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Märtyrer im Land der Kirschblüte
   

Autor: Grzegorz Kucharczyk,
Liebt einander! 2/2010 → Geschichte



Von allen japanischen Märtyrern des 17. Jahrhunderts kennt die Kirche über drei Tausend dem Namen nach. Man schätzt, dass bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts um die 200.000 Tausend Christen in Japan ermordet worden sind.

Das Christentum im Land der Samurai

Die Anfänge der Evangelisation Japans sind mit der Tätigkeit des heiligen Jesuitenpaters Franz Xaver verbunden, der im Jahre 1549 auf die japanischen Inseln kam. In einem seiner Briefe aus dem Jahr 1552 schrieb der heilige Missionar mit Bewunderung über die Japaner, die sich taufen ließen: „Ich sah, wie sehr sie sich über unseren Erfolg freuten und dabei großen Eifer bei der Verbreitung des Glaubens zeigten, um die früher gewonnenen Heiden zur Taufe zu bewegen.“ In Kioto, der ehemaligen Hauptstadt Japans, wurde im Jahre 1576 die erste Kirche geweiht.

Bis zum Jahre 1587 verlief die Verbreitung des Christentums in Japan, vor allem dank der Arbeit der Kirche und der Jesuiten, systematisch und ohne größere Hindernisse. Bis zu dieser Zeit war die christliche Bevölkerung in Japan auf 200.000 Menschen angewachsen. Im Jahre 1587 weigerten sich zwei Christinnen, Konkubinen des Shoguns Taicosama zu werden, der in dieser Zeit des geschwächten Kaisertums praktisch das Land regierte. Daraufhin fing man an, Christen aus den Behörden und der Armee hinauszuwerfen. Man verbot auch die Missionsarbeit der Jesuiten und verbrannte über 200 katholische Kirchen.

Es stand aber nicht nur die gekränkte Ehre des Shoguns hinter der Entscheidung für die Christenverfolgungen. Es waren auch die feindlichen Absichten der buddhistischen Geistlichen im Spiel, die vor allem in den Provinzen über große Einflüsse verfügten. Man muss hier auch die unrühmliche Rolle der zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Japan einströmenden Protestanten (es handelte sich um englische und holländische Händler) erwähnen, die, um lohnende Handelskonzessionen zu erhalten, aktiv an den Verfolgungen der japanischen Kirche teilnahmen, indem sie beispielsweise den Verfolgern die Verstecke der Christen verrieten. Die englischen und holländischen Händler verrieten den japanischen Machthabern auch das ihrer Meinung nach effektivste Mittel, um katholische Missionare inmitten der vielen, nach Japan einströmenden Ausländer zu erkennen. Die „verdächtigen“ Personen sollten ein Kreuz mit Füßen treten. Die Erfinder dieser Idee, die ja als Protestanten „den päpstlichen Aberglauben“ verwarfen, unterzogen sich selber gerne dieser Probe.

Das Jahr 1587 begann mit einer Serie von Verfolgungen, die die völlige Zerstörung der Kirche in Japan zum Ziel hatte. Eines der Zentren des Christentums im Japan des 17. Jahrhunderts war die Stadt Nagasaki. Bevor Nagasaki im Jahre 1945 in die tragische Geschichte unserer Welt als zweite Stadt nach Hiroshima, auf die eine Atombombe abgeworfen wurde, einging, war es bereits zum Schauplatz christlichen Martyriums geworden. Im Jahre 1597 wurden auf den Befehl des Shoguns Hideyoshi hin 26 katholische Japaner auf der Anhöhe über der Stadt gekreuzigt. Unter den Märtyrern waren sowohl Missionare (Jesuiten, Franziskaner) als auch Laien. Gekreuzigt wurde dabei auch einer der ersten japanischen Jesuiten P. Paul Mikki und auch zwölf- und dreizehnjährige Kinder, die ihn bei dieser schmerzlichen Nachfolge Christi begleiteten.

Eine weitere Welle von Verfolgungen nahm im Jahre 1614 ihren Anfang. In dieser Zeit war es der Shogun Daifusama, der die Zerstörung der übriggebliebenen Kirchen in Japan anordnete. Die Missionare samt vielen Mitgliedern alter japanischer Adelsgeschlechter, die das Christentum angenommen hatten, wurden des Landes verwiesen. Die Verfolgung der Katholiken in Japan dauerte das ganze 17. Jahrhundert über an. Im September des Jahres 1622 wurden 25 Christen (darunter 9 Jesuitenpatres, 6 Dominikaner und 4 Franziskaner) auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Vor ihrem Tod waren sie noch Zeugen der Ermordung von 30 anderen Christen. Der sich in dieser Zeit in Kioto aufhaltende englische Seemann Richard Cocks sah „55 Christen, die auf einmal hingerichtet wurden. (…) darunter fünf- und sechsjährige Kinder, die in den Armen ihrer Mütter verbrannten, und riefen »Jesus, nimm unsere Seelen auf!«“

Von allen japanischen Märtyrern des 17. Jahrhunderts kennt die Kirche über drei Tausend dem Namen nach. Man schätzt, dass bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts um die 200.000 Christen in Japan ermordet worden sind. Die Schwierigkeiten beim Niederschreiben des japanischen Martyriums hängen damit zusammen, dass um die Hälfte des 17. Jahrhunderts die letzten Missionare, die im Land der Kirschblüte tätig gewesen sind, ermordet worden waren.

Der Mut des Glaubens

Kennzeichnend für die Verfolgung der Kirche in Japan war nicht nur die Systematik, sondern vor allem die besondere Grausamkeit, mit der man vorging. Die Verfolger praktizierten besondere Torturen, um die Christen zur Apostasie (Verleugnung Christi) zu zwingen. Man kreuzigte sie, verbrannte sie auf dem Scheiterhaufen und hängte sie in Löcher und Gruben, aus denen giftige Dämpfe aufstiegen, die die Bekenner Christi verbrannten. Diese Art der Folter musste der Augustiner-Pater Bartolomeo Gutierrez über sich ergehen lassen. Sein Martyrium dauerte fast ein Jahr lang, von Dezember 1631 bis Oktober 1632. Um die Qualen des Missionars, der Christus nicht verleugnen wollte, zu verlängern, rief man Ärzte herbei, welche die durch die Verbrennungen verursachten Wunden heilten, und folterte ihn dann aufs Neue. Am 03. Oktober 1632 hatten die Qualen des P. Bartolomeo ein Ende – er starb auf dem Scheiterhaufen. Im Jahre 1867 wurde er mit 12 weiteren japanischen Märtyrern von Papst Pius IX. heiliggesprochen.

Der heilige Franz Xaver schrieb, als er seine Missionsarbeit in Japan aufnahm, Folgendes: „Ich denke, dass wir niemals ein ähnliches Volk wie die Japaner finden werden.“ Diese Worte bestätigten sich während der langjährigen Verfolgungen der Kirche in Japan. Viele Augenzeugen betonten den ungewöhnlichen Heldenmut, sogar die Sehnsucht nach dem Märtyrertod, die die japanischen Glaubenszeugen auszeichnete, als sie ihr Leben hingaben.

Unter den in Nagasaki im Jahre 1597 gekreuzigten Christen war auch der 13jährige Thomas Kosaki. Vor seinem Tod hatte er einen Brief an seine Mutter geschrieben, in dem die folgenden Worte zu finden sind: „Dank der Gnade unseres Herrn schreibe ich diesen Brief an Dich, liebe Mutter. Der Verurteilung zufolge werden wir alle – auch die Padres – in Nagasaki gekreuzigt. Wir sind 26. Bitte, mach Dir keine Sorgen um Vater und mich, denn wir werden im Paradies auf Dich warten. Wenn Du keinen Padre finden solltest, der Dir die Letzte Ölung erteilt, dann vergiss nicht die Reue über die Sünden und behüte den Glauben. Denke auch an die unermesslichen Gnaden, die von Jesus stammen. Da man auf dieser Welt so leicht alles verlieren kann, so sorge Dich bitte darum, dass Du, solltest Du auch zu einer Bettlerin geworden sein, den Himmel nicht verlierst. Es ist nicht wichtig, was die Menschen sagen, ertrage das alles in Geduld und Liebe bis zum Schluss. Bitte, bete für uns alle. Ich flehe Dich um das Wichtigste an: Vertiefe Dein Herz immer in Reue über die Sünden. Möge Gott Dich behüten.“

Im Jahre 1862 wurde der Verfasser dieser Worte mitsamt seinen 25 Begleitern von Papst Pius IX. heiliggesprochen. Am 6. Februar feiert die Kirche jedes Jahr die Erinnerung an die Märtyrer aus Nagasaki.

Die japanische Kirche kennt auch noch andere Geschichten ihrer Märtyrer. Im 17. Jahrhundert gehörte zu den Jesuiten-Missionaren P. Ferrara. Im Jahre 1634 hielt er die Folter nicht aus und verleugnete Christus: Er zertrat ein Kreuz. Die nächsten Jahre hindurch sah er den Märtyrertod anderer Jesuiten-Missionare, die u. a. auch deswegen nach Japan gekommen waren, um seine Seele wiederzugewinnen.

Im Jahre 1643 war Ferrara Vorsitzender eines Tribunals, das sich mit der Angelegenheit von fünf Jesuiten beschäftigen sollte, die vor Kurzem verhaftet worden waren. Auf die Aufforderung Ferraras hin, den Glauben zu verleugnen, sagte P. Rubini im Namen der Verhafteten: „Wiederhole das den Feiglingen, denen du Schande bringen möchtest. Wir hoffen, dass wir über genug Mut verfügen, um wie Christen und Priester zu sterben.“

Diese Worte waren für Ferrara wie ein Schlag ins Gesicht – er rannte davon. Die Gnade Gottes führte den 80jährigen Ferrara im Jahre 1652 vor den Richter in Nagasaki. Auf die Frage nach seiner Identität antwortete er damals: „Ich bin der, der gegen den König des Himmels und der Erde gesündigt hat. Ich habe Ihn aus Angst vor dem Tod verraten. Ich bin ein Christ, ein Jesuit.“ Nach diesen Worten wurde er über 60 Stunden lang in eine Grube mit brennenden Dämpfen gehängt. Dieses Mal blieb er bis zum Ende standhaft.

Warten auf „jemand aus Rom“

Einer der Missionare, der Zeuge des Martyriums der Christen in Nagasaki im Jahre 1597 war, schrieb: „Die erstaunlichen Früchte des Opfers unserer 26 Märtyrer zeigen sich darin, dass sowohl die neu bekehrten als auch die schon einen reifen Glauben besitzenden Christen in der Hoffnung und im Glauben an die Erlösung bestärkt wurden. Sie haben sich entschieden, ihr Leben für Christus hinzugeben. Dieselben Heiden, die Zeugen des Martyriums waren, wurden durch die Freude und den Mut der Gesegneten überrascht, die an ihren Kreuzen litten und dem Tod entgegengingen.“

Dieser Heldenmut des Glaubens, der stärker war als der Hass und die Grausamkeit der Verfolger, war nicht der letzte große Abschnitt in der Geschichte der Kirche in Japan. Es blieb noch die Ausdauer. Nach den grausamen Verfolgungen des 17. Jahrhunderts begab sich die Kirche in Japan in den Untergrund. Es war eine Kirche ohne Priester, ohne Sakramente, nur mit der Taufe. Dies, verbunden mit der mündlichen Katechese, genügte jedoch. Die übrig gebliebenen japanischen Christen verharrten im Gebet und warteten auf „jemanden aus Rom“. Die Authentizität des Ankömmlings sollte das Bild der Muttergottes bestätigen.

Die Zeit der Katakomben dauerte für die japanische Kirche fast 200 Jahre. Zu Beginn der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts fand die Isolation Japans ein Ende. Es kehrten auch die Missionare, jetzt auch protestantische, zurück. Man nahm an, dass man die Missionsarbeit ganz neu aufnehmen müsste. Keiner glaubte daran, dass seit der Hälfte des 17. Jahrhunderts (um diese Zeit starben die letzten Priester in Japan) noch irgendwelche Christen im Land der Kirschblüte zu finden wären.

Im Jahre 1865 baute P. Petitjean, ein französischer Missionar, eine kleine Kapelle in Nagasaki. Viele Tage hindurch betrat sie niemand außer dem Priester. Eines Morgens jedoch knieten sich neben den Priester drei Japanerinnen hin. Sie fragten: „Hast Du einen Papst?“ Als diese Frage bejaht wurde, fragten sie: „Betest Du zu der Allerheiligsten Jungfrau?“ Als auch diese Frage bejaht wurde, stellten die Japanerinnen noch eine Frage: „Bist Du verheiratet?“Als der Priester verneinte, sagten die drei: „Also bist Du ein Christ wie wir“.

„Jemand aus Rom“ war also endlich angekommen. Es stellte sich heraus, dass in Nagasaki und Umgebung bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts ca. 2500 Christen ihren Glauben bewahrt hatten. In ganz Japan lag diese Zahl bei ca. 50.000 Menschen. Dabei muss man bedenken, wie lang diese Menschen ohne Priester und im Untergrund ihren Glauben bewahrt haben (zum Vergleich: Die Christen im kommunistischen Russland hatten im schlimmsten Fall „nur“ 70 Jahre lang keine Priester). Papst Pius IX. war über diese Tatsache so erstaunt und gerührt, dass er den 17. März als einen Feiertag für die Kirche in Japan erklärte, den Tag der „Auffindung der Christen“.

G. Kucharczyk

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Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Januar 2016.



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