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Autor: Zeugnis, Es war im Jahre 1989. Wir heuerten auf einem Schiff mit dem Namen Star of Alexandria an, das von Elev-sina in Griechenland nach New York unterwegs war. Die Besatzung war gemischt: 8 polnische Offiziere, 2 ägyptische Offiziere und 15 Matrosen aus den Philippinen. Ich war als Elektriker angeheuert worden. Das Schiff wurde mit Zement beladen. Ostersonntag legten wir ab. Das Wetter war wunderschön, obwohl tags zuvor starker Wind wehte. Die Navigationsverhältnisse waren sehr gut, doch nur im Mittelmeer. Als wir Gibraltar hinter uns gelassen hatten und auf den Atlantischen Ozean hinausfuhren, wurde es stürmisch. Nach einer Woche waren wir bei den Azoren. Dort zeigte sich die Sonne und der Sturm ließ etwas nach, leider nur für einen Tag und wir fuhren bei stürmischem Wetter weiter. Das schlechte Wetter nahm immer mehr zu. Von Schlafen und Essen war keine Rede mehr. Das Schiff neigte sich bis zu 40 Grad und bei 45 Grad wird es kritisch. Der polnische Kapitän und die Offiziere versuchten, das Schiff so zu steuern, dass es nicht umkippte. Leider begannen die Messgeräte, nicht mehr richtig zu funktionieren, und wir verloren unsere Position. Der Himmel war die ganz Zeit über schwarz, die Sonne zeigte sich nicht einmal für einen Augenblick. So war es schon seit einer Woche. 14 Tage, nachdem wir den Hafen verlassen hatten, wurden die Wellen immer stärker und höher, sie erreichten fast 20 Meter. Es war der 16. April, ein Sonntag. Ich schaute durch ein Bullauge, wie die Wellen über die Laderampe schlugen, sodass man nur noch die Spitzen der Ladekräne sehen konnte. So wie jeden Sonntag las ich in der Bibel. Ich schloss mich in meiner Kabine ein und überließ mich seelenruhig der Lektüre, denn ich hatte mich bereits an die Schwankungen des Schiffes gewöhnt. Als ich folgenden Satz gelesen hatte: „Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Johannes 16, 33), überlief mich ein Schauer. Ich legte mich mit einem seltsamen Gefühl schlafen und, was für ein Wunder, ich schlief zum ersten Mal, seitdem wir abgelegt hatten, richtig fest durch. Am Morgen erfuhr ich, dass die Offiziere auf der Brücke die ganze Nacht über gekämpft hatten, damit das Schiff nicht umkippt. Sie zündeten zwei rote Lichter an, was bedeutete: Ich trage keine Verantwortung für meine Manöver. Es gab keine Funkverbindung, keine Position, und der Sturm ließ nicht nach. Die hohen, schaumbedeckten Wellen schienen unserer zu spotten, und unser Schiff war nicht viel mehr als eine Nussschale auf dem Wasser. Um 8°°Uhr morgens ging ich auf die Brücke und versuchte, den Satelliten instand zu setzen, um unsere Position bestimmen zu können. Plötzlich hörte ich so etwas wie ein gewaltiges Aufstampfen. Das Schiff brach in der Mitte. Die Entscheidung des Kapitäns: Wir verlassen sofort das Schiff. Ich erstarb, als ich zusah, wie der Schiffsbug sich immer höher und höher erhob, wie die Abdeckplatten auf der Ladefläche auseinanderrissen, der Zement hinausfiel und alles ganz schnell von hohen Wellen bedeckt wurde. Ich schaute zu und höre in meiner Seele: Habe keine Angst! Ich lief von der Brücke zur Bordfunkstelle und fragte, ob alles funktioniere und ob Strom da ist. Ja – war die Antwort. Viele Schiffe bestätigten unseren Notruf und die Position, die unser Kapitän 10 Minuten vorher von einem anderen Schiff erhalten hatte. Ich lief zu meiner Kajüte, zog die Rettungsweste an und war sofort an Deck, wo sich die Schaluppe und das Rettungsboot befanden. Es herrschte allgemeine Panik. Man hatte das Rettungsboot über Steuerbord ins Meer geworfen, doch es hatte sich nicht vollständig geöffnet. Ein Philippiner war hinuntergesprungen, doch die starken Wellen schlugen ihn so stark gegen das Schiff, dass er sofort tot war. Die Schaluppe war nicht loszulösen, der Wind war zu stark, also verlagerte man das Ganze backbords. Wir öffneten das Rettungsboot an Bord, warfen es über Backbord, doch es positionierte sich umgedreht im Wasser. Mich überkam Angst, dass ich etwas vergessen hatte. Also kehrte ich in meine Kabine zurück und nahm den Rosenkranz mit. Als ich wieder an Deck war, hörte ich eine Stimme, die sagte: Habe keine Angst, du wirst leben! Derweil war es gelungen, die Schaluppe zu lösen. Die Mehrheit der Besatzung sprang hinein, ein anderer Teil war beim Rettungsboot im Wasser und versuchte es trotz hoher Wellen umzudrehen. Als wir unsere Plätze in der Schaluppe eingenommen hatten, zeigte sich, dass es keinen gab, der sie vom Schiff ins Wasser lassen konnte. Der Funkoffizier, ein Ägypter, der Letzte, der sich noch an Deck befand, stand da und weinte. In dieser Situation sprang der zweite Offizier, ein Pole, aus der Schaluppe und löste die Bremse. Als wir im Wasser waren, schlugen die Wellen unsere Schaluppe gegen die Schiffswand. Ich dachte: Das ist das Ende! Zusätzlich lösten sich die Hacken, die normalerweise die Schaluppe festhalten, los und schlugen und scheuerten gegen unsere Köpfe. Der zweite Offizier, der das Schiff als Letzter verlassen hatte, ging hinunter und sprang ins Wasser, worauf es uns gelang, ihn in die Schaluppe zu ziehen. Wir versuchten, uns von der Bordseite des Schiffes wegzubewegen, doch die Wellen machten alle Versuche zunichte. Auf einmal entstand im Wasser ein großer Trichter, in den wir hineingerieten. Über unseren Köpfen entdeckte ich die Schiffsschraube, die einen Durchmesser von 7 Metern hatte, und wir kamen senkrecht, wie in einem Aufzug, auf diese zu. Ich bedeckte meine Augen mit den Händen, erwartete den sicheren Tod und sagte zu mir: „Das ist unser Ende!“ Ich fühlte, wie die Schraube meine Haare berührte und … eine plötzliche Welle bedeckte uns und brachte an einen anderen Ort. Wir fanden uns auf dem Rücken der Welle unserem Schiff gegenüber wieder. Für einen Augenblick waren wir wie erstarrt und hatten das folgende Bild vor Augen: Unser Schiff zerbrach, dann bohrte sich der Kran in das Achterdeck und das Ganze ging sehr schnell unter. Die Star of Alexandria versank in einer Tiefe von 5000 Metern ungefähr 500 Seemeilen vor New York. Der schwarze Himmel, der Ozean – der wütende Schaum der Wellen und wir in dieser Nussschale – vorher noch 23 starke Männer, jetzt wie Streichholzmännchen. Als das Schiff unterging, fing das „Karussellspiel“ an: nach oben, nach unten, nach oben, nach unten. Wenn wir unten waren, befiel uns das Entsetzen angesichts der uns umschließenden, riesigen Wände aus Wasser, waren wir dann wieder oben, so schien es, als wären wir in den Bergen, auf einsamen Bergspitzen. Es war ein ungeheuerlicher Anblick, denn diese Berge aus Wasser fielen immer wieder in sich zusammen und wir fielen mit. Ich hatte Angst, fühlte aber gleichzeitig tief in meinem Herzen, dass Jemand diese Nussschale wie mit einer Leine zwischen den Wellen Richtung Land zog. Ich erinnerte mich daran, wie Jesus über das bewegte Meer schritt und dachte bei mir, dass Er uns führt. Die Schaluppe begann sich mit Wasser zu füllen. Hartnäckig und verzweifelt leerten wir sie mit einer Handpumpe und mit allem, was wir in die Hände bekamen. Unsere Kräfte ließen langsam nach. Die starke Kälte verursachte, dass einige von uns Schüttelfrost bekamen, ohnmächtig wurden oder sich übergaben. Wir überließen uns nur noch der Gnade Gottes. Es verstrichen 8 Stunden, bis die ersten Flugzeuge kamen. Leider konnten sie nicht mehr tun, als uns zu lokalisieren. Ein Augenblick der Hoffnung und wieder nur der Glaube an die Vorsehung Gottes. Gegen 17°°Uhr näherte sich uns ein großes Schiff, das auf dem Weg nach England war und Kohle geladen hatte. Es versperrte die großen Wellen und begann mit der Rettungsaktion. Man warf uns Leinen und Netze zu. Wir banden die Schwächeren fest und die Seeleute begannen, uns Schiffbrüchige langsam an Deck zu holen. Ich kletterte am Netz hoch, und als ich an Deck war, fiel ich hin und hatte keine Kraft mehr, aufzustehen. Es gelang, alle 23 Matrosen aus der Schaluppe zu retten (2 waren vorher umgekommen). Man kümmerte sich rührend um uns. Am nächsten Tag kam ein Schiff der amerikanischen Küstenwache und wir wurden mitgenommen. Alle waren der Meinung, dass es ein Wunder war, dass es uns gelungen sei, in einer offenen Schaluppe auf solch einem stürmischen Meer zu überleben. Auch ich bin der Meinung, dass es ein Wunder war, ein Wunder der göttlichen Barmherzigkeit. Gott sei Dank und Ehre in Ewigkeit! Ich habe noch oft viele Gnaden und Barmherzigkeit von Gott erfahren, als ich auf anderen Schiffen unterwegs zu war. Bis heute schwimme ich auf griechischen Frachtern. Letztens war ich auf einem Tanker, einem modernen, sehr großen und computergesteuerten 300.000 Tonnen schwerem Schiff. Es transportierte Öl vom Persischen Golf nach Japan. Ich hatte zunächst Angst, doch dann vertraute ich auf Gott und konnte meinen Arbeitsvertrag glücklich zu Ende bringen. Danke Herr! Es lohnt sich, auf Gott zu vertrauen und sich auf Ihn zu verlassen, damit Er uns führt. Auf einem Schiff hat man sehr viel Zeit und Ruhe, um auf die Stimme Gottes zu lauschen. Zu meinem Alltag gehören das Gebet, der Rosenkranz, der Barmherzigkeitsrosenkranz, die Bibel und christliche Zeitschriften und Bücher. Ich beende dieses Zeugnis mit den Worten: Dir, Herr, habe ich vertraut und wurde nicht zuschanden. L. M. P.S. Ich empfehle allen Seeleuten das folgende Gebet: Herr, Du Quell des Lebens und der Liebe, führe unser Schiff und seine Besatzung sicher über die Meere, Ozeane und Häfen. Beschütze uns vor Gefahren, Gedankenlosigkeit und Übermut, damit keiner von uns zum Krüppel wird, den Tod findet oder zur Ursache für die Leiden seiner Nächsten und seiner Familie wird. Erweise, Herr, uns Deine Barmherzigkeit und schenke allen Matrosen und Fischern, die der Tod auf den Meeren und Ozeanen ereilt hat, die Freude des Ewigen Lebens. Amen Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Dezember 2015. Lesen Sie mehr Christian Artikel (Deutsch)
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