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Autor: Sebastian Bednarowicz,
Liebt einander! 1/2013 → Bekehrungen



Michael Coren, ein Brite jüdischer Herkunft, wurde ganz bewusst und aus freier Entscheidung Katholik. Später jedoch ließ er sich von protestantischem Ideengut faszinieren und wirkte 10 Jahre lang außerhalb der Katholischen Kirche, ehe er schließlich wieder zur Quelle der Wahrheit zurückkehrte.

„Am 5. Juli diesen Jahres bin ich wahrhaft in die Katholische Kirche eingetreten. Oder zu ihr zurückgekehrt. Vor fast 20 Jahren bin ich katholisch getauft worden, aber die vergangenen 10 Jahre hindurch war ich enthusiastischer evangelikaler Christ … Ich bin überzeugt davon, dass die von Christus gegründete Kirche die Römisch-Katholische Kirche ist, und dass Jesus die irdische Autorität Petrus und dessen Nachfolgern übertragen hat (…). Ich glaube, dass Jesus während der hl. Messe auf dem Altar gegenwärtig ist. Ich glaube an die sieben Sakramente“ – diese im September 2004 von Michael Coren, einem der führenden kanadischen protestantischen Publizisten und Moderator bekannter Fernsehsendungen verfassten Zeilen riefen unter seinen früheren Glaubensgeschwistern einige Überraschung hervor. Viele überlegten, warum Coren zum Glauben an die Lehre der Katholischen Kirche gekommen war und deren gesamten Glauben angenommen hatte. Für ihn selbst jedoch war es nicht länger möglich, weiterhin ausgewählte Elemente der Offenbarten Wahrheit abzulehnen.

Eine bewusste Entscheidung

Michael Coren wurde in einer jüdischen Familie in Essex, England, geboren. Sein Vater war von Beruf Taxifahrer, seine Mutter Hausfrau. Michaels Eltern waren, obwohl formell Anhänger des Judaismus, nicht sehr an religiösen Dingen interessiert, schon gar nicht am Katholizismus. „Mein Vater hatte keine antikatholische Gesinnung, betrachtete jedoch den Katholizismus als etwas Fremdes und Feindliches, sowohl aus jüdischer, als auch aus britischer Sicht“, wird Coren später sagen. Trotz dieser Einstellung begann Michael bereits in der weiterführenden Schule, sich für den Katholizismus zu interessieren: „Das erste Mal, dass ich meine Anerkennung gegenüber dem Katholizismus zum Ausdruck brachte, war als Teenager, als ich im Gymnasium die Reformation durchnahm. Natürlich herrschte dort eine bedingungslose Sympathie für die protestantische Seite, aber ich nahm eine andere Haltung ein.“ Einfluss auf die geistliche Suche des jungen Coren hatte die Lektüre der Werke Gilbert K. Chestertons sowie des Priesters Ronald Knox. Eine wichtige Person, die zu seiner Entscheidung für die Taufe beitrug, war auch sein späterer Taufpate Lord Longford Frank Pakenham – ein britischer Politiker, der für seine kompromisslose Bindung an christliche Werte bekannt war. Das Sakrament der christlichen Initiation erhielt Michael 1985 aus den Händen von Prälat Frederick Miles.

Die Eucharistie neu entdeckt

Dennoch begann Coren, sich nach seiner Ausreise nach Kanada im Jahre 1987 von der Kirche zu entfernen, und nahm im Jahr 1993 den Protestantismus an. Über zehn Jahre lang war er ein enthusiastischer evangelikaler Christ, der sich tätig im Leben seiner Gemeinschaft engagierte. Dies änderte sich erst 2004, nachdem Mel Gibsons Film Die Passion Christi erschienen war.

Obwohl er dem Werk dieses australisch-amerikanischen Regisseurs anfänglich kritisch gegenüberstand, begann er nach wiederholtem Anschauen des Films etwas in ihm zu entdecken, was andere Kritiker nicht darin bemerkt hatten: „Auf einmal sah ich, oder es wurde mir erlaubt zu sehen, was das Herz der Passion ausmacht: die Eucharistie. Das Epizentrum, die Quintessenz des christlichen Glaubens war nicht irgendein symbolischer Akt, sondern der wortwörtliche Auftrag: »Nehmt und esst alle davon, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird« sowie »Nehmt und trinkt alle davon, das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das vergossen wird zur Vergebung der Sünden.« Was zuvor eine Barriere darstellte, war nun zu einer Brücke geworden, einem Bindeglied zwischen dem gebrochenen, zerschlagenen und hilfsbedürftigen Geschöpf, das ich bin, und seinem vollkommenen und anbetungswürdigen Schöpfer. Das größte Paradox Gottes: In einer so einfachen Materie wie der Hostie verbirgt sich das wunderbarste Geschenk der Welt. Hingegeben für einen wahrhaft sehr hohen Preis. Die Verflechtung der Szenen des Letzten Abendmahls und der Einsetzung der hl. Messe mit dem gewaltigen, intensiven Leiden Christi war für mich irritierend, als ich den Film zum ersten Mal ansah. Jetzt dienen diese aufleuchtenden Funken der Wahrheit als Erklärung, und jeder von ihnen wirft ein einzigartiges Licht auf die Ereignisse, die sie begleiten.“

Als er dieses für die Katholische Kirche fundamentale Geheimnis der Eucharistie verstanden hatte, erblickte Coren sein früheres Leben aus einer anderen Perspektive: „Nehmen wir als Metapher einen Schwimmer. Ich zappelte also in einem gewaltigen Meer und verspritzte Wasser um mich herum. Viel Bewegung, aber wenig Fortschritt. Ich schwamm nicht, sondern ging unter. Sicher fühlte ich mich erst, als ich den Wellen erlaubte, die Kontrolle zu übernehmen. Ja. Ich hörte auf zu strampeln. »Tut dies zu meinem Gedächtnis. Tut dies zu meinem Gedächtnis. «Ich schwamm, und der Ozean trug mich in die Höhe und machte, dass ich Wärme, Kraft und Fülle verspürte. Hier war die Wahrheit, die so lange schon ganz nahe bei mir, scheinbar jedoch unerreichbar gewesen war.“

Maria: unser aller Mutter

Gibsons Film half Michael auch, das Wesen des Marienkults zu verstehen, der von den Protestanten kritisiert wird: „Als ich mir erneut die Passion anschaute, wurde ich von einer anderen Wirklichkeit berührt: von den Armen einer liebenden Mutter, die ihr eifriges, aber manchmal dummes Kind umarmen. Dies bedeutet, dass Maria nicht nur eine Figur im Hintergrund eines grandiosen Dramas ist, sondern ein Göttlicher Kanal der Erlösung. Mit anderen Worten, sie ist ideal, vollkommen, und immer mit uns. Unser aller Mutter. Durch ihre Augen hindurch erblickte ich neu das Leben und den Tod Jesu, mit all seinen sowohl menschlichen, als auch göttlichen Leiden, die es nach sich zieht. Ich verwende hier die Gegenwartsform, denn obwohl Christus vor so langer Zeit starb, lebt Er doch immer noch weiter. Sein Opfer vollzieht sich in der Gegenwart, und jeden Tag können wir alle Zeugen dessen sein. Ja, sogar ich.“

Michael Coren begann zu verstehen, worauf eine echte katholische Frömmigkeit und Verehrung gegenüber der Gottesmutter beruht: „Sie ist nicht die Mutter von Gott dem Vater oder Gott dem Heiligen Geist, sondern die Mutter von Gott dem Sohn, von Jesus Christus. Maria wurde von Gott auf besondere Weise erwählt, sie wurde die irdische Mutter des Messias, das Fahrzeug und Schiff, das der Welt den Erlöser bringen sollte. (…) Die Stellung Mariens im Katholizismus ist aufgrund der Fülle Ihrer Menschheit ganz besonders. Ihre Rolle ist ungeheuer wichtig, jedoch nur im Hinblick auf Christus, und die Verehrung, mit der wir Sie umgeben, betrifft Christus; wenn jemand Jesus Christus, den Sohn Gottes, nicht verehrt und nicht an Ihn glaubt, dann wird er sich ganz sicher auch nicht für Maria interessieren. Daher ist die Verehrung gegenüber Maria eine Konsequenz der Gottesverehrung. Denn Sie ist die Frau, die ihr Ja zum Willen Gottes gesagt hat, die sich selbst ganz der Erfüllung Seines Erlösungsplans geweiht hat“ (aus dem Buch: Why Catholics are Right. Warum Katholiken Recht haben“).

Die Katholische Kirche hat recht

Im Jahre 2009 gab M. Coren sein Buch As I see it („So sehe ich das“) heraus, in dem er Artikel zusammenfasste, die er innerhalb einiger Jahre nach seiner Rückkehr in die Katholische Kirche geschrieben hatte. Darin berührt er viele Fragen über den Glauben, die er früher nicht verstanden hatte, die aber nun für ihn offensichtlich geworden waren. Zwei Jahre später verfasste er ein zweites Buch, in dem er die Beweggründe für seinen Glauben darlegte. Bei der Analyse der häufigsten Angriffe auf die Katholische Kirche und den katholischen Glauben stellte Coren fest, dass eine überwältigende Mehrheit von ihnen von Vorurteilen und grundloser Abneigung herrührt, und nicht von Tatsachen oder entsprechendem Wissen. Die Fakten, so zeigte sich, sprechen für die Kirche. So entstand das Buch Why Catholics are Right, in dessen Einführung der Autor schrieb: „Alle diese Anschuldigungen sind unlogisch, und doch wecken denkende Menschen, die darüber sprechen und schreiben, das Vertrauen der Menschen. Dadurch wird die Kirche im 21. Jahrhundert zu einer ungeheuer angegriffenen Institution. In fast allen Bereichen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens sind wir reif genug, dermaßen ungerechtfertigte und intolerante Meinungen nicht kritiklos zu übernehmen, jedoch nicht, was die Römisch-Katholische Kirche betrifft. Dieses kleine Buch, das ich dem Leser vorlege, betrifft äußerst wichtige Fragen, und sein Leitgedanke ist die begründete Überzeugung, dass die Kirche recht hat.“

Ed Koch, der frühere Bürgermeister von New York, schrieb am 20. April 2010 einen Artikel, der in der „Jerusalem Post“ veröffentlicht wurde. Er ist kein Katholik, dennoch bemerkt er, wie viel Gutes die Kirche auf der ganzen Welt tut. Deshalb schrieb er rechtschaffenerweise: „Der Grund dieser andauernden Angriffe ist meiner Meinung nach der, dass der Widerstand der Kirche gegen Abtreibung, gleichgeschlechtlichen Sex und homosexuelle Ehen, gegen Verhütung, einschließlich durch Kondome und Pille, sowie gegen zivile Ehescheidungen vielen Leuten ein Dorn im Auge ist, ebenso wie das Festhalten am Zölibat der Priester und der Ausschluss der Frauen vom Priesteramt. Mein guter Freund Kardinal John O´Connor sagte: »Die Kirche ist keine Salatbar, wo du dir das aussuchen kannst, was dir passt.« Die Kirche hat das Recht, die Beachtung ihrer Sittenlehre von jedem ihrer Gemeindemitglieder einzufordern, so wie sie auch das Recht hat, ihre Ansichten öffentlich kundzutun.“ Michael Coren bemerkt, dass Koch etwas ausgesprochen hat, was viele von uns ohnehin wissen: Die Hetze auf Papst Benedikt XVI. ist leider in der Mehrzahl der Fälle Teil des umfassenderen Angriffs der weltlichen Medien auf das Christentum. Die Kirche mit ihrer Morallehre ist ein Gewissensvorwurf für jeden, der in seinen Sünden verharren will und dem das Wohl des anderen Menschen gleichgültig ist.

Obwohl gerade die Katholische Kirche das Objekt der Angriffe ist, wählte Coren den Gehorsam gegenüber ihrer Lehre. Warum? Weil er gezwungen war, der Kirche recht zu geben. In dem Buch Why Catholics are Right schreibt er: „Ich sehe ein gewisses inneres Problem in der protestantischen Auffassung des Glaubens. Wenn die Bibel das letzte Wort Gottes und der einzige Richtungsweiser zur Erlösung und zum ewigen Leben ist, warum sind dann Zigtausende miteinander rivalisierender protestantischer Denominationen entstanden, warum schließen so viele von ihnen sich gegenseitig aus? Alle Protestanten glauben an die Bibel und lesen sie als gute Jünger und Nachfolger Christi, gleichzeitig aber argumentieren die einen für die Kindertaufe, während die anderen nur Erwachsene taufen; die einen weihen Frauen, die anderen nicht; die einen erlauben den Genuss von Alkohol, die anderen nicht; die einen glauben, dass die Eucharistie der Leib Christi ist, die anderen behaupten, sie sei nur teilweise der Leib Christi, andere legen dar, sie sei ein Symbol von tiefer Bedeutung, wieder andere, sie sei nur ein äußeres Zeichen.“

Coren stellt fest: „Das Wissen über Jesus ist allen Menschen zugänglich, aber Christus wirklich kennenlernen können nur Christen in der Gemeinschaft der Kirche. In Christus leben bedeutet in der Kirche leben – in dieser Kirche, denn das ist die Art und Weise, wie Christus uns sich selbst durch den Geist gegeben hat.“ Der Mensch ist nicht fähig, sich Gott aus eigener Kraft zu nähern, indem er Seinen Erlösungsplan ignoriert, und ganz besonders das Leiden und den Tod des Herrn Jesus am Kreuz. Wenn Gott selbst dem Menschen einen einzigen Weg zu Sich selbst gewiesen hat, dann kann man einzig und allein auf diesem Wege zu Gott kommen, Ihn kennenlernen und sich mit Ihm in einer wahrhaftigen Kommunion verbinden. Das ist die Wahrheit, und sie betrifft jeden Menschen, unabhängig davon, was der Mensch darüber denken mag.

Michael Coren tritt entschieden gegen den moralischen Relativismus auf: „Die Wahrheit ist nicht an einen geographischen Ort gebunden. Wenn etwas zu Hause oder in der Kirche Wahrheit ist, dann bleibt es auch im Parlament und sogar im Gerichtssaal Wahrheit. Wenn das ungeborene Leben heilig ist, wenn eine Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden kann, wenn ein ungerechter Krieg ein Übel ist, wenn die Ausbeutung von Armen und Schwachen unmoralisch ist – dann bleibt das immer und überall so. Wir können nicht sagen, dass es in Ordnung ist, wenn ein Mann seiner Frau in seinem eigenen Land die Treue hält, dass er sie aber betrügen kann, wenn er ins Ausland fährt. Oder dass jemand einer Person die Wahrheit sagen, eine andere aber anlügen kann. Der erste ist ein Ehebrecher, der zweite ein Lügner.“

Es ist nicht so, dass etwas nur für Katholiken gut ist, während für Ungläubige etwas völlig anderes gut ist. Es ist nicht so, dass nur Katholiken Schaden nehmen, wenn Gottes Gebote gebrochen werden. Es ist so, dass Gott jeden erlöst, der den Weg der Erlösung gehen will, den Gott festgelegt hat. Und dieser Weg ist die Katholische Kirche.

Sebastian Bednarowicz, Mirosław Rucki

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im März 2016.



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