

Parallel dazu erschienen in den protestantischen Kreisen literarische Erzählungen wie „Alle Geliebten des Kardinals“. Die römische Kurie war ein häufiges Ziel von Propagandabemühungen, die beweisen sollten, dass diese in Diensten der „Großen Hure“ (also des Papsttums) stehen würde. Man kann nicht leugnen, dass im Fall der Hofhaltung einiger Päpste die Vorwürfe einer zu weltlichen Lebensführung nur allzu sehr bestätigt wurden. Eine alte Regel der erfolgreichen Propaganda besagt jedoch, dass sie (insbesondere die Antipropaganda) am wirksamsten ist, wenn sie wenigstens auf einem, wenn auch nur sehr schwachen, wahren Element basiert.

Die protestantischen Länder wurden damals von Kupferstichen überschwemmt (darin zeigte sich die Neuheit des Buchdruckes, denn man konnte die Adressaten nun auch mithilfe des Bildes erreichen), die den Papst als Antichrist oder als den Teufel selbst zeigten. Zu den typische Propagandakniffen gehörte die sogenannte Animalisation, das heißt, man verglich die kirchlichen Oberhäupter mit Tieren. Oftmals finden sich auf Kupferstichen aus dem 16. Jahrhundert, die in protestantischen Kreisen entstanden sind, katholische Bischöfe mit Köpfen von Hunden, Wölfen, Füchsen oder Ziegenböcken. Dies sollte die negativsten Konnotationen heraufbeschwören (listig wie ein Fuchs, gierig wie ein Wolf, nachgiebig wie ein Hund, ausschweifend wie ein Ziegenbock).

Wie schon erwähnt, zielte die antikatholische Propaganda im Zeitalter der Reformation auch gegen die katholische Bevölkerung im Allgemeinen. In diesem Zusammenhang bediente man sich der Entdeckung der Neuen Welt durch Christopher Kolumbus und andere Entdecker. Damit verbunden war der Konkurrenzkampf zwischen den mächtigen europäischen Seefahrernationen um den Einflussbereich und die Teilung der natürlichen Vorkommen in Amerika sowie auf den anderen kürzlich entdeckten Kontinenten. Zwei dieser Nationen gehörten der protestantischen Seite an: England und die Niederlande. Um ihr „höheres moralisches Recht“ auf Kolonien in der Neuen Welt zu begründen, erarbeitete man eine „schwarze Legende“ der Kolonisation Nord- und Südamerikas durch die katholischen Mächte Spanien und Portugal.

Auch in diesem Fall basierte der Erfolg der Propaganda gegen die katholischen Länder darauf, dass es tatsächlich nicht an schlimmen Verhaltensweisen seitens der spanischen oder portugiesischen Eroberer fehlte, die bei ihrer Suche nach dem sagenumwobenen El Dorado („der Stadt aus Gold“) nicht vor der Ermordung unschuldiger Indios zurückschreckten; es gab auch grausame Kolonialherren aus diesen Ländern.

Dabei verschwieg die englische und holländische Propaganda allerdings vollkommen die Tatsache, dass die Päpste des 16. Jahrhunderts diese Straftaten verurteilten. Auch die katholischen Schriftsteller, die als erste von den Übergriffen und Verbrechen, die die spanischen (und portugiesischen) Kolonialherren in der Neuen Welt begingen, in Europa berichteten, wurden übergangen. Darunter befindet sich auch das erwähnenswerte Werk des Dominikaners Bartolomé de Las Casas. Die Verantwortlichen für die Propaganda sagten also die Wahrheit (es gab Missbräuche und Verbrechen), aber sie sagten nicht die ganze Wahrheit (beispielsweise darüber, dass die Kirche ganz entschieden die Indianerverfolgung verurteilte und gegen die Versklavung derselben plädierte). Darüber hinaus verschwieg die englische und holländische Propaganda zwei ganz wesentliche Tatsachen: den blutigen Charakter der meisten der präkolumbianischen Kulturen Amerikas, sowie ihr eigenes Verhalten gegenüber den Indianern.

Der heftige Propagandaangriff gegen die katholischen Staaten ging Hand in Hand mit der Entwicklung des Mythos vom „guten Wilden“, der dann von der Aufklärung aufgegriffen wurde. Demnach schufen die Indianer vor der Ankunft der Europäer (d.h. der „bösen katholischen Europäer“) wundervolle, friedliche, zutiefst humane Zivilisationen, die brutal von den katholischen Eroberern zerstört wurden.  Dies war die Version, die für Propagandazwecke bestimmt war. Sie verschwieg jedoch so unliebsame Tatsachen wie Menschenopfer, die in der Zivilisation der Azteken an der Tagesordnung waren (und das zu Tausenden). Man ließ auch außer Acht, dass die Staaten der Inkas und Azteken Imperien waren, die durch die Unterjochung schwächerer Indianerstämme entstanden waren. Diese betrachteten die Ankunft der Eroberer als eine Gelegenheit zur Befreiung von der Herrschaft der Inkas oder Azteken (hier ist auch die Erklärung dafür zu finden, warum diese Staaten wie Kartenhäuser in sich zusammenfielen angesichts zahlenmäßig kleiner Gruppen von Eroberern). Doch der Propaganda-Mythos vom „guten Wilden“ diente ja nicht dazu, eine historische Tatsache darzustellen, sondern sollte das ganze Evangelisationswerk in der Neuen Welt, welches die Kirche dort seit dem Jahr 1492 durchführte, infrage stellen.

Die protestantischen Propagandabetreiber, die alle schlechten Dinge, die in den Überseekolonien der katholischen Staaten vor sich gingen, aufzeigten, erwähnten mit keinem Wort, welches Kolonisationssystem die protestantischen Staaten in den neu entdeckten Kontinenten anwandten. Man sucht dort vergeblich nach Berichten darüber, dass die von den Buren (den holländischen Kolonialherren) in Süd-Afrika praktizierte Vorgehensweise gegenüber der schwarzen Bevölkerung von einer programmmäßigen Verachtung geprägt war. Aus der calvinistischen Theologie entwickelten sich dann die Grundlagen für die Apartheid-Politik, die erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts überwunden werden konnte.

Ein ähnliches Stillschweigen legte sich über die Behandlung der Indianer in den englischen Kolonien in Nord-Amerika. Auch dort finden wir die Vorgehensweise, die wir schon aus den holländischen Kolonien kennen: eine radikale Trennung der Kolonisten von den Einheimischen. Dabei wurden die Indianer als „Menschen einer niederen Rasse“ behandelt. Sowohl in den spanischen, als auch in den portugiesischen Kolonien war die sogenannte Mestizierung, d.h. die Vermischung der ankommenden Europäer mit den Indianern an der Tagesordnung (aus solchen Verbindungen gingen Mestizen hervor). In den englischen Kolonien in Amerika fand kein analoger Prozess statt. Die schöne Legende von der Prinzessin Pocahontas war eben nur eine schöne Legende.

Wie bereits erwähnt, zeichnete sich das Zeitalter der Reformation durch eine eigentümliche „Überarbeitung“ der katholischen Kirchengeschichte aus. In diese Zeit fällt die Entstehung weiterer „schwarzer Legenden“: der Inquisition, der Kreuzzüge und des Mittelalters schlechthin. In der protestantischen Geschichtsschreibung tauchen seit dem 16. Jahrhundert „Verliese der Inquisition“ auf, in denen angeblich Hunderttausende Opfer gefangen gehalten wurden, die dann ausnahmslos am Scheiterhaufen endeten. In Wahrheit konnte keine Rede von Hunderttausenden von Opfern sein, und die Mehrzahl der Beschuldigten erhielt typische Bußstrafen (Gebete, Wallfahrten). Die „Verliese“ waren den damaligen Verhältnissen entsprechend ganz hinnehmbar, denn es fehlte beispielsweise in Spanien nicht an Menschen, die sich selbst der Häresie anklagten, um bloß staatlichen Gefängnissen zu entgehen und in den Arrest der spanischen Inquisition zu geraten.  

Die protestantischen Autoren waren die ersten, die die die Kreuzzüge als Ausdruck der Aggression und Eroberungslust der „Papisten“ (Katholiken) bezeichneten, und nicht als einen Versuch, den bedrohten Christen im Osten Hilfe zu bringen und die christliche Gemeinschaft vor einer erneuten Welle der islamischen Expansion zu schützen. Als in den Zeiten Martin Luthers die Türkei unter der Regierung Suleimans des Prächtigen noch einmal einen Marsch tief in Richtung des christlichen Europas unternahm, im Jahre 1526 Ungarn einnahm, und ein paar Jahre später vor den Mauern Wiens stand (es war die erste Belagerung der österreichischen Hauptstadt durch das islamische Heer), da rief der Schöpfer der Reformation seine Bekenner nicht dazu auf, zu den Waffen zu greifen und den bedrohten Christen in Ungarn und Österreich zuhilfe zu kommen. Ganz im Gegenteil: Luther war der Meinung, der türkische Überfall sei eine gerechte Heimsuchung Gottes, die die „Papisten“ treffen sollte.

Forscher, die sich mit dem Phänomen der Propaganda beschäftigen, weisen einstimmig darauf hin, dass eines der am meisten durch Propagandabetreiber verwendeten Motive die Furcht ist. Was die antikatholische Propaganda aus der Zeit der Reformation anbetrifft, so versuchte man, dieses Ziel durch die Verbreitung einer Verschwörungstheorie bezüglich der Jesuiten zu erreichen. Es war die erste große Verschwörungstheorie im neuzeitlichen Europa.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts fand in den protestantischen Ländern eine Schrift mit dem Titel Monita secreta (Geheime Ermahnungen) große Verbreitung. In einer Aura von Sensationslust informierte diese Schrift über die Entdeckung des „wahren“ Plans der Weltherrschaft durch die Jesuiten. Den vom heiligen Ignatius von Loyola gegründeten Orden hielten alle protestantischen Kreise (nachfolgend die Aufklärer und Liberalen) für die Ausgeburt all dessen, was am Katholizismus schlecht war. Den Jesuiten legte man alles zur Last: Kosmopolitismus, Gier, Verführung reicher Witwen, um ein für den Orden vorteilhaftes Testament zu erwirken, und sogar das Ansichreißen der Macht über die Kirche durch den sogenannten schwarzen Papst, der im Gegensatz zum „weißen Papst“ (den die Welt sieht), der wahre Beherrscher der Kirche sein sollte. Die Propaganda gegen die Jesuiten nahm im Zeitalter der Reformation ihren Anfang und setzte sich in den nachfolgenden Jahrhunderten unvermindert fort.

Lesen Sie bitte auch 2. Teil.





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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Februar 2018.



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