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Autor: Teresa Tyszkiewicz, Als Papst Johannes Paul II. am 26. Oktober 1980 den italienischen Juristen Bartolo Longo selig sprach, wusste kaum jemand, wer der neue Selige ist. Auch hatte kaum jemand davon gehört, was das Sanktuarium des Heiligen Rosenkranzes in Pompei ist. Im Dienst des BösenBartolo wurde am 10. Februar 1841 in Latiano, Italien, geboren, in einer intel- ligenten, sehr religiösen Familie. Man kümmerte sich um die religiöse und umfassende Bildung des begabten und talentierten Sohns. Als Bartolo im Jahre 1858 sein Jurastudium an der Universität Neapel aufnahm, wurde sein Glauben, den er durch sein bisheriges sicheres, geordnetes familiäres Umfeld entwickelt hatte, auf eine harte Probe gestellt, an der der junge Mann scheiterte. Es war dies eine Zeit großen ideologischen Aufruhrs in ganz Europa, der sich aber ganz besonders deutlich in Italien abzeichnete. Die Hochschulen waren zu der Zeit Brutstätten neuer, umstürzleri- scher philosophischer und gesellschaftlicher Ansichten: Atheismus, Liberalismus und Antiklerikalismus griffen um sich. Bartolo beteiligte sich auch am lebhaften Studentenleben, blieb aber in zwei Bereichen den einmal anerkannten Werten treu: den Verpflichtungen seines Studiums sowie der Wertschätzung gegenüber Frauen. Doch der Spiritismus, der zu dieser Zeit die Form einer neuen Religion mit all ihren spezifischen Ritualen und obligatorischen Versammlungen angenommen hatte, nahm ihn immer mehr ein. Man begann, den jungen, intelligenten Mann zu bemerken, anzuhören und ihm sogar die Leitung der Versammlungen zu übertragen. Bartolo tauchte immer tiefer in diese zu Gott im Widerspruch stehende Welt ein, auch wurde er immer aktiver in der Bekämpfung der christlichen Religion. Man schlug ihm eine Zeit der Formation und Initiation als Priester der neuen Religion vor. Nach einer Vorbereitungszeit legte Bartolo so während einer geheimen Zeremonie das Gelübde ab, dass er von nun an der „neuen Religion“ dienen werde. Er verstand, dass dies ein Dienst für den Satan war, aber er war so von seinem Hass auf die Kirche beherrscht und gleichzeitig fasziniert von der Atmosphäre der Kundgebungen, auf denen man die Abschaffung der Kirche und die Vertreibung des Papstes aus Italien forderte, dass dieses Bewusstsein für ihn kein Hindernis darstellte. Doch er fand in diesem Engagement im Dienst des Bösen nicht das, was er am meisten suchte: die Wahrheit. Auch stellte sich nicht – das für ihn sehr notwendige- Gefühl der Ordnung und des inneren Friedens ein. Ganz im Gegenteil, er baute gesundheitlich ab, magerte ab und wurde immer schwächer; nachts brachte ihm sein Nervensystem, das bis zum Zerreißen gespannt war, statt Schlaf teuflische Visionen und Selbstmordgedanken. In diesem Geisteszustand, den Bartolo nur für gewisse Schwierigkeiten auf seinem neuen Lebensweg hielt, wandte er sich an seinen Freund, den glühenden Katholiken Vincenzo Pele, und bat ihn um Rat. Dieser verstand sofort den Ernst der Situation und stellte die Sache radikal klar: Wenn Bartolo nicht zu Jesus zurückkehren würde, würde er im Irrenhaus landen. Pele organisierte umgehend einen Kreis von gläubigen Freunden und Bekannten, damit diese für den im Spiritismus versunkenen Freund beteten, jenem selbst aber rang er das Versprechen ab, sich mit einem aufgeklärten Dominikaner zu treffen, Pater Albert Radent. So begann der Kampf um die Seele Bartolos: Auf der einen Seite rief ihn der liebende Jesus, der ihn mit dem ewigen Leben beschenken wollte, auf der anderen schufen alte Gewohnheiten und neue Versuchungen eine Illusion von Vergnügen und Glück. Schließlich kehrte Bartolo im Juni 1865 zu Jesus zurück; nach vielen Gesprächen, Überlegungen und Gebeten erhielt er die Absolution, empfing die hl. Kommunion und begann seinen diesmal wahrhaftigen Weg im Dienst für Gott. Die geistliche Rekonvaleszenz Bartolos dauerte jedoch noch eine gewisse Weile an. Glücklicherweise durchlebte er sie unter dem fürsorglichen Auge seines Beichtvaters, Pater Albert Radent, der mit seiner seelsorglichen Intuition erkannte, dass Gott mit seinem Beichtkind besondere Pläne hatte. Er fühlte, dass Bartolos Berufung nicht die Ehe war, und als Bartolo sich gefühlsmäßig in die Beziehung mit einer Bekannten zu engagieren begann, riet der Beichtvater, der durchaus um die Vorzüge der Erwählten wusste, seinem Pönitenten von dieser Beziehung ab. Gleichzeitig war es Pater Albert bewusst, dass weder das geweihte Leben noch das Priestertum Bartolos Weg sein würde. Was Gott für ihn vorgesehen hatte und welches Zeichen er geben würde, damit Bartolo und sein Seelenführer verstünden, dass genau dies der Wille Gottes war, all das musste man der Vorsehung anvertrauen. Auf dem Weg der BerufungWährenddessen legte der Neubekehrte Gott gegenüber das Versprechen ab, nur Ihm allein zu dienen, und versuchte eifrig, Bedürftigen zu helfen, in Erinnerung daran, dass „wir […] sein Gebilde [sind], in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“ (Eph 2,10). Der Beruf des Anwalts begann, ihn zu quälen; allzu oft musste er gegen sein Gewissen eindeutige Verbrecher verteidigen, die eine gerechte Strafe verdienten. Bartolo nahm eine engere Beziehung zu einer Gruppe von Menschen auf, die viel Gutes für Kranke und Arme taten und sich häufig zum Gebet für die Anliegen ihrer Schützlinge versammelten. Zu letzteren Menschen gehörte auch Marianna de Fusco, eine Witwe mit fünf Kindern, die trotz Grundbesitzvermögens am Rande der Armut lebte. Jenes Vermögen, das über die ganze Region verstreut war, war an verschiedene Bauern verpachtet, die seit Jahren die Gebühren für die Pacht nicht gezahlt hatten. Der Eigentümerin fehlte es sogar an Mitteln für den Erhalt ihres Hauses und die Erziehung ihrer Kinder. Bartolo Longo machte sich mit der Situation Mariannas, die er sehr gern gewonnen hatte, vertraut, und schlug ihr vor, ihre Interessen zu ordnen und zu vertreten. Fürs Erste sollten Verhandlungen mit den Pächtern der Besitztümer in der Gegend von Pompei anstehen. Bartolo fuhr für zwei Tage zu der ihm unbekannten Ortschaft, um dort seine Anliegen zu erledigen, aber er blieb nahezu bis zum Ende seines Lebens. Die Hand Gottes hatte ihn dorthin geführt, damit er die für ihn vorgesehene Mission erfüllte. Pompei machte auf den Ankömmling einen furchtbaren Eindruck: Die Bevölkerung war heidnisch geworden, in Dunkelheit und Aberglauben versunken, in der Gegend grassierten Gruppen von Straßenräubern, die kleine Kirche war nahezu eine Ruine, der Altar von Borkenkäfern zerfressen, der Priester von der Gleichgültigkeit seiner Pfarrkinder entmutigt… Bartolo verstand, dass dies sein Platz war: Hier waren nicht die Besitztümer Mariannas zurückzugewinnen, sondern die Seelen der Menschen für Gott durch Maria, die Königin des Rosenkranzes. Er fing an, indem er eine Rosenkranzgruppe gründete – da zeigte sich, dass die Interessenten noch nicht einmal das Gegrüßet seist du Maria sprechen konnten. Eines Tages geriet Bartolo in Zweifel über den von ihm gewählten Weg. Genau da ließ der Satan einen Angriff auf ihn los: „Du hast gelobt, mir als Priester zu dienen. Dieses Gelübde besteht noch: Du bist mein!“ Bartolo war dem Wahnsinn nahe. Er kam erst zu sich, als er sich an die Worte erinnerte, die er während eines Gebets gehört hatte: „Wenn du dir die Erlösung sichern willst, dann verbreite den Rosenkranz. Denk an das Versprechen Mariens: Wer den Rosenkranz verbreitet, wird nicht verloren gehen!“ Mit neuem Eifer nahm Bartolo also seine Bemühungen um die Rettung der Menschenseelen und die Verbreitung des Rosenkranzgebets in Pompei und in dessen Umgebung auf. Um Pfarrmitglieder für die Idee der Gründung einer Rosenkranzbruderschaft zu gewinnen, beschloss er, zusammen mit einem davon begeisterten Priester ein Fest auszurichten. Leider machte furchtbares Wetter alles zunichte. Um eine Bruderschaft zu gründen, war ein Bild der Muttergottes vom Rosenkranz notwendig; die bisherige Papierlithografie, die in der Kirche hing, war nämlich zu nichts mehr zu gebrauchen. Durch verschiedene Bemühungen gelang es, ein großes Ölgemälde zu bekommen, das allerdings beinahe zerfallen war. Gott jedoch zeigte, dass ihm die Bekehrung der verirrten Schäfchen am Herzen lag: Der Maler, der die Restaurierung des Bildes übernehmen sollte, führte seine Arbeit durch einen Anstoß der Gnade unentgeltlich durch. Zur Gründungsfeier der Bruderschaft erschien Bischof Formisano; während der Gespräche über die Notwendigkeit der Kirchenrenovierung entschied der Hierarch, es sei schade um das Geld für die Renovierung des kleinen und verfallenen Kirchleins, und es solle stattdessen eine neue, große Kirche gebaut werden. Die Ehre Gottes begann sich durch die Lippen der Betenden zu verbreiten, und nichts konnte mehr die Welle der Bekehrungen aufhalten. Immer neue Aufgaben„Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil gekommen sind, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und für alle ist er gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist“ (2.Korinther 5, 14-15). Es gab nicht einen Augenblick zu verlieren – es galt, sich selbst zu verleugnen und alle Kräfte für die Rettung der Sünder einzusetzen. Die Muttergottes überraschte ihren Apostel mit immer neuen Aufgaben: der Organisation einer breit angelegten Aktion, um Mittel für die neue Kirche aufzubringen, dem Baubeginn, dem Rosenkranzapostolat - und das war noch nicht alles, obwohl es jeden Tag restlos ausfüllen konnte. Bartolo wollte jedoch nur für Jesus leben und bemühte sich, jeder Herausforderung gerecht zu werden. Der Anblick von Scharen von zerlumpten Kindern ohne Obhut, Schule und religiöse Erziehung drängte Bartolo, sich ihrer Zukunft anzunehmen. Nacheinander entstanden Kinderheime, Kindergärten, Schulen, Werkstätten und Betriebe für die Waisen in Pompeji und Umgebung. Die Kollekte für den Bau der Kirche war immer erfolgreicher, in dem Maße, wie die besonderen Gnaden der Muttergottes vom Rosenkranz auf die Wohltäter niederkamen. Diese Gnaden wurden immer zahlreicher, sie machten das Bild der Muttergottes von Pompei überall bekannt; und die Menschen bekehrten sich immer zahlreicher, brachen mit der Sünde und begannen ein neues Leben nach Gottes Geboten. Das Rosenkranzgebet wurde zur Mitte ihres Lebens. Dies freute Bartolo, der nach dem Eintritt in den III. Orden des hl. Dominikus den Namen „Bruder Rosario“ (Bruder Rosenkranz) angenommen hatte. Zu einer großen Hilfe bei den Arbeiten und der Aufbringung der finanziellen Mittel für den Bau, sowie beim Aufbau der Werke der Barmherzigkeit wurde ihm Marianna de Fusco (heute Dienerin Gottes), mit der er 1885 den Bund der Ehe schloss. Als Bartolo begann, Mittel für die Betreuung von Waisenkindern und Kindern von Gefängnisinsassen zu sammeln, erhob sich eine Welle von Anschuldigungen, er wolle mit dem gespendeten Geld die nächste Generation von Verbrechern heranziehen. Den Kritikern zum Trotz entstanden Schulen, Werkstätten und Waisenheime, aus denen Scharen von guten jungen Menschen hervorgingen. Die von Bruder Rosario gegründeten Häuser und Waisenheime wurden auch zu Schulen des Gebets: Wenn es irgendein dringendes und wichtiges Anliegen gab, wurden die Waisen um ihr Fürbittgebet ersucht, das dann auch häufig erhört wurde. Die Kritik an Bartolo Longo und die Verleumdungen über ihn nahmen zu, aber der Heilige Vater Leo XIII. erwies ihm öffentlich seine rückhaltlose und offizielle Unterstützung. Es ist bezeichnend, wie der Papst bemerkte, dass hier Gott selbst am Werk sein musste: Alle Hindernisse, die sich einstellten, waren durch menschliche Kraft allein nicht zu bewältigen. Bartolo selbst zählte die Beweise für die Hilfe der Muttergottes auf: Ohne Einkünfte, finanzielle Mittel, Vorauszahlungen und Unterstützung von Seiten der Behörden wurden täglich 300 Familien, etwa 100 Angestellte und Arbeiter, 200 Heimkinder, 150 Waisenkinder, 40 Lehrer und 60 Kinder von Gefängnisinsassen ernährt; am Ende der Woche war die Kasse leer, und in der nächsten Woche war wieder so viel Geld da, wie nötig war. Es wurde klar, dass „dieses Werk den Plan der Göttlichen Barmherzigkeit nicht nur für das Tal von Pompei, sondern für die ganze Welt verwirklicht.“ Auch der Nachfolger Leos XIII., Papst Pius X., der anfänglich dem Gerede der Gegner Bartolos erlegen war, entlastete ihn schließlich, nachdem er die ganze Wahrheit kennengelernt hatte, von allen Vorwürfen. Rund um das Rosenkranzheiligtum entstand, dank der sozialen Arbeit Bruder Rosarios, eine von Leben pulsierende Stadt. Im Jahre 1894 ernannte der Apostolische Stuhl die Basilika in Pompei zum wichtigsten Rosenkranzheiligtum der Welt. Alles hergebenBartolo gab sich immer mehr dem Gebet hin; es fehlte ihm auch nicht an Leiden. Als 1924 Marianna, seine Ehefrau, starb, forderten ihre Erben die Herausgabe des gesamten Vermögens der Verstorbenen. Bartolo musste sogar seine Wohnung verlassen. Er begab sich in seine Heimat, doch schon bald trat man in Pompei für den Wohltäter ein. Der 85-jährige Greis kehrte in die von ihm gegründete Stadt der Barmherzigkeit zurück und wünschte sich nur noch eines: „Mein einziger Wunschtraum ist es, Maria zu sehen.“ Als er einmal gefragt wurde, ob er die Mutter Gottes gesehen habe, antwortete er: „Ja, aber nicht so, wie sie im Himmel ist.“ Bartolo Longo starb am 5. Oktober 1926 und wurde unter dem Altar seiner geliebten Frau vom Rosenkranz beigesetzt. Die Seligsprechung Bartolo Longos, des Gründers des Rosenkranzheiligtums im Tal von Pompei, der dreimalige Besuch dieses Sanktuariums durch die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI., der Apostolische Brief Johannes Pauls II. Rosarium Virginis Mariae, der das Jahr des Rosenkranzes ausrief (Oktober 2002 – Oktober 2003) – all dies beweist, dass gerade in der heutigen Zeit dem Rosenkranzgebet eine besondere Bedeutung zukommen soll. Diese Bedeutung darf nicht übersehen, die Zeichen, die zum Rosenkranzgebet auffordern, nicht ignoriert werden. Die Welt ist voll von Problemen; Maria in ihren Botschaften und die Kirche in ihrer Lehre weisen auf den Rosenkranz als Rettung für die Menschheit hin. Der Apostel des Rosenkranzes, Bartolo Longo, vertraute der Eingebung, die er erhielt: „Wer den Rosenkranz verbreitet, wird erlöst werden.“ Er vertraute diesen Worten, wirkte große Dinge und erlangte die Ehre der Altäre, gemäß der Verheißung der hl. Schrift: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“ (1.Thessalonicher 5,23).
Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Februar 2018. Lesen Sie mehr Christian Artikel (Deutsch)
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