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Autor: Jan Paweł II, Eine vor 50 Jahren unter den besten Gelehrten der Welt durchgeführte Umfrage ergab, dass nur 16 von ihnen angaben, nicht gläubig zu sein. 15 Wissenschaftler hielten sich für Agnostiker, die übrigen 367 bekannten sich zum Glauben an Gott. 1. Es existiert eine weitverbreitete Annahme, die meisten Wissenschaftler seien üblicherweise Agnostiker und die Wissenschaft sie vom Glauben an Gott abbringe. In welchem Grad entspricht diese Annahme der Wahrheit? Die ungewöhnlichen Fortschritte der Wissenschaft, besonders in den beiden letzten Jahrhunderten, ließen viele daran glauben, dass die Wissenschaft von sich aus in der Lage ist, Antworten auf alle Fragen der Menschheit zu geben und alle Probleme zu lösen. Einige kamen zu dem Schluss, dass Gott nicht mehr gebraucht wird. Das Vertrauen in die Macht der Wissenschaft sollte den Glauben verdrängen. Man müsste sich – so sagte man – zwischen dem Glauben und der Wissenschaft entscheiden: entweder an das eine glauben oder das andere wählen. Derjenige, der wissenschaftliche Untersuchungen durchführt, braucht Gott nicht; derjenige wiederum, der an Gott glauben möchte, kann kein ernst zu nehmender Gelehrter sein, denn zwischen der Wissenschaft und dem Glauben existiert ein unüberbrückbarer Widerspruch. 2. Das II. Vatikanische Konzil brachte eine ganz andere Überzeugung zum Ausdruck. In der pastoralen Konstitution Gaudium et spes heißt es: „Vorausgesetzt, dass die methodische Forschung in allen Wissensbereichen in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und gemäß den Normen der Sittlichkeit vorgeht, wird sie niemals in einen echten Konflikt mit dem Glauben kommen, weil die Wirklichkeiten des profanen Bereichs und die des Glaubens in demselben Gott ihren Ursprung haben. Ja, wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der Wirklichkeit zu erforschen versucht, wird, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist, von dem Gott an der Hand geführt, der alle Wirklichkeit trägt und sie in sein Eigensein einsetzt.“ (Gaudium et spes 36) In der Tat kann man feststellen, dass es schon immer ausgezeichnete Wissenschaftler gab und gibt, die im Kontext ihrer wissenschaftlichen Erfahrungen ihren Glauben an Gott im positiven Sinn und mit Gewinn leben. Eine vor 50 Jahren unter den besten Gelehrten der Welt durchgeführte Umfrage ergab, dass nur 16 von ihnen angaben, nicht gläubig zu sein. 15 Wissenschaftler hielten sich für Agnostiker, die übrigen 367 bekannten sich zum Glauben an Gott. 3. Viel interessanter und nützlicher ist es, sich dessen bewusst zu werden, dass viele Gelehrte – sowohl jetzt wie auch in vergangenen Zeiten – der Meinung sind, dass die Erfordernisse der wissenschaftlichen Untersuchungen sowie die aufrichtige und freudige Annahme der Existenz Gottes nicht nur Hand in Hand gehen, sondern vielmehr noch eine vollkommene Einheit bilden können. In den Anmerkungen, die wie ein geistiges Tagebuch ihre wissenschaftliche Arbeit begleiten, kann man ganz deutlich zwei miteinander verbundene Elemente entdecken: Das erste dieser Elemente ist die Tatsache, dass die Untersuchungen allein, welche zugleich die größten und die kleinsten Dinge betreffen und unter Einhaltung der strengsten Normen durchgeführt werden, immer einen Raum für weitere Fragen in einem nie endenden Prozess übriglassen. Dieser Prozess deckt in Wirklichkeit eine Maßlosigkeit, Harmonie und Endgültigkeit auf, die man weder mit den Kategorien der Zufälligkeit noch mithilfe der wissenschaftlichen Quellen selbst erklären kann. Damit verbunden ist die unvermeidliche Frage nach dem Sinn, der höheren Rationalität oder sogar nach Etwas oder Jemand, der die inneren Bedürfnisse zu erfüllen vermag, die der wissenschaftliche Fortschritt nicht unterdrückt, sondern vielmehr verschärft. 4. Die genauere Beobachtung zeigt, dass der Übergang in die religiöse Bejahung nicht von alleine auf dem Weg der wissenschaftlichen Erfahrung geschieht, sondern aufgrund von philosophischen Grundsätzen wie dem Kausalitätsprinzip, dem Zweckmäßigkeitsgrundsatz, dem Hinlänglichkeitsprinzip getroffen wird, die der Wissenschaftler beim täglichen Kontakt mit dem Leben und der von ihm untersuchten Wirklichkeit anwendet. Des Weiteren ist der Wissenschaftler quasi ein Vorposten in der modernen Welt, der als Erster die ungeheure Komplexität und zugleich wundervolle Harmonie der Wirklichkeit entdeckt. Der Wissenschaftler wird so zum privilegierten Zeugen der Möglichkeit zur Akzeptanz der Religion; er ist ein Mensch, der fähig ist, aufzuzeigen, dass die Annahme der Transzendenz nicht nur der Autonomie und den Zielen der wissenschaftlichen Arbeit nicht schadet, sondern diese zum andauernden Weiterschreiten bei der Erfahrung des sich offenbarenden autotranszendenten Geheimnisses, welches den Menschen umgibt, antreibt. Wenn man dann noch bedenkt, dass die sich immer weiter vergrößernden Horizonte der wissenschaftlichen Arbeit, insbesondere was die Quellen des Lebens selbst anbetrifft, viele beunruhigende Fragen aufwerfen, die mit dem rechten Umgang der wissenschaftlichen Errungenschaften verbunden sind, dann darf uns die Tatsache nicht verwundern, dass die Wissenschaftler selber moralische Kriterien fordern, die in der Lage sind, den Menschen von allen willkürlichen Beschuldigungen freizusprechen. Und wer, wenn nicht Gott, kann ein moralisches Ordnungssystem festlegen, in dem die Würde des Menschen, jedes Menschen, jederzeit geschützt und unterstütz wird? Sicherlich nimmt die christliche Religion, die bestimmten atheistischen oder agnostischen Feststellungen, die im Namen der Wissenschaft verkündet werden, widerspricht, mit der gleichen Vehemenz auch solche Aussagen über Gott nicht an, die keine deutlichen Grundlagen in der Vernunft vorweisen. 5. Es lohnt sich an dieser Stelle, die Beweggründe zu betrachten, die viele Wissenschaftler dazu bringen, in positiver Weise über die Existenz Gottes zu sprechen, sowie auch ihre persönliche Beziehung zu Gott, zum Menschen, den großen Problemen der Menschheit und den höchsten Werten, die einen Rückhalt für sie darstellen, zu analysieren. Wie oft werden Stille, Meditation, Schöpfergeist, eine gesunde Distanz zu den Dingen, der gesellschaftliche Sinn von Entdeckungen, die Reinheit des Herzens zu starken Antriebsfedern, die vor diesen Wissenschaftlern Bedeutungswelten aufschließen, welche von allen, die gleichermaßen loyal und liebevoll zur Erkenntnis der Wahrheit streben, bemerkt werden müssen. Man kann sich hier den vor einigen Jahren verstorbenen italienischen Gelehrten Enrico Mediego ins Gedächtnis rufen, der während seines Vortrages beim Internationalen Katechetischen Kongress in Rom im Jahre 1971 sagte: „ Ich sprach zu einem jungen Menschen: >>Schau, dies ist ein neuer Stern, eine Galaxie, ein Neutronenstern, 100 Millionen Lichtjahre entfernt. Dabei sind diese Protonen, Elektronen, Neutronen, Mesonen identisch mit denen, aus denen dieses Mikrofon besteht. Identität jedoch schließt Wahrscheinlichkeit aus. Das, was identisch ist, kann nicht wahrscheinlich sein. Also existiert eine Ursache außerhalb des Raumes, die diesem Sein seine entsprechende Gestalt verliehen hat. Diese Ursache ist Gott.<< Ich sage es in der Sprache der Wissenschaft, dass ein Wesen existiert, welches für die Identität der weit voneinander entfernten Dinge verantwortlich ist. Und die Menge der identischen Teilchen im Weltraum beträgt 10 hoch 85. (…)Stimmen wir nun das Lied der Galaxien an? Wäre ich der hl. Franz von Assisi, würde ich sagen: >>Oh Galaxien unendlicher Weiten, preist meinen Herrn, weil Er allmächtig und gut ist. Oh Atome, Protonen, Elektronen, oh Gesänge der Vögel, oh Rauschen der Blätter und der Luft, die ihr euch in der Macht des Menschen befindet, wie ein Gebet, singt einen Hymnus, der zu Gott zurückkehrt!<<“ Johannes Paul II. (17.7.1985) Veröffentlicht im November 2010.
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