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Autor: Anna Borkowska, Liebe Leserinnen und Leser, ich möchte Euch auf die Suche nach der verlorenen Weiblichkeit und Männlichkeit mitnehmen. Vielleicht fragt ihr Euch gerade: Ist es wirklich schon so schlimm, dass wir die Wahrheit über unsere eigene Geschlechtlichkeit suchen müssen? Haben wir sie denn wirklich verloren? Die Situation ist wirklich ernst! In der heutigen Zeit gibt es sehr viele Vorschläge, wie man die eigene Männlichkeit oder Weiblichkeit leben sollte. Leider sind diese Vorschläge entweder unzutreffend oder unserer Natur entgegengesetzt. Ich möchte einige davon näher betrachten. Derzeit wird eine aggressive Form des Feminismus ziemlich stark betont, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Frau vollständig aus der Vorherrschaft des Mannes zu lösen. Die Frau, die jahrhundertelang dem Mann untergeordnet war, greift nun nach der Macht. Sie tut dies, indem sie folgende Kampfstrategie anwendet: Wer ist der Bessere? Wer kommt besser zurecht, wer kann mehr? Wer ist stärker? Wer wird mehr verletzt, diskriminiert? ... Diese Strategie führt zur ständigen Rivalität und zur Suche nach einem Sündenbock und letztendlich, leider, zur Vermännlichung der Frau. Die benachteiligte Frau fühlt sich nur dann wertvoll, wenn sie dasselbe tut, was auch der Mann tut, d. h.: dieselben Berufe ausführt, denselben Aktivitäten nachgeht. Leider gibt es da ein Hindernis – die biologischen Unterschiede. Die Frau kann nämlich Mutter werden. Wenn sie Mutter wird, kann sie keine Kriege führen. Was bleibt ihr also übrig, wenn sie doch beruflich und gesellschaftlich Karriere machen möchte? Doch nur der Kampf mit dem Muttersein, ein Kampf, der im äußersten Fall mit einer Akzeptanz der Abtreibung endet – dem Einverständnis mit dem Mord an ungeborenen Kindern. Eine andere, mehr „friedlichere“ Strömung verkündet, dass es doch keinen Sinn macht, miteinander zu kämpfen, denn in Wahrheit seien wir gleich, und die Unterschiede, die man uns einzureden versucht, seien nichts anderes als das Resultat einer unterschiedlichen sozialen Erziehung (bei der man beispielsweise Mädchen mit Puppen und Jungen mit Gewehren großzieht – dies ist selbstverständlich eine grobe Vereinfachung). Solche Ansichten enthalten eine bittere Pille – der Mensch möchte selber darüber bestimmen, wie Männlichkeit und Weiblichkeit auszusehen haben. Es gefällt ihm nicht, dass er bereits mit bestimmten Gegebenheiten auf die Welt kommt. Er hält diese vielmehr für eine Beschränkung seiner Freiheit. In der heutigen Zeit begegnen wir also sowohl dem Kampf der Geschlechter als auch der Tendenz zum Unisex, zur Gleichmacherei der Geschlechter. Es gibt ein bestimmtes Bild der Weiblichkeit, welches uns von den Medien vermittelt wird. Die moderne Frau sieht so aus: Sie ist unabhängig, kommt sehr gut ohne Mann zurecht, ist stark, besitzt keine Hemmungen, geht auch Beziehungen ohne Verbindlichkeiten ein, hat beruflichen Erfolg, sorgt sich übertrieben um ihr Aussehen, will um jeden Preis ein jugendliches Äußeres haben. Diejenige Frau aber, die Kinder erzieht und nicht sogleich nach dem Ende des Mutterschaftsurlaubs zur Arbeit läuft, wird negativ bewertet. Man bezeichnet sie als „faul“ oder als „Schmarotzerin“ … Leider Gottes beurteilen auch die Ehemänner ihre Frauen auf der Grundlage solcher Ansichten und können die Mühen, die diese Frauen in die Erziehung der nächsten Generation stecken, nicht richtig einschätzen. Ebenso spielen die Medien eine nicht unwichtige Rolle bei der Erniedrigung der Frauen – man braucht hier nur die Pornografie zu erwähnen, die die Frau zum sexuellen Objekt macht. Und welches Bild vom Mann wird in den Medien verbreitet? Einer der Teilnehmer meiner Ehevorbereitungskurse sagte einmal, dass der Mann in den Medien eigentlich unbestimmbar ist. Darin steckt eine tiefsinnige Wahrheit – man stellt uns einen Mann ohne Ausdruck, ohne Werte und Ideale dar. Seine einzige, wirkliche Errungenschaft ist der neueste Sportwagen, der ihn das Leben genießen lässt, sowie der Rasierapparat, der bewirkt, dass ihn alle hübschen Frauen anschmachten. Dieser Mann ist schwach. Seine Männlichkeit beweist er in den Armen einer Frau. Wenn er sexuell aktiv ist, dann hat er seinen Lebenszweck erfüllt. Er besitzt keine innere Kraft, die einer Frau das Gefühl der Sicherheit vermitteln könnte. Was ist außerdem noch charakteristisch für den Mann? Er kümmert sich übertrieben um sein Äußeres, kleidet sich in die modischsten Klamotten, verbringt ganze Stunden im Solarium – man ist geneigt zu sagen: Er verhält sich wie eine Frau. Hier kommt also ganz deutlich die Verweiblichung des Mannes zum Vorschein. In diesem großen Durcheinander der Strömungen und Ansichten müssen wir uns über das Wesen der Weiblichkeit und Männlichkeit klar werden. Was bedeutet es, ein Mann zu sein, und was bedeutet es, eine Frau zu sein? Ich schlage vor, dass jeder die folgenden Sätze für sich beantwortet und vervollständigt. Dabei geht es um eine ehrliche Antwort, die das Bedürfnis unseres Herzen aufzeigt: Es ist sehr wichtig, auf das zu hören, was sich in uns befindet. Und darüber nachzudenken, was unser Frau- bzw. Mann-Sein mit sich bringt. Kannst Du ruhig sagen: „Wie gut, dass ich eine Frau bin. (Ich fühle mich toll als Mann). Ich weiß, dass ich am richtigen Platz bin“? Oder ist es so, dass Du dein Geschlecht nicht akzeptieren und seine Schönheit nicht entdecken kannst? Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Vielleicht haben Dir deine Eltern niemals gesagt, dass sie Dich bedingungslos lieben, dass Du wertvoll bist und geliebt zu werden verdienst, einzig und allein schon deswegen, weil es Dich gibt. Vielleicht wurdest Du auch tief verletzt, indem man Dir zu verstehen gegeben hat, dass Dein Leben nichts wert ist und dass niemand Dich jemals lieben wird. Vielleicht war Deine Mutter Deinem Vater gegenüber negativ eingestellt und hielt ihm immer nur seine Schwächen und irgendwelche Fehler vor Augen und die Pfeile, die sein Herz erreichen sollten, durchbohrten auch Dein kleines, männliches Herz. Oder aber Dein Vater erniedrigte Deine Mutter, wodurch Du in der Meinung bestärkt wurdest, dass eine Frau nichts wert sei, nichts Gutes verdient und ihr Leben eine einzige Niederlage sei. Vielleicht ist das Einzige, was Deine Eltern Dir hinterlassen haben die Überzeugung: „Ich will niemals so sein wie mein Vater“, oder: „Ich will für meine Kinder niemals so eine Mutter sein, wie es die meine für mich gewesen ist“. Es kann Dir auch jedes männliche Vorbild gefehlt haben, weil Du ohne Vater aufgewachsen bist oder nur geringen Kontakt zu ihm hattest. Unsere Erfahrungen können ganz verschieden sein, deshalb benötigen wir ein sicheres Fundament, einen Bezugspunkt, der bewirkt, dass wir uns nicht verlieren. Und wer kann für uns ein besserer Führer sein als Gott, der uns geschaffen hat? Wir müssen darüber nachdenken, was Er in unser weibliches und männliches Herz hineingelegt hat. Nach dem Schöpfungsakt befand sich Adam im Paradies und erhielt von Gott sehr wichtige Aufgaben: Er sollte die Tiere benennen und den Garten bestellen. Man könnte denken, dass ihm dies reichen sollte. Er hatte doch einen schönen Aufenthaltsort und eine wichtige Aufgabe. Adam fühlte jedoch in der Tiefe seines männlichen Herzens eine Sehnsucht. In den Geschöpfen, die ihm begegneten, fand er keines, mit dem er hätte in Beziehung treten können. Er sehnte sich nach jemandem, der ihm gleich wäre. Und der Herr ließ einen tiefen Schlaf über ihn kommen und schuf aus seiner Seite die Frau. Als Adam aufwachte, rief er begeistert aus: „Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch“ (Genesis 2, 23). Endlich hatte er die erträumte Gefährtin erhalten, seine ezer (das hebräische Wort ezer, übersetzt „Hilfe“, bedeutet diese Art der Unterstützung, die nur eine Person einer anderen erweisen kann). Über sie sagte Adam: „Frau soll sie heißen; denn vom Mann ist sie genommen“ (Genesis 2, 23). Das hebräische Wort isz bedeutet Mann, isza bedeutet Frau. In der ursprünglichen Wirklichkeit gibt es keine Rangordnung der Geschlechter – Er und Sie tragen beide das Bild Gottes in sich (vgl. Genesis 1, 27). Es gibt keine Rivalität und Unabhängigkeit – beide brauchen sich gegenseitig und nur im gegenseitigen Verhältnis können sie den Reichtum ihrer eigenen Geschlechtlichkeit entdecken und verwirklichen: „Männer und Frauen wurden vom Schöpfer dazu berufen, in einer gegenseitigen, tiefen Kommunion zu leben, in der sie sich gegenseitig erkennen und sich einander schenken; in der sie zusammen zum Gemeinwohl wirken und sich gegenseitig durch die Komplementarität der weiblichen und männlichen Eigenschaften ergänzen.“ (Johannes Paul II.) Die gleiche Würde zu besitzen bedeutet aber nicht automatisch gleich zu sein. Mann und Frau unterscheiden sich voneinander und das nicht nur in körperlicher Hinsicht. Das Geschlecht äußert sich in Daseinsweise, in der Art der Kommunikation, in der Wahrnehmungsweise der Realität, im Empfinden und Erleben von Liebe. Dieser Unterschied ruft keine Dissonanz hervor und verläuft vollkommen friedlich: „Beide, Adam und seine Frau, waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander“ (Genesis 2, 25). „In der »Einheit der zwei« sind Mann und Frau von Anfang an gerufen, nicht nur »nebeneinander« oder »miteinander« zu existieren, sondern sie sind auch dazu berufen, gegenseitig »füreinander« da zu sein“ (Johannes Paul II., Mulieris dignitatem 7). Man kann sich die Frage stellen: Wozu dient diese Unterschiedlichkeit? Frau und Mann haben eine jeweils andere Aufgabe: „Seid fruchtbar und mehret euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch“ (Genesis 1, 28). Gott legte in die Frau die Fähigkeit, Mutter zu sein und in den Mann die Fähigkeit, Vater zu werden. Jede Frau trägt eine potenzielle Mutterschaft in sich. Nur sie kann in ihrem Schoß ein wehrloses kleines Kind tragen, ein kleines Wesen, welches ihre Zärtlichkeit und Fürsorge benötigt. Wenn die Frau Mutter sein kann, dann bedeutet das, dass sie besondere innere Anlagen besitzen muss, um diese Aufgabe erfüllen zu können. Wir wären wirklich naiv, wenn wir glaubten, dass Gott uns eine Aufgabe erteilt hat, ohne uns dafür entsprechend auszurüsten. Ähnlich ist es beim Mann. Er trägt die Vaterschaft in sich. Diese besondere Aufgabe der Sorge um Frau und Kinder verlangt entsprechende Fähigkeiten, die der männlichen Natur zueigen sind. Von welchen besonderen Bedingungen kann man also bei Frau und Mann sprechen? Mutterschaft ist die Sorge um das Leben, das Hervorbringen eines neuen Menschen und die Sorge um sein Leben, um Wärme, Liebe und Unterstützung. Mutterschaft bedeutet also nicht nur das physische Gebären von Nachkommen. Eine Mutter kann jede mitfühlende Frau sein, die das Leben beschützt. Eine Mutter ist eine Frau, die in ihrem Herzen für jeden Menschen Sorge trägt. Jede Frau besitzt in ihrem Innern solche Eigenschaften, die es ihr ermöglichen, Mutter zu sein. Die Frau funktioniert sehr gut in einer Welt voller Menschen. Sie besitzt einen hohen Grad an Empathie – sie kann sich sehr gut in die Lage eines anderen Menschen hineinversetzen, seinen Schmerz oder seine Freude nachempfinden, subtile Zeichen von Emotionen aus seinem Gesicht herauslesen oder aus seiner Stimme heraushören. Dies alles erleichtert ihr die zwischenmenschliche Kommunikation, das Verständnis für den anderen. Für die Frau ist es schwer, das Denken von Emotionen zu trennen. Die Frau existiert tief in ihrem Inneren für den Nächsten – alles, was sie tut, richtet sich auf eine andere Person. Sie kann sich schweigend opfern, ohne sichtbare Resultate zu haben – bei einem kranken Kind wachen, Bedrückte aufmuntern, viele Stunden damit verbringen, andere emotional aufzubauen. In all diesen Tätigkeiten offenbart sich die immense Kraft der Frau, die ganz anders ist als die Kraft des Mannes, die sich schon allein im Körperbau zeigt. Die Frau interessiert sich für Kleinigkeiten, die so wichtig im Alltagsleben sind. Sie denkt an konkrete kleine Dinge, ohne die man keinen Haushalt führen und keine Kinder erziehen könnte etc. Johannes Paul II. sprach über den Genius der Frau, der überall dort notwendig ist, wo es um zwischenmenschliche Beziehungen und die Sorge um den Nächsten geht: „Dank sei dir, Frau, dafür, dass du Frau bist! Durch die deinem Wesen als Frau eigene Wahrnehmungsfähigkeit bereicherst du das Verständnis der Welt und trägst zur vollen Wahrheit der menschlichen Beziehungen bei“ (Johannes Paul II., Brief an die Frauen 2). Die Frau sollte in der Familie anwesend sein, wo ihre selbstlose Liebe und Aufopferung notwendig sind, um junge Menschen zu formen und sie zur Liebesfähigkeit zu erziehen. Ihre Anwesenheit ist auch in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt notwendig. Die Frau, die ein offenes und empfindsames Herz besitzt, sollte Zugang zur Politik und Wirtschaft haben und Einfluss auf die Einführung menschlicher Lösungen nehmen. Vaterschaft dagegen ist die beständige Bereitschaft, die geliebten Menschen zu verteidigen und zu beschützen, ihnen ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln. Ein Vater trägt auf seinen Schultern die Verantwortung für die Familie, beschützt ihre Werte, ist eine Autoritätsperson, ein Vorbild, ein Abbild der väterlichen Liebe Gottes. Der Mann arbeitet hart, macht sich die Erde dienstbar. Er besitzt physische Kraft und eine logische Denkweise. Dem Mann fällt es leichter, das Denken von Emotionen zu trennen, und dies führt dazu, dass er fest auf dem Boden der Tatsachen steht (Dies ist manchmal sehr wichtig, vor allem in bedrohlichen Situationen). Der Mann denkt in Perspektiven. Er muss ein Ziel haben, auf das er zusteuert, eine Vision, der er sich widmen kann. Er ist derjenige, der die Richtung bestimmt: „(…) denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist“ (Brief an die Epheser 5, 23); dieses „Haupt sein“ bedeutet, eine ungeheure Verantwortung zu tragen und zu dienen. Ein Mann ist ganz einfach derjenige, der das Fundament erstellt und aufpasst, dass das von ihm erbaute Haus nicht einstürzt. Solch eine Vaterschaft sollte jeder Mann verwirklichen – sowohl der, der verheiratet ist, als auch der, der Priester wurde oder einsam ist. Wie sehr brauchen wir heute Männer, die Frauen und Kinder beschützen, sie unterstützen, und nicht die Familien zerstören, Schmerz und Leid bei den Wehrlosen verursachen. Es fehlt an starken männlichen Armen, die es nicht zulassen, dass ein Mensch verletzt wird. Diese Arme müssen stark und zugleich voll Wärme und Liebe sein, so wie die Arme des Vaters aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn (vgl. Lukas 15, 11-32). Was können wir tun, damit Weiblichkeit und Männlichkeit wieder in dem ihnen vom Schöpfer zugeschriebenen Glanz erstrahlen? - Wir müssen unser Geschlecht als ein Geschenk annehmen, es ruhig akzeptieren. Wir sollten nicht dagegen ankämpfen und uns einzig und allein auf die Beschränkungen unseres Geschlechts konzentrieren, sondern vor allem den Reichtum und die Kraft entdecken, die in uns ruhen. Dies ist aber nur möglich, wenn man die Mutterschaft als einen wichtigen Teil der Weiblichkeit akzeptiert und die Vaterschaft als ein untrennbar mit der Männlichkeit verbundenes Privileg ansieht. Wenn wir nicht gegen das Leben ankämpfen, erlangen wir die Fähigkeit, uns selber vollständig anzunehmen. Eine Frau, die gegen das Leben ankämpft, wird niemals imstande dazu sein, ihre Sanftmut und Liebesfähigkeit zu entwickeln. Das, was man für eine Schwäche halten könnte, ist in Wirklichkeit die Stärke der Frau. Ähnlich verhält es sich beim Mann. Wenn er seine potenzielle Vaterschaft nicht akzeptiert, wird er höchstwahrscheinlich niemals imstande sein, Verantwortung zu übernehmen. Die Eroberung von Frauen und das Ausnutzen seines Charmes, um die eigenen Bedürfnisse zu stillen, werden für den Mann dann zu den wichtigsten Lebenszielen. „Es wird niemals eine Gerechtigkeit herrschen, die Gleichheit und Frieden zwischen Männern und Frauen garantiert, solange es keinen ungebrochenen Willen zur Bewahrung, zum Schutz, zur Liebe und zum Dienst am menschlichen Leben gibt – und das betrifft jedes menschliche Leben, in jedem Lebensabschnitt und in jeder Situation“ (Johannes Paul II.). - Man muss sich der Verletzungen bewusst werden, die uns nahestehende Personen zugefügt haben. Wenn wir vorgeben, dass in unserem Leben alles in Ordnung ist, dann kann es sein, dass wir uns weiterhin hinter einer Karikatur der Weiblichkeit bzw. Männlichkeit verstecken. Etwas, was verheimlicht und versteckt wird, kann nicht geheilt werden. Der Heilungsprozess kann nur dann in Gang gesetzt werden, wenn wir unsere Wunden offenlegen, an ihnen mit einem Seelenführer, Freund oder Psychotherapeuten arbeiten und dann verzeihen. Wir sollten keine Angst davor haben, uns in den Armen unseres Himmlischen Vaters auszuweinen, Ihm alle unsere Schwierigkeiten und unser ganzes Leid anzuvertrauen. Denken wir an die Verheißung, die Jesus uns gegeben hat: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Matthäus 11, 28). Wir müssen unsere Wunden hinter uns lassen, damit sie nicht weiterhin unser Leben bestimmen, sondern lediglich bewirken, dass wir einige Dinge präziser und besser als andere sehen. - Wir müssen unsere Geschlechtlichkeit entwickeln, indem wir uns in opferbereiter Liebe üben, unser Verantwortungsgefühl ausbauen, an uns selber hohe Anforderungen stellen, die ganze Zeit an uns arbeiten. Der Durchschnitt sollte uns niemals genügen. All das Schöne und Gute, das in uns steckt, sollten wir zur Entwicklung bringen. Gott hat uns den Grundstoff gegeben und das, was daraus entsteht, hängt in großem Maße von uns selber ab. Denken wir daran, dass wir in Zukunft als Frau und Mann Vorbilder für unsere Kinder sein werden. - In zwischenmenschlichen Beziehungen müssen wir immer die Tatsache berücksichtigen, dass Frau und Mann unterschiedlich sind und andere Bedürfnisse haben. Wenn ich in meiner Familien-Beratungsstelle auf die Unterschiede zwischen Mann und Frau zu sprechen komme, stoße ich bei meinen Gesprächspartnern auf offene Ohren. Oft höre ich dann: „Hörst Du?“, „Siehst Du, hab ich Dir das nicht auch gesagt?“, „Genauso ist es auch bei uns!“ Frauen wollen sich sicher und geliebt fühlen. Sie möchten, dass ihr Mann ihnen zuhört, sie in den Arm nimmt, zärtlich ist und sie im Alltag unterstützt. Frauen möchten, dass ihre Männer sich um sie bemühen, ihre äußere und innere Schönheit wahrnehmen. Deshalb gibt es in der Bibel die Forderung: „Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht aufgebracht gegen sie!“ (Kolosser 3, 19). Männer dagegen wollen in ihrer Frau eine Lebensgefährtin sehen, die eine warme Atmosphäre entstehen lässt und sich um das gemeinsame Heim sorgt. Sie sehnen sich danach, dass die Frau ihre intellektuellen und physischen Fähigkeiten bewundert. Sie wollen Herausforderungen meistern, benötigen dazu aber die Unterstützung und das Vertrauen vonseiten der Frau. In den Augen ihrer Frau möchten sie die Versicherung sehen: „Das schaffst Du schon! Ich bin mir sicher, dass Du das kannst! Du bist doch intelligent!“ Ein Mann ist in der Lage, sehr viel zu tun, wenn er das Bewusstsein hat, dass die Frau bei ihm Schutz sucht und sich in seinen Armen sicher und geborgen fühlt. Gott hat uns die Geschlechtlichkeit geschenkt. Wir haben die einmalige Möglichkeit, in der Welt als Mann oder Frau zu leben. Wir können andere Menschen mit unserem eigenen inneren Reichtum beschenken oder uns mit den Attrappen der Männlichkeit und Weiblichkeit begnügen, die in Wirklichkeit niemals eine echte innere Freude bringen werden. Wir haben die Wahl. Die Frau existiert für den Mann und der Mann für die Frau und nur ihre gegenseitige Beziehung kann Erfüllung bringen: „Die Frau stammt nicht vom Kopf des Mannes, um zu regieren, und auch nicht von seinen Füßen, um ihm zu dienen, sondern aus seiner Seite, um an seiner Seite zu schreiten, aus seiner Schulter, um von ihm beschützt zu werden, aus der Nähe seines Herzens, um von ihm geliebt und umsorgt zu werden“ (Hugo von St.Viktor, 13. Jahrhundert). Anna Borkowska Veröffentlicht im November 2010.
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