„Die Zeit ist kurz“ (1 Kor 7, 29)

Autor: ks. Mieczysław Piotrowski TChr,
Liebt einander! 2/2012 → In dieser Ausgabe

Natuzza Evolo, die berühmte italienische Mystikerin mit Stigmata, über die wir bereits in der letzten Ausgabe von „Liebt einander!“ (1/2012) berichtet haben, hatte das außergewöhnliche Charisma, mit Verstorbenen in Kontakt treten zu dürfen, die sich im Himmel oder im Fegefeuer befanden. Sie begegnete aber auch den verdammten Seelen, die auf den ausdrücklichen Befehl Gottes hin Zeugnis über die ewige Strafe der Hölle ablegen mussten.

Gott verlieh Natuzza eine besondere Gabe: Sie konnte Verstorbene sehen und ihnen begegnen. Meistens sah sie diese neben den Personen, die sie aufsuchten und um Gebet und geistige Hilfe baten.

„Es kommt oft vor“, berichtete Natuzza,“dass wenn mich ein Mensch aufsucht, ich einen Verstorbenen neben ihm sehe; es kann der Bruder, die Schwester, der Vater oder die Mutter sein. Und dann sagen mir diese Verstorbenen wichtige Sachen, die ich an ihre Verwandten oder Bekannten weitergebe. Ich erkenne nur diejenigen Seelen, die im Himmel sind, weil sie großes Glück ausstrahlen und leicht über der Erde schweben. Bei Seelen aus dem Fegefeuer fällt es mir schwer, sie von den Menschen auf der Erde zu unterscheiden. Oftmals bot ich ihnen einen Stuhl zum Sitzen an, und sie erwiderten mir darauf: »Ich brauche keinen, denn ich bin eine Seele aus einer anderen Welt«.“

Die mit Hilfe von Natuzza überbrachten Botschaften von Verstorbenen betrafen oft Eheleute und die Erziehung von Kindern. So notierte beispielsweise am 5. Oktober 1947 Maria Mesiano die folgenden Worte einer verstorbenen Frau: „Ich sage es zunächst den Müttern: Sorgt euch um die Erziehung eurer Kinder; sie werden so sein, wie ihr sie erzogen habt. Wehe den Müttern, die durch Verhütungsmittel gegen die Empfängnis vorgehen und durch das Verbrechen der Abtreibung die Geburt ihres Kindes verhindern. Wenn sie sich nicht bekehren, droht ihnen die ewige Verdammnis in fürchterlichen Qualen. Warum wollt ihr das Leben der unschuldigsten und wehrlosesten menschlichen Wesen zerstören? Wisst ihr denn nicht, dass Gott sie zu einer Lebensgemeinschaft mit Ihm selbst berufen hat, damit sie zu Engeln im Himmel und zu Heiligen werden?“

Die Verstorbenen riefen zur regelmäßigen Beichte auf, damit man sich aus jeder Todsünde sofort erhebt und in der heilig machenden Gnade verbleibt: „Möglicherweise denkt jemand: Warum sollte ich bei einem Priester beichten, der vielleicht ein größerer Sünder als ich ist?“, sagte eine der Seelen aus dem Fegfeuer. „Die Antwort ist einfach: Weil jeder Priester im Geheimnis des Beichtsakramentes Gott selbst repräsentiert und Sein Werkzeug ist. Durch das Priestersakrament wirkt Christus und bewirkt das Wunder der Vergebung aller Sünden. Bittet Gott um die Vergebung aller Todsünden, indem ihr bereut und Besserung gelobt. Wenn ihr eine Todsünde begangen habt, so geht sofort zur Beichte. Wenn wir Gott um die Vergebung der Sünden bitten, dann rettet uns dies vor der ewigen Verdammnis. Die Konsequenzen der Sünden muss man allerdings im Fegefeuer tragen, indem man verschiedene, manchmal sehr große Leiden erfährt, aber schon mit der Gewissheit der Erlösung.“

Jeder, der Natuzza um Informationen bezüglich naher Verstorbener bat, bekam durch sie dermaßen konkrete und detaillierte Auskünfte, dass er sich sicher war, dass Verstorbene leben, es einen Himmel, das Fegefeuer und die Hölle gibt.

So schrieb beispielsweise Pasquale Barberio, dass er während seines ersten Treffens mit Natuzza erfuhr, dass sein im Jahre 1944 verstorbener Vater im Fegefeuer ist und um Gebet bittet. Natuzza sah ihn nämlich neben Pasquale stehen, konnte mit ihm sprechen und dann dem Sohn in allen Einzelheiten beschreiben, wie er ausgesehen hatte und was er ihm übermitteln wollte. Am selben Abend, während des Gebetes, sah die Mystikerin ein verstorbenes, siebenjähriges Kind mit verbundenen Füßen. Es stellte sich heraus, dass es sich um den Neffen von Pasquale Barberio handelte, der im Jahre 1937 an einer Knochenmarksentzündung verstorben war. Dieses eine Treffen mit Natuzza genügte, damit Pasquale Barberio vollständig sein Leben änderte. Von diesem Augenblick an begann er, täglich zu beten und regelmäßig die heiligen Sakramente zu empfangen. Pasquale hatte verstanden, dass man die Zeit auf der Erde nicht verschwenden darf, denn es ist eine Zeit des Heranreifens für die Liebe und für das ewige Leben im Himmel.

Pater Giuseppe Mina erzählte, wie eines Tages die verstorbenen Eltern eines Pfarrers Natuzza erschienen und sie dringend darum baten, in ihrem Namen an ihren Sohn zu appellieren, er solle endgültig mit der Sünde brechen. Natuzza verschob die Erfüllung dieser Bitte immer wieder, denn es brachte sie in Verlegenheit, einem Priester solch eine Ermahnung zu übermitteln. Da erschienen die Seelen der verstorbenen Eltern dieses Priesters Natuzza wiederholt, und hielten ihr die Verzögerung vor. Schließlich nahm die Mystikerin all ihren Mut zusammen und ging zum Pfarrer, um ihm die Ermahnung zu übermitteln. Nachdem sie seine Hand geküsst hatte, sagte sie, dass sie im Namen seiner Eltern käme. Der Pfarrer lächelte und sagte, dies wäre unmöglich, denn seine Eltern seien schon lange tot. Da beschrieb Natuzza in allen Einzelheiten, wie sie ausgesehen hatten und was sie gesagt hatten, als sie ihr erschienen waren. Sie fügte noch hinzu, dass sie ihn baten, doch sein Verhalten zu ändern. Der Pfarrer war ganz erschüttert, als er das hörte. Zu Tränen gerührt versprach er, sein Leben vollkommen zu ändern.

Natuzza hatte die Gabe, Verstorbene zu sehen und unmittelbar mit ihnen in Kontakt treten zu dürfen, sie fiel aber auch in Extase, während der die anwesenden Menschen die Stimmen der Verstorbenen hören konnten.

Während der Extasen Natuzzas notierte Dr. Valente aus Paravati genau, was die Verstorbenen sagten. Sie gaben ihren Vor- und Nachnamen sowie den Ort, wo sie auf der Erde gelebt hatten und ihr genaues Todesdatum an.

So erkannte zum Beispiel eine Gruppe von 15 Menschen, die in Natuzzas Wohnung versammelt war, die Stimme von Bischof Enrice Montalbetti aus Reggio di Calabria, der im Jahre 1943 bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen war. Der Bischof hielt ihnen mit seinem charakteristischen Akzent eine erbauliche Predigt.

Maria Domenica Silipo hörte die Stimme ihres verstorbenen Großvaters, der ganz plötzlich im Jahre 1944 verstorben war, ohne die heiligen Sakramente zu empfangen. Er war ein Choleriker gewesen, der oft fluchte, aber er hatte Mitleid mit den Armen gehabt. Er hatte mit ihnen seine Nahrung geteilt und ihnen auch oft etwas zum Essen vorbereitet. Er sagte, dass diese Werke der Barmherzigkeit ihn vor der Verdammnis gerettet hätten.

Gott befahl auch einigen Verdammten, durch Natuzzas Vermittlung Zeugnis über die Existenz der Hölle abzulegen. Einer von ihnen war ein in Italien bekannter Philosoph und katholischer Schriftsteller gewesen, der sehr schwere Sünden begangen hatte. Aus Hochmut wollte er diese vor seinem Tod nicht beichten, er bereute das Böse, das er getan hatte, nicht, und wollte das Geschenk der Barmherzigkeit Gottes nicht annehmen.

Die Verstorbenen konnten Natuzza nur deswegen erscheinen, weil Gott es so beschlossen hatte, nicht weil sie oder ein anderer Mensch darum baten oder dies forderten. Wenn einer der Anwesenden darauf bestand, dass die verstorbene Person noch mehr sagte, so war die Antwort darauf immer eindeutig: „Es gibt keine Erlaubnis von Gott, mehr zu sagen. Seid geduldig, lasst uns in Ruhe, wir wissen, was ihr erwartet und was ihr wissen wollt, aber derzeit ist dies nicht möglich.“

Alle, die Zeugen von Natuzzas Extasen wurden, in derer Verlauf verstorbene Personen sprachen, stellten eindeutig fest, dass dies alles aufgrund eines unmittelbaren Eingreifens Gottes geschah, ganz ohne die Beteiligung von Natuzzas eigenem Willen.

Der Vorsitzende des Mailänder Berufungsgerichts, Eugenio Mauro, der Okkultismus praktizierte, spiritistische Sitzungen abhielt und ein bekanntes okkultes Medium war, behauptete, Natuzza würde wie er über eine geheime geistige Kraft verfügen. Als Mauro nach Paravati kam und Zeuge der mystischen Extasen Natuzzas wurde, während der er hörte, was Verstorbene sagten, gelangte er zu der Überzeugung, dass er sich durch die Geisterbeschwörung, die er betrieb, für teuflische Mächte geöffnet hatte. Der Richter Eugenio Mauro erlebte eine psychische Erschütterung, bekehrte sich, wandte sich von allen okkulten Praktiken ab, ging zur Beichte und wurde ein eifriger Katholik.

Rosa Silipo hörte die Stimme ihres verstorbenen kleinen Bruders (er starb 20 Tage nach seiner Geburt im Jahre 1932), der im Himmel war und mit einer wunderschönen, süßen Stimme sprach: „Ich bin Pinuccio Silipo. Ihr und Mutter habt mir viel Kummer bereitet. Denn ihr habt niemals ein Geschenk für mich. Alle Kinder übergeben Jesus irgendein Geschenk, und ich bin immer im Hintergrund, denn ich kann Jesus nichts opfern.“ Die überraschte Rosa sagte: „Du bist doch ein Engelchen im Himmel und brauchst keine Gebete.“ Pinuccio antwortete: „Das ist wahr, wir brauchen keine Gebete, aber wir übergeben sie Jesus, und Er teilt sie denjenigen zu, die sie am meisten benötigen. Wir brauchen eure Gebete sehr.“

Während der Extasen Natuzzas erkannte Dr. Valente Stimmen von Verstorbenen, die er während ihres Erdenlebens sehr gut gekannt hatte; er war tief beeindruckt von all dem, was er hörte. Dr. Valente erhielt die Möglichkeit, mit seinem Sohn zu sprechen, der im Kindesalter verstorben war. Das Kind sagte: „Erkennst du mich, Papa?“ Der Vater antwortete: „Natürlich erkenne ich dich. Brauchst du etwas?“ „Nein, Papa, aber ich bitte dich, sei geduldig, wenn du deine Patienten behandelst.“ Dr. Valente war ein guter Mensch, aber er wurde sehr schnell nervös und ungeduldig. Als er die Worte seines Sohnes hörte, weinte er vor Rührung.

Während eines Treffens bei Natuzza hörte man die Stimme eines Anwalts, den Dr. Valente sehr gut gekannt hatte. Der Anwalt sprach mit einer schrecklichen Stimme: „Ich bin verdammt, ich bin verdammt! Sagt allen, sie sollen sich bekehren und sühnen! Wie gerne würde ich auf die Erde zurückkehren, um zu sühnen!“ Die Seelen aus dem Fegefeuer hatten ruhigere Stimmen, die Verdammten sprachen auf angsterregende und erschreckende Weise. „Ich bin im ewigen Feuer“, schrie eine der verdammten Seelen,“denn ich habe ein falsches Zeugnis abgelegt, Verleumdungen verbreitet, steckte beharrlich in den Sünden der Unreinheit und verachtete die göttliche Barmherzigkeit. Hätte ich gebeichtet, so hätte Jesus mir vergeben. Jetzt gibt es keine Hoffnung mehr für mich.“

Warum gibt es die ewige Verdammnis?

Unser ganzes Leben auf dieser Erde sollte eine Zeit der Vorbereitung auf den wichtigsten Moment hin sein – den Tod, wenn man Christus von Angesicht zu Angesicht begegnet und der Glaube nicht mehr vermittelt. Genau in diesem Augenblick entscheidet sich unsere Ewigkeit: die Erlösung oder die ewige Verdammnis. Was geschieht mit uns im Augenblick des Todes?

Wir werden die Erfahrung der vollkommenen Liebe Christi machen und müssen eine endgültige Entscheidung treffen. Das „Ja“ zu Christus wird für uns zum Himmel oder Fegfeuer, die Ablehnung Seiner Liebe wird uns hingegen in die Hölle führen.

Gott liebt alle Menschen und möchte sie erlösen. Jeder Mensch bekommt die Chance der Erlösung. Es gibt niemanden, der für die Hölle bestimmt ist. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es neben dem Willen Gottes, alle Menschen zu erlösen, auch den menschlichen freien Willen gibt, der Gott ablehnen und Ihn verachten kann. Jesus sagte oftmals, dass die Ablehnung Gottes durch den Menschen zur ewigen Verdammnis führt; die Gottlosen werden definitiv vom ewigen Leben ausgeschlossen werden: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist“ (Matthäus 25, 41). Alle, die ungehorsam waren, bekommen zu hören: „Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes“ (Matthäus 7, 23); „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm“(Johannes 3, 36). Die Zurückweisung all derjenigen, die die Einladung zum Festmahl ausschlugen, ist endgültig: „Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen“ (Lukas 14, 24). Christi Deutung des Gleichnisses vom Unkraut ist beileibe keine Metapher: „Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen“ (Matthäus 13, 40-42). Wir finden in der Heiligen Schrift Textstellen über den völligen Ausschluss der Gottlosen aus dem Reich Gottes: „Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben“ (1.Korinther 6,9-10; vgl. Galater 5,19; Epheser 5,5). In den zitierten Textstellen haben die Ausdrücke der Verdammnis einen endgültigen Charakter: „Keiner (…) wird an meinem Mahl teilnehmen“; „wird das Leben nicht sehen“; „das Reich Gottes nicht erben“.

Jesus sagt auch: „Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben (…) weder in dieser noch in der zukünftigen Welt“ (Matthäus 12, 31-32). Johannes Paul II. erläuterte in der Enzyklika Dominum et vivificantem (46): „Nach dieser Deutung besteht die Lästerung nicht eigentlich in verletzenden Worten gegen den Heiligen Geist, sondern in der Weigerung, das Heil anzunehmen, welches Gott dem Menschen durch den Heiligen Geist anbietet, der in der Kraft des Kreuzesopfers wirkt.“ Es handelt sich hierbei um die Einstellung eines Menschen, der sich vollkommen für die Liebe Gottes verschließt und „(...) der sich auf sein vermeintliches »Recht« zum Verharren im Bösen - in jeglicher Sünde - beruft und dadurch die Erlösung verwirft.“

Es handelt sich also um eine Sünde, die aufgrund ihrer Natur nicht vergeben werden kann, denn sie resultiert aus der Ablehnung der göttlichen Barmherzigkeit. Diese Ablehnung äußert sich in einem absoluten Egoismus, wenn nämlich der menschliche Wille sich vollständig für die Liebe Christi verschließt. Solch eine Haltung bildet sich während des ganzen irdischen Lebens im Menschen heraus. Jede freiwillige und bewusste Entscheidung für das Böse trägt zu fürchterlichen geistigen Zerstörungen im Menschen bei. Diese Zerstörungen zeigen sich darin, dass man immer gleichgültiger auf die Liebe Gottes reagiert und immer weniger zur Nächstenliebe fähig ist. Wenn der Mensch sein ganzes Leben auf dieser Erde so verbringt, als ob es Gott nicht gäbe, und radikal immer wieder Chancen zur Bekehrung verwirft, indem er das Böse gut nennt und das Gute böse, dann kann die real existierende, schlechte Macht jeder Sünde seine Person so weit zerstören, dass er zu einem absoluten Egoisten wird – also zu jemand, der sich selbst mit einer Liebe liebt, die Gott hasst. So beginnt die Hölle.

Liebe Leserinnen und Leser! Beten wir täglich für die verstocktesten Sünder und bitten um ihre Bekehrung. Menschen, die die Zehn Gebote ablehnen und die Liebe Gottes verachten, sind auf dem Weg in die ewige Verdammnis. Machen wir uns nichts vor: „Gott lässt keinen Spott mit sich treiben; was der Mensch sät, wird er ernten. Wer im Vertrauen auf das Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber im Vertrauen auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten“ (Galater 6,7-8). Deshalb ist es unsere Pflicht, jeden Tag um die Bekehrung der Sünder zu beten.  So wie Jesus einst Schwester Faustine bat, so bittet Er auch heute jeden von uns: „Sage den Sündern, dass ich stets auf sie warte, dass ich am Pulsschlag ihres Herzens höre, wann es für Mich zu schlagen beginnt. Schreibe, dass Ich durch Gewissensbisse zu ihnen spreche, durch Misserfolg und Leiden, durch Gewitter und Blitze, durch die Stimme der Kirche; wenn sie aber alle Meine Gnaden zunichte werden lassen, beginne Ich zu zürnen und überlasse sie sich selbst und gebe, was sie begehren“ (Tagebuch 1728).

Die Liebe Gottes respektiert die Freiheit ihrer Schöpfung vollkommen – auch dann, wenn diese sich dafür entscheidet, Gott definitiv abzulehnen. Deshalb ist die Hölle keine ungerechte oder unvorhersehbare Strafe. Wenn der Mensch aus eigener Verantwortung heraus die Sünde wählt, dann befindet er sich auf dem Weg in die Hölle. Die Hölle existiert, weil auch die Sünde existiert. Die Hölle ist nichts anderes als die Sünde, die man als endgültige Erfüllung wählt und die sich über die Ewigkeit erstreckt. Die Wahrheit über den Himmel, das Fegefeuer und die Hölle verleiht unserem irdischen Leben eine dramatische und nicht wiederholbare Außergewöhnlichkeit. Sie erinnert uns daran, dass wenn man die Sünde, die das größte Unglück des Menschen ist, bagatellisiert und als etwas Gutes ansieht, sie uns dann in die Wirklichkeit der Hölle führt.

Pater M. Piotrowski S.Chr. 

Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im März 2016.

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