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Autor: Zeugnis, „Warum eigentlich nicht? Ich saß bereits seit zwei Jahren im Gefängnis. Die Perspektive für mein weiteres Leben war mehr als düster: lebenslänglich oder für mindestens 25 Jahre hinter Gittern … Ich hatte bereits beschlossen, wie ich meinem Leben ein Ende setzen wollte; die Tabletten sollte ich nach dem Gerichtsverfahren bekommen, denn dann hat man mehr Möglichkeiten; wenn das Untersuchungsverfahren noch läuft, wird man streng überwacht, nach der Urteilsverkündigung interessiert man sich schon weniger für dich … Ich komme aus einer katholischen Familie, man könnte fast sagen, aus einer Bilderbuchfamilie: Mutter, Vater, mein Bruder und ich. Bei uns Zuhause gab es sehr viel Liebe, meine Eltern liebten sich und uns. Niemals gab es bei uns Streit oder Alkohol, wenn schon, dann nur an Feiertagen. Die Kirche und die mit ihr verbundenen Feste bildeten den Mittelpunkt unseres Lebens. Ich hatte eine wunderbare Kindheit und stand unter Gottes Schutz. Nichts deutete auch nur im geringsten auf die Tragödie hin, die sich ereignen sollte. Doch der Reihe nach … In der Schule war ich immer sehr aktiv, wirkte in Schulverbänden, bei sportlichen Ereignissen und anderen Festivitäten mit. Ich erhielt eine Reihe von Auszeichnungen und war allseits beliebt. Ich war ein Musterschüler – der Anfang war also vielversprechend. Der Satan biss zu und steckte mich mit seinem Gift an, als ich in der 6. Schulklasse war. Ich war damals 13 Jahre alt, da fangen die Hormone an, verrückt zu spielen, und auch mit mir ging etwas Seltsames vor sich. Es war die Zeit, als man sich für Videofilme begeisterte. Eines Tages lud mich ein Schulfreund im Geheimen zu einem Film für Erwachsene ein. Nachdem wir uns diesen Film angeschaut hatten, fand die Unreinheit Eingang in mein Herz und nahm fast krankhaft von mir Besitz. Dies war der Beginn des Bösen, und später wurde es nur noch schlimmer. Es gab zwar auch gute Augenblicke, doch insgesamt gesehen war alles ziemlich düster … Ich begann, Alkohol zu trinken, Zigaretten zu rauchen, Drogen zu nehmen, einzubrechen, und verbrachte die Nächte in Klubs … Für das alles brauchte ich Geld, also stahl ich zunächst Zuhause und dann in der Stadt. Meine arme Mutter stand immer am Fenster und wartete, ob ich nicht nach Hause käme. Ich erinnere mich noch an ihr besorgtes und tränenüberströmtes Gesicht … Es berührte mich jedoch nicht, ich war unempfänglich für alle Argumente, nichts konnte mich überzeugen – das Einzige, was zählte, war Geld … Dies nahm mich vollkommen in Besitz: Ich wollte jemand sein. Ehrliche Arbeit interessierte mich nicht, denn ich verachtete anständige Leute, nahm sie gar nicht ernst. Was man sät, das erntet man auch … Und so landete ich schließlich im Gefängnis – zum ersten Mal, als ich 18 Jahre alt war. Natürlich zog ich keinerlei Lehren daraus. Im Gegenteil – ich hatte keine Angst mehr, denn ich lernte dort neue Freunde kennen. Alle paar Monate kam ich immer wieder dorthin. Ich dachte, ich hätte alles im Griff … Bei einem dieser Aufenthalte kam mir der Gedanke, dass es doch unsinnig sei, wegen irgendwelcher Kleinigkeiten im Gefängnis zu sitzen. Ich entschied mich also ganz bewusst für eine Verbrecherlaufbahn und wollte so mein Geld verdienen. Zusammen mit einem Kollegen bildeten wir eine Gruppe und begannen, unsere Tätigkeiten auszudehnen: Diebstähle, Raubüberfälle, Erpressungen, etc.; bis es zum Schlimmsten kam: Mord … Es geschah nicht mit Absicht, aber es kam dazu … Leider zogen wir auch daraus keinerlei Lehren, ich rutschte sogar noch tiefer in die Unterwelt – Gewalt und die Tatsache, dass die Menschen Angst vor mir hatten, imponierten mir … Das Einzige, was zählte, waren meine Kumpels und der Verbrecherehrenkodex. Ich ging durchs Leben und säte Tränen, Schrecken, Zerstörung und Gesetzloigkeit … Nichts konnte uns aufhalten. Wir hatten teure Autos, Gold, Uhren, Schmuck, Designerkleidung, Geld – und das alles durch menschliches Leid … Es war mir vollkommen egal, dass andere durch mich etwas verloren. Ich und meine Kumpels sollten alles haben, die anderen waren mir schnuppe … Im Jahre 2007 wurde ich festgenommen. Ich dachte mir: „Da ist nichts dabei. Ich bekomme wohl ein paar Jahre aufgebrummt, nach der Hälfte komme ich frei. Meine Kumpels sind frei, also muss ich mir keine Sorgen machen. Es wird alles gut werden, so wie immer.“ Doch diesmal sollte es anders werden … Im Gefängnis lernte ich neue Bekannte kennen, wurde respektiert … Doch nach einigen Monaten stieß die Polizei während des Untersuchungsverfahrens auf einige schmutzige Sachen. Mein Teilhaber begann, mit ihnen zu kooperieren. Es kam fast alles heraus – die schwersten Verbrechen … Ich war verzweifelt. Ich rechnete damit, dass ich für alles zur Rechenschaft gezogen werden würde und dachte an Selbstmord. Gott hatte jedoch einen anderen Plan … Im Gefängnis ist es so, dass man ein paar Monate in einer Zelle verbringt, dann wieder in einer anderen Zelle – und so vergeht die Zeit. Ich traf auf einen Kollegen, der betete und Radio Maria hörte. Es störte mich nicht, weil ich ja trotz meiner Verbrechen auch zur Kirche ging, obwohl ich die Beichte und Kommunion mied, weil ich meinte, dies nicht zu brauchen. Ich dachte auch niemals an Gott, dass Er am wichtigsten ist, dass Er lebt und für uns und mit uns lebt. Ich saß also mit diesem Kumpel, wir schauten uns Filme an, lasen Zeitungen … schlugen die Zeit tot … Eines Tages fragte er mich, ob ich beten würde. Ich verneinte, und er meinte, ich sollte es versuchen. Es stellte sich heraus, dass ich mich an gar kein Gebet mehr erinnern konnte, es war nichts mehr da, ich stotterte nur irgendetwas in meinen Gedanken zusammen … Jede Woche kam ein Priester zu uns ins Gefängnis, und mein Mitgefangener ging regelmäßig zu diesem hin. Einmal fragte er mich, ob ich nicht mitkommen wollte. „Ich kann mitgehen,“ sagte ich „nur wozu?“ Schließlich ging ich hin, ich hatte ja nichts zu verlieren. Meine Vorstellungen über Priester beschränkten sich auf die Tatsache, dass es sie gibt, weiter nichts. Ich ging hin, redete und kam wieder zurück. Es war ein ganz normales Gespräch. Dann musste ich wieder die Zelle wechseln, also ging ich für ein paar Monate nicht mehr zu dem Priester hin und betete auch nicht, wozu auch? … Doch nach ein paar Monaten kehrte ich zu meinem Freund zurück. Und wieder Radio Maria, einige zusammenhanglose Gebete, unsere Absicht, zu dem Priester zu gehen … Ich ging also hin, warum auch nicht? … Der Priester sprach über die Beichte, dann sagte mein Zellengenosse dasselbe. Ich dachte mir: „Warum eigentlich nicht? Es ist doch nur eine Beichte, was kann mir schon passieren? Ich bin an so vielen Orten gewesen und habe so viele Dinge gesehen, dass eine Beichte für mich weder eine Herausforderung noch ein Problem darstellt. Ich gehe hin, sage irgendwas und damit hat sich die Sache“. Die Macht dieses Sakramentes war mir vollkommen unbekannt … Bei dem Gespräch mit dem Priester bekam ich ein Büchlein über das Beichtsakrament. Ich sagte, ich würde mich gründlich vorbereiten, denn es sollte ja eine Beichte werden, die mehrere Jahre umfasste, doch eigentlich kümmerte ich mich wenig darum. Ich sollte in zwei Wochen beichten. Als ich das Büchlein durchblätterte, hatte ich ein wenig Bauchschmerzen … Es kam der 24. August 2007. Ich ging zur Beichte. Was mit mir vor sich ging, lässt sich kaum beschreiben: Tränen, Schluchzen, Heulen, ein Schmerz, der meinen ganzen Körper zu zerreißen drohte … Der Heilige Geist warf alles Schlechte aus mir heraus. Niemals zuvor hatte ich so geweint, niemals hatte ich etwas Derartiges erlebt, solch eine immense Kraft! Ich konnte nicht verstehen, was da mit mir vor sich ging. Ich weinte so sehr, dass ich kaum atmen konnte, und der Heilige Geist ordnete alles gewaltig – bis nichts mehr da war … Er riss alles Böse aus mir heraus, alle Entartungen, und gab mir das Leben wieder. Ich kehrte als ein anderer Mensch von der Beichte zurück. Ein neues Leben fing für mich an – ein Leben in Gott und mit Gott. Vom ersten Tag an zeigte mir Gott Seine Macht; viele meiner Laster verschwanden sofort, andere erst nach einiger Zeit. Gott war bei jedem meiner Schritte dabei und beschützte mich. Wenn ich auf mein „altes“ Leben zurückschaue, dann kann ich nicht verstehen, wie ich so viele Jahre lang ohne Gott leben konnte … Jetzt ist Er alles für mich. In der Haft kann ich beten und fasten. Ich habe mich ganz Gott anvertraut und gehöre Ihm ganz. Seit meiner Beichte hat sich alles verändert. Gott ist die Mitte meines elenden Lebens geworden und bereichert es. Er steht jetzt an erster Stelle, nur Er zählt, erst dann kommt der ganze Rest. Ich habe ein neues Leben begonnen und bin mit dem Skapulier der Karmeliten bekleidet worden. Ich bete das Brevier, den Rosenkranz, den Barmherzigkeitsrosenkranz und viele andere Gebete. Ich bin hier wie im Paradies, umgeben von Heiligen. Die anderen lachen manchmal über mich, ich mache mir jedoch nichts daraus und bete. Ich ermuntere auch andere dazu, zu beten. Es ist sogar so weit gekommen, dass wir uns mit einigen Freunden versammeln und zusammen beten. Am Anfang haben die anderen Gefangenen über uns gelacht, doch jetzt beginnen sie, darüber nachzudenken. Wenn jemand mir Gott wegnehmen wollte, so würde ich nicht mehr ohne Ihn leben wollen. Ich liebe Ihn und vertraue mich mit meinem ganzen Sein Maria und Jesus im Heiligen Geist an. Ein Leser Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im März 2016. Lesen Sie mehr Christian Artikel (Deutsch)
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