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Autor: Grzegorz Kucharczyk, Die Christin Kamalini Naik, die im siebten Monat schwanger war, wurde von fanatischen Hindus umringt, die von ihr verlangten, dem Glauben an Christus abzuschwören. Als sie ihnen eine Absage erteilte, wurde sie zusammen mit ihrem einjährigen Sohn - Augenzeugen zufolge - „in Stücke geschnitten“. Das Drama der Christen in IndienDie Anfänge des Christentums in Indien gehen auf die Missionsarbeit des Apostels Thomas zurück, der ungefähr im Jahre 50 n. Chr. in dieses Land, genau genommen ins im Süden Indiens gelegene Kerala, gekommen sein soll. Dieser Apostel – bekannt wegen seines „Unglaubens“ angesichts der Tatsache der Auferstehung („Wenn ich nicht die Hände“) – gab eben in Indien den wertvollsten Beweis seiner unbeugsamen Treue zu Christus, als er den Märtyrertod erlitt (der Überlieferung zufolge war sein Mörder ein Brahmane, d.h. ein hinduistischer Geistlicher). In den folgenden Jahrhunderten erreichte das Evangelium, aus dem Mittleren Osten (dem heutigen Iran und Irak) und Syrien kommend, den indischen Subkontinent. In dieser Zeit – zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert - entstand die syrisch-malabarische Gemeinschaft. Im Mittelalter griff die westliche (lateinische) Kirche in die Missionsarbeit in Indien ein. Im Jahre 1320 erreichte der französische Dominikaner Jordanus Catalani Indien und führte Missionsarbeiten in Surata und in der Provinz Gudscharat. Kurz danach wurde er vom Papst zum ersten katholischen Bischof dieses Landes ernannt. Es unterstanden ihm die christlichen Gemeinschaften in Kalkutta und Mangalore. Ein weiterer Abschnitt in der Evangelisationsgeschichte Indiens wurde durch das Zeitalter der großen geografischen Entdeckungen zum Ende des 15. Jahrhunderts hin eröffnet. Im Jahre 1498 erreichte die portugiesische Flotte Vasco da Gamas Indien auf dem Seeweg. Portugiesische Niederlassungen in Indien konzentrierten sich auf Goa und Umgebung; von dort aus nahm die Missionsarbeit ihren Anfang, die im 16. Jahrhundert hauptsächlich von den Jesuiten, mit Franz Xaver an der Spitze, übernommen wurde. Christliche Ballungszentren befanden sich in Indien in dieser Zeit vor allem in Goa (wo der hl. Franz Xaver beerdigt wurde und wo prozentual gesehen bis heute die meisten Katholiken leben), in Mangalore und in Bombay. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts schlossen sich der Missionsarbeit auch Protestanten an, was in engem Verhältnis mit der steigenden Wirtschaftsexpansion (und damit einhergehend auch mit der politischen und militärischen Expansion) Großbritanniens in Indien stand. Obzwar die britischen Machthaber erst im Jahre 1813 den christlichen Missionaren erlaubten, auf den von ihnen besetzten Gebieten zu arbeiten, hatten dort bereits schon vorher protestantische Missionare ihre Arbeit getan (so beispielsweise im Jahre 1793 der Baptist William Carey). Derzeit zählt die christliche Gemeinschaft in Indien 24 Millionen Menschen und stellt somit etwas mehr als 2% der indischen Bevölkerung. Das ist zwar nur ein Tropfen im Meer, aber dieser Sauerteig trug und trägt dank der Arbeit und des Lebens solcher Menschen wie der hl. Mutter Teresa aus Kalkutta viele gesegnete Früchte. Das Ende des 20. Jahrhunderts brachte einen Anstieg der nationalistischen Tendenzen in Indien mit sich. In den dortigen Verhältnissen wird der nationalistische Antagonismus oft mit religiösen Kontroversen gleichgesetzt (Das beste Beispiel dafür: Die hinduistisch-islamischen Auseinandersetzungen kosteten mehrere Hunderttausend Menschen das Leben, als im Jahre 1947 Indien um die Unabhängigkeit kämpfte und sich in einen islamischen Teil, Pakistan, und einen hinduistischen Teil spaltete). In den letzten Jahren sind die Hauptfeinde solcher Organisationen wie Vishwa Hindu Parishad (Welt-Hindu-Rat) oder Rashtriya Swayamsevak Sangh (Nationale Freiwilligenorganisation), die den aggressiven Nationalismus mit einem gleichermaßen aggressiven Hinduismus verbinden, die Christen. Fundamentalistische Hindus und Nationalisten werfen ihnen „Proselytismus für Geld“ (d.h. man locke Menschen zum Christentum mit dem Hintergedanken, so ihren materiellen Status zu verbessern) sowie „Dienstleistungen für fremde Mächte“ (beispielsweise die USA) vor. Organisierte Angriffe auf indische Christen begannen Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1998 begannen im Bezirk Gudscharat (West-Indien) Sturmscharen aus den oben erwähnten Organisationen mit der systematischen Vernichtung katholischer und protestantischer Kirchen. Die nach diesen Akten des Vandalismus zurückgelassenen Flugblätter ließen keine Zweifel über die Autorschaft offen: „Indien für Hindus (…). Unsere Religion, die Religion Ramas und Krishnas, ist gottgefällig. Die Bekehrung zu einer anderen ist eine Sünde“. Es war kein Zufall, dass man den 25. Dezember 1998, also Weihnachten, für besonders verschärfte Attacken auf die christlichen Gemeinden in Gudscharat wählte. In vielen von Christen bewohnten Dörfern tauchten hinduistische Sturmscharen auf, die Kirchen demolierten, in denen sich die Gläubigen zusammengefunden hatten, um eines der wichtigsten christlichen Feste zu begehen. Bezeichnend war auch die Tatsache, dass bei diesen Überfällen die örtlichen Behörden (sowohl die zivilen Behörden als auch die Polizei) tatenlos zuschauten. Die Gewalt gegenüber Christen wurde im Januar 1999 im Bezirk Orisa fortgesetzt. Am 23. Januar kam es dort zu einer der bestialischsten Attacken auf die Christen. Im Dorf Manoharpur wurde der australische, protestantische Missionar Graham Staines (58 Jahre) mit seinen beiden Söhnen Timothy (7 Jahre) und Philip (10 Jahre) bei lebendigem Leibe in seinem Wagen verbrannt. Staines, der im Jahre 1965 nach Indien gekommen war, arbeitete im örtlichen Leprahaus. Am Tage des Begräbnisses ihres Mannes und ihrer Söhne verzieh die Frau des ermordeten Missionars, Gladys Staines (die ebenfalls seit Jahren den Leprakranken half), den Mördern. Nachdem fast 10 Jahre seit diesen Ereignissen vergangen waren, wurde Orisa erneut zum Schauplatz von Christenverfolgungen. Weihnachten 2007 verbrannte man in diesem Bezirk 95 christliche Kirchen sowie 600 Häuser, die von Christen bewohnt waren. Die Gewalt brach im September 2008 erneut aus. Zu besonders gewalttätigen Attacken kam es im Kreis Kandhamal. Die Christin Kamalini Naik, die im siebten Monat schwanger war, wurde von fanatischen Hindus umringt, die von ihr verlangten, dem Glauben an Christus abzuschwören. Als sie ihnen eine Absage erteilte, wurde sie zusammen mit ihrem einjährigen Sohn - Augenzeugen zufolge - „in Stücke geschnitten“. Meistens verwendete man bei der „Bekehrung“ Benzin. Derjenige, der den Glauben an Christus nicht verleugnen wollte, wurde mit Benzin übergossen und angezündet. Den Angaben der katholischen Kirche in Indien zufolge kamen in Orisa zwischen Ende August und Mitte September 2008 35 Christen auf diese Weise ums Leben, darunter auch der gelähmte Rasananda Nath Prahan, ein 35-jähriger Christ, der keine Apostasie begehen wollte. Anhand des tragischen Schicksals Graham Staines wissen wir, dass auch diejenigen, die den Armen und Kranken, unabhängig von deren Konfession, Hilfe bringen, vor Angriffen nicht verschont bleiben. Im September 2008 überfiel in der Ortschaft Tschattisgarh eine Schar Menschen ein paar Schwestern aus der Ordensgemeinschaft der Mutter Theresa aus Kalkutta und schlug sie brutal zusammen – und dies nur deshalb, weil die Schwestern in dieser Ortschaft ein Kinderheim leiteten. Aufgrund der Pogrome waren ca. 50.000 Menschen (hauptsächlich aus dem Bezirk Orisa) dazu gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, was praktisch den Verlust dieser Häuser bedeutete. Mission in ChinaIn einer früheren Ausgabe von „Liebt einander!“ berichteten wir über die Verfolgungen der katholischen Kirche sowie anderer christlicher Glaubensrichtungen im kommunistischen China. Doch die Geschichte der chinesischen Christen ist viel älter als nur diese letzten 60 Jahre. Die Anfänge des Christentums in China stehen im Zusammenhang mit der Ankunft der Nestorianer (einer heterodoxen christlichen Strömung, die im 5. Jahrhundert auf dem Konzil in Chalzedonien den Irrlehren zugerechnet wurde) im 7. Jahrhundert n.Chr. im Reich der Mitte. Die katholische Kirche führte die Evangelisierung Chinas im Mittelalter fort. Die ersten Missionare schickte Papst Nikolaus III. (1277-1280) auf den Hof des mongolischen Khans Kubilaj (bekannt durch seine Bekanntschaft mit Marco Polo) in Peking. Zu einer kontinuierlichen Missionsarbeit kam es jedoch erst unter dem Franziskaner Johannes aus Montecorvino, der Ende des 13. Jahrhunderts Peking erreichte. Im Jahre 1308 erhielt dieser aus den Händen der nach China entsandten päpstlichen Legaten die Bischofswürde. Im 14. Jahrhundert setzten die Franziskaner das Missionswerk des ersten Bischofs von Peking fort (Johannes von Montecorvino starb im Jahre 1333). Die Niederwerfung der mongolischen Herrschaft in China und der Herrschaftsbeginn der Ming Dynastie im Jahre 1368 bezeichneten den Beginn der antichristlichen Repressionen. Bereits im Jahre 1362 starb Bischof Jakob aus Florenz den Märtyrertod. Die dann beginnende Epoche der Christenverfolgungen erwies sich als dermaßen brutal, dass man fast 200 Jahre warten musste, um das Christentum im Reich der Mitte aufs Neue zu beleben. Und dann war es vor allem das Verdienst der Jesuiten, die zum Ende des 16. Jahrhunderts hin auf verschlungenen Pfaden nach China Eingang fanden. Der heilige Franz Xaver, der Apostel Indiens und Japans, starb im Jahre 1552 an der chinesischen Küste. Seinen Plan der Ausweitung der missionarischen Tätigkeit der Jesuiten auf China verwirklichte erst Jahrzehnte später P. Matteo Ricci, der im Jahre 1595 nach Peking gekommen war. Im Augenblick seines Todes im Jahre 1610 gab es in China an die 2000 Christen. Zum Ende des 17. Jahrhunderts hin gab es bereits ca. 1 Million Christen. Dies war vor allem das Verdienst der jesuitischen Missionare, aber auch anderer Orden wie beispielsweise der Dominikaner, die seit den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts in China arbeiteten. Im selben Jahrhundert schafften die Päpste die Fundamente für eine kirchliche Organisation in China in Gestalt apostolischer Vikariate. Der lange Prozess der Organisation der katholischen Kirche in China – unterbrochen von weiteren Verfolgungswellen – wurde im Jahre 1946 durch Papst Pius XII. abgeschlossen, indem eine reguläre kirchliche Organisation geschaffen wurde (in dieser Zeit erhielt auch der erste chinesische Geistliche den Kardinalshut). Angemerkt werden muss, dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts die russische, orthodoxe Kirche ihre Missionstätigkeit in China aufgenommen hatte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die organisierte protestantische Missionstätigkeit (zunächst die britische, dann die amerikanische; zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in China 80 protestantische Missionsgemeinschaften). Der Umbruch des 17. zum 18. Jahrhundert stoppte die dynamische Missionstätigkeit der Jesuiten aufgrund der kontroversen Ansichten rund um die Riten. Es ging darum, wie weit sich die katholischen Missionare in der Anpassung der Botschaft des Evangeliums an die örtlichen kulturellen und religiösen Traditionen vorwagen durften. Die Jesuiten hatten in dieser Angelegenheit eine sehr liberale Ansicht. Sie passten sich nicht nur in ihrer äußeren Erscheinung an, sie nahmen auch chinesische Namen an, akzeptierten den Konfuzianismus und die traditionelle Bezeichnung Gottes als „Tien“ (Himmel) oder „Shang-Ti“ (der höchste Machthaber) – oder hatten zumindest nichts dagegen einzuwenden. Die beiden letzten Sachverhalte beunruhigten Rom, das bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Bedürfnis der Akkulturation innerhalb der katholischen Mission unterstützte (im Jahre 1615 erlaubte Papst Paulus V., die Gottesdienste in chinesischer Sprache zu feiern). Im Jahre 1704 beschloss Papst Klemens XI., dass die Jesuiten alle Zweideutigkeiten, die die Toleranz des Konfuzianismus, des Kultes der Vorfahren sowie der Benennung Gottes betrafen, zu vermeiden hätten. Weitere VerfolgungenIm Jahre 1715 verbot der chinesische Kaiser die Verkündigung des Christentums in China und wies die Missionare an, sein Land zu verlassen. So kam es im Reich der Mitte zu erneuten Verfolgungen des Christentums. Die Geschichte der Kirche in China ist gekennzeichnet von Repressionen und darauf folgenden Phasen der Entspannung. Über die erste Repressionswelle im 14. Jahrhundert während der Mingdynastie war bereits die Rede. Die Opfer der Schikanen im 18. Jahrhundert (besonders in den Jahren 1746 – 1747) waren Missionare aus den Reihen der Dominikaner, unter anderem der apostolische Vikar Bischof Pedro Sanz, der zusammen mit seinen Gefährten im Jahre 1893 seliggesprochen wurde. Im Jahre 1815 wurde der apostolische Vikar Sechuans, Bischof Dufresse, enthauptet. 5 Jahre später wurde Pater Jean-Francois Cleta (im Jahre 1900 seliggesprochen) ermordet. Die Christen fielen auch größtenteils den seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anwachsenden antiwestlichen Stimmungen zum Opfer. Diese Stimmungen standen im Zusammenhang mit der fortschreitenden politischen und wirtschaftlichen Markterschließung Chinas durch die größten europäischen Mächte. So war es im Jahre 1860 während des Aufstands der Tai-Ping sowie während des Boxer-Aufstands 1899-1900. Dieses letzte Ereignis war bis zum Kommunismus die größte Katastrophe, die die chinesischen Christen heimsuchte. Die Boxer betrachteten das Christentum (unabhängig von der Konfession) als einen Vorposten der westlichen Vorherrschaft (auch der politischen) über China, wogegen sie zur Waffe griffen. In den Jahren 1899 – 1900 wurden mehrere Dutzend Geistliche umgebracht (oft unter schrecklichen Qualen), darunter auch einige Bischöfe (apostolische Vikare). Dasselbe Schicksal ereilte auch die orthodoxen und protestantischen Missionare (alleine in der Provinz Shangsi kamen fast 160 Protestanten unterschiedlicher Kirchen um). Man entweihte sogar christliche Friedhöfe. Schwierige Mission in TibetDas lamaistische Tibet führte eine konsequente Politik der Isolation von der Außenwelt. Es ging nicht nur um die Isolation von China, das Herrschaftsansprüche auf das von Dalailamas regierte Land anmeldete, sondern auch darum, dem Eindringen von christlichen Missionaren nach Tibet zuvorzukommen. Die Franziskaner, die das „Dach der Welt“ erreicht hatten, wurden im Jahre 1760 aus Tibet fortgejagt. Eine erneute Mission starteten französische Priester um die Hälfte des 19. Jahrhunderts, und Papst Gregor XVI. setzte im Jahre 1846 ein apostolisches Vikariat in Lhasa (der Hauptstadt Tibets) ein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte die katholische Mission in Tibet 26 Priester und ca. drei Tausend Gläubige (darunter 600 Katechumenen). Von Anfang an war die Mission Verfolgungen vonseiten der Tibetaner ausgesetzt, die lediglich die antichristlichen Aufrufe der Dalailamas in die Praxis umsetzten. Im Jahre 1854 wurden der Priester Nicolas Michel Trick sowie Pater Bourry ermordet, im Jahre 1862 der Priester Jean-Pierre Neel. G. Kucharczyk Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Januar 2016. Lesen Sie mehr Christian Artikel (Deutsch)
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