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Autor: ks. Mieczysław Piotrowski TChr,
Der Apostel Johannes glaubte an die Auferstehung Jesu, noch bevor er den Auferstandenen gesehen hatte. Diese ungewöhnliche Entdeckung der Wahrheit über die Auferstehung beschreibt er in seinem Evangelium.
Als Maria Magdalena den Aposteln die Nachricht überbrachte, dass das Grab Jesu leer ist, liefen Johannes und Petrus ungläubig zur Begräbnisstätte ihres Herrn, um diese Nachricht selbst zu überprüfen. Als sie dort ankamen und in das offene Grab hineingingen, fanden sie dort nur Leintücher, der Leib des Herrn war nicht mehr da. In diesem Augenblick, obwohl er den Auferstandenen noch nicht gesehen hatte, „sah und glaubte“ (Johannes 20, 8) Johannes. Was brachte Johannes dazu, schon zu dieser Zeit an die Auferstehung Christi zu glauben? Bevor wir diese Frage beantworten, wollen wir uns die bereits bekannten Fakten nochmals vor Augen halten.
Jüdische GrabvorschriftenArchäologische
Ausgrabungen bestätigen, dass Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten
in Israel, so auch das Grab Josefs von Arimathäa, indem Jesus beerdigt
worden ist, in Felsen gehauen wurden. Um in so eine Grotte zu gelangen,
musste man sich bücken. So wird es auch in den Evangelien des Johannes
und Lukas beschrieben. Man nimmt an, dass Josef von Arimathäa eine
mehrere Meter lange Stoffrolle aus Leinen erwarb, aus der ein über
vier Meter langes Leichentuch und mehrere große Binden (othonia)
geschnitten wurden, die man dazu verwendete, den ganzen Körper Jesu
zu umhüllen – mit Ausnahme des Kopfes, den man mit einem Schweißtuch
(sudarion) bedeckte. Die jüdischen Vorschriften verlangten, dass
man denjenigen, der eines gewaltsamen Todes starb, mit seinem „Lebensblut“
begrub. Da sie das jüdische Gesetz kannten, wuschen und balsamierten
Nikodemus und Josef von Arimathäa den Leichnam Jesu nicht, sondern
umwickelten ihn ganz in Leinen. Dies spricht für die geschichtliche
Glaubwürdigkeit der Überlieferung. Antonio Persili, ein Kenner
des griechischen Altertums, stellte richtigerweise fest, dass der Leichnam
Jesu zunächst mit dem über vier Meter langen Leichentuch umhüllt
wurde, damit niemand den Körper berühren und noch zusätzlich
Blut vergießen konnte. Danach wurde der gesamte Körper mit
Binden (othonia) umwickelt, mit Ausnahme des Kopfes, den schon das Leichentuch
umhüllte. Während dieser mit der Grablegung verbundenen Tätigkeiten
präparierte man das Leinen von Innen und Außen mit einer großen
Menge wohlriechender Öle. Der hl. Johannes schreibt, dass es sich
um jeweils ungefähr 100 Pfund (32,7 kg) Myrrhe und Aloe gehandelt
hat (Johannes 19, 39). Davon wurde ein Teil auf den Grabstein ausgegossen
und auch für die Grabwände verwendet. Um den Kopf Jesu zu umhüllen,
wurden ebenfalls zwei Tücher gebraucht, eins von Innen um das Kinn
festzubinden und eins von Außen um zu verhindern, dass die Myrrhe
und Aloe zu schnell verdampfen. Außerdem verhielt es sich so, dass
die Wunden im Gesicht und am Kopf zu großem Blutverlust geführt
hatten und das Leichentuch damit durchtränkt wurde. Deshalb musste
man den Kopf Jesu mit einem zusätzlichen Tuch bedecken.
All diese Tätigkeiten wurden außerhalb des Grabes auf einem zur Einbalsamierung bestimmten Stein ausgeführt. Danach wurde der Leichnam Jesu ins Grab getragen und auf einer in den Felsen gehauenen Steinbank hingelegt. Den Eingang des Grabes verschloss man mit einem großen Stein (Matthäus 27,60).
Was sah der Apostel Johannes, als er das Grab des Herrn betrat? Warum überzeugte ihn das, was er sah, von der Auferstehung Christi? „Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an besonderer Stelle“ (Johannes 20, 6-7). Dies ist die Übersetzung aus der Jahrhundert-Bibel, der griechische Originaltext jedoch spricht davon, dass die Leinbinden „keimena“ waren, was bedeutet, dass sie flach ausgebreitet dalagen, innen leer, aber unberührt - weder auseinandergelegt noch beschädigt. Der Autor wollte damit sagen, dass die Binden flach dalagen, weil sich der Leib Christi nicht mehr in ihnen befand; vorher waren sie erhoben, weil sie den Leichnam umhüllten und der Leichnam sich in ihnen befand.
Als Johannes die unberührten, flach liegenden Grabtücher mit den immer noch zusammen gebundenen Binden sah, war das für ihn ein sichtbares Zeichen der Auferstehung.
Der hl. Johannes schreibt auch über das Tuch, welches sich auf dem Kopf Jesu befand (Johannes 20, 7). Das Schweißtuch war ein 60x80 cm langes Stück Stoff. Josef von Arimathäa schnitt es sicherlich aus der Stoffrolle, aus der er auch das über vier Meter lange Grabtuch sowie die Binden zum Umhüllen des Körpers geschnitten hatte. Der Evangelist möchte sagen, dass dieses Tuch nicht flach auf dem Grabstein lag. Persili schreibt: „Kenner der Geometrie im griechischen Altertum verwendeten den Ausdruck keimenon schema, um eine Figur in waagerechter, horizontaler Lage zu beschreiben.“ Der hl. Johannes möchte uns dasselbe vermitteln: die Binden waren waagerecht ausgebreitet, während das Tuch erhoben war. Deshalb betont der schon erwähnte griechische Theologe, dass der griechische Text „alla choris entetyligmenon“ (Johannes 20,7) den folgenden Gedanken enthält: das Tuch, das auf dem Kopf Jesu lag, befand sich nicht an einer anderen Stelle, sondern vielmehr in einer ungewöhnlichen, besonderen Lage: es war nicht – wie die Binden und das Grabtuch – waagerecht ausgebreitet auf dem Grabstein, sondern sah so erhoben aus, als ob es immer noch den Kopf umhüllte. Als der Evangelist die unberührten Binden, das Grabtuch und das Schweißtuch sah, verstand und glaubte er, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist. Nach dem Entschwinden des Körpers fielen die den Körper umhüllenden Binden und das Grabtuch in sich zusammen und lagen horizontal ausgebreitet. Währenddessen behielt das Schweißtuch aufgrund des schnellen Verdampfens flüssiger Aloe und Myrrhe daraus seine ursprüngliche Lage bei, so erhoben wie es auch vorher den Kopf des Verstorbenen umhüllte. Die Apostel Petrus und Johannes sahen deshalb die „ausgebreiteten Binden, das Schweißtuch jedoch, welches sich auf seinem Kopf befand, lag nicht ausgebreitet wie die übrigen Binden, sondern im Gegenteil – umhüllend in besonderer Lage.“ (Johannes 20,7)
Nur der geheimnisvolle Übergang des Körpers Jesu vom Tod ins Leben in eine andere, zeitenthobene Existenz, allen physikalischen Gesetzen zum Trotz, konnte die unberührte Form der Grabbinden erklären, die Petrus und Johannes sahen. Dies war für Johannes ein sichtbares Zeichen der Auferstehung, und deshalb schrieb er im Evangelium, dass er „sah und glaubte.“ (Johannes 20,8)
Die Auferstehung Jesu ist ein großes Geheimnis des Übergangs vom Tod ins ewige Leben, in die göttliche Dimension des Seins. Dieses Ereignis hinterließ auf der Erde materielle Spuren, sichtbare Spuren, die wir bis zum heutigen Tag betrachten und untersuchen können. Diese Zeichen sind die leinenen Grabtücher, mit denen nach dem Tod der Körper Jesu umhüllt worden ist; es handelt sich um das Grabtuch, auf dem sich der geheimnisvolle Abdruck des ganzen Leibes befindet und das Schweißtuch (sudarion) mit den Blutspuren.
Veröffentlicht im November 2010.
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