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Autor: ks. Mieczysław Piotrowski TChr, Einen Menschen, der im Moment des Todes Reue über seine Sünden empfindet und die Liebe Christi annehmen kann, wenn auch nur ganz unvollkommen, erwartet ein schmerzhafter Reinigungsprozess im Fegefeuer, nämlich das Heranreifen zur Liebe: „Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch“, (1.Korinther 3, 15). Papst Benedikt XVI. erläutert die Bedeutung der Schriftstelle 1.Korinther 3, 15, in der es um das Geheimnis des Leidens im Fegefeuer geht, folgendermaßen: „Zunächst sagt Paulus über die christliche Existenz, dass sie auf einem gemeinsamen Grund gebaut ist: Jesus Christus. Dieser Grund hält stand. Wenn wir auf diesem Grund stehen geblieben sind, auf ihm unser Leben gebaut haben, wissen wir, dass uns auch im Tod dieser Grund nicht mehr weggezogen werden kann. Dann fährt Paulus weiter fort: „Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: Das Werk eines jeden wird offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt. Hält das stand, was er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch“, (3,12–15). In diesem Text zeigt sich auf jeden Fall, dass die Rettung der Menschen verschiedene Formen haben kann; dass manches Aufgebaute niederbrennen kann; dass der zu Rettende selbst durch „Feuer“ hindurchgehen muss, um endgültig gottfähig zu werden, Platz nehmen zu können am Tisch des ewigen Hochzeitsmahls“ (Enzyklika Spe Salvi, 46). Woher kommt das Leiden im Fegefeuer? Einzige Ursache der Leiden im Fegefeuer sind die Konsequenzen der begangenen Sünden. Jede Art von Sünde bewirkt die Zerstörung eines konkreten Guts sowie der Liebe im Menschen selbst und in seinen Beziehungen zu Gott und zu anderen Menschen. Diese von der Sünde hervorgerufenen Zerstörungen sind Quelle des Leidens für den Sünder selbst und für die mit ihm verbundenen Menschen. Da alle Menschen in Christus ein Leib und „als Glieder miteinander verbunden“ sind (Epheser 4, 25), schadet die Sünde des einen Menschen auch anderen Menschen und verursacht ihnen Leiden. Nach dem Tod reißen die Bande des Verstorbenen mit den auf Erden Lebenden nicht ab. Zwar existiert dann für ihn die physische Zeit nicht mehr, aber er lebt weiter in der so genannten anthropologischen Zeit, die von der Liebe und der Schuld zwischen ihm und den auf Erden lebenden Menschen geprägt wird. Wenn ein auf Erden lebender Mensch aufgrund der Sünden des Verstorbenen leidet, dann wird der Verstorbene so lange mit ihm zusammen leiden müssen, bis die Liebe Christi alle Leid bringenden Folgen seiner Sünden überwunden hat. Die Leiden des Fegefeuers sind demnach Folge der Sünden, die der Mensch während seines Erdenlebens begangen hat. Der Zustand des Heranreifens zur Liebe, der das Fegefeuer ausmacht, ist geprägt von Leiden in der gleichzeitigen Sicherheit der letztendlichen Befreiung und Erlösung. Dieses Leiden geht mit einem hilflosen Schmerz über alle nun erfahrbaren Folgen der eigenen Sünden einher. Wir werden uns dessen bewusst, welche Frucht unsere Sünden, unbedachten Worte und Nachlässigkeiten bringen, wie sehr sie uns und anderen Menschen auf dem Weg der Erlösung geschadet haben. Papst Johannes Paul II. lehrt in einer Katechese vom 4.08.1999, dass „jede Spur einer Gebundenheit an das Böse beseitigt und jede Deformation der Seele begradigt“ werden muss. Die Reinigung muss vollkommen sein, und genau dies ist der Kern der kirchlichen Lehre über das Fegefeuer. Dieser Begriff bezeichnet keinen Ort, sondern einen Zustand. Jene, welche nach dem Tode im Zustand der Reinigung leben, sind schon in der Liebe Christi, der sie von ihren letzten Unvollkommenheiten befreit“ (vgl. Konzil von Florenz: Decretum pro Graecis: DS 1304; Konzil von Trient: Decretum de iustificatione: DS 1580; Decretum de Purgatorio: DS 1820). Das Fegefeuer ist ein Zustand des Heranreifens zur Liebe. Während die Armen Seelen die furchtbaren Leiden durchleben, die ihre Sünden nach sich ziehen, erfahren sie auf vollkommene Weise die Wahrheit, dass Gott sie aus reiner Liebe ins Dasein gerufen hat, in die Fülle des Glücks im Himmel. Die von ihren Sünden verursachten Wunden, Zerstörungen und Deformationen bescheren ihnen große Leiden. Da die Folgen der Sünden in den auf Erden lebenden Menschen bestehen bleiben, braucht Jesus auch ihre Einwilligung und Mitarbeit, um die schrecklichen Auswirkungen der Sünden zu heilen und zu beseitigen. Diese Einwilligung soll sich vor allem in vertrauensvollem Gebet für die Verstorbenen äußern, in der Teilnahme an der hl. Messe, die in ihrer Intention gefeiert wird, im Aufopfern von Leiden für sie. Ein solches Gebet sowie ein Leben nach den Prinzipien des Evangeliums, in Einheit mit Christus, ist die einzige wirksame Hilfe, welche die im Fegefeuer leidenden Menschen von uns erwarten. Zu diesem Gebet für die Verstorbenen sind wir verpflichtet. Das Fehlen dieses Gebets ist eine ernste Schuld durch Unterlassung. Die Liebe Christi selbst ist das befreiende Feuer, das den Menschen umwandelt und zur vollkommenen Vereinigung mit der Liebe Gottes und mit der ganzen Gemeinschaft der Heiligen befähigt. Jesus Christus ist der Weinstock, wir sind die Reben (Johannes 15,5). Als Reben sind wir für andere Menschen Mittler der Liebe Christi, aber wir werden nur dann wirklich seine Mittler sein können, wenn wir uns täglich um ein Leben aus dem Glauben bemühen, indem wir nach jedem Sündenfall im Sakrament der Buße wieder aufstehen, mit jeglicher Anhänglichkeit an die Sünde brechen und uns mit Christus in vertrauensvollem Gebet und in der Eucharistie vereinen. Denken wir also an die Pflicht des täglichen Gebets für die Verstorbenen, an das Aufopfern von heiligen Messen in ihrer Intention sowie daran, vollkommene Ablässe für sie zu gewinnen. Die leidenden Seelen im Fegefeuer beten auch für uns, die wir noch auf Erden leben, und helfen uns auf unserem Weg zur Erlösung. Die hl. Faustine erhielt die besondere Gnade, die Wirklichkeit des Fegefeuers zu erfahren. Sie beschreibt diese Erfahrung in ihrem Tagebuch so: „Ich erblickte meinen Schutzengel, der mir befahl, ihm zu folgen. Plötzlich befand ich mich an einem nebeligen, mit Feuer erfüllten Ort bei vielen leidenden Seelen. Diese Seelen beten sehr innig, doch ohne Wirkung für sie selber; nur wir können ihnen zu Hilfe kommen. Die Flammen um sie berühren mich nicht. Mein Schutzengel verließ mich keinen Augenblick. Ich fragte die Seelen, was ihr größtes Leid sei. Übereinstimmend antworteten sie mir, ihr größtes Leiden sei die Sehnsucht nach Gott. Ich sah auch die Gottesmutter, wie sie die Seelen im Fegefeuer besuchte. Die Seelen nennen Maria „Meerstern“. Sie bringt ihnen Linderung. Ich wollte noch mehr mit ihnen reden, doch mein Schutzengel gab mir ein Zeichen, zu gehen. Wir verließen dieses Gefängnis des Leidens. Eine innere Stimme sagte mir: ,Meine Barmherzigkeit will dies nicht, aber die Gerechtigkeit verlangt es.’ Seither pflege ich einen engeren Umgang mit den leidenden Seelen”, (Tagebuch, 20). P. M. Piotrowski Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Januar 2016. 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