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Unumstößliche Zeugnisse der Wahrheit
   

Autor: Mirosław Rucki,
Liebt einander! 1/2011 → Die Wissenschaft und der Glaube



Es gibt wissenschaftliche Belege dafür, dass die Bibel die Wahrheit über das Leben Jesu, Seine Auferstehung, Seine Lehre und Seinen Einfluss auf alle, die Ihm begegnet sind und zum Glauben an Ihn kamen, zuverlässig überliefert. Im Licht wissenschaftlicher Untersuchungen wird deutlich, dass das Neue Testament ein Dokument des Glaubens ist, von Augenzeugen verfasst und bis in unsere Zeiten treu bewahrt; es ist ein glaubwürdiges Zeugnis, dem wir vertrauen dürfen.

Der Evangelist Lukas verheimlicht nicht, dass er nicht selbst Augenzeuge jener Ereignisse war, die einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit bewirkten: des Todes und der Auferstehung Jesu. Er kannte Ihn nicht persönlich zu jener Zeit, als der Meister aus Nazareth die galiläischen Hügel durchwanderte und die vielen Juden lehrte, die auf die Erfüllung der prophetischen Verheißungen warteten. Er machte sich jedoch die Mühe, Informationen bei Menschen zu sammeln, die „Augenzeugen“ und „Diener des Wortes“ waren. Er selbst schreibt darüber: „Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren“ (Lukas 1, 1-2).

Der Evangelist Lukas erwähnt nicht, ob er die anderen beiden Evangelisten persönlich kennengelernt hat, Markus und Matthäus, die ihre Werke verfasst hatten, noch ehe Lukas sich bekehrte und dem Kreis der Schüler des hl. Paulus anschloss. Er muss allerdings von ihnen gewusst haben, da er von Erzählungen berichtet, die von „Dienern des Wortes“ verfasst worden sind. In der Apostelgeschichte erwähnt er mehrmals Johannes, genannt Markus, den er in 13, 5 eben „Diener“ (hypereten) nennt. Interessant ist, dass die Struktur dieses Verses in der griechischen Version überhaupt nicht darauf schließen lässt, dass es sich bei Johannes-Markus um einen Diener des hl. Paulus oder des Barnabas handelt, oder dass er diese unterstützte, so wie das unsere Übersetzungen wiedergeben. Der hl. Lukas verwendet diese Bezeichnung so, als handele es sich um einen allseits bekannten und für alle verständlichen Titel: Diener des Wortes, also Evangelist. So erfahren wir, dass im Jahre 46 n. Chr., als Paulus und Barnabas in Zypern das Evangelium verbreiteten, dieser Markus genannte Johannes schon als hypereten, als „Diener des Wortes“, also als Autor des schriftlichen Zeugnisses über das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi bekannt war. Dieses niedergeschriebene Zeugnis kennen wir heute als Evangelium nach Markus.

Eine Papyrusrolle aus Qumran

Aus verständlichen Gründen blieb der Originaltext, den der Evangelist Markus eigenhändig verfasst hatte, nicht bis in unsere Zeit erhalten. Doch sein Werk, das die Missionare bei ihren Bemühungen unterstützte und den Glauben der Neubekehrten stärkte, verbreitete sich schnell im gesamten Gebiet des Römischen Imperiums. Es wundert also nicht, dass unverzüglich Dutzende von Kopien des Buches angefertigt worden waren, die an alle Orte versendet wurden, an denen sich Gruppen von Gläubigen gebildet hatten. Ein kleiner Fetzen Papyrus mit Buchstaben, die aus dem hl. Evangelium nach Markus stammen, wurde im 20. Jh. in der Höhle Nr. VII neben den Ruinen der Siedlung Qumran in der Judäischen Wüste gefunden.

Erstaunlich ist, dass die über den Papyrusfetzen verteilten und erhaltenen gut ein Dutzend Buchstaben, aus denen man nur das Wort kai („sowie“) entziffern kann, genau zum 6. Kapitel des hl. Evangeliums nach Markus, Verse 6, 52-54 passen, so wie wir es heute noch lesen können. Nach Beurteilung des gesamten verfügbaren altertümlichen Schriftmaterials und unter Berücksichtigung sämtlicher möglicher Lesevarianten der beschädigten Buchstaben dieses Papyrus errechnete der spanische Professor A. Dou, dass die Wahrscheinlichkeit eines Irrtums bei der Identifikation der untersuchten Buchstaben mit dem Evangelium des hl. Markus verschwindend gering ist und 1: 900 000 000 000 beträgt. Dies bedeutet, dass der Text dieses vor dem Jahr 46 verfassten Evangeliums sich bis in unsere Zeiten ohne irgendwelche Abänderungen erhalten hat.

Es ist absolut sicher, dass nach 68 n. Chr. keine Handschrift in die Höhlen von Qumran gelangt sein kann, da zu dieser Zeit die Bewohner dieser Siedlung vor den herannahenden römischen Legionen flohen, welche ganz Judäa verwüsteten. Damals versuchten sie zu retten, was sie als das Wertvollste betrachteten, was sie aber nicht mit sich nehmen konnten: eine ganze Bibliothek von Papyrusrollen in hebräischer, griechischer und aramäischer Sprache. Diese wurden in den Höhlen versteckt, wo sie bis in unsere Zeit lagen, als sie schließlich zufällig entdeckt wurden.

Sowohl die Tatsache, dass der Papyrus nur einseitig beschrieben ist (somit wurde das Buch in den für den Judaismus und das frühe Christentum typischen Rollen niedergeschrieben), also auch der von Forschern genau untersuchte Schrifttyp bestätigen, dass die Kopie, zu der der in der Höhle Nr. VII gefundene Fetzen gehörte, um das Jahr 50 angefertigt wurde. Somit haben wir also einen außergewöhnlichen Zeugen für die Authentizität des hl. Evangeliums nach Markus, das vor dem Jahr 46 verfasst, um das Jahr 50 auf eine Papyrusrolle abgeschrieben, vor dem Jahr 68 in der Höhle Nr. VII versteckt und im Jahre 1955 entdeckt wurde, was unseren Glauben  an das unveränderliche Wort Gottes bestätigt und stärkt. Die Ergebnisse der Untersuchungen dieses Papierschnipsels sind mehrfach veröffentlicht und von Vittorio Messori in seinem Buch detailliert beschrieben worden.

Die Oxforder Papyrusrollen

Der zweite Vorläufer des Evangelisten Lukas trug den Namen Matthäus Levi ben Chalfaj. Dieser war ein jüdischer Zöllner, der zur Gruppe der zwölf Apostel gehörte und der Tradition nach sein Evangelium „für die Juden in deren eigener Sprache“ verfasste. Es ist nicht auszuschließen, dass er sein Werk  sofort nach der Niederschrift selbst ins Griechische übersetzte. Diese Sprache war ausnahmslos allen seinen Landsleuten, die seit Jahrhunderten in der Diaspora lebten und oftmals das Aramäische nicht beherrschten, geläufig.

Es ist verständlich, dass niemand das Datum der Niederschrift des „Heiligen Evangeliums nach Matthäus“ verzeichnet hat. Wir wissen jedoch, dass der Apostel, Augenzeuge und Diener des Wortes, einige Jahre in Jerusalem verbracht hat: vom Tag der Kreuzigung Christi um das Jahr 30 bis mindestens zum Jahre 36, in dem nach der Ermordung des Stephanus alle Gläubigen, bis auf die Apostel, Jerusalem verlassen mussten (Apostelgeschichte  8, 1). Ganz sicher jedoch blieb er nicht in der Stadt, als im Jahre 70 die Römer Jerusalem belagerten, denn bis dahin hatten alle Jünger Christi in Erinnerung an die Warnungen (Matthäus 24, 2-16) die Stadt verlassen. Nach der Vernichtung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels war diese Stadt nie wieder Zentrum der Evangelisation von Juden oder Ort der Aposteltätigkeit.

Das Werk von Matthäus Lewi wurde ebenfalls allgemein kopiert und in den Synagogen der nocrim (also jener Juden, die an Jesus glaubten) sowie bei den Versammlungen der Christen gelesen. Ganz sicher wurde es in Ägypten gelesen und vervielfältigt, wo es zur Zeit Christi jüdische Gemeinschaften gab und wo im Jahre 1901 ein ungewöhnliches Papyrus gefunden wurde, das die Nummer P64 erhielt und heute im Magdalene College in Oxford aufbewahrt wird. Allgemein war angenommen worden, es sei im Jahre 200 geschrieben worden, bis es dann erneut untersucht wurde. In ihrem Buch „Das Jesus-Papyrus“ schildern C.P. Thiede und M. d´Ancon die Geschichte dieses Papyrus sowie die Untersuchungen, die an ihm vorgenommen worden sind.

Für diese Untersuchungen wurden die neuesten paläographischen Methoden angewandt, verbunden mit einer genauen Analyse der Papyri unter Anwendung spezieller koaxialer Epifluoreszenzmikroskope. Dank der mikroskopischen Untersuchungen konnte die Form der beschädigten Buchstaben wieder hergestellt und ein Pünktchen aus den Untersuchungen entfernt werden, das nicht zum Text gepasst hatte und sich einfach als kleiner Klecks entpuppte. Eine riesige Menge an Vergleichsmaterial wurde herangezogen, welches sich auf Papyri aus verschiedenen Zeiten erhalten hatte. Die Schlüsse, die daraus gezogen werden konnten, haben eine ungemein große Bedeutung für unseren Glauben.

So konnte nämlich C.P. Thiede mithilfe einer objektiven Forschungsapparatur wissenschaftlich und sachlich korrekt nachweisen, dass der Papyrus P64 nicht später als im Jahre 68 beschrieben wurde, also in einer Zeit, als die Apostel dauerhaft in Jerusalem tätig waren und ein Konzil ähnlich dem in der Apostelgeschichte beschriebenen hätten einberufen können, falls plötzlich ein Dokument aufgetaucht wäre, das mit dem von ihnen verkündeten Zeugnis über Jesus nicht vereinbar gewesen wäre. Wir können also absolut sicher sein, dass die Jünger Jesu, die Augenzeugen Seiner Wunder, Seines Todes und Seiner Auferstehung gewesen waren und die sich an Seine Predigten erinnern konnten, bestimmt jenes Dokument gelesen hatten, dessen Bruchstücke in Oxford aufbewahrt werden. Jenes Dokument ist das hl. Evangelium nach Matthäus, genau jenes, das wir aus den heutigen Bibelausgaben kennen.

Die Papyrusrollen in Barcelona

In Barcelona, in der Zentrale der Stiftung des hl. Evangelisten Lukas, befinden sich andere Papyrusfragmente, die mit der Nummer P67 bezeichnet sind und die eine ungewöhnliche Ähnlichkeit mit den Oxforder Papyri aufweisen. Schon früher wurden Vermutungen angestellt, dies seien Bruchstücke des gleichen Buches, das den Text des Evangeliums nach Matthäus enthielt. Im Zuge der Forschungen wurde jedoch klargestellt, dass es sich nicht um genau den gleichen Kodex (Buch, ähnlich den heutigen, mit beidseitig beschrifteten Blättern) handelt, sondern um eine Handschrift aus der gleichen Zeit, die vielleicht sogar vom gleichen Autor niedergeschrieben wurde.

Mit Bezug auf diese Entdeckungen sagte der Jerusalemer Archäologe A. Cohen in einem Interview mit dem Jerusalem Christian Review: „Jahrhundertelang waren Forscher der Ansicht, das Neue Testament, das Evangelium und die Apostolischen Briefe seien nicht von den Aposteln im ersten Jahrhundert verfasst worden. Es wurde aufgezeigt, dass die Lehre Jesu und der Apostel jahrzehntelang nur mündlich überliefert worden war, ehe sie irgendwann im zweiten Jahrhundert aufgeschrieben wurde.“ Professor O. Mazar aus Jerusalem fügt hinzu: „Heute ziehen die neuesten Forschungen an den ältesten Papyri mit Fragmenten des Neuen Testaments diese in der Wissenschaft üblichen Ansichten in Zweifel.“

Dank dieser wissenschaftlichen Feststellungen haben wir allen Grund zu glauben, dass die Bücher des Neuen Testaments noch Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. von den Menschen verfasst wurden, denen sie traditionell zugeschrieben werden, dass sie von anderen Augenzeugen der Ereignisse gelesen und bestätigt wurden, und dass sie von den Aposteln zeitgleich mit der mündlichen Verkündigung des Evangeliums weit verbreitet wurden.

Ein Zeugnis des Glaubens an die Gottheit Christi

Allein der Besitz von unumstößlichen historischen Beweisen für die frühe Niederschrift des Evangeliums widerlegt alle häretischen Ansichten, die verkünden,  der echte Jesus unterscheide sich von jenem, den das Evangelium beschreibt, und die wahre Lehre der Apostel sei nicht so gewesen, wie man sie im Neuen Testament liest und wie die Kirche sie verkündet. Dem Druck dieser Beweise können jegliche Theorien über ein allmähliches, jahrzehntelanges Entstehen und Redigieren der Bücher des Neuen Testaments nicht standhalten. Daher müssen sie ein lebendiges Glaubenszeugnis von Augenzeugen und dem engsten Jüngerkreis des echten, historischen Jesus Christus enthalten.

Und eben ein solches Zeugnis kann man in den untersuchten Papyri finden, die in Oxford aufbewahrt werden und welche die ältesten Fragmente des Evangeliums nach Matthäus darstellen, die wir besitzen. Worauf beruht dieses Zeugnis?

Eines der wichtigsten von Häretikern angeführten Argumente gegen die Gottheit Christi ist die Besonderheit der in den ersten Jahrhunderten des Christentums verwendeten Schrift. Es wurde zu der Zeit nämlich nicht zwischen Klein- und Großbuchstaben unterschieden. Aus diesem Grund meinen manche, man könne nicht beweisen, dass die Apostel in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts das Wort „Herr“ schriftlich in Bezug auf Jesus herausgehoben hätten, was diesen mit Gott gleich gestellt hätte. Sie behaupten, dass die Apostel, die jüdischen Glaubens waren, keinen göttlichen Messiaskult hätten erfinden können.

Wahr ist, dass sie dies nicht von sich aus haben erfinden können. Aber es stimmt nicht, dass Jesus erst viele Jahrzehnte später in heidnischen Gemeinschaften erstmals als Gott anerkannt wurde. Die Papyri aus Oxford liefern den unwiderlegbaren Beweis dafür, dass in den Kopien des Neuen Testaments schriftlich der Bezug zu Jesus als Gott hervorgehoben wurde, und dies zu Zeiten, als die Apostel noch lebten, unter ihnen auch die Autoren der Evangelien, die Diener des Wortes. Mehr noch, C.P. Thiede wies nach, dass niemand anderes als die Apostel selbst bewusst ein so merkwürdiges Phänomen wie die Abkürzung heiliger Namen einführten, was in späteren Jahren allgemein praktiziert wurde. Noch heute kann man auf orthodoxen Ikonen und in liturgischen Texten diese Abkürzungen sehen, z.B. ΙΣ ΧΣ mit einem Strich obenauf statt „Jesus Christus“.

Ähnliche Abkürzungen funktionieren seit langer Zeit in der jüdischen Mentalität, die sich durch eine tiefe Ehrfurcht vor dem Namen Gottes charakterisiert, welcher nicht ausgesprochen werden darf, während ein Text mit dem Namen Gottes nicht beschmutzt oder vernichtet werden darf. Selbst heute kann ein frommer Jude das Wort „Lord“ mit Bezug auf einen Menschen ganz normal  schreiben, aber er wird immer „L-rd“ mit Bezug auf Gott schreiben. Ebenso schreibt man in griechischen Texten anstatt „Gott“ ΘΣ (die Abkürzung von theos) und anstatt „Herr“ ΚΣ (die Abkürzung von kyrios).

Eben ein solcher Eintrag, KE anstatt kyrie („Herr“) findet sich im Oxforder Papyrus im Vers Mt 26, 22 ganz deutlich im Hinblick auf Jesus, den die Jünger fragen: „Bin ich es etwa, Herr?“. In einem Papyrus, das zu Lebzeiten der Apostel geschrieben wurde, als diese in Jerusalem tätig waren und in den noch funktionierenden Tempel gingen.

Der Papyrologe C. Roberts ist der Ansicht, dass ein solches Aufzeichnungssystem heiliger Namen von der Jerusalemer Gemeinde noch vor dem Ausbruch des Aufstandes in Judäa im Jahre 66 eingeführt wurde. Ihm zufolge war eine solche Aufzeichnung Ausdruck des Glaubens der ersten Kirche an die Gottheit Christi.

Somit haben wir einen weiteren unumstößlichen Beweis dafür, dass die Apostel, Zeugen des Lebens, des Todes und der Auferstehung Jesu Christi, ihren Glauben an Seine göttliche Natur bezeugten, die ihm neben Seiner vollkommenen Menschheit innewohnt. Sie haben dies nicht selbst erfunden, da kein normaler Jude, der in der Tradition des Judaismus erzogen wurde, sich  so etwas wie die Heilige Dreifaltigkeit ausdenken könnte. Doch mussten sie daran glauben aufgrund der Worte, Taten und vor allem der Auferstehung ihres Meisters, Jesus von Nazareth.

M. Rucki

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Februar 2016.



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