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Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.                Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.                Du sollst den Feiertag heiligen.                Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.                Du sollst nicht töten.                Du sollst nicht ehebrechen.                Du sollst nicht stehlen.                Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.                Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.               
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Die Kirche ist das schönste Geschenk Gottes
   

Autor: ks. Mieczysław Piotrowski TChr,
Liebt einander! 1/2013 → Katholische Kirche



Am 11. Februar 2013 verkündete Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt. Das geistige und theologische Genie des Heiligen Vaters drückt sich in seinem tiefen Glauben, der Heiligkeit seines Lebens sowie seiner Treue im Dienst an Christus und Seinem mystischen Leib, der katholischen Kirche, aus.

In seiner Erklärung schrieb der Heilige Vater: „Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. (...) Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.“ Bei seinem letzten Angelusgebet am 24.02.13 stellte Benedikt XVI. fest: „Der Herr ruft mich, den »Berg hinaufzusteigen«, mich noch mehr dem Gebet und der Betrachtung zu widmen. Doch dies bedeutet nicht, die Kirche zu verlassen, im Gegenteil. Wenn Gott dies von mir fordert, so gerade deshalb, damit ich fortfahren kann, ihr zu dienen, mit derselben Hingabe und mit derselben Liebe, mit denen ich es bis jetzt versucht habe, aber in einer Weise, die meinem Alter und meinen Kräften angemessener ist.“

Das geistige und theologische Genie des Heiligen Vaters drückt sich in seinem tiefen Glauben, der Heiligkeit seines Lebens sowie seiner Treue im Dienst an Christus und Seinem mystischen Leib, der Katholischen Kirche, aus.

Benedikt XVI. betonte, dass das Herz der Kirche dort schlägt, wo Menschen beten. In seiner Jugend erlebte er die dramatischen Zeiten der Nazi-Diktatur, den Alptraum des 2. Weltkrieges. Er wurde Zeuge des Ausbruchs des Atheismus und des praktischen Materialismus im Nachkriegseuropa und zu einem der größten Theologen der Katholischen Kirche. Als Priester, Bischof, Theologe, Experte des 2. Vatikanischen Konzils, engster Mitarbeiter des seligen Johannes Paul II., 24 Jahre lang als Präfekt der Glaubenskongregation und in den letzten 8 Jahren als Bischof von Rom im Petersdom verkündete er mutig, dass Gott mit seiner unendlichen Barmherzigkeit das einzige Heilmittel für die Krankheit der menschlichen Seele ist. Benedikt XVI. zeigte auf, dass Gott in allen Bereichen des menschlichen Lebens – auf der geistigen, intellektuellen, familiären, geschlechtlichen und ökonomischen Ebene - immer an erster Stelle stehen sollte. Ihm sollte all unser Denken, Wünschen und Arbeiten untergeordnet sein. Der Heilige Vater gab zu bedenken, dass jede Zivilisation, die Gott verwirft, sich letztendlich immer gegen den Menschen wenden wird. Er erinnerte daran, dass „alle Antworten, die nicht bis zu Gott hinaufreichen, zu kurz sind” und „dass wir nichts über Christus stellen sollten”.

Die Wallfahrt Benedikts XVI. nach Deutschland im Jahre 2011 ist eine Art Testament. Er rief seine Landsleute zur „Entweltlichung” auf, zur Entdeckung des größten Schatzes der Kirche – des auferstandenen Christus. Während seiner Predigt im Olympiastadion in Berlin betonte der Heilige Vater, dass Christus sich mit der Kirche identifiziert: „Im Gleichnis vom Weinstock sagt Jesus nicht: »Ihr seid der Weinstock«, sondern: »Ich bin der Weinstock – ihr seid die Reben“ (Johannes 15,5). Das heißt: »So wie die Rebzweige mit dem Weinstock verbunden sind, so gehört ihr zu mir! Indem ihr aber zu mir gehört, gehört ihr auch zueinander.« (…) »Ich bin der wahre Weinstock«, das heißt doch eigentlich: ‚Ich bin ihr und ihr seid ich‘ – eine unerhörte Identifikation des Herrn mit uns, mit seiner Kirche. Christus selber hat damals vor Damaskus den Kirchenverfolger Saulus gefragt: „Warum verfolgst du mich?“ (Apostelgeschichte 9,4). (…) Es ist letztlich Jesus, den die Verfolger seiner Kirche treffen wollen. Und zugleich heißt das, dass wir, wenn wir um unseres Glaubens willen bedrängt werden, nicht allein sind. Jesus Christus ist bei uns und mit uns.“ Der in seiner Kirche anwesende auferstandene Christus lädt alle Sünder zu sich ein. Er möchte alle erlösen. Christus ist gekommen, die Sünder zu rufen. Sie brauchen den Arzt, nicht die Gesunden (vgl. Lukas 5,31f). Der Heilige Vater erinnerte weiterhin: „Und so ist, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt, die Kirche das »universale Heilssakrament «(LG 48), das für die Sünder, für uns da ist, um uns den Weg der Umkehr, der Heilung und des Lebens zu eröffnen. Das ist die immerwährende große Sendung der Kirche, die ihr von Christus übertragen ist. Manche bleiben mit ihrem Blick auf die Kirche an ihrer äußeren Gestalt hängen.

Dann erscheint die Kirche nur mehr als eine der vielen Organisationen innerhalb einer demokratischen Gesellschaft, nach deren Maßstäben und Gesetzen dann auch die so sperrige Größe »Kirche« zu beurteilen und zu behandeln ist. Wenn dann auch noch die leidvolle Erfahrung dazukommt, dass es in der Kirche gute und schlechte Fische, Weizen und Unkraut gibt, und der Blick auf das Negative fixiert bleibt, dann erschließt sich das große und schöne Mysterium der Kirche nicht mehr. Dann kommt auch keine Freude mehr auf über die Zugehörigkeit zu diesem Weinstock »Kirche«. Es verbreiten sich Unzufriedenheit und Missvergnügen, wenn man die eigenen oberflächlichen und fehlerhaften Vorstellungen von »Kirche«, die eigenen »Kirchenträume« nicht verwirklicht sieht! Da verstummt dann auch das frohe »Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad’ in seine Kirche berufen hat«, das Generationen von Katholiken mit Überzeugung gesungen haben. Aber kehren wir zum Evangelium zurück. Der Herr fährt so fort: »Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt, … denn getrennt von mir – wir könnten auch übersetzen: außerhalb von mir – könnt ihr nichts vollbringen« (Johannes 15,4). Vor diese Entscheidung ist jeder von uns gestellt.

Wie ernst sie ist, sagt uns der Herr wiederum in seinem Gleichnis: »Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die weggeworfenen Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen« (Johannes 15,6). Dazu kommentiert der heilige Augustinus: »Eines von beiden kommt der Rebe zu, entweder der Weinstock oder das Feuer; wenn sie nicht im Weinstock ist, wird sie im Feuer sein; damit sie also nicht im Feuer sei, möge sie im Weinstock sein« (In Ioan. Ev. tract. 81,3 [PL 35, 1842]). Die hier geforderte Wahl macht uns eindringlich die grundlegende Bedeutung unserer Lebensentscheidung bewusst. Aber zugleich ist das Bild vom Weinstock ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht. Christus selbst ist durch seine Menschwerdung in diese Welt gekommen, um unser Wurzelgrund zu sein. In aller Not und Dürre ist er die Quelle, die das Wasser des Lebens schenkt, die uns nährt und stärkt. Er selbst nimmt alle Sünde, Angst und Leid auf sich und reinigt und verwandelt uns schließlich geheimnisvoll in gute Reben, die guten Wein bringen. Manchmal fühlen wir uns in solchen Stunden der Not wie in die Kelter geraten, wie Trauben, die völlig ausgepresst werden. Aber wir wissen, mit Christus verbunden werden wir zu reifem Wein. Auch das Schwere und Bedrückende unseres Lebens weiß Gott in Liebe zu verwandeln. Wichtig ist, dass wir am Weinstock, bei Christus „bleiben“. Der Evangelist verwendet das Wort „bleiben“ in diesem kurzen Abschnitt ein dutzendmal. Dieses »In-Christus-Bleiben« prägt das ganze Gleichnis.

In unserer Zeit der Rastlosigkeit und Beliebigkeit, wo so viele Menschen Orientierung und Halt verlieren, wo die Treue der Liebe in Ehe und Freundschaft so zerbrechlich und kurzlebig geworden ist, wo wir in unserer Not wie die Emmausjünger rufen wollen: »Herr bleibe bei uns, denn es ist Abend (vgl. Lukas 24,29), es ist Dunkel um uns!« In dieser Zeit schenkt uns der Auferstandene eine Bleibe, einen Ort des Lichtes, der Hoffnung und der Zuversicht, der Ruhe und der Geborgenheit. Wo den Rebzweigen Dürre und Tod drohen, da ist in Christus Zukunft, Leben und Freude. Da ist immer Vergebung und Neubeginn, Verwandlung in seine Liebe hinein. In Christus bleiben heißt, wie wir bereits gesehen haben, auch in der Kirche bleiben. Die ganze Gemeinschaft der Gläubigen ist in den Weinstock Christus fest hineinverfügt. In Christus gehören wir zusammen. In dieser Gemeinschaft trägt er uns, und zugleich tragen alle Glieder sich gegenseitig. Wir halten gemeinsam Stand gegen den Sturm und geben einander Schutz. Wer glaubt, ist nicht allein. Wir glauben nicht alleine, wir glauben mit der ganzen Kirche aller Orten und Zeiten, mit der Kirche im Himmel und auf der Erde. Die Kirche als Verkünderin des Wortes Gottes und Spenderin der Sakramente verbindet uns mit Christus, dem wahren Weinstock. Die Kirche als »Fülle und Ergänzung des Erlösers«, wie Pius XII. sie genannt hat (Pius XII. , Mystici corporis, AAS 35 [1943] S. 230: »plenitudo et complementum Redemptoris«), ist uns Unterpfand des göttlichen Lebens und Vermittlerin der Früchte, von denen das Gleichnis des Weinstocks spricht. So ist die Kirche das schönste Geschenk Gottes. Daher konnte Augustinus sagen: »In dem Maß, wie einer die Kirche liebt, hat er den Heiligen Geist« (In Ioan. Ev. tract. 32, 8 [PL 35, 1646]). Mit der Kirche und in der Kirche dürfen wir allen Menschen verkünden, dass Christus die Quelle des Lebens ist, dass er da ist, dass er das Große ist, nach dem wir Ausschau halten und uns sehnen. Er schenkt sich selbst und schenkt uns damit Gott, das Glück, die Liebe. Wer an Christus glaubt, hat Zukunft. Denn Gott will nicht das Dürre, das Tote, das Gemachte, das am Ende weggeworfen wird, sondern das Fruchtbare und das Lebendige, das Leben in Fülle, und er gibt uns Leben in Fülle“ (Berlin, Olympiastadion, 22. September 2011).

Von ganzem Herzen danken wir Christus für das achtjährige Pontifikat des Heiligen Vaters Benedikt XVI., für all den Reichtum seiner apostolischen Lehre. Beten wir auch darum, dass das deutsche Volk aus diesem geistigen Schatz des Glaubens reichlich schöpft, den Glauben, die Hoffnung und die Liebe stärkt und sich für die Anwesenheit des auferstandenen Christus in der Gemeinschaft der Kirche begeistert.

Pater M. Piotrowski SChr

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im März 2016.



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