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Autor: Zeugnis, Im Alter von 34 Jahren hatte ich drei Kinder, eine sehr interessante aber zugleich zeitaufwendige Arbeit sowie einen sehr beschäftigten Ehemann, der neben seiner Arbeit abends noch studierte. Ich lebte damals sehr hektisch, war von morgens bis abends beschäftigt. Auf der einen Seite war da meine Arbeit, die mir sehr viel Freude machte und auch Erfolge mit sich brachte, auf der anderen Seite war die Sorge um die Kinder, die damals oft krank waren, dazu kamen das Kochen, Aufräumen u.a.m., was mich ganz vereinnahmte. Und plötzlich zeigte sich, als unser jüngster Sohn noch kein Jahr alt war, dass ich schwanger bin. Großes Entsetzen packte mich, denn schon bei drei Kindern vermisste ich eine dritte Hand. Und was würde bei einem vierten geschehen? Eine Abtreibung? .... Ich klammerte mich an diesen Gedanken wie an einen Rettungsanker. Ich wagte es nicht, jemandem zu gestehen, dass ich das Kind abtreiben möchte. Und trotzdem habe ich es getan… Ich habe es nicht zugelassen, dass mein Kind auf die Welt kommt, obwohl es doch das Eigentum Gottes war und nicht meins. Als ich nach dem „Eingriff“ nach Hause kam, überfiel mich ein Gefühl großer Leere. Ich hatte ungefähr eine Woche lang Gewissensbisse wegen dem, was ich getan hatte, doch dann wurden diese durch meine Arbeit und die Alltagssorgen überdeckt. Unsere Kinder wuchsen heran, wurden selbstständig und nach einiger Zeit wurde es mir bewusst, dass sich sicherlich Platz für ein weiteres Kind in unserer Familie gefunden hätte. Und ich habe es aus Feigheit und Bequemlichkeit nicht zugelassen. Die Zeit vergeht sehr schnell. Wie im Fluge wurden unsere Kinder erwachsen, beendeten Schule und Studium. Letztendlich zogen sie aus. Wir blieben alleine – ich mit einem riesigen, erdrückenden Schuldgefühl. Jedes Mal, wenn ich ein kleines Kind sehe – und ich schaue ziemlich oft in Kinderwagen hinein – bekomme ich Magenkrämpfe. Diese Schuldgefühle wuchsen erst im Verlauf der Zeit in mir heran; als ich in Rente ging, wurde es schier unerträglich. Ich hätte niemals gedacht, dass ich im Alter so sehr wegen einer Abtreibung leiden würde, die ich in der Jugend vorgenommen habe. In letzter Zeit kehre ich sehr oft in meinen Gedanken zu meinem Kind, dem ich das Leben verweigert habe, zurück und stelle mir vor, wie es jetzt wohl aussehen würde. Vielleicht wäre es bei uns geblieben? Und ich kenne nicht einmal sein Geschlecht und konnte es nicht taufen… Als mir das alles wirklich klar wurde, wurden die innere Leere und Verzweiflung immer größer, bis ich schließlich an einer ernsten Depression erkrankte, an der ich bis heute leide. Niemals hätte ich früher vermutet, dass eine Depression so ein großes Leiden ist. Ich musste mich in ärztliche Behandlung begeben und eine Therapie anfangen. Das alles ist nämlich nicht ganz einfach, denn auf einmal entsteht ein Teufelskreis. Obwohl ich weiß, dass Christus mir diese schreckliche Sünde durch das Beichtsakrament verziehen hat, kann ich mir selber nicht verzeihen. Deshalb habe ich auch eine Generalbeichte abgelegt und mich dabei auf diese eine, die schwerste Sünde – den Mord – konzentriert. Der Beichtvater tröstete mich, als er meine Verzweiflung bemerkte, und riet mir, mich an Christus zu wenden, und Ihm mein Kind anzuvertrauen. Er riet mir auch zur geistigen Adoption eines anderen, ungeborenen Kindes, welches in Lebensgefahr schwebt. Jeder, der sich zu einer geistigen Adoption entschließt, verpflichtet sich dazu, täglich einen Zehner vom Rosenkranz in dieser Intention zu beten, was ich auch tue. Ich kann zwar dadurch meinem Kind das Leben nicht wiedergeben, aber ich kann durch das ausdauernde Gebet um jedes menschliche Wesen kämpfen, das durch eine Abtreibung bedroht ist. Ich kann auch Gutes in vielerlei Weise tun und verbreiten. Ich weiß, dass die göttliche Barmherzigkeit unvorstellbar ist, dass sie keine Grenzen kennt – doch verpflichtet mich das ungeheuerlich Schlechte, was ich getan habe, zur besonderen Wiedergutmachung. Jetzt bleiben mir nur noch das demütige Gebet und die guten Werke für meine Mitmenschen, weil ich mich dem Willen Gottes entgegen gestellt habe. Ich versuche, so zu handeln, doch mein durch die Depression verursachtes Leiden hört nicht auf. Ich weiß nicht, wann ich davon geheilt werde, doch ich vertraue vollkommen auf den Herrn und glaube zutiefst an Seine Barmherzigkeit. Eine leidende Mutter Veröffentlicht mit Zustimmung des "Liebt einander!" im Dezember 2015. Lesen Sie mehr Christian Artikel (Deutsch)
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